Ethisch-ökologische Aspekte der Hundeernährung

  • Ein hochinteressantes Thema, bei dem ich auch noch nicht zu einem endgültigen Ergebnis gekommen bin.


    Aufgrund des 'ökologischen' Fußabdrucks meines Hundes, den ich nur aus Luxus- und Vergnügungsgründen halte, habe ich den Fleischanteil in seinem Futter auch deutlich herunter geschraubt - auf maximal 50%. Ich füttere frisch und kann deshalb da ein Auge drauf haben.
    Dass unsere Haustiere nur 'Nutznießer' von uns Fleischkonsumenten sind, stimmt zwar, sie haben aber einen erheblichen Anteil am Gewinn der Fleischproduzenten. Insofern kann ich darüber, welches und wieviel Fleisch ich verfüttere sehr wohl Tierhaltung fördern, die meinen hohen Ansprüchen, die ich an mich stelle in Bezug auf Haltung und Behandlung meines Hundes, so weit es geht genügen (und nein, ich genüge häufig genug auch nicht meinen Ansprüchen, die ich an mich als gute Hundehalterin stelle).
    Oder eben sage, nur mein Hund wird nach besten und neuesten (guten!) Erkenntnissen der Wissenschaft behandelt, die anderen Tiere gehen mir am Arsch vorbei, die brauchen nicht gut behandelt werden, die sind ja nur Produzenten.


    Tja, und das Geld? Natürlich ist es billiger, nicht-Biofleisch zu füttern, aber ich denke, jeder der auf ein technisches Instrument mal echt verzichtet (oder das Auto mal ne Nummer kleiner kauft ....), kann den Hund den Rest seines Lebens mit Biofleisch ernähren.


    Eine Anmerkung am Rande: ich habe nur aus Gründen, den Text kurz zu halten, das Wort Biofleisch verwendet, damit meine ich eher Fleisch aus guter Haltung - ob bio oder was anderes und ja ich weiß, nicht alles wo bio drauf steht ist auch ethisch gut gehaltenes Tier


    Ludmilla
    zu einem Thema, das mich schon lange umtreibt und mir die Hundehaltung etwas 'erschwert'

  • Sehr spannend, mich treibt dieses Thema auch sehr um. Ich lebe selber vegan, möchte meinen Hund aber nicht so ernähren. Trotzdem ist es immer wieder ein Abwägen.


    Da ich mir als Studentin nicht das teuerste Biofutter leisten kann auf Dauer, versuch ich immer wieder Kompromisse zu schließen. Also gibt es z.B. durchaus ab und zu vegetarisches TroFu (er mag das gern, aber er mag halt auch Fleisch sehr gern und ich will ihm das nicht streichen).


    Ich gehe viel zum Foodsharing oder ab und zu Containern, da gibt es teilweise Massen(!) an Fleisch und Leberwurst und Wienerle und auch Milchprodukte ... Davon landet dann häufiger mal was im Napf oder im Leckerlibeutel, und damit kann ich eigentlich von allen Möglichkeiten am besten leben, denn ihm schmeckt's und andernfalls wären die Lebensmittel wegen des MHDs oder aus anderen Gründen im Müll gelandet. :smile:


    Mit größerem Budget nach dem Studium werde ich auch deutlich mehr auf Bio und Regionalität usw. achten (können).


    Ich finde, man hat als Hundehalter eine Verantwortung, denn Hunde sind ja i.d.R. reiner Luxus - einen Hund zu halten ist bei den wenigsten eine Notwendigkeit. Und angesichts des Ausmaßes an Tierleid, das dem Hundefutter zugrunde liegt, finde ich es wichtig, sich da Gedanken zu machen. Würden wir keine Hunde halten, würde sich viel Leid und Ausbeutung und ökologischer Schaden erübrigen.
    Aber das ist meine Meinung und ich verurteile niemanden, der sich diese Gedanken nicht macht.

  • Mir sind ethische und ökologische Aspekte bei der Hundefütterung nicht egal. Aber ich mache auch keine Religion draus - auch bei meiner eigenen Ernährung nicht.


    Im Tierfutter landet nicht das auf der Packung abgebildete Steak, sondern das, was wir Luxusmenschen längst nicht mehr essen mögen. Ich finde es sowohl ethisch wie ökologisch sinnvoller, wenn ein Carnivore das frisst, als wenn es in einem Betonwerk verbrannt wird. :ka: Dasselbe gilt für das Frischfleisch, welches ich für die Hunde kaufe.


    Da ich gemischt füttere und nie auf der Barf-Welle geritten bin, war ein moderater Fleischanteil immer normal. Die übrigen Zutaten hole ich wie das Fleisch bevorzugt aus lokalem Anbau, das Trofu kommt aus dem nahen Ausland, nicht aus Übersee. Wobei ich mir bewusst bin, dass der dabei verarbeitete Reis es doch tut. Aber ich esse selber auch Reis aus Übersee, nicht nur Carnaroli aus der Poebene. Ebensowenig kriege ich Krämpfe und Gewissensbisse, wenn mal(!) Lamm aus Neuseeland auf der Speisekarte steht. Bei mir oder den Hunden.


    Zum ethischen Aspekt muss ich vielleicht erwähnen, dass ich Veganismus für ethisch ziemlich bedenklich halte. Entsprechend habe ich mit (Nutz)Tierhaltung kein prinzipielles Problem, solange sie mit Respekt für die elementaren Bedürfnisse der Tiere erfolgt. Und ich halte den Menschen für einen Teil der Natur, und nicht ausserhalb dieser stehend.

  • Vielen Dank für Eure Beiträge.
    Von religionsartig zelebrierten Ernährungsformen - sei es sich vegan oder vegetarisch zu ernähren, Hund oder Katz' zu barfen, Paleo-Diät und dergleichen mehr - halte ich persönlich nichts.
    Mir geht es um eine gedankliche Auseinandersetzung mit dem Thema Tierernährung und Fleischverbrauch.


    Es ist mir auch bewusst, dass Veröffentlichungen wie zum Beispiel


    Vale B: Time to Eat the Dog: The Real Guide to Sustainable Living. Thames & Hudson, London 2009


    äußerst polemisch sind und Methoden, den ökologischen Pfotenabdruck unserer Haustiere zu berechnen, durchaus fragwürdig sind - eben auch deshalb, weil dort nicht in Betracht gezogen wird, dass überwiegend für den menschlichen Verzehr nicht geeignete Teile der Schlachttiere verarbeitet werden. So wie viele es hier auch schreiben. Es klingt hübsch spektakulär, wenn geschrieben wird, dass der ökologische Fussabdruck eines mittelgroßen Hundes dem eines großen Geländewagens (Herstellung und Betankung) um das Zweifache übertrifft (Quelle). Die Emissionen von Auto und Hund wurden bei den Berechnungen nicht berücksichtigt..

  • Zum ethischen Aspekt muss ich vielleicht erwähnen, dass ich Veganismus für ethisch ziemlich bedenklich halte.

    Hast Du vielleicht Lust, das etwas genauer zu erläutern?
    Ich kann mir das zwar bei bestimmten Auswüchsen irgendwie vorstellen, aber was den Grundgedanken angeht nicht. Was könnte denn das ethische Problem daran sein, keine tierischen Produkte zu konsumieren?

  • Selber kaufe ich ja sehr gerne Bio- Reinfleischdosen (hab aber auch andere da), die kann man im Spar- Pack kaufen, Dosendeckel drauf und in den Kühlschrank, das hält sich ein paar Tage. Und das wird ergänzt mit z.B. Nudeln und was an Gemüse mittags auch noch übrig bleibt. Ich koche eh jeden Tag und plane das so ein, hab aber auch Flocken da und Dosengemüse und gebe das dazu wenn nichts Geeignetes übrig bleibt. Über das Essen kommt dann noch Öl und ein Fertigergänzer, der einfach anwendbar ist und fertig ist das Essen. Die Art der Fütterung ist nicht zu teuer. Ich kaufe auch sehr gerne Fleisch mit dem Tierwohlzeichen. Die "Nutz"tiere haben ein paar Vorteile zu der alten herkömmlichen Massentierhaltung. Das Fleisch ist, wenn es z.B. nur noch ein oder zwei Tage haltbar sein soll lt. Etikett sehr viel günstiger. So ein Fleisch, auch Schwein, brate ich gut durch. Das ist zwar nicht Bio, aber die Tiere haben es doch ein wenig besser als die Kollegen, die überhaupt keine Vorteile haben in ihren sch. Massenställen.
    Wenn man selber sich um das Fleisch kümmert, hat man schon sehr viel gewonnen. Der Verbraucher hat so viel Einfluß auf das Leben der "Nutz"tiere, das ist vielen gar nicht bewußt.
    Ob vegetarische Ernährung die Alternative ist, ist fraglich. Wenn man sich z.B. mal mit dem Problem des Sojaanbaus beschäftigt, dann habe ich meine Zweifel. Und für junge Hunde und sportlich geführte Hunde ist das mM eh nichts.
    Wirklich verantwortungsvoll wäre es wenn man als Hundebesitzer sich seine Kaninchen und Schafe und Hühner selber züchtet und hält und die dann schlachtet und verfüttert. Aber wer macht das schon? Selber könnte ich das jedenfalls nicht und würde es niemals tun. Selber esse ich sehr selten Fleisch in nur winzigsten Mengen, wenn es sich nicht vermeiden läßt, mir schmeckt es einfach nicht.

  • Hallo Marina, nur ein Mal ganz kurz, weil es so ein gern genommenes, aber einfach vollkommen falsches, Argument ist:

    Ob vegetarische Ernährung die Alternative ist, ist fraglich. Wenn man sich z.B. mal mit dem Problem des Sojaanbaus beschäftigt, dann habe ich meine Zweifel.

    Zitat:


    "In Südamerika werden für Soja-Plantagen große Flächen an Regenwald gerodet. Der Welt geht damit einer der wichtigsten CO2-Speicher verloren. Allein Deutschland importierte im Jahr 2012 rund 3,4 Millionen Tonnen Sojabohnen und Sojaschrot. Schaden Veganer also letztlich dem Klima und der Umwelt, wenn sie statt Fleisch viel Soja essen? Eher nicht. Denn das Soja, das nach Deutschland importiert wird, landet nur in den seltensten Fällen in der Tofuwurst. Die Universität Illinois hat zuletzt in einer Studie für die US-Regierung ausgerechnet: Rund 98 Prozent des weltweit angebauten Sojas wird zur Tierfütterung verwendet. Lediglich zwei Prozent werden zu Lebensmitteln. "Der Vorwurf, dass Vegetarier mit ihren Tofuwienern den Regenwald schädigen, ist haltlos", argumentiert Andreas Grabolle"


    Quelle: Vegane Ernährung: Veganer, die Klimaretter | ZEIT ONLINE

  • Das ist eine Milchmädchen-Rechnung. Der aller größte Teil des Sojas wird zur Tiermast verwendet und nicht für den Menschlichen Konsum. Wenn man Fleisch ist, schadet man damit der Umwelt also doppelt.


    Soja als Futtermittel


    Das mit dem Resteesser Hund und es wird eh nur für den Menschen geschlachtet stimmt zwar, aber mit meinem Geld was ich an Hundefutter ausgebe unterstütze ich diese Haltungsform auch noch. Deshalb versuche ich langsam soweit umzustellen, dass ich mein Geld nur da verteile wo die Haltungsformen der Tiere auch unterstützenswert sind. Klar geht das nicht immer, jetzt steht weider mal ne Hunde-OP an, aber ich versuche es wenn mal finanziell was Luft ist.
    Das Konzept von dem neuen Greenpet Food Farmdog finde ich spannend: Mehr Platz für die Hühnchen, Wintergarten, Einstreu usw. klar sind das dann keine super duper Haltungsbedingungen, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung und dann werd ich halt zukünftig davon meine Leckerchen kaufen und diese Haltungsform unterstützten. Denn umso höher die Nachfrage nach besserer Haltung umso mehr wird auch in dieser Richtung getan, allein schon aus finanziellen Interessen der Hersteller/Bauern.


  • Zum ethischen Aspekt muss ich vielleicht erwähnen, dass ich Veganismus für ethisch ziemlich bedenklich halte.

    Das finde ich ja mal eine interessante Aussage. Warum findest du Veganismus ethisch ziemlich bedenklich?

  • Hast Du vielleicht Lust, das etwas genauer zu erläutern?Ich kann mir das zwar bei bestimmten Auswüchsen irgendwie vorstellen, aber was den Grundgedanken angeht nicht. Was könnte denn das ethische Problem daran sein, keine tierischen Produkte zu konsumieren?

    Nicht wirklich, und es ist auch nur indirekt das Thema hier. Aber solange das nur deine ganz persönliche Entscheidung ist, habe ich keine Probleme damit. Probleme habe ich mit dem dahinter liegenden Grundgedanken, dass Tierhaltung per se verwerflich sei, dass der Mensch kein Teil der Natur sei und einem gewissen fehlenden Verständnis für natürliche Kreisläufe. Und der Konsequenz, den grössten Teil des Agrarlandes auf dieser Erde (die riesigen Zonen, in denen nur extensive Weidewirtschaft möglich ist) aus der Produktion zu nehmen, ganze Völker ihrer Existenzgrundlage zu berauben - sollen die Hirten halt Hunderte Kilometer in die Städte umziehen), Fliessbandarbeiter werden oder Schädlingsbekämpfer in der hochtechnisierten Landwirtschaft auf dem restlichen Boden. Tiere sterben dann zwar noch immer durch den Menschen, aber solange man nix verwertet, sondern nur entsorgt, ist das ok.


    Damit habe ich ein Problem.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!