Angsthund in der Wohnung bei Besuchern

  • Halli Hallo,


    Mein kleiner Mischling aus Italien ist seit circa 3 Monaten bei mir.
    Wir haben schon viel gearbeitet, er ist viel selbstsicherer draußen geworden. Und generell offener, er musste ja alles lernen aufgrund seiner Zwingerhaltung.


    Leider ist das Problem nun in der Wohnung.
    Ein Beispiel:
    Ich war letztens das erste Mal bei mir zuhause, d.h. er hat das erste Mal meinen Vater kennengelernt.
    Draußen im Garten hat er schön gespielt, wir saßen am Tisch und haben ihn wenig beachtet.
    Als mein Vater abends nach hause kam und den Garten betreten hat, hat er wahnsinnig angefangen zu Bellen und wollte ihn aktiv vertreiben.
    Im Haus ging es dann wieder los..


    Ich weiß - den Hund nicht beachten, nicht anschauen nicht mit ihm reden. Es ist halt hauptsächlich nur im Haus so ..


    Nun meine Frage, ich will ihm ja die Sicherheit geben und möchte dass er sich an mir orientiert und mir traut, dass keine Gefahr herrscht.


    Wenn es z.B. klingelt, soll ich ihn dann mit an die Tür nehmen ? Dann fängt er aber an zu bellen und bis ich dem Besucher erklärt habe, dass sie ihn nicht beachten sollen, haben sie ihn schon lange angeschaut.
    Ist es sinnvoll ihn in seine Box im Wohnzimmer einzusperren? Bis er sieht dass ich mit dem Besucher in den Raum komme und ihn dann rauslassen ? Was ist wenn er dann wieder bellt, ihn direkt wieder Wegsperren?


    Oder ihn evtl gleich in ein ganz anderes Zimmer sperren (Schlafzimmer), damit er dieser Stresssituation entgehen kann?


    Habt ihr mir Tips wie ich ihm die Sicherheit im Haus gebe ?


    Vielen Dank :gut: :gut:

  • Eine Verständnisfrage:

    Als mein Vater abends nach hause kam und den Garten betreten hat, hat er wahnsinnig angefangen zu Bellen und wollte ihn aktiv vertreiben.
    Im Haus ging es dann wieder los..


    Ich weiß - den Hund nicht beachten, nicht anschauen nicht mit ihm reden. Es ist halt hauptsächlich nur im Haus so ..

    Der Hund bellt nicht nur, sondern rennt auch auf die "böse Person" zu und versucht den zu treiben, vertreiben?
    Also im Grunde genommen ein nach vorne gehen?!


    Und dann wird der Hund nicht beachtet?



    :???:




    Wenn ich es richtig verstanden habe, halte ich dies für den falschen Weg, den Hund in so einer Situation zu ignorieren.
    Denn im Grunde genommen macht er ja was "Falsches".
    Wenn man will, daß dies korrigiert wird, bevor der Hund anfängt, auch später seine eigene Entscheidungen zu treffen, wie er solche "unangenehme Situationen" lösen will, wirst Du ihm zeigen müssen, was für Alternativsverhalten Du eigenlich haben möchtest.
    Und das wirst Du gezielt üben müssen.


    Wenn Du das weiterhin ignorierst, dann könnte der Hund zum nächsten Schritt weiter gehen, sollten die "bösen Leute" nicht so reagieren, wie er es für richtig hält.





    Nun meine Frage, ich will ihm ja die Sicherheit geben und möchte dass er sich an mir orientiert und mir traut, dass keine Gefahr herrscht.

    Das wäre erstrebenswert.
    Erreichst Du aber nur, wenn Du praktisch vorgehst.
    Dem Hund zeigst, daß Du das schon regeln willst.
    Und ihm auch gleichzeitig zeigst, was er statt dessen machen soll.
    Das gibt mehr Sicherheit für ihn rein.



    Schöne Grüße noch
    SheltiePower

  • Hi,


    zunächst einmal: Ich persönlich halte gar nichts davon, Hunde auszusperren.


    Das mag in Extremfällen als Ersthilfemaßnahme notwendig sein - diesen Extremfall sehe ich aber deiner bisherigen Beschreibung nach nicht bei deinem Hund.


    Es könnte Territorialverhalten sein, was deinen Hund da zu der Reaktion angeleitet hat.
    Nur: Territoriales Verhalten ist nichts verwerfliches für einen Hund, sondern völlig normales Hundeverhalten.


    Die Frage lautet hier eher: WIE darf der Hund territorial sein, und WAS durfte er lernen, um seine territorialen Bedürfnisse befriedigen zu können?


    Wenn er gelernt hat, dass er territoriales Gelände verteidigen darf - dann tut er das.
    Hat er aber gelernt, dass SEIN Territorium in den seltensten Fällen Verteidigungsbedarf hat - dann verteidigt er nicht. Einen gefährlichen Eindringling von normalen Besuchern zu unterscheiden, ist keinem Hund von Welpe an in die Wiege gelegt - dass muss er lernen können/dürfen.


    Du hast eine Box ... wird diese zugesperrt bei Bedarf?
    Ich frage dann besser nicht danach, wie oft und wie lange, weil ich von diesem Wegsperren GAR NICHTS halte.


    Eine permanent offene Box als Rückzugsort für einen Hund, wenn dieser diese freiwillig aufsucht weil er gelernt hat: "DAS ist mein Rückzugsort, HIER habe ich meine Ruhe!" empfinde ich als unproblematisch.


    Zu deinem Problem speziell: Hattest du dieses Erlebnis bisher ein Mal, in dieser besonderen Situation?
    Du warst dort in einer fremden Umgebung, und - nachdem dein Hund diese kennengelernt hat - hat er den eigentlichen Eigentümer (deinen Vater) daraus vertreiben wollen?


    Wie reagiert dein Hund denn bei Besuchern in eurer Wohnung?


    Einen kleinen Tipp vorab hätte ich schon, solltest du ähnliche Reaktionen jetzt in der Zukunft befürchten:
    Mach eine kleine Hausleine dran, und geh mit deinem Hund zur Tür. Du kannst durch die geschlossene Tür hindurch deinen Besuch um etwas Geduld bitten. Denn diese Zeit und Ruhe benötigst du, um deinem Hund deutlich zu machen: Da kommt jetzt jemand, und du hast das gemeldet, kannst mit dabei sein - aber es ist MEIN JOB, diesen Besuch in Empfang zu nehmen.


    Je nachdem wie du deinen Hund einschätzt lässt du ihn mit etwas Abstand zur Tür sitzen (ohne ihm den Blick zu versperren - nichts ist für einen Hund schlimmer als ein plötzlich auftauchender Mensch, der sich - aus seiner Sicht - in SEIN ZUHAUSE (Territorium) drängt) - und empfängst diesen Besucher freundlich, lässt ihn aber nicht sofort eintreten, sondern schaust erst mal, dass dein Hund diesen SEHEN kann.
    Dabei freundlich kommentieren: "Das ist der Postbote/der Freund/der Handwerker etc." als STIMMUNGSMITTEILUNG von dir.

  • Meine Hündin hatte vor lauter Unsicherheit anfangs auch so reagiert.
    Ich habe sie dann zu mir genommen, entweder auf den Arm (wenn ich gestanden habe) oder auf den Schoß wenn ich gesessen habe, das hat ihr Sicherheit gegeben und sie ist nicht mehr bellend nach vorne geschossen, ganz nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung".


    Wenn z.B. der Elektriker kam und geklingelt hat, dann nahm ich meine Hündin auf den Arm, machte die Türe auf und wenn der Elektriker dann in der Wohnung war, konnte ich sie wieder absetzen und sie hat sich nicht mehr dafür interessiert weil er sie ignoriert hat. Wenn sie dann gemerkt hat, dass der ihr gar nichts tut, hat sie sich sogar getraut mal nachzusehen was er macht und sich in der Nähe hingelegt und zugeschaut.

  • Unser Rüde ist auch so ein Kandidat, das kommt aus der Unsicherheit und schlechten Erfahrungen als Junghund. Wenn wir Besuch bekommen darf er nicht mehr aus der Haustür raus, weil er dann auf den Hof rennt und fürchterlich bellt. Bei uns hat geholfen dem hund zu zeigen dass die Leute sich überhaupt nicht für ihn interessieren und vor allem dass er Ausweichmöglichkeiten hat. Er pinkelte unter sich anfangs, jetzt machen wir das so dass wir die Terrassentür aufmachen sodass er in den Garten kann . Seitdem ist es echt besser. Und ganz wichtig ist dass die Leute ihn einfach nicht beachten .

  • Wir haben seit ca. 6 Wochen einen kleinen Hund aus Ungarn. Sie ist unsicher aber nicht ängstlich. Im Haus hat sie eine offene Box die sie gerne aufsucht. Das ist ihr Platz wo sonst niemand anders hinkommt.
    In unsicheren Situationen nehme ich sie immer zu mir, also an meine Seite, eher hinter mir als vor mir.
    Sie ist bei mir mit im Laden und muss unter den Tisch wenn Kunden kommen. Wenn es für die Kunden okay ist darf sie raus und begrüßen. Aber das mag halt nicht jeder. Wir sind noch am üben! :dead:
    Dass sie unsicher ist mache ich daran fest, dass sie immer noch nicht ausserhalb uriniert und kotet. Sie macht nur bei uns im Garten. Sie will unterwegs noch keine Duftmarke hinterlassen. Ich denke jedoch, dass sich das spätestens mit der ersten Läufigkeit ändern wird.
    Ich kann wirklich eineinhalb Stunden mit ihr Gassi gehen, sie macht nichts.


    Nicht beachtet werden meine Hunde eigentlich nie. Bellt sie mal draussen, was sie selten tut, schaue ich nach was los ist und kommentiere, bzw. unterbinde das Bellen. Je nachdem warum sie bellt.
    Wird sie bei anderen Leuten zu aufdringlich hole ich sie zu mir, oder lenke ab.
    Allgemein lenke ich ab, wenn sie etwas tut was sie nicht machen soll.


    Sie kaut z.B. gerne im Laden am Eck einer kleinen Holztrittleiter rum. Da stelle ich dann während des Kundengespräches einfach meinen Fuß drauf und gut ist.
    Erst kürzlich meinte jemand: "sie wissen schon was sie da machen müssen?". Ich: "äh was denn?". Kunde: "sie müssen Steinchen in eine Dose füllen und damit rütteln und ganz laut Nein rufen wenn sie das macht".
    Ja okay, bei einem unsicheren Hund von grad mal 7 Monaten. Ich will sie doch nicht zu Tode erschrecken. Definitiv ein Fall von zu viel Hundegeflüstergeschau!


    Für mich ist wichtig, dass mein Hund bei mir die größte Sicherheit erfährt und in unsicheren Situationen zu mir kommt.

  • Ach so und wegen dem Tür klingeln, das muss man individuell lösen, finde ich. Meine eine Hündin musste immer zuerst in die Küche wenn jemand kam, die anderen zwei, die ich jetzt habe, sind einfach hinter mir, dürfen aber mit an die Tür, da sie nicht bellen.
    Bei deinem Hund könnte ich mir vorstellen dass er an einen bestimmten Platz muss wenn es an der Tür klingelt. Das kann ev. auch gut mit Sichtkontakt zur Tür sein. Einfach immer wieder konsequent üben, dann klappt das schon irgendwann.

  • Danke sxhonmal für die Antworten.


    Er hat einen Rückzugsort also seine Box, sie ist immer offen und nicht geschlossen. Wenn eben aber ein Besucher kommt dann ist die Box uninteressant.


    Ich bin da zweigeteilter Meinung bezüglich des wegsperrens man sagt ja man soll den Hund aus der stress Situation lösen, dann sollte aber trotzdem beim Besuch dabei haben und dann noch ein alternativverhalten suchen, dass er still bleibt und den Besucher als nicht gefährlich ansieht.. da bin ich praktisch überfordert. Denn wenn ich weiß dass er bellt und knurrt dann muss ich doch nicht mit ihm an die Türe vorgehen ? Andererseits sieht er den Besucher dann halt nicht und er würde plötzlich in der Wohnung sein und der Hund würde sich dann dabei erschrecken.


    Es ist kein territorialverhalten ich denke schon es ist reine Unsicherheit ..


    Lg

  • Na ja, deshalb meinte ich eben du solltest ihm einen festen Platz zuordnen, wo er hin muss wenn es an der Tür klingelt, aber durchaus mit Blick zur Tür.

  • Genau dieselbe Situation hatte ich mit meiner Angsthündin und meinem Vater. Ich hatte letzteren vorher genauestens instruiert, wie Senta sich verhalten wird und warum und wie er darauf reagieren sollte. Ende vom Lied? Frau Hund schoss kurz bellend nach vorn und dann blitzschnell wieder zurück, mein Vater beugte sich nach vorn und brummte mit tiefer Stimme: "Aber vor mir musst du keine Angst haben, ich tu dir doch nichts!" :roll:
    Das war so ziemlich das Gegenteil von dem, was ich ihm gesagt hatte und genau das, was meiner Hündin absolut nicht gut tat.
    So richtig angefreundet haben die beiden sich danach nie mehr, aber mit etwas Management ging es, Senta konnte sich in Haus und Garten meiner Eltern frei bewegen und ist Papa dann eben großräumig ausgewichen, wenn er kam.
    Ich kann verstehen, wie frustriert du bist. Besuch war mit Senta auch immer mit Management verbunden, es sei denn, sie kannte die Leute schon länger, dann war alles kein Thema und sie freute sich sehr.
    Da du die Box hast, würde ich sie an deiner Stelle nutzen. Eine Alternative wäre, den Schisshasen an seinem Platz anzubinden, bevor du an die Tür gehst. Dort bleibt er, wird vom Besuch ignoriert (und der Besuch kommt auch nicht in die Nähe dieses Platzes, das ist sein sicherer Hafen), bis er entspannt. Dann kannst du ihn mal im Vorbeigehen kommentarlos ableinen (Leine bleibt aber am Hund, löse sie vom Haken an seinem Platz), der Besuch beachtet ihn weiterhin gar nicht, sondern lässt sich ggf. mal abschnuffeln, vermeidet währenddessen laute Geräusche und weit ausschweifende, schnelle Gesten.


    Auf keinen Fall würde ich einen sehr ängstlichen Hund, der schon nach vorn geht, mit zur Türe nehmen wollen. Bei Besuchern, bei denen du weißt, dass sie sich nicht an deine Regeln halten, oder bei solchen, die für den Hund besonders schwierig sind (Kinder, temperamentvolle Menschen, ggf. auch solche, die sich "anders" bewegen, das ist ja bei jedem Hund individuell) darf der Hund im Nebenzimmer bleiben und kann dort ganz in Ruhe bleiben, bis der Besuch wieder weg ist.


    Ganz wichtig ist bei ängstlichen Hunden und auch Angsthunden, dass sie für nichts zuständig sein müssen. Sie haben keinen Job, der irgendwas mit dem Besuch zu tun hat. Auch draußen müssen sie keine Begegnung selber klären und managen, weder mit Menschen noch mit Hunden, gefährlichen Traktoren oder bösen Mülltonnen, je nachdem, was noch so alles zum "ist gruselig!"- Repertoire gehört.
    Du bist sein sicherer Ort, sein "hier gilt's nicht!" im Ticken-Spiel, der Ort, an dem ein Meteorit runterkommen könnte und du würdest aufpassen, dass er dem Hund nicht auf den Kopf fällt.
    Das brauchen ängstliche Hunde. Dazu ganz viel Liebe und Verständnis. Wenn er sich bei dir sicher fühlt, könnt ihr gemeinsam die Monster besiegen. ;)

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