Durchsetzungsvermögen vom Hund stärken

  • Hallo,


    normalerweise sollte sich der Besitzer gegenüber seinem Hund durchsetzen können. Bei mir ist es anders rum. der Hund soll auch eigene Entscheidungen treffen und sich nicht durch mich beeinflussen lassen.


    Ich bin mit meinem Latein am Ende, weil er einfach ZU gut hört. Ich wünschte mir, er würde auch mal "sein Ding" machen.
    Habt ihr Ideen? :hilfe:

  • Magst du Mal genauer schildern, wie sich das äußert und welche Situationen (evtl. Auch ganz konkrete) du meinst? Und welche Rasse dein hund ist? Wir haben da schon auch bisschen was mit zu tun gehabt, aber vielleicht sieht es bei euch ganz anders aus und du könntest mit meinen Ausführungen gar nix anfangen.

  • Magst du Mal genauer schildern, wie sich das äußert und welche Situationen (evtl. Auch ganz konkrete) du meinst? Und welche Rasse dein hund ist? Wir haben da schon auch bisschen was mit zu tun gehabt, aber vielleicht sieht es bei euch ganz anders aus und du könntest mit meinen Ausführungen gar nix anfangen.

    Er ist ein Großpudel, 2,5 Jahre alt. Ich habe ihn von Welpenalter an immer sehr konsequent gearbeitet, ihm wenig Freiraum gelassen und die UO sehr perfektionistisch beigebracht. Dadurch klebt er sehr an mir, entscheidet kaum für sich selbst und kann sich auch nicht durchsetzen.


    Ich habe an mir gearbeitet und kann ihm dadurch auch mehr Freiraum geben, bin relaxter wenn er mal einen Fehler macht oder etwas nicht perfekt ausführt.
    Dadurch ist es etwas besser geworden.


    Allerdings ist es bei weitem noch nicht im normalen Rahmen, das würde ich gerne verbessern.



    Kann das gerne noch genauer ausführen, wenn das nötig sein sollte.

  • Da würde mir Klickern einfallen, damit kann Hund entscheiden was er tun will und du musst es einfach nur toll finden und bestätigen :D


    Und natürlich gemeinsame Aktivitäten draussen und drinnen.

  • Hm, ich kenne das Phänomen von meinem Trainer. Er hat Malis und hat sie auch ziemlich "perfekt gemacht" (jetzt nicht böse gemeint).
    Mein Hund ist in seinen Augen wahrscheinlich etwas frech und ich bin zu weich mit ihr, also bin ich das, was du vermeiden wolltest, sage ich jetzt mal so. (Dee ist ein extrem sensibler Border Collie, sehr gehorsam, aber nicht so wie die "perfekten" Malis.)
    Ich habe neben den allgemeinen Dingen - beim Zergeln viel gewinnen lassen, sie mit Beute abhauen lassen - vor allem auch Fehler zugelassen, manche sagen, zu viele. Ich wollte nicht, dass sie steril lernt, also dieses "keine Fehler zulassen, dann lernt der Hund am schnellsten", sondern ich habe ihr vertraut und dann einfach auch ihre "falschen" Entscheidungen zugelassen und soft mit einem Grinsen kommentiert "neee, das' ja kacke, des gibt nix, Schätzle". Der Hund ist sowas von kooperativ, dass es mehr nicht braucht. Auch zB im Alltag - ich lasse sie mich auffordern (Gassi, Futter) und entscheide spontan, ob die Aufforderung Erfolg bringt oder nicht.
    Ich weiß nicht, ob dir das hilft... mir kam nur die Parallele zu den Malis sofort deutlich in den Sinn. (Demzufolge läuft nämlich die eine Mali-Hündin auch im Agi leicht verhalten und total bemüht - aber da könnte mehr kommen, halt Tempo. Dee (meine) stürzt sich in jeden Parcours wie in ein Abenteuer mit Menschenunterstützung.)
    Frag ruhig, wenn du einen Ansatz für dich siehst. Wobei ich glaube, das ist eine ziemlich langfristige Sache. (Aber lohnenswert!!)
    Grüßle
    Silvia


    PS - genau, klickern/Markerwort. Ich mache das oft, ich sage einen "pseudo-Befehl" (also sowas wie "bring Socke", wobei nur das "bring" bekannt ist), und dann lasse ich die Hunde herausfinden, was ich mit "Socke" meine. Sie bieten dann eben einen Schlappen an, oder das Balli, das wird halt freundlich abgelehnt, und der Socken wird völlig bejubelt.

  • shapen, clickern wird bei so einem Hund nur eine noch größere Erwartungshaltung aufbauen und dann klebt er noch mehr. ich würde dir ja empfehlen ihn auch mal mit anderen Menschen arbeiten und Spaß haben zu lassen. Schutzdienst wäre hier ne geile Sache. Man arbeitet zusammen aber der Hund muss sich noch mit dem Helfer auseinandersetzen und wird vom Hundeführer dabei noch gepusht. Oder Fährten gehen, da ist der Hund etwas weiter weg vom Hundeführer und muss selbstständig arbeiten sonst kommt er nicht zum Erfolg.

  • Oder Fährten gehen, da ist der Hund etwas weiter weg vom Hundeführer und muss selbstständig arbeiten sonst kommt er nicht zum Erfolg.

    Ja! Mantrailing fällt mir dazu noch ein. Der Hund arbeitet selbständig und orientiert sich nicht am Hundehalter, dieses Verhalten ist erwünscht

  • Okay, dann ist es nicht genau wie bei uns, aber es gibt definitiv Überschneidungen.
    Meiner ist auch ein halber Pudel, gemixt mit Bordercollie und foxterrier.
    Habe auch sehr enthusiastisch meinen Hund (ist mein erster) erzogen, auch wenn ich nicht wirklich sportliche Ambitionen mit ihm hatte. Wollte aber halt immer einen Hund, der überall hin mitkonnte (kann er natürlich auch) und der niemandem negativ auffällt (hat auch geklappt). Und getrickst und gespielt haben wir sehr viel und gerne. Dafür "fragte" er mich auch ständig, was er denn jetzt tun soll und klebte sehr an mir (was, wie ich heute weiß, aber auch etwas fehlgeleitete hüte-motivation war).
    Ich habe mich leider auch durch seine Krankheit bedingt zu einem Helicopter Frauchen entwickelt und ihn viel zu viel beachtet, ob das bei euch ein Thema sein könnte, kannst du sicherlich gut beurteilen.
    Was bei uns geholfen hat:
    Den Hund einfach viel mehr ignorieren und Kontakt selbst aufnehmen, wenn er nicht damit rechnet. Senkt die Erwartungshaltung danach. Er ist auch so ein Kandidat, dass schon Blickkontakt ausreicht, dass er weiß jetzt bin ich wieder im Mittelpunkt.
    Mir wurde hier empfohlen, den hund unabhängig von mir, selbstständig Erfolge haben zu lassen. Schwer versteckten Dummy finden, Grenzen überwinden, um an was begehrtes ranzukommen, Zielobjektsuche und mantrailing waren sicher auch super dafür.
    In den Momenten, wo ich gemerkt habe, es ist gerade aktiv seine Tätigkeit, mich zu "stalken", bzw er erwartet von mir Input, habe ich ihn weggeschickt. Anfangs mit Bestätigung für Umorientierung, das aber schnell abgebaut, weil ich wollte ja, dass er lernt geh und tu was du willst / was ein Hund tun wollen sollte und kleb nicht an mir.
    Ich habe ihn oft und viel sich einfach festschnüffeln lassen (solange die zunge drinblieb) und habe ihn, wenn ich gesehen habe, er will eigentlich Grad etwas tun, weiß aber nicht ob er soll, einmal pro Handlung (z.b. ein stöckchen mittragen oder irgend einen Hang hochgehen zum schnüffeln) einmal aktiv freigegeben dafür. Er weiß dann, dass er es grundsätzlich darf.
    Mittlerweile ignoriere ich sehr viel. Ich spiele einmal in der Mitte vom Spaziergang, zusätzliche Kopfsachen machen wir meistens drinnen. Manchmal lasse ich mich auffordern, manchmal fordere ich auf. Er hat jetzt einfach gelernt, wenn ich ihn Grad nicht einlade, bin ich stinklangweilig.
    Wenn ihr regelmäßig auf den hupla geht, könntest ja draußen tatsächlich ganz wenig mit ihm machen. Werd langweilig.
    Ein arbeitswilliger Hund wie unsere kann ja sehr schnell umschalten. Er wird trotzdem auf dem Platz gut mit dir arbeiten und jederzeit parat sein, nur draußen halt vielleicht nicht sofort :hust:


    Ich muss ehrlicherweise dazu sagen, das ist ein echt langwieriger Prozess. Ich habe mindestens 9 Monate dran gearbeitet, die Verbindung etwas zu lockern, dass Tommi sich wie ein "normaler" hund verhält. Wir haben trotzdem eine super Bindung, aber erlaubt sich jetzt einfach auch Mal draußen seines Weges zu gehen und zu schnüffeln und Frauchen gepflegt zu ignorieren. Find ich gut, war mein Ziel. Ich arbeite aber auch ständig daran, z.b. fängt er sofort wieder an zu kleben, wenn ich gedanklich zu sehr bei ihm bin und mich da reinsteigere. Da ich ihm beigebracht habe, dass ich es nicht möchte, dass er grundlos hinter mir Herdackelt (er darf klar Mal zum schnüffeln zurück fallen, soll dann aber wieder vor mir laufen und seines Weges gehen), schicke ich ihn einmal vor. Wartet er dann wieder ab (auch weil er meine wachsende Anspannung merkt), mache ich mittlerweile folgendes (nur im Wald ohne Gefahr) ich nehme mein Handy raus und spiele ein Spiel. Und siehe da, nach 30 Sekunden hat er gemerkt, mit mir geht nix, ich bin wieder entspannt, weil ich gedanklich nicht mehr bei ihm war und er zieht wieder von dannen. Perfekt.


    Ich hoffe, mein Erfahrungsbericht hilft dir ein wenig =)

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