Ein Roadtrip durch die Jahreszeiten

  • Oh ja Norwegen hat vielfach etwas verwunschenes, mystisches. Ich war ja nun "nur" im nördlichen Teil aber es ist wunderschön. :herzen1: Ich hab due Faszination, wegen derer viele immer wieder kommen, sofort verstanden. Allein die Küstenstrassen sind eine Reise wert..

  • Tag 17, gefangen von der Schönheit des Stabbursdalen..


    Der Morgen begann mit freundlicherem Wetter und so machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zum Berg. Die Hängebrücke war schon Alltag, auf den Kopfsteinpflasterwegen sah ich wieder römische Streitwagen und musste grinsen und die Landschaft war immer noch so lieblich schön, wie am Vortag. :herzen1:


    Diesmal folgten wir dem Wegweiser geradeaus, Richtung Binalvarri. Ich war gespannt auf die Aussicht dort oben. Der Fjord war von unten ja schon herrlich aber von oben? :applaus: Es ging eine ganze Weile relativ gemäßigt hinauf, natürlich wieder über Geröll, wieder über kleine Schmelzwasserflüsse. Einerseits nett aber irgendwann muss es ja mal.. genau. :hust: Norwegische Berge haben so die Eigenschaft an einem Punkt plötzlich steil hinauf zu ragen, dass macht ihre Optik so spektakulär. Dem nicht ganz fitten Wanderer entlockt es dagegen Flüche oder ergebene Seufzer. Wieder nicht sonderlich elegant, krabbelte ich empor. Zumindest waren Andeutungen von Serpentinen in den Hang getreten worden. Bald wurde die Steigerung etwas sanfter und blieb dann auch so, während wir über die nun völlig baum- und strauchlosen Geröllfelder empor strebten. Zu Rouvens Freude gab es natürlich wieder Schneefelder, auf denen er buddeln, sich kullern und Spaß haben konnte. Auch ein Bergsee fehlte nicht, der sich scheinbar direkt mit dem Himmel vereinte. :cuinlove: Nur eine schmale Felskante hinderte ihn daran in die Tiefe abzufließen.


    Auf dem Gipfel gab es die erwarteten spektakulären Aussichten über den Fjord und das umgebende Bergland. Ein Panorama wie von einer anderen Welt, in grau und schwarz mit azurblauen Akzenten. Atemberaubend, wunderschön. :herzen1: :herzen1: :herzen1: Pause mussten wir allerdings in einer Senke machen, nicht auf dem Fleck mit der besten Aussicht. Es pfiff ein eisig kalter Wind und ich schlotterte bald. Trotz Jacke angezogen, trotz Mütze und Loop an. Trotzdem verschnauften wir kurz und betrachteten fasziniert die Felsen, die überall steil empor ragten. Die Hunde freuten sich über ihre Gipfelkekse und rollten sich danach ein. Zumindest empfand nicht nur ich den Wind als kühl.


    Der Abstieg verlief ohne Komplikationen. Josy durfte frei laufen und brachte mich noch an einem Schmelzwassersee zum schmunzeln. Aus diesem ragte mittig ein Felsen empor. Der erregte ihre Aufmerksamkeit, ihr Misstrauen. xD Die alte Dame sieht ja nun nicht immer so gut und so schlich sie sich vorsichtig ran, immer bereit zur Flucht. Als sie auf Nasenlänge dran war, wurde der Felsen angestupst, schnell wieder zurück. Nochmal gestupst, wieder zurück. So richtig wusste sie ihn nicht einzusortieren. Beschloss aber irgendwann, dass er wahrscheinlich harmlos ist und folgte Rouven und mir.


    Zur Mittagszeit waren wir wieder am Auto und es stand die Frage im Raum, ob wir heute noch zum Nordkap weiter fahren wollten oder erst morgen. Auf jeden Fall wollte ich noch die Tour am Fjord gehen, doch dass sollten nur etwa 8km sein, überschlug ich auf der Karte. Zum Nordkap waren es etwa 3 Stunden, also grundsätzlich könnten wir abends da sein. Erstmal Pause. =) Ich kam mir vor wie nach einer Tagestour. Hunde bekamen ihr Mittagessen und dann kuschelte ich mich in den Schlafsack und verfiel in einen tiefen Schlaf, nur geweckt von Hustenattacken zwischendurch. Also doch erkältet oder das Asthma. Naja. Konnte ja nur besser werden.


    Zwei Stunden später war ich nicht wirklich wacher aber etwas ausgeruhter. Zumindest die Fjordrunde wollte ich noch gehen, auch wenn der Himmel Regen und Sturm verhieß. So fuhren wir die 8km bis zum Startpunkt hinab und ich entdeckte unterwegs einen Weg hinauf auf einen schwarzen Berg, der in wunderschöner Silouette am Fjord thronte. Die Aussichten von da... es zog mich magisch an. :ops: Ich betrachtete die Wanderinfo. Ungefähr 6km bis zum Gipfel. 12 Kilometer also insgesamt. Für heute definitiv zu viel. Ich fühlte mich immer noch völlig zerschlagen, da waren sechs Kilometer bergauf nicht mehr klug. Morgen früh sehen wir uns wieder, versprach ich dem Berg. Nordkap war also erstmal verschoben. :hust: So parkten wir am Nationalparkhaus und folgten dem Pfad an der Küste. Ich wurde mit traumhaften Aussichten auf den Atlantik belohnt und es klarte sogar wieder auf. In der Sonne war es angenehm. So wurde es eine ruhige Tour, mit einigen Stopps, bei den wir uns an die Kliffkanten setzen und verträumt aufs Wasser guckten. Das Leben kann so schön sein. :herzen1: Dachte ich mal wieder. :D


    Im Anschluss fuhren wir wieder zum Parkplatz um dort noch eine Nacht zu verbringen. Kaum oben schüttete es aus Eimern. Welch Glückskinder wir doch gewesen waren. :applaus: Abendessen wurde also im Auto gekocht und Mittsommersonne fiel wieder aus. Wir schliefen trotzdem mit einem breiten Lächeln im Gesicht ein.


    [Externes Medium: https://youtu.be/UVfrUGNMZ2w]
  • Heeey, gleich zwei "Betthupferl"! :hurra:
    Die Berge erinnern mich an Schwertwale. Liegt bestimmt an der Farbe?
    Die liegen irgendwie so da. :???:

    Auch ein Bergsee fehlte nicht, der sich scheinbar direkt mit dem Himmel vereinte. Nur eine schmale Felskante hinderte ihn daran in die Tiefe abzufließen.

    Mein literarisches Highlight diesmal! :gut:
    Josys Irritations-Felsen habe ich mir größer vorgestellt. :hust:
    L. G.

  • Oooh, gleich zwei Mal Nachschub, wie schön! :applaus:
    Und wieder bedanke ich mich ganz herzlich bei dir für's Mitnehmen auf diese tolle Tour!


    Bleibt zu hoffen, daß wir nicht so lange auf die Fortsetzung warten müssen, ich will doch wissen, wie die Aussicht von dem Fjordberg ist und ob ihr zum Nordkapp fahrt. ;)

  • Wer weiß.. vielleicht sind es versteinerte Schwertwale? =) Nix ist unmöglich und nicht vorstellbar.. ich finde die Vorstellung grade sehr schön, es hat etwas poetisches, was dieser Erhabenheit und rauen Schönheit dort oben gerecht werden würde. :herzen1:


    Josys Felsen, ich glaube sie hielt ihn für eine Wasserkatze. :ugly: Und Katzen die sitzen bleiben sind mit Vorsicht zu genießen. :klugscheisser: Ist total süß im Spreewald, wenn man mit ihr in Fließnähe läuft, dann werden die rhythmisch auftauchenden Paddel auch für Katzen gehalten, für sehr neckische. :applaus:


    Nein ich gelobe Besserung Zucchini. :hust: Ich hab einen neuen Handyvertrag mit dem ich Zuhause endlich auch Netz hab. Also nicht nur Edge wenn der Wind günstig steht, sondern richtig LTE. :D Dann brauch ich nicht auf Arbeit alles hoch laden. *g*

  • So und damit die Woche nicht ganz ohne eine Fortsetzung zu Ende geht, noch fix mit einer der emotionalsten Tage der Reise. :herzen1:


    Tag 18, unterwegs an Norwegens Nordküste


    Die Wolken hingen tief und bleigrau am Himmel. Es war auch schon fast neun, eh ich aus dem Schlafsack krabbelte. Irgendwann in der Nacht waren wir kurz draußen gewesen und danach nochmal tief eingeschlafen. Dieses nicht dunkel werden, brachte mich immer noch irgendwie durcheinander. Aber ich fühlte mich wieder etwas fitter und so frühstückten wir fix, ich baute Auto fürs fahren um und wir fuhren zum Parkplatz vom schwarzen Berg. :applaus:


    Fröhlich begaben wir uns auf die 5-6 Kilometer bergauf. Josy war heut morgen etwas ruhig, so ließ ich sie bald ohne Leine daher tappen, weil sie einem sonst immer vor den Füßen steht. Rouven war auch ungewöhnlich friedlich und so durfte er nach der Baumgrenze ebenfalls frei laufen. Der Anstieg ging im Großen und Ganzen, es war laufbar, ans Geröll hatten wir uns ja schon gewöhnt. xD Die Aussichten auf den Atlantik waren immer wieder anders, immer wieder neu, immer wieder fantastisch. Natürlich kam irgendwann die steile Stelle, doch mit kurzen Pausen zum rundum blicken und ohne Hunde an der Leine, wars entspannt. Auch ein Schneefeld durfte nicht fehlen und Rouven hatte wieder Spaß. Josy guckte sich das Treiben erst etwas verständnislos an um sich von dem Unsinn dann doch animieren zu lassen und so stachelte sie Rouven immer wieder zu neuen Flummattacken an. :lol:


    Entgegen der Karte, hätte man dem Höhenzug immer weiter parallel zum Atlantik folgen können. Sicher spannend. Wir bogen auf die Kurve rechts zum Gipfel ab, um von dort eine ungestörte Rundumsicht zu haben und eine kleine Gipfelpause zu machen. Pause wurde sofort gestrichen, als wir oben ankamen. :xmas_kilroy: Es waren eh schon nur feuchte 2-4Grad und oben war ein eisig kalter, stürmischer Wind. Dass fror einem sofort die Nasenlöcher zu. Mütze wurde sofort gezückt und Loop auch. Brr. :flucht: Als ich wenigstens Fotos machen wollte, bevor wir an den Abstieg gingen, entdeckte Rouven auf der anderen Fjordseite einen Hubschrauber und wollte sich über die Klippe stürzen, um den zu jagen. Nur unter massiven Flüchen und Beschimpfungen, stoppte er auf der Kante. Idiot, verdammter. :hilfe: Da war sie wieder die Sache mit seinen locker sitzenden Sicherungen.


    Grundsätzlich ist er sehr anhänglich, bleibt immer in meiner Nähe, hört super, ist vorsichtig in schwierigem Gelände aber wenn sich was bewegt, hauts ihm manchmal alles weg und er muss da hinterher und gucken, was es ist. Deswegen ist er leider viel online, da man nie weiß, was grade einen Kurzschluss bewirken kann. Hubschrauber waren auch mir neu. Jagdmodus ein, bedeutete, dass er bergab- nun wieder online - nur am tänzeln und gucken war, wo sich vielleicht was bewegt. :motzen: Immer wieder musste ich ihm androhen, ihn zum Abendessen zu verspeisen, wenn er mir ständig in die Leine läuft. Bergab nicht so schön, vor allem nicht über Geröll, wo man eh schon tasten und fühlen muss, wohin man am besten tritt. Der Klassiker dabei ist, dass unsereins auf einem Bein auf einem Felsen steht, dass andere grade die nächsten Felsen untersucht und dann ruckt es am Bauchgurt. Sehr hilfreich. :hust: Wir kamen heil unten an und irgendwann saß auch bei Rouven die Sicherung wieder fest. An der Leine blieb er trotzdem. Genug Adrenalin für einen Morgen. Grad als ich die Autotür geschlossen hatte und Navi programmierte, öffnete der Himmel seine Schleusen und es schüttete. Punktlandung oder so. :hurra:


    Auf der Küstenstraße ging es gen Nordkap. Allein die Straße ist ein absolutes Highlight, :herzen1: ich verstand, warum jedes Jahr Unmengen an Wohnmobilen hier lang fahren. Auch wenn die meisten wahrscheinlich gar nicht große Wanderungen unternehmen- die typischen Wohnmobiltouristen, die ich sah, waren in fortgeschrittenem Alter, ist allein schon die Fahrt ein Erlebnis fürs Auge.


    Der Regen begleitete mich bis zum Kap. Das verstärkte auf den letzten 100 Kilometern nur die immer rauer werdende Schönheit der Natur. Schroffe, steile Felsen, Wasserfälle und kaum ein Baum oder Strauch. Nur gelbes Gras vom Vorjahr, der Frühling saß hier noch in den allerersten Startlöchern.


    Kurz vorm Ziel klarte es etwas auf und ich überlegte ob wir gleich unsere Wanderung zum Knivsjelodden starten sollten aber ich hatte Hunger, die Wanderung würde gute 20km lang sein, über sehr unwegsames Gelände und so fuhren wir erst zum Parkplatz. Es war relativ leer und ein wenig niedlich sah meine kleine Chantal gegen die riesen Karossen schon aus. :p Sie zwinkerte traurig mit den Scheinwerfern und ich tätschelte das Lenkrad :bussi: und flüsterte ihr ein Dankeschön ins Tacho. Sie war eine tapfere kleine Französin und hatte uns allen Unkenrufen zum Trotz, bis ans nördlichste Ende Europas gebracht. :cuinlove: Mit fast 300.000km, die wir nun schon durch die Jahre zusammen gerollt waren, brauchte sie sich gewiss nicht schämen, kleiner, weniger luxuriös und noch mit etwas Kormorankacke bekleckert zu sein. :herzen1: So sehen wahre Autohelden aus. Sie wuchs zu voller Berlingogröße und versprach uns auch heil wieder heim zu bringen. Na warten wir mal ab, dachte ich. Kleines launisches Automädchen du. xD


    Ich ließ erstmal die Hunde pullern und wir erkundeten ein wenig das Terrain. Dann suchte ich mir eine Toilette und als ich mir was zu essen machte, fing es wieder an zu schütten und ein alles verschlingender Nebel machte sich breit. Tja irgendwie gut, dass ich die Wanderung erstmal verschoben hatte, dass hätte uns voll erwischt und dieser Nebel auf den baumlosen Ebenen, ich glaubte, dass wäre nicht so gut gewesen. Ich konnte mich keine zehn Meter von Chantal entfernen, ohne dass sie völlig verschwunden war.


    So verbrachten wir den Abend mit kuscheln, Hörbuch hören, ich ging zwischendurch nochmal in die Nordkaphalle, insgesamt einfach dösen und erholen. Irgendwann im Laufe des Abends parkte noch ein wüstentauglicher, riesiger Expeditions- LKW neben uns. Pfft. Chantal hatte nur ein müdes Blinzeln für ihn übrig. Viele kleine, schöne Wege, die wir gesehen hatten, da käme man mit sowas gar nicht hin. Recht hatte sie. Für die Wüste und darin offroad sicher praktisch aber so normale Parkplätze? :???: Eine Standheizung wünschte ich mir an diesem Abend aber heimlich, um die Feuchtigkeit im Auto etwas zu eliminieren aber gut. Es war ok. Irgendwann schliefen wir mit dem prasseln des Regens als Begleitmusik ein.


    [Externes Medium: https://youtu.be/wkYbHMkSZnE]
  • Du willst doch bestimmt sofort wieder los, wenn du die Videos zusammenstellst, oder?
    So eine atemberaubende Landschaft!
    Ich würde auch so gerne, aber die Angst um meine Hunde (Kreuzottern) hemmt mich.
    Da hatten wir leider schon ungute Erlebnisse und so muss ich mich auf's Zuschauen beschränken.
    Danke für's Mitnehmen!


    PS: und Rouwen gehört für solche Manöver ohne Abendessen und barfuss in's Bett! Kleiner Sargnagel!
    Ich habe mit Chili zwei mal Klippenstürze miterlebt- Terrier sind da etwas schräg... GsD ist das lange nicht mehr passiert.

  • Ja wunderschön und atemberaubend. :herzen1: Es ist beim zusammen stellen erstmal irgendwie unwirklich, so ala "da waren wir wirklich? Diese Landschaften sind keine Traumgebilde?" :ops: Ja da möchte man direkt wieder los.. Es gibt so viele herrliche Ecken zu entdecken. Inzwischen zieht da oben schon fast wieder Winter ein.. dabei ist es erst etwas über drei Monate her, drei Monate, wo der Winter dort erst am langsamen vergehen war.


    Rouven kann man leider nie lange böse sein. :hust: Wenn man mit ihm schimpft, guckt er so betreten und kuschelt sich so vorsichtig und liebevoll an, da mag man den kleinen Tropf nur in Arm nehmen und fest drücken. :ops: Er machts ja nicht absichtlich, normalerweise ist er super bemüht alles richtig zu machen, ist einfach ein kleiner Sonnenschein mit ganz viel Freude und Quatsch im Kopf, es vergeht kein Tag, wo man über ihn nicht lachen kann... :herzen1: nur ist da eben der nicht unerhebliche Jagdtrieb und ordentlich Pfeffer im Hintern. Was fürs arbeiten gut ist, ist für Hubschraubersichtungen eben unter Umständen too much.


    Mit einem Terrier kann ich mir sowas leider auch nur zu gut vorstellen.. :dagegen: Die sind ja auch leicht lebensmüde und mit ziemlich losen Sicherungen gesegnet. Chilli hats aber beide Male ohne große Blessuren überstanden? Und wo habt ihr denn Kreuzottern entdeckt, die Hunde angreifen? Oder haben die Terriergene die Schlange entdeckt und in die Enge getrieben? :fear: Das wäre natürlich wirklich ungesund..

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