Tag sieben, Abschied von Litauen..
Die Nacht wollte schon kurz nach vier enden. Plötzlich war ich wach und hätte loswandern können. Grundsätzlich kein Problem aber es war noch ziemlich dunkel- obwohl schon der Morgen dämmerte.. Nix desto Trotz, ich wollte in Nida Brötchen beuten am Morgen und wir hatten doch etwas Fahrt heute vor uns, da ist etwas mehr Schlaf wahrscheinlich nicht verkehrt. Also nochmal eingekuschelt, Hundis getätschelt und tatsächlich noch bis halb acht geschlafen.
Über die Leuchtturmroute sind wir nach Nida gewandelt. Groß genießen war nicht, im Leuchtturmwald waren die Mücken in apokalyptischem Ausmaß unterwegs, stehen bleiben bedeute, dass sie einen sofort in einer riesen Wolke angriffen. Brötchen fanden wir nicht aber noch ein paar ruhige Minuten auf einer Bank, mit Blick aufs Haff und die Dünen. Ruhig nahm ich Abschied und plante verschiedene nächste Ziele mit dem Navi durch. Eigentlich war Kolka geplant gewesen aber in diesem Moment reizte mich der Gauja Nationalpark. Also dorthin.
Frühstück also ohne Brötchen verspeist, Auto startklar gemacht und los gings. Die Rückfahrt mit der Fähre brauchten wir nicht bezahlen, anscheinend ist hin und zurück automatisch drin. Ist ja auch irgendwie sinnvoll, wer rauf will, muss irgendwann auch wieder runter von der Insel und so braucht man nicht doppelt anstehen.
Mit Radio im Ohr ging es quer durchs Land, es war immer noch ein bisschen, wie Zeit stehen geblieben. Dörfer, wo nicht Haus an Haus steht, sondern jedes Haus noch Scheune oder Scheunen hat plus etwas Land, viele einzelne Gehöfte, Außenlage, wie man in Deutschland sagt und dazwischen kleinere und größere Felder. Da die Geschwindigkeit auf den Straßen nicht so hoch ist, ist es ein entspanntes Reisen, wo man noch Zeit zum entdecken und genießen hat.
Erst wollte ich noch in Riga halten aber dann wären wir zu spät für eine Abendwanderung im Gaujatal angekommen. So fuhren wir nur durch und stoppten kurz bei Mc Donalds zum Toilettenbesuch und was essen. Halb sieben waren wir dann auf der anvisierten Stelle auf der Landkarte und lustigerweise war dass auch ein ausgewiesener Rastplatz. Mitten im Wald, 4km Schotterpiste von Cesis aus und in einem zauberhaften Licht nach einem Wolkenbruch vom feinsten, mit dem wir bei Einfahrt in den Nationalpark begrüßt worden waren.
Ein wildromantischer, noch völlig natürlicher Fluss, dieses spezielle Licht nach Gewittern und dampfende Erde. Und ein Parkplatz direkt am Fluss. Wie hatten wir so viel Glück verdient? Sprachlos und gleichzeitig aufgeregt und glücklich wie ein Kind vorm Weihnachtsbaum, stand ich da und staunte. Die Hunde wuselten ein bisschen hin und her und planschten im Fluss.
Eine Wanderung war Pflicht, keine Frage. Und da es bis 23Uhr mindestens hell sein würde, auch kein Problem. Ein Stück den Fluss hinauf und dann sollte der Weg gen Cesis führen, etwas frisches Obst oder Gemüse und vielleicht leckere Brötchen kaufen und die Burg dort sehen. So der Plan.
Dass wir bei dieser Wanderung auf eine Attraktion des Parks, die roten Sandsteinklippen, stoßen würden, wussten wir nicht und setzte dem Glück und der Dankbarkeit die Krone auf. Das war ähnlich wie die Kreidefelsen in Rügen, nur in rot und nicht am Meer sondern an einer schönen Flusslandschaft. Diesen Fluss mit Kanu erkunden muss traumhaft sein. Ewig lange konnten wir nicht staunen, die Mücken. So ging es gen Cesis, durch die schöne Waldlandschaft. Mischwald, mit viel Nadelanteil, in Deutschland kenn ich keine vergleichbaren Ecken.
Cesis ist ein niedliches Städtchen, mit einem alten Stadtkern, einem schönen Park und eben der traumhaften Natur rundherum. Sicher kein schlechter Platz zum leben.
Mit Einkauf auf dem Rücken wanderten wir wieder zum Rastplatz, schon freuend auf die Melone im Gepäck. Punkt 23Uhr waren wir wieder da und es war zwar die Sonne unter gegangen aber wirklich dunkel nicht. Die Mücken waren ebenfalls noch wach, so verschanzten wir uns dann doch bald im Auto. Müde aber glücklich schlief ich ein.