"Ich regel das!"- Aber wie?

  • Hallo,


    sucht man im Internet nach Erziehungs-Ratschlägen o.ä., liest man immer wieder den Satz "Du musst das für deinen Hund regeln". Etwa bei Hundebegnungen oder Besuchern an der Haustür. Nun habe ich den Satz schon zig mal gelesen, aber tatsächlich noch nie eine wirklich gute Erklärung dessen, was er überhaupt bedeutet. Wie sieht dieses "klären" aus?
    Ich denke, gerade frische Hundehalter können diesen Satz stark fehlinterpretieren. Im Sinne von "den Hund dominieren".


    Gibt es gute Literatur, Anleitungs-Videos o.Ä. zu besagtem Tipp es "zu regeln"? Also, wie kann ich mich als Mensch in verschiedenen Situationen verhalten, um es für meinen Hund zu regeln?


    :winken:

  • Ein spezifische Buch fällt mir jetzt nicht ein. :ka:
    Aber im Grunde geht es darum den Hund nicht einfach machen zu lassen, sondern eben selbst die Situation in die Hand zu nehmen. Selber in der Situation agieren und nicht passiv dabei/daneben zu stehen. Du solltest dem Hund sagen was er wie wo wann tun soll.


    An deinem Beispiel:


    Hundebegegnung - Kommt drauf an wie dein Hund und/oder der Fremdhund reagiert und worauf er bock hat. Man könnte z.B. seinen eigenen Hund ins Kommando nehmen (absetzen,, ins Fuß), ihn also nicht einfach z.B. in der Leine rumspringen lassen, ihn zum anderen Hund ziehen lassen. Sag ihm was er tun soll.


    Tür - Gib auch hier deinem Hund ein Kommando, sag ihm auch hier was er tun soll und lass ihn nicht einfach machen. Leg ihn z.B. auf seinem Platz ab, setz ihn ab oder so.

  • Hier gibts gerade jede Menge Begegnungen mit gruseligen Männern :flucht:
    Taucht so jemand am Horizont auf, versteift sich Gustls Körperhaltung und er bleibt stehen. Ergo nehme ich ihn kurz und beiseite und lenke ihn durch Leckerlis ab, bis derjenige vorbei ist. Oder laufe mit Gustl nen Bogen um ihn rum. Problem vermieden, Mutti hat die Situation erkannt und im Griff. Früher (vor ein paar Wochen noch :D), wäre Gustl dann zu der Person hin, wäre um sie rumgehopst, hätte sie angesprungen und sein Programm durchgezogen.


    Fussgänger müssen ganz dicht an uns vorbei und wir können nicht ausweichen? Hund kurz nehmen, mich vor ihn stellen und ablenken während die Fussgänger vorbei gehen.

  • Für noch bedeutet "Ich regel das" dass ich Situationen unter Kontrolle hab und mein Hund sich im Hintergrund hält weil er weiß dass ich mich kümmere. Wichtig ist mir auch: Ich bin für meinen meinem Hund immer gleich, ein Nein bleibt ein Nein. So bin ich für ihn einschätzbar und er kann mir Vertrauen schenken - Vetrauen dass ich das eben regel und ihn dazu nicht brauche. Geht es immer drunter und drüber schürt das Unsicherheit.


    Pepper hasst zB Kinder. Kommen uns auf dem Weg welche entgegen, weiche ich entweder aus, fordere ein Kommando um ihn auf mich zu fixieren etc. Würde ich ihn einfach so laufen lassen, würde er Angst vor den Kindern bekommen und diese dann anknurren oder anderweitig reagieren.


    Auch in andere Situationen lass ich ihn nicht einfach so reinlaufen, geht am Ende eh schief und frustet irgendwann. Ich reagiere also bevor er agiert (Was jetzt nicht heißen soll dass er gar nix allein regeln darf)


    Kurzum: ich biete ihm einen sicheren Rahmen indem er einfach nur Hund sein darf.

  • Dazu gehört auch, einem Hund Schutz zu gewähren wenn er es braucht. Und dann zum Beispiel aufdringliche Fremdhunde verscheuchen. Oder „gefährliche“ Müllsäcke untersuchen.

  • Schon mal danke für eure Antworten! Ich finde das sehr interessant. Beim Lesen fiel mir auf, dass viele Handlungen oft sowieso intuitiv stattfinden.
    Ich habe nicht aus einer aktuellen Problemlage heraus gefragt, sondern wirklich, weil ich es sooo oft lese, aber auch durch googeln keine eindeutige Definition dazu gefunden habe.


    Ich reagiere in den meisten Situationen auch so, wie ihr es bereits geschrieben habt. Es ist also gar kein Hexenwerk ;)


    Früher, als ich bei meinem ersten Hund oft an unerwarteten Hundebegegnungen verzweifelt bin, wurde mir dieser Satz immer wieder gesagt und ich dachte, das sei etwas, was man lernen muss. Etwas, wofür es einen klaren Ablauf gibt. Aber eigentlich wusste ich nie, wie ich das nun klären soll. So, dass es mein Hund auch versteht.


    Ich denke also, das beispielhaft darzustellen, ist sehr hilfreich für "Anfänger" :smile:

  • Ich denke ein ganz wichtiger Punkt dabei ist zu schauen, was der eigene Hund braucht und es ihm dann zu geben. Gerade das kann dann eben von Hund zu Hund sehr unterschiedlich sein.
    Von daher gibt es in diesem Fall kaum allgemeingültige Handlungsweisen; sondern sie sollten auf den jeweiligen Hund und die Umstände abgestimmt sein.
    Aber im Kern bedeutet es selbst aktiv zu werden. Sei es durch handeln, oder aber auch in dem man dem Hund klar zeigt was in dieser Situation gerade anliegt und ihm so Orientierung bietet und in den Augen des Hundes die Führung übernimmt. Das verschafft Vertrauen und stärkt die Bindung.
    Ein Beispiel: Mein Hund ist ein Hund der sehr gut mit Artgenossen klar kommt. Wenn ihm etwas zu viel wird oder er ein Spiel beenden möchte kann er das den anderen Hunden problemlos körpersprachlich klar machen und wird auch ernst genommen. In solchen Situationen braucht er mich nicht. Also regle ich das auch nicht für ihn. Wenn ich aber merke er fühlt sich unwohl und weiß sich doch einmal nicht selbst zu helfen greife ich ein und zeige ihm einen Weg aus der Situation. Das kann bedeuten, daß ich den anderen Hund wegschicke; oder aber einfach mit meinem Hund weiter gehe.


    LG


    Franziska mit Till

  • Wie so oft in der Hundeerziehung ist das "wie" sehr sehr verschieden.
    Es kommt auf die Situation an, auf den Hund, auf den Menschen.


    Es gibt, gerade für Anfänger, keine Pauschalaussage, keine universelle Anleitung.
    Keine Methode X die man anwenden muss und dann wird schon alles klappen.


    Ich finde, viel wichtiger als Methoden, ist eine Art "Grundverständnis" vom Hund.
    Und von meiner Rolle als "Verantwortlicher Bestimmer" - ob man das jetzt Rudeführer, Partner, Hundemutti oder sonst wie bezeichnet ist wurscht.
    Wichtig ist dass der Mensch derjenige ist der:
    zum Wohle aller entscheidet. Die Bedürfnisse aller erkennt, berücksichtigt und befridigt. Der konsequent und fair ist. Der echt ist und loyal.



    Und wenn man so ein Grundverständnis vom Hund hat, ihn beobachtet und in der Lage ist, sich in ihn hineinzuversetzen, dann wird einem auch klar, "was" man für den Hund regeln muss.


    Ein Hund der sicher und souverän mit anderen Hundekontakten ist, der hat kein Bedürfniss nach Sicherheit - also muss ich das auch nicht für ihn regeln.
    Ein Hund der eben schnell gestresst von anderen Hunden ist und dann gereizt um sich schnappt, hat ein Bedürfniss nach Ruhe und Sicherheit, also muss ich das regeln.


    Und wenn man sensibel auf den Hund eingeht und mit ihm zusammen lebt - für ihn verantwortlich ist ohne ihn unterzubuttern oder unfair zu behandeln, dann findet man auch raus, welche Methoden geeignet sind um genau diesem Hund zu zeigen "Ich regel das".


    Natürlich ist es ne Hilfe andere zu Fragen, oder einen Trainer in gewissen Situationen raufschauen zu lassen und sich Tips zu holen.
    Dies ersetzt aber nicht das eigene nachdenken über den Hund, das eigene "Bauchgefühl" - denn nur so kann man auch die sinnvollen von den sinnlosen Tips unterscheiden. Die guten von den schlechten Trainern.

  • Also, wie kann ich mich als Mensch in verschiedenen Situationen verhalten, um es für meinen Hund zu regeln?


    Ein ganz konkretes Beispiel was bei uns gut funktioniert hat:


    Als Arek ca. 3 Monate bei uns war, hat er Nachts angefangen jedes Geräusch im Hausflur anzubellen.
    Alle 2h ist er bellend zur Schlafzimmertür gerannt und hat gekläfft. Er hat leichten Wachtrieb udn nach ca. 3 Monaten war er soweit angekommen, dass er seine familie beschützen wollte/musste.


    Ich bin dann aufgestanden
    habe ihn sitz und bleib machen lassen
    bin zur Haustüre, habe Licht an gemacht und nachgeschaut
    Dann bin ich zurück zum Hund, habe "Alles gut" gesagt und habe ihn zur Haustür geschickt
    Arek konnte sich überzeugen dass wir wirklich sicher sind.


    Im Prinzip hat er gemeldet, ich habe geguckt ob eine Gefahr besteht, er durfte sich DANACH überzeugen dass ich die Situation im Griff habe.
    Dann sind wir wieder entspannt ins Bett gegangen. Und nach 2h das gleiche Spiel von vorne ;)


    Es hat aber nur wenige Tage gedauert, da hat Arek nicht mehr geguckt ob ich die Situation im Griff habe. Als er sah dass ich aufstehe und mich kümmere, ist er ins Bett zurück gegangen. Noch ein paar Tage später, ist Arek nicht mehr aufgesprungen, sondenr hat kurz von seinem Platz aus gewufft. Ein verschlafenes "Alles gut" von mir reichte um die Situation für ihn zu entschärfen.
    Nach einer Woche war das Thema gegessen und er hat nie wieder Nachts gebellt.


    Doch, 1 mal - da stand unsere Wohnungstür weit auf (wir werden sie aufgelassen haben ohne es zu bemerken)
    Ich war sehr froh dass Arek da gemeldet hat - die ganze Nacht in einem Mehrfamilienhaus mit offener Tür zu schlafen ist schon mulmig ...

  • Wie oben schon mehrfach gesagt wurde: In aller erster Linie kommt es auf den jeweiligen Hund an.


    Newton braucht nur Hilfe bei aufdringlichen Jungrüden. Alles andere bekommt er selbst geregelt. Unsere Rudelchefin ist nicht um sonst Rudelchefin. ;) Und die Kleine von meinen Eltern regelt grundsätzlich gar nichts selbst, weil sie es nicht kann. Und der Zwerg, der hier in zwei Wochen einzieht wird erstmal auch überhaupt gar nichts selber regeln. Welpen/Junghunde werden von erwachsenen Hunden in der Regel eher nicht ernstgenommen...

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