Das Problem ist an diesem Ende der Leine ... die richtige Einstellung beim Training und wie lerne ich Konsequenz?

  • hallo zusammen,


    es soll hier einmal nicht um den Hund gehen sondern um einen selber, wie man die richtige Einstellung erhält und beibehält, diejenige zu sein die den Hund draußen aktiv anleitet, Entscheidungen trifft und die Spaziergänge gestaltet.


    Denn das Problem ist ja nicht am anderen Ende der Leine, sondern an diesem ... unsere Trainerin sagt, der Hund macht sowieso immer alles richtig, denn er reagiert ja nur auf mich, und dieser Meinung bin ich auch - ich möchte daher in erster Linie auch mal an mir arbeiten.


    Hintergrund meiner Frage ist, dass ich oft das Gefühl habe, viel zu passiv zu sein, wenn wir draußen unterwegs sind, ich fühle mich oft wie eine Statistin beim Spazierengehen, laufe hinter meinem Hund her, der noch dazu meist stark an der Leine zieht.


    Im Laufe des Spazierganges geht es dann schon oft besser, aber ich muss mich immer wieder zusammenreißen und konzentrieren. An schlechteren Tagen bin ich viel zu passiv und mit meinen Gedanken woanders, falle in alte Gewohnheiten zurück und lasse den Hund zu viel selber entscheiden, reagiere oft zu spät und zu langsam, und sofort ist er mit seiner Aufmerksamkeit überall anders, nur nicht bei mir.


    Ich wollte fragen, wer ähnliche Erfahrungen gemacht hat, und wie schafft ihr es euch selbst zu motivieren und konsequent dran zu bleiben?


    Oft habe ich auch keine Ideen, wie ich den Spaziergang gestalten soll.


    Ich glaube, es wäre einfacher für mich, wenn ich einen konkreten Plan hätte, wie ich den Spaziergang aufbauen soll und welche Aktivitäten ich gemeinsam mit Gio machen kann, sodass wir beide Spaß dran haben, miteinander beschäftigt sind und nicht nebeneinander herlaufen. Ich mache meist die selben Übungen, abrufen, Sitz und Platz, Sitz und Leckerlis suchen, aber ich habe das Gefühl, dass Gio draußen alles andere mehr Spaß macht, Schnüffeln und die Umgebung erkunden, als Beschäftigung mit mir.


    Bin gespannt, wie es euch mit diesem Thema geht! Nehmt ihr euch bei jedem Spaziergang etwas Besonderes vor, habt ihr einen Plan oder einen festen Ablauf dafür? Wie habt ihr gelernt, konsequent zu bleiben?

  • Oft habe ich auch keine Ideen, wie ich den Spaziergang gestalten soll.

    Hier werden Spaziergänge nicht "gestaltet" und ich bespaße meinen Hund auch nicht auf der Gassigehrunde.
    Unsere Spaziergänge dienen der Entspannung für uns Beide. Der Hund darf ausgiebig rumschnüffeln, darf auf den Wiesen rumtollen.
    Paarmal die Woche treffen wir uns mit anderen HH, dann ist sowieso Toben, Rennen, gemeinsames Schnüffeln angesagt.


    Kurz gesagt; mein Hund darf Alles, ausser Jagen.

  • Wenn du trainieren möchtest und Probleme hast, die Konzentration zu halten, Bau dir Brücken - so wie du es andersrum für deinen Hund auch machen solltest.


    Beispiele: leinenführigkeit - nimm dir bestimmte Strecken dafür vor. Am Ende der Strecke gibt es für deinen Hund ein klares Zeichen, dass die Übungseinheit beendet ist (zb. Umklicken von HB auf Geschirr, oder ein extra Halstuch als Zeichen für "Freizeitmodus")


    Aufmerksamkeit im Freilauf trainieren: freilauf gibt's, wenn du dich konzentrierst. Merkst du, du driftest ab, kommt flexi/Schlepp/kurze leine im Freizeitmodus dran und ihr bummelt unkonzentriert durch die Gegend.


    Management im Freilauf: gewöhne deinen Hund daran an wichtigen Stellen (vor Kurven/uneinsichtigen stellen, an Straßen etc. ) Von sich aus anzuhalten und auf dich zu warten. Dann musst du nur an diesen Stellen auf Zack sein und dich konzentrieren.
    Das klappt natürlich besonders gut bei bekannten runden.


    Mach dir keinen Stress, du musst nicht ständig den Chef raushängen lassen und auch nicht die ganze Zeit 100% Aufmerksamkeit fordern. Durch Management kannst du deinen hund auch so gefahrlos führen. Je mehr ihr zusammenwachst, desto mehr wirst du intuitiv spüren, wann du aktiv sein musst und wann du unkonzentriert bummeln kannst.

  • Diese Frage kann ich erst beantworten, wenn Du Fotos von Deinem Hund gezeigt hast :dafuer: :D



    Ne nu aber ernst, ich mach nichts spezielles mit Chilly, außer daß ich mal alle Jubeljahre einen Dummy verstecke. Er muß sich ja nicht mit mir beschäftigen, sondern soll ruhig schaun und schnüffeln und laufen etc. Er hat mich trotzdem im Blick, damit ich ihm nicht verloren gehe :smile:

  • Danke für eure Antworten!


    Hab noch vergessen zu erwähnen, dass Gio erst seit 5 Monaten bei uns ist und aus einem ungarischen Tierheim kommt, und dementsprechend müssen wir noch sehr viel lernen. Und daher möchte ich mich schon viel beschäftigen mit ihm.


    Abgesehen davon wiegt er 27 kg und schafft es schon, mich aus dem Gleichgewicht zu bringen, wenn er, so wie er es gerne macht, plötzlich in die Leine springt.


    Sehr entspannt ist der Spaziergang schon allein deshalb nicht, weil es ein fast permanentes Ziehen und Gezerre ist. Vielleicht ist es auch deshalb sehr schwierig, sich zu konzentrieren, ich empfinde es jedenfalls als schwierig und körperlich sehr anstrengend.


    Ich kann ihn stellenweise frei laufen lassen, muss da aber auch aufpassen weil er nicht immer gut abrufbar ist.


    Mach dir keinen Stress, du musst nicht ständig den Chef raushängen lassen und auch nicht die ganze Zeit 100% Aufmerksamkeit fordern. Durch Management kannst du deinen hund auch so gefahrlos führen. Je mehr ihr zusammenwachst, desto mehr wirst du intuitiv spüren, wann du aktiv sein musst und wann du unkonzentriert bummeln kannst.


    Danke, ich hoffe das kommt mit der Zeit :-)

  • Ich empfehle dir, nach den weiteren Infos, einen Ruckdämpfer zu kaufen - den kannst du auch direkt als Freizeitsignal verwenden. Damit bekommst du weniger harte rucks, schont dich und den Hund.


    Hast du einen Garten, für freie Bewegung? Falls nein, würde ich bei einem frischen Auslandshund zu einer flexi - oder (eher kürzeren, 5-10m) Schleppleine mit Ruckdämpfer raten..durch den größeren Radius nimmst du etwas Druck und Stress raus und kannst die dadurch frei gewordenen Kapazitäten für wichtige Umweltgewöhnung und Training von leinenführigkeit verwenden.

  • Fang erstmal klein an, das heißt, mit einer kurzen Aufgabe, gefolgt von Entspannung für beide. So, wie man mit einem Pferd kurz an einer Lektion arbeitet und dann die Zügel für eine Entspannungspause hingibt, die gleichzeitig Belohnung ist.


    Und mach dich vom Perfektionismus frei. Ein Hund, vor allem einer mit solchem Background, muß nicht gleich funktionieren. Ebensowenig mußt Du es. Vergiß nie: Der Hund ist zu deiner Freunde gekommen, nicht, um euch gemeinsam Streß zu machen. Also freut euch an den kleinen Fortschritten - je mehr ihr zusammenwachst, desto mehr werden dann auch größere daraus.

  • Ich muß gestehen, daß ich nicht so ganz verstehe, worauf Du hinaus willst :???:

    Im Laufe des Spazierganges geht es dann schon oft besser, aber ich muss mich immer wieder zusammenreißen und konzentrieren. An schlechteren Tagen bin ich viel zu passiv und mit meinen Gedanken woanders,

    Worauf willst Du Dich denn konzentrieren?
    Bzw., wieso "mußt" Du?


    Wenn ich gehe, nutze ich selbst diese Zeit auch gerne zum Abschalten. :ka:
    Hilft mir ungemein beim Streßabbau, sollte ich mir während der Arbeit was davon aufgebaut haben.
    Für die Hunde ist das Abschalten auch mal entspannter, dürfen sie doch laufen und schnüffeln, was sie eh gerene machen.


    Meine können frei laufen.
    Hätte ich das Gefühl, daß es keine gute Idee ist, dann kommen sie an einer langen Leine, und gut ist es. Bei kleineren Hunden geht es prima. Allerdings ist meine Schlepp auch "nur" fünf, oder acht Meter lang.
    Sie sind abgesichert, und ich kann trotzdem bißchen abschalten.

    falle in alte Gewohnheiten zurück und lasse den Hund zu viel selber entscheiden,

    Was denn entscheiden?
    In welcher Richtung es weiter gehen soll?
    Oder, ob der nun den entgegenen Hund vermöbeln darf?
    Oder ob der jetzt ein Eichhörnchen, Nachbars Katze oder was auch immer jagen darf?


    Wenn es die Richtung ist, nun ja, kann man ja mal machen :ka:
    Darin sehe ich nichts verwerfliches.


    Wegen Streß mit anderen Hunden, oder Jagdverhalten, dafür gibt es ja die Leine, ist also dann abgesichert.

    reagiere oft zu spät und zu langsam, und sofort ist er mit seiner Aufmerksamkeit überall anders, nur nicht bei mir.

    Da wirst Du etwas deutlicher werden müssen.
    Worauf soll denn die Aufmerksamkeit (nicht) gelenkt werden?
    Auf andere Menschen, zu jedem Stein am Straßenrand?
    Da könnte eine Absicherung per Leine doch auch helfen. :???:




    Ich bin eher so verlangt, daß bei mir die Spaziergänge nicht "gestaltet" werden.
    Ab und an, wenn ich Lust dazu habe, fordere ich mal kleinere Übungseinheiten und Tricks ein.
    Aber meist laufen wir, weil dies eben so der eigentliche Sinn beim Spazierengehen ist :ka:


    Will ich (unbedingt) trainieren, mache ich des bewußt zwischendurch, oder nur an bestimmten Plätzen. Dann habe ich auch einen Plan, und bin auch selbst bei der Sache.
    Ansonsten dürfen meine Hunde abschalten, so, wie ich auch mal gerne mich selbst "abschalte" :ka:




    Schönen Gruß
    SheltiePower

  • Hi @bollena,


    danke für Deine Frage - und eine Bitte vorneweg: Bezeichne Dich nicht als „Problem“. Nicht dafür. Dass Du und der Hund erst noch zusammenwachsen müsst, das ist normal.


    Mein Tipp: Gehe erstmal ganz genau in Dich, und entscheide, was Du wirklich willst. Dann beobachte Deinen Hund und schau, was er braucht.


    Was kann und sollte Dein Hund leisten, was kannst und willst Du leisten, wie bringt Ihr das unter einen Hut. Wie möchtest Du die Zusammenarbeit zwischen Dir und Deinem Hund sehen - in einer Woche, ein nem Monat, einem Jahr. Das Ganze sollte realistisch sein.


    Das klingt eigentlich selbstverständlich, ist es aber nicht. Gerade als Hundeanfänger bekommt man so viele Theorien, Tipps, Tricks, Anleitungen und Input, dass das eigene „Bauchgefühl“ schnell zugeschüttet wird. Habe ich am eigenen Leib erfahren. Ich hab bestimmt 4 Monate zunehmend frustriert (sowohl ich als auch der Hund) vergebens akkurates Fuß in Freifolge trainiert. Bis ich gemerkt habe, dass ich es überhaupt nicht leiden kann, wenn mir der Hund am Bein klebt.


    Konkrete Ziele könnten z. B. sein:


    Leinenführigkeit


    - Hund zieht nie an der Leine
    - Hund zieht nur bei stark erhöhter Reizlage an der Leine
    - Hund lässt sich aus dem Ziehen abrufen
    - In bestimmten Situationen akzeptiere ich das Ziehen ...


    Usw. Usw.


    Hast Du da schon Vorstellungen?


    Liebe Grüße
    Nicole

  • Ich empfehle dir, nach den weiteren Infos, einen Ruckdämpfer zu kaufen - den kannst du auch direkt als Freizeitsignal verwenden. Damit bekommst du weniger harte rucks, schont dich und den Hund.


    Vielen Dank, der Tip ist schon mal Gold wert! Ich wusste nicht, dass sowas existiert und werde mir den auf jeden Fall besorgen. Habe mir schon öfters Sorgen gemacht, dass Gio sich auf Dauer da gesundheitliche Probleme einhandeln könnte, von meinen schmerzenden Armen und blauen Fingern will ich gar nicht sprechen ...


    Ich muß gestehen, daß ich nicht so ganz verstehe, worauf Du hinaus willst :???:


    Sorry, das versteh ich auch. Ich glaube, ich habe jetzt schon etwas mehr Klarheit gewonnen durch eure Antworten. Erstens habe ich vergessen zu erwähnen, dass mein Hund und ich noch kein eingespieltes Team sind, er ist relativ frisch bei mir, seit 5 Monaten, und kommt aus dem Tierschutz. Und da gibt es halt nun mal noch sehr viel zu lernen für uns beide. Für ihn sind alle Umweltreize sehr aufregend und daher gibt es kaum entspannte Momente beim Spaziergang so wie bei euch.


    Aber ich möchte das erreichen und eben mehr Kontrolle über die Situation haben. Klar sind wir durch die Leine abgesichert, aber entspannt ist das auch nicht, weil er eben permanent zieht, und das ist für uns beide unglaublich anstrengend.


    hi Nicole, vielen Dank, das ist auch ein super Tip. Ich habe tatsächlich keine konkreten Vorstellungen, natürlich will ich einen braven, entspannten Hund haben, aber das ist halt viel zu vage und zu schwammig. Werde mir konkrete Ziele vornehmen, das wird mir auch mehr Klarheit geben.


    Wir haben bereits zwei Module bei einer Trainerin gemacht und dort sehr viel gelernt und Input bekommen, aber momentan bin ich wirklich mehr verwirrt von dem ganzen und hab mich wohl auch etwas verkrampft mit den ganzen Sachen, die wir üben "müssen" und Druck aufgebaut.


    Zusätzlich muss ich aber sagen, das Ziehen und in die Leine springen ist für mich tatsächlich ein großes Problem, auch mental. Ich empfinde es einfach als quälend, wenn ich rausgehe und mich permanent dagegen stemmen muss, bis die Arme schmerzen. Eigentlich will ich mich auf keinen Kräftekampf mit meinem Hund einlassen, aber doch passiert es irgendwie. Ich war nach unseren Trainingseinheiten oft wirklich körperlich und psychisch total erschöpft.


    Dabei ist Gio ein unglaublich liebenswürdiger und gutmütiger Bursche, der zuhause für alles zu begeistern ist. Und wenn wir draußen unterwegs sind und es gerade etwas besser läuft, ist es auch gar nicht so schwer, seine Aufmerksamkeit zu bekommen und er freut sich ja, wenn man mit ihm was macht, übt oder spielt.

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