Zu viel erwartet und zu wenig erklärt

  • Hallo zusammen :winken:


    Ich möchte mir einfach mal ein bisschen was von der Seele schreiben. Und Vielleicht hat jemand neue Perspektiven oder ein paar total einleuchtende Ansätze, die ich selbst einfach nicht sehe.


    Unser kleine Yorkshire/Chihuahua Welpe ist inzwischen 10 Monate alt. Das Thema Hund war kein Neuland, das Thema winzig kleiner Welpe war es schon.
    Als er noch ganz klein war habe ich hier hin und wieder mal nach Rat gefragt, aber maßlos überfordert war ich trotzdem. Und ihn habe ich gleich mitüberfordert.
    Mein erster Hund kam (wie meine Mama immer sagt) Second Hand. Er war 1 1/2 Jahre alt und konnte viele Dinge einfach schon. Mein erster eigener Hund zog im Alter von etwa 7 Monaten ein. Sie ist clever und hat viel einfach schnell verstanden gehabt. Es gibt Dinge die will sie auf den Tod nicht lernen (sowas wie gib Pfötchen), aber Alltagssachen sitzen. Und mit dem Rest kann ich leben.
    Und dann kam Louie, dieses kleine Ding, dass es sich zur Hauptaufgabe gemacht hat, mich zur Weißglut zu treiben xD (Das kann er heute auch noch gut) Und ich dummer Mensch, der bei vielen Dinge dachte „das ist doch ganz logisch!“
    Naja, war es eben nicht. Stubenreinheit war ein Fass ohne Boden und ich dachte, dass ich für den Rest meines Lebens im 2 Stundentakt Gassi gehe und trotzdem wische. Aber es wurde besser. Inzwischen packt er seine 4-5 Stunden und Unfälle sind selten.
    Genauso dachte ich „warum weiß er nicht was nein bedeutet“ oder „komm her“. Ja ich weiß, dummer Mensch.
    Er hatte trotz allem ein bisschen gelernt und dann rund 60% von dem bisschen wieder vergessen. Ich denke der Hauptgrund war, das mein Partner 2 Monate weg war. Das hat uns arg zurückgeworfen. Naja nun stehe ich jedenfalls hier und stelle fest, dass ich vielleicht noch einmal ganz von vorn anfangen sollte. Ich merke in letzter Zeit einfach, das Basics nicht sitzen. „Geh in dein Körbchen.“ „was ist ein Körbchen? Kann ich das essen?“
    Und zur vollendeten Verwirrung meines Hundes herrscht hier eine absolute Fehlkommunikation. Hauptsächlich von meinem Mann, aber ich bin auch nicht unschuldig. Sachen wie: das leckerlie ist eben mal das Leckerlie, aber auch mal das L oder auch mal „willst du was feines“. „Warte“ und „Bleib“ anstatt sich auf eines festzulegen. Und so geht es gerade weiter. Inzwischen habe ich das Gefühl, dass er ahnt was einzelne Befehle bedeuten und hin und wieder funktioniert es auch, aber von wissen kann keine Rede sein. „Willst du mitkommen?“ und „willst du was feines?“... er freut sich, na klar, wir klingen ja auch begeistert. Aber was es heißt? Ich könnte auch sagen „willst du in die Kreissäge springen?“
    Also alles auf 0. wir fangen jetzt wieder mit einem Abbruchwort an und arbeiten wieder an dem Abbruf. Wenn das sitzt geht es weiter.


    Was würdet ihr sagen, was so als die absoluten Basics sitzen müssen? Und habt ihr einfache Strategien parat um es zu üben?
    Wichtig wäre mir noch, dass er lernt nichts vom Boden aufzusaugen, bin da in der Umsetzung nach ein wenig planlos. Ihn mit Lärm erschrecken, wenn er auf das deponierte Leckerli will erscheint mir nicht als ratsam (so wurde es uns in der Hundeschule beigebracht, in der wir inzwischen nicht mehr sind, da man nicht in die Leine hängen auch am besten beibringt, wenn man dem Hund bei jedem ziehen einen Ruck gibt :headbash: )


    Also, habt ihr Anregungen, Kritik, Fragen oder Wünsche?
    Achja, auch Danke fürs zuhören :smile:

  • Hehehe, die Viecher sind schon herrlich :D was wören wir ohne unsere Sargnägel... :D

    Was würdet ihr sagen, was so als die absoluten Basics sitzen müssen?

    Gar nichts.
    Es zählt nur was für DICH wichtig ist.
    Mein Schatz wünscht sich immer
    - anständig an der Leine laufen
    - keine Tötungsabsichten wenn ein anderer Hund kommt
    - Rückruf sollte klappen


    Was ist denn für DICH wichtig?


    Und habt ihr einfache Strategien parat um es zu üben?

    Wenn Du uns wissen lässt, was für Dich wichtig ist, finden wir bestimmt ein paar passende Methoden.
    Schau Dir doch mal den Youtubekanal von kikopup an.
    Ist unterhaltsam und sehr informativ :bindafür:


    Wichtig wäre mir noch, dass er lernt nichts vom Boden aufzusaugen, bin da in der Umsetzung nach ein wenig planlos.

    Da gibt's ein wundervolles Buch, das heisst Anti-Giftköder-Training von Sonja Meiburg.
    ISBN 978-3-8404-2518-9
    Kann ich Dir von Herzen empfehlen, ist gut beschrieben und ohne Dir falsche Hoffnungen zu machen, das ist nämlich Arbeit, Arbeit, Arbeit und noch mehr Arbeit. Wo wir wieder beim üben wären :smile:

  • Sowas fällt mir immer eher in Alltagssituationen auf :D


    Auf anhieb ist es auch das an der Leine laufen. Das mit dem Zug funktioniert gut, wir benutzen eine 2 Meter Leine. Aber er läuft gern querfeldein. Mit 2 Hunden ist das schon manchmal ein ziemliches gewurschtel.


    Tötungsabsichten hat er zum Glück nicht xD Aber alles was fremd ist wird erstmal angebellt. Ich habe das Gefühl, dass da Angst mitschwingt. Er ist vor Panik vor dem 700g schweren Nachbarswelpen sogar gegen die Couch gesprungen :???: Als Welpe war er absolut mutig. Und von heute auf morgen ist es einfach umgeschwungen, ohne ersichtbaren Grund. Er hatte nie eine schlechte Hunde Begegnung. Genauso wird jeder Mensch angebellt.


    Das wären die beiden Punkte die mir gerade einfallen.
    Aber für Tipps beim Abruftraining wäre ich auch dankbar :D


    Das Buch und den Kanal gucke ich mir auf jeden Fall mal an. Danke :bindafür:

  • Ich finde, Du hast Dich gut selbst hinterfragt und Du weißt die Antwort schon.


    Für mich liest es sich; da hat sich jemand viel mit seinem Hund vorgenommen und letztendlich scheiderte es doch ein bisschen am Durchhaltevermögen. Fazit: Dein Hund hat gelernt, dass er nicht immer alles verstehen braucht und er kam damit gelegentlich durch. Rt hat nicht vergessen, sondern gelernt, dass er "vergessen" darf und "nicht ausführen" braucht!


    Du hast Recht, wenn Du denkst, dass Du wieder ganz von Vorne anfangen musst. Nur, diesmal wirklich konsequent bleiben und auf die Ausführung Deiner Worte bestehen.

  • Als Welpe war er absolut mutig. Und von heute auf morgen ist es einfach umgeschwungen, ohne ersichtbaren Grund.

    Welpen gehen neugierig an eine Sache ran. Mut ist es nicht - Neugierde!


    Dass er verschiedenes Verbellt, ist der Unsicherheit geschuldet. Er weiß einfach nicht, was er in so einer Situation machen soll.

  • Wegem Chaos an der Leine: Du kannst den Hunden beibringen, nebeneinander zu gehen oder einer links und einer rechts.
    Das wird genau wie leinegehen ganz langsam und füüürchterlich konsequent aufgebaut. Schrittchenweise :smile:


    Dann musst Du Deinen Hund schützen, zeigen und beweisen dass DU Dich kümmerst. Keiner kommt an Deinen Hund ran, keiner kommt an Dir vorbei. Dein Hund wird nie einer Situation ausgesetzt :smile:
    Ich denke das machst Du eh schon, da musste einfach dranbleiben.
    Und halt auch einzeln üben :smile:


    Wegen den verschiedenen Kommandos: das ist komplett egal.
    Lass Deinen Partner machen was er will, die Hunde wissen schon, wer wer ist :smile:
    Meiner denkt auch, er versaue mir jedes Kommando :D aber nein, bei ihm gehorchen sie einfach nicht - oder fragen erst mal bei mir nach :lol:
    Mach Dein Ding, zieh es durch und kümmer Dich nicht was er tut. Die Hunde kommen damit klar, wenn Du es auch tust.

  • Hiho :-)


    Wie schon beschrieben musst du entscheiden, was für dich wichtig ist.
    Bei uns:
    Komm (Naja, ok, eigentlich brauche ich das nicht wirklich wegen "Warte" und "Hier lang")
    Warte (Beudetet: Bleib wo du bist. Egal, ob du sitzt, stehst, liegst, oder handstand machst. Sie darf auch zwischen diesen Dingen wechseln, Hauptsache sie bleibt an Ort und Stelle).
    Nein


    Ich glaube, mit den drei Sachen sind die Dinge die wir wirklich brauchen gut abgedeckt.
    Ordentlich an der Leine laufen ist nett. Genau wie "Ran" (Ein eher lockeres "Fuß), "Hier lang" und "weiter".
    Andere Hunde nicht fressen, oder menschen auf der Straße ignorieren ist Pflicht, aber eben kein Kommando.


    Was mir auffällt ist, dass ihr scheinbar oft in ganzen Sätzen mit den Hunden sprecht. Verabschiede dich davon, dass dein Hund das peilen könnte. Wenn er reagiert, dann eher auf deinen Tonfall, oder weil er die Situation deutet. Kommandos sollten im besten Fall nicht mehr als zwei Silben haben, damit der Hund sie gut "verstehen" kann.

  • Für mich ist das Kinntarget noch wichtig. Sprich, Hund legt sein Kinn auf meine Hand und hält ruhig. Ist ganz gut, wenn ich seine Augen putzen muss oder an seinem Fell rum werkel. Für den Tierarzt ist es auch von Vorteil, wenn er das kennt und dort ruhig hält. Ich hab erst gestern bei YouTube nach einem Video gesucht, weil ich das Kinntarget selber aufbauen möchte. Hab das hier ganz gut gefunden:

    [Externes Medium: https://youtu.be/0Ylvj5AO6Hs]
  • Aber was es heißt? Ich könnte auch sagen „willst du in die Kreissäge springen?“

    Kreissäge wäre doch auch mal ein schönes Kommando und würde Dir unterwegs auch viel Aufmerksamkeit bescheren. xD


    Ich glaube Basics sind echt für jeden was Anderes. Und dann auch noch zusätzlich je nach Hund durchaus verschieden.


    Bei Tim (6kg) ist mir Leinenführigkeit nur bedingt wichtig. Zumal ich da etwas resigniert habe, weil mein Mann die eh immer auf Null zurückstellt. Bei meinem Großen ist die mir definitiv sehr wichtig. 63cm, zwar nur knapp 23kg, aber Sprungfedern aus Stahl in den Hinterbeinen.


    Bei mir gehören zu den absoluten Basics beispielsweise die Bereiche Fellpflege. Ich finde es ganz ganz ganz furchtbar, wenn sich ein Hund der zwingend viel Fellpflege benötigt sich dies nur mit Druck oder unter Zwang gefallen lässt. Ich lege sehr viel Wert darauf, dass meine Hunde Spaß beim ganzen Bereich Fellpflege haben und dabei tiefenentspannt sind. Für andere ist dieser Bereich hingegen nebensächlich.


    Wie geschrieben, Du musst für Dich überlegen, was für Dich wichtig ist. Und ja, Konsequenz ist das A und O.

  • Danke für eure Antworten :smile:


    Wir haben nun wieder angefangen den Abruf und das Abbruchsignal zu üben. Ich muss sagen, dass man merkt, dass er es schon mal konnte. Nach ein paar mal üben macht er wieder richtig gut mit. Jetzt heißt es festigen.
    Dabei ist mir noch eine Frage in den Sinn gekommen.
    Wenn ich ihn abrufe kommt er angeschossen wie ein Pfeil, ich mache Party und lobe ihn und dann gibt es noch eines von den guten Leckerlies. Aber wann kann ich das Programm zurückfahren. Ich habe das Gefühl, dass das das war, was uns das Genick gebrochen hat.
    Er ist eher der Typ Hund, der nichts aus Wunsch zu gefallen machen (also nicht diesen typische Will-to-please hat, von dem ich schon öfter mal gelesen habe), sondern es muss sich für ihn lohnen. Kann ich dann jemals aufhören ihn so überschwänglich zu loben?


    Und eine andere Frage habe ich auch noch:
    Ich möchte ihn Stück für Stück an neue Geräusche gewöhnen. Da gibt es ja verschiedene CD‘s. Wenn er dann auf die Geräusche anspringt, wie beruhige ich ihn? Wenn ich ruhig auf ihn einrede bestärke ich ihn dann in seinem bellen?
    In alltagssituationen, die bellen hervorrufen würden, lenke ich ihn schon vorher ab (zum Beispiel bei einem Fahrrad) und das klappt gut. Nur bei der Sache bin ich eher unsicher.


    Auslöser war am Wochenende unsere Nachbarin, die auf dem Balkon Wäsche aufgehangen hatte und der Reißverschluss von einer Jacke hat immer wieder geklimpert. Darauf hat er immer wieder reagiert. Ruhig auf ihn einreden brachte langfristig nicht den gewünschten Erfolg, er fing immer wieder an mit bellen.


    Ich wäre für Vorschläge und Hilfe offen :smile:

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