Ein Roadtrip durch die Jahreszeiten

  • Es ist schon eine tolle Landschaft gell? :herzen1: Ich mein ihr seid ja viel in den Alpen unterwegs, da war ich erst einmal aber Lappland /Norwegen ist schon noch mal was ganz anderes, noch ursprünglicher, wilder. Diese Kargheit ist auch einfach faszinierend und natürlich die Rentiere. :herzen1: Ich hätte die ja ewig beobachten können.

  • Sooooo ein toller Reisebericht!!!
    :applaus:
    Ich habe den Thread erst jetzt gefunden und in einem Schwung durchgelesen :ops: Total klasse!


    Ich glaube, das nördliche Skandinavien wäre mir nix. Landschaftlich sicher, aber so viel Kälte und Nässe :fear:
    Dafür klingt das Baltikum für mich traumhaft.


    Ich wünsche dir noch ganz ganz viele tolle Reisen und uns, dass du hier davon berichtest :applaus:

  • Uh etwas später als Ende Mai ist es dort gar nicht mehr so feucht und kalt. Wir waren einfach sehr früh. Meine Freundin aus Estland war fünf Wochen später am Nordkap und hatte 25Grad und Sonnenschein. Da war auch alles viel grüner. So Ende Juni bis Mitte August ist dort oben ganz gut. Die Sommer sind kurz und intensiv. =)


    Und :respekt: fürs ausdauernde lesen und willkommen, ein paar tausend Kilometer sind es noch bis nach Hause. :applaus:

  • Tag 20, unterwegs im hohen Norden bei Sturm und Regen


    Eingeschlafen waren wir mit Sturmgeheul, wach wurden wir von Sturmgeheul und peitschendem Regen, der auf Chantal prasselte. Boah so ein unfreundliches Wetter. :lol: Augen wieder zu und nochmal eingekuschelt. Eine Stunde später sah es freundlicher aus und ich fütterte die Hunde und huschte flott zum Zähne putzen mit warm Wasser. Danach begaben wir uns auf eine kleine, harmlose Morgenrunde. So der Plan. Vorher amüsierten wir aber noch deutsche Wohnmobiltouristen im fortgeschrittenen Alter. Diese parkten- mit einem Minichi- neben uns. Und als wir so ausstiegen klappte die Kinnlade runter. xD Ob ich denn mit den großen Hunden im Auto fahren und schlafen würde? Ja also irgendwie schon. :hust: Ich entnahm ihrem Blick, dass es ihnen mit Chi schon zu eng im Wohnmobil ist aber wie wir alle in das kleine Auto passten.. es war ihnen ein Rätsel und ich ließ sie in einem Zustand zwischen Verwirrung und Bewunderung zurück, für die halbechten Abenteurer. Ich für meinen Teil hatte diejenigen in den Olymp der Abenteuer erhoben, die zum Nordkap mit Fahrrad fuhren. Einem war ich auf der Straße hinauf zum Kap begegnet, im Hagelsturm und spät abends bin ich ihm in der Nordkaphalle nochmal begegnet. Tropfnass aber sichtlich stolz. :gott:


    Ich hatte Talvik gewählt, weil es ziemlich auf der Hälfte zum Anderdalen Nationalpark lag und ich eine ca 6km Runde ums Dorf auf der Karte entdeckt hatte. Auf die begaben wir uns. Gut gerüstet mit Regenkleidung, da der Himmel sich schon wieder zuzog.


    Zuerst mussten wir über ein Schulgelände und begeisterten die Schüler, die auf uns zu gestürmt kamen. Ich gab ihnen, zu ihrer Enttäuschung, leider zu verstehen, dass streicheln besser nicht ist. Ich fand es aber absolut erstaunlich, dass die Hunde so begeistert aufgenommen wurden und war ein bisschen traurig sie abweisen zu müssen. Nur so gleich am Anfang einer Runde sind beide noch zu aufgedreht und könnten eben doch mal schnappen.


    Als wir das Schulgelände passiert hatten- an der Schultür standen brav noch die Skier- und über einen Fluss gelangt waren, stand eine Herde Rentiere vor uns. Und ging immer nur 10-15Meter weiter. :ugly: Rentiere und zwei jagdlich ambitionierte Hunde sind echt fies. Als die Sicherungen der Pelznasen schon längst komplett durchgeschmort waren und ich es die Leinenführigkeit schon hinten angestellt hatte, trennten sich zum Glück unsere Wege. Wir bogen nach rechts, die Rentiere nach links ab. Der Wegweiser verkündete nur noch ein Kilometer bis zum Gipfel. Oh nicht mehr weit. Wie gut. Dachte der naive Bergunerfahrene.. ich hatte gelesen, dass der Berg 350m über dem Meeresspiegel lag, ich hatte schon registriert, dass wir nur einen kleinen Anstieg bisher hoch waren und logischerweise mussten wir jetzt mindestens 300 Meter hinauf auf dem einen kleinen Kilometer aber ich war diesmal einfach nur froh, dass die Rentiere weg waren und die Hunde sich wieder einem normalem Erregungszustand näherten, dass ich diese Tatsache ausblendete. :pfeif:


    Der Kilometer brauchte dementsprechend etwas länger. Ohne Frühstück, immer wieder staunend zum Fjord guckend und noch ein bisschen die Tour vom Vortag in den Knochen, erklomm ich die Höhenmeter nicht arg so leichtfüßig, wie die Hunde. Ja die Aussicht war toll aber warum tat ich dass grad? Hätte es nicht eine Pullerrunde im Dorf getan? :ka:


    Oben angekommen, stellte ich fest- nein. :cuinlove: Es war es wieder mal wert gewesen und es gab sogar noch zwei Wasserfälle, die wir auf dem Rückweg sehen würden. Dass war mir gar nicht bekannt gewesen, hatte meine Karte gar nicht verraten und freute mich umso mehr. Eine Überraschung, nur für uns, die den Berg tapfer erklommen hatten. :hurra: :applaus:


    Ein Stück gingen wir auf dem Hochplateau und überwanden den Fluss und seine Schlucht über eine Brücke. Der Wasserfall machte einen Lärm, das fallendes Wasser so laut ist, ist immer wieder faszinierend. Parallel zum Fluss und den diversen Stromschnellen und kleineren Fällen, ging es gen Tal und Dorf zurück. Begleiter waren Schneeflocken und kleine Regenschauer. Als wir am Auto ankamen, waren wir letztendlich über zwei Stunden unterwegs gewesen. Eigentlich hätte ich wissen sollen, dass eine Stunde utopisch ist. :hust: Na ich ging noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen, dann bekamen die Pelzis - die derweil schon einmal ausgeschlafen hatten- ihr Mittagessen und ich mein Frühstück. Mit Rührei, mmhh lecker. Was warmes tat gut bei dem kalten Wind.


    So kamen wir erst um eins in Talvik los und waren erst halb neun Abends im Andernalen Nationalpark. Auf der Route waren einige Tunnelbaustellen gewesen, die hatten über eine Stunde gekostet. Dazu meine Stopps auf Parkplätzen zum Fotos machen.. :ops: Na es hieß ja Urlaub und nicht Flucht. :klugscheisser: Das Wetter sah gnädig aus und der Wegweiser sprach, nur 6km bis zur Hütte. Grübel, grübel. Anderthalb Stunden und wir wollten ja eh mal in einer Hütte schlafen. Und wenn Hütte voll, was um die Jahreszeit eher unwahrscheinlich war, dann ginge auch zurück noch. Immer noch ein Optimist bei der Streckenplanung. :respekt:


    Also Schlafsack und Isomatte, Essen für mich, die Hunde, Kocher, Wasser für zwei Tage und noch einen Pulli eingepackt und los gings um 21Uhr.


    Der Anfang sah vielversprechend aus. Befestigter Waldweg. Cool! Naja.. das ging bis zur ersten Kurve. :p Danach Felsen und Geröll bergab.. danach Sumpf mit Bohlensteg und diesmal nur eine Bohle, dass man auf jeden Fall balancieren darf. Aber wir waren ja schon Meister im Bohlenstegtanzen. :headbash: Es boten sich fantastische Ausblicke auf die schneebedeckten Gipfel rundrum, es gab herrliche Aussichten auf die Moore im Abendlicht und die Wälder waren sehr ursprünglich und herrlich anzusehen, nur war man die meiste Zeit mit dem Weg beschäftigt, leider. Rutschig, sumpfig, steinig, viel auf und ab. Und nur alle ein bis anderthalb Kilometer Wegweiser, keine sonstigen Markierungen. Wir kamen nur langsam voran, ich musste immer wieder gucken, dass uns Josy nicht in Sumpf lotste, Rouven erklären, dass wir nach wie vor in einer Richtung um Bäume gehen und irgendwie auch noch meine Füße richtig setzen. Und ab und an den Blick schweifen lassen. Nach gut zweieinhalb Stunden kamen wir bei der Hütte an. :herzen1: Klein und niedlich lag sie am See und sah zauberhaft und verlockend aus. Ja die Streckenlängen und dafür benötigte Zeiten musste ich definitiv korrigieren. Hier war Wildnis mit kleinen Pfaden und keine deutschen Forstwege, dass ist einfach was völlig anderes. *Mantramurmel*


    Meine Schuhe waren wieder geflutet aber es gab einen Ofen, Betten mit Matratzen und Feuerholz. Ich brauchte ein paar Versuche, eh ich den Ofen in Gang hatte aber bald knisterte das Feuer und ich bereitete unser Abendessen vor, während draußen Sturm und Regen ans Fenster prasselten. Wie gemütlich. :applaus: Wir hatten es zumindest von oben trocken hierher geschafft. Schuhe und Socken standen am Ofen zum trocknen, so schlüpfte ich bald in den Schlafsack. Müde und k.o. Um zwei rum wurde ich nochmal wach, da der Ofen inzwischen eine Sauna aus der Hütte gemacht hatte. Kurz gelüftet und da es grad nicht regnete, noch fix Wasser für die Hunde aus dem See geholt. Dabei erhaschte ich einen Blick auf die Gipfel rundrum, die in rotes, rosarotes und lilafarbenes Licht getaucht waren. Zauberhaft. Wunderschön, atemberaubend. :cuinlove: Mit einem breitem Lächeln im Gesicht schlief ich wieder ein.


    [Externes Medium: https://youtu.be/OHbcTDPuk0E]
  • Aaah - Abendverwöhnprogramm!
    Beim ersten Bild vom Fluss mit den Stromschnellen habe ich mich gefragt, wie der sich wohl anhört (der Wasserfall war ja als Videosequenz zu sehen).
    Ich wurde tatsächlich aufgeklärt. :applaus:
    Die Hunde machen das klasse mit den Stegen; gut, dass da keiner ins Moor flutscht. :tropf:
    Wie lang sind eigentlich Deine Leinen?
    Nein, und ich erwarte nicht, dass Du nachts um 2 Uhr Fotos von tollen lilarosa Bergen machst. |)
    L. G.

  • Natürlich mach ich Bilder. :D Sowas einmaliges muss doch fest gehalten werden aber eigentlich ist es ja der nächste Tag. :klugscheisser:



    Josy hatte ihre Lektion mit den Stegen ja in Lappland gelernt, ein zweites Mal brauch man sowas auch nicht. :ops: Ich hatte da noch die alten 8m Flexis. Inzwischen hat die blaue den Geist aufgegeben und ich habe zwei neongelbe zehn Meter. Die sind super und noch so schön unzerkaut von Rouven. :pfeif:

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