Hund lässt fast nichts an sich machen

  • Hallo zusammen,
    ich habe heute folgendes Problem: Der Hund meiner Schwiegermutter ( Tibet Terrier, 5 Jahre alt, männlich) läßt kaum irgendetwas an sich machen. Krallen schneiden, Haare kürzen etc. kann nur beim Tierarzt unter Narkose gemacht werden. Dazu läßt man natürlich gleich mehrere "Baustellen" zusammen kommen, wie Analdrüse entleeren lassen und momentan, das schlimmere Problem, entzündetes Ohr. Dazu bekommt er vor der Untersuchung einen Maulkorb aus Nylon um. In der Praxis dann wird er echt zum Werwolf. Er kämpft wie verrückt :barbar: , will sich nicht fassen lassen, versucht natürlich trotz Maulschutz zu schnappen (was ihm natürlich dann nicht gelingt.) Er windet sich und schreit wie verrückt, weil er eben nicht will. Der Tierarzt ist wirklich ein Mann von großer Geduld und läßt sich nicht so schnell beirren von dem Verhalten des Hundes, aber wenn er an das Ohr zum Spülen oder nur zum Nachsehen will, ist der Teufel los. Da kann man den 15 kg-Hund kaum noch zu Dritt bändigen, der wird dann wie ein "Gummibär". Das selbe Theater passiert aber auch, wie schon erwähnt, beim Krallen schneiden, Haare an den Pfoten. Auch bei ihm zu Hause macht er was er will. Wenn Frauchen mal ausser der Reihe mit ihm raus will, dann flitzt er unter die Gartenbank und läßt sich dort nicht rausholen. Versucht man es, dann schnappt er oder flitzt irgendwo hin, wo er sich sicher fühlt. Er war bereits in einer Hundeschule mit mäßigem Erfolg und sogar eine Hundetrainerin kam zu ihm nach Hause, was aber auch nicht sehr viel brachte. Wenn man zu Besuch kommt, dann springt er an einem hoch, was wir natürlich abwehren und ist dann äußerst stürmisch unserem kleinen Hund gegenüber (Pekinese). Unser Hund aber gibt ihm dann lautstark zu verstehen, was er davon hält und das akzeptiert er dann auch. Ich habe so das Gefühl, das unser kleiner Hund der einzige ist, vor dem Balu (Tibet Terrier) Respekt hat.
    Habt Ihr irgendeine Idee wie man Balu habhafter werden kann? Wir sind um jeden Rat sehr dankbar. :gott:

  • Um dir einen Rat geben zu können, hätte ich gern noch weitere Infos über den Hund:
    Wo kommt er her? Hat deine Schwiegermutter ihn schon als Welpen bekommen?
    Ist er generell ein Angsthund?
    Wie sind die Beziehungen zu seinen Menschen bzw. zu Menschen insgesamt?
    Wie reagiert er auf Berührungen?
    Bestehen die genannten Schwierigkeiten schon seit 5 Jahren? Gab es Schwankungen?


    Und: Willkommen im Forum! :winken:

  • Hat sich jemand bemüht ihm die Dinge wie Krallen schneiden etc. ganz kleinschrittig beizubringen?


    Mich erinnert das an meinen Hund mit den Augentropfen. Total harmlos, aber es war ein riesen Drama, ich wollte ihn dann festhalten (hatte diesen „tollen“ Tipp im Internet gelesen). Er wehrte sich total und hechelte, weshalb ich abbrach.


    Dann brachte ich es ihm ganz kleinschrittig bei. Still liegen, Kopf nicht wegdrehen, Tropfen nur übers Auge halten aber nicht tropfen und irgendwann dann auch tropfen. Er hat bis heute überhaupt keine Probleme mehr mit Augentropfen und bleibt still im Sitz ohne den Kopf wegzudrehen.


    Daher meine Frage, ob man es dem Hund kleinschrittig beigebracht hat oder erwartet man einfach, dass er es kann?

  • Da sind ein paar Sachen etwas schief :smile:


    Am Hund rummachen kann man üben mit Medical Training und einer Methode die ich bin bereit heisst.


    Es gibt viele Gründe warum ein Hund tut was er tut.
    Nicht erzogen, Schmerzen, beides...
    Müsstest halt mehr erzählen :smile:

  • Oje. Dem Hund wurden wichtige Dinge nicht beigebracht, die zur seiner Gesunderhaltung zwingend notwendig sind. Da ist es logisch, dass er bei Schmerzen um sein Leben kämpft.


    Welche Trainingswege wurden denn mit den Trainern erarbeitet? Ich denke mal, dass da ein Training zum Handling bzw. ein sogenanntes Medical Training ganz weit vorne auf der Aufgabenliste steht.


    Was davon haben denn die Besitzer wie umgesetzt?

  • Erstmal herzlichen Dank für Eure Antworten!


    @37mara73
    Zu Deinen Fragen: Der Hund kommt aus der Hobbyzucht meiner Schwägerin und meine Schwiegermutter hat ihn bereits als Welpen bei sich. Ich bin mir niht sicher ob er ein Angsthund ist, denn wenn er bei uns ist rauscht er mit unserem Hund durch den Garten, ist interessiert an vorbeifahrenen Radfahreren oder Fussgängern, jagt hinter Vögel und Katzen her (erwischt sie aber Gott sei Dank nicht) und ist auch aufgeschlossen, wenn anderer Besuch dazu kommt, nur eben auf wilde, ungestüme Art. Er wohnt nur mit meiner Schwiegermutter zusammen, die ihn für mein Empfinden nicht im Griff hat und er auch die Hosen an hat. Man darf aber auch nicht vergessen, das meine Schwiegermutter bereits 76 Jahre alt ist und gerne bei Balu kleinbei gibt. Er läßt sich auch anfassen, aber nur wenn er es will, ansonsten dreht er sich fix weg und rennt wohin, weil ihn jetzt was anderes interessiert. Auf gut deutsch, er kann keine 3 Minuten still sitzen und mal entspannen. Die Schwierigkeiten haben sich nach und nach formiert, aber er war bereits als jüngerer Hund schon immer etwas speziell, also ein Dickkopf.


    @'Feyra478
    Das mit den Krallen schneiden wurde echt in kleinsten Schritten versucht, auch das schneiden der Haare um die Pfoten. Damals, als mein Schwiegervater noch lebte, hatten meine Schwiegereltern es immer in aller Ruhe und mit Pausen versucht. Aber sofern Balu nur das Geräusch der Schere beim Schneiden hörte, fing er an zu schnappen und war fix weg. Schnuppern an der Schere, Belohnungen für einen Schnipp Haare weg...alles kein Erfolg. Er wollte einfach nicht. Und wie schon oben erwähnt, er bleibt auch keine paar Minuten liegen zum Entspannen, das man in Ruhe kraulen könnte. Er bleibt einfach nicht sitzen, ist wie unter Strom und sieht hinter jedem Busch einen Räuber.
    Auch beim Tierarzt gab es die selben Probleme. Der Tierarzt hat sich in Augenhöhe des Hundes begeben, hat sich zu ihm auf den Boden gesetzt, er hat den Maulkorb abgemacht, hat ruhig geredet...Fehlanzeige...Balu knallt durch!


    @'flying-paws
    Da hast Du sicherlich Recht, aber er "kämpft" ja nicht nur bei Schmerzen ums Überleben, da könnte man es ja noch verstehen. Aber er ist wie ein Macho. Er sagt wo es lang geht, er bestimmt die Richtung, wenn er nicht will, dann will er auch nicht. Meine Schwiegermutter ist schon fast eingeschüchtert von dessen Verhalten und hat schon Angst mit ihm irgendwo hinzufahren oder zu gehen, weil sie sich mit diesem Dickkopf blamieren könnte. Denn er gehorcht ums "verrecken" nicht! Nein er beisst nicht, aber wenn er sich wohin "flüchtet" und man will ihn dort raus haben, dann kann es passieren das er schnappt und zack, weg ist er. Welche Trainingseinheiten damals erarbeitet wurden weis ich nicht, da waren wir nie dabei. Ich weis nur das er wie irre durch die ganze Hundemanschaft raste und ein totaler Unruhestifter war. Und immer wenn er dorthin musste, hatte er vor lauter Aufregung Durchfall...hauptsächlich in der Hundeschule. Meine Schwiegermutter hat die Schule mit ihm durchgezogen (ihre Nerven waren echt am Ende)...Erfolg? Null!

  • Ich würde nie auf die Idee kommen mit so einem Hund in einen Gruppenkurs zu gehen. Was soll das bringen? Der Hund ist so überfordert, dass er krank wird! Und, was soll das bezüglich dem Training für Körperpflege bringen, wenn da einer Sitz und Platz mit übt (vermute ich jetzt mal, dass die da so was gemacht haben). Das geht ja völlig an dem Problem vorbei.


    Der Hund ist kein Arschloch. Der ist der Spiegel der Menschen, mit denen er zu tun hat. Wenn er sich versteckt und mit Zähnen zur Wehr setzen muss, dann hat er kein Vertrauen. Er ist in größter Not. Der Fehler liegt hier zu 100% bei den Menschen und zu 0% beim Hund. Das muss erst mal in all Eure Köpfe!


    Wenn Du wirklich was Vernünftiges für den Hund tun willst, dann such Dir einen Trainer, der mit moderenen Methoden arbeitet, der nach Hause kommt und dort die Trainingsschritte mit Dir und/oder der Schwiegermutter herausarbeitet, so dass sie in erster Linie für Euch Menschen auch zu leisten sind. Denn ich habe ziemlich stark das Gefühl, dass hier sehr kleinschrittig gearbeitet werden muss, weil die Erfahrung mit Training komplett fehlt. Das ist nicht schlimm, wenn man sich dessen bewusst ist und sich entsprechend anleiten lässt.


    Allerdings darf hier nicht weiter geschlafen werden, weil der gesundheitliche Zustand des Hundes davon abhängt. Und der Hund ist wegen des miesen Trainings im Augenblick zum Beispiel nicht behandelbar. Das geht gar nicht!

  • Da hast Du sicherlich Recht, aber er "kämpft" ja nicht nur bei Schmerzen ums Überleben, da könnte man es ja noch verstehen. Aber er ist wie ein Macho. Er sagt wo es lang geht, er bestimmt die Richtung, wenn er nicht will, dann will er auch nicht.

    Er hats halt nie gelernt.


    Versuch mal, das Ganze aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten - er will/kann nicht die Kontrolle über die Situation verlieren.


    Mein Lieblingsbeispiel: Ich im Kopf-MRT. Dezent klaustrophobisch, wie ich bin, halte ich das nur aus, wenn die MAs dort mir zeigen, wie ich das Gestell um den Kopp im Fall X selbst öffnen kann, wenn sie mir dazu versprechen, dass immer einer da ist, der mich hört und wenn sie ab und an so kleine Marker geben wie "Runde 2 fängt an, dauert 6 Minuten, dann kommen noch 2 Runden, dann haben wir fertig".


    Ohne das - kann ich das nicht.
    Es ist dadurch an der Situation NICHTS anders - aber ich habe das Gefühl, die Kontrolle zu behalten. Das macht für mich in dem Moment einen himmelweiten Unterschied.



    Und so funktioniert auch ein Unterzweig des Medical-Trainings, das s. g. IBB-Training (= ich bin bereit), in dem der Hund durch kleine Übungesschritte geführt wird, bei denen er jederzeit "Stopp" sagen darf. Und dieses Stopp wird dann auch beachtet.


    Hast Du Dich mit Medical Training und Co schon mal beschäftigt?


    LG, Chris

  • Wenn die Besitzerin ihr Verhalten dem Hund gegenüber nicht verändert was m.E. nur mit Hilfe eines Trainers in den eigenen 4 Wänden möglich ist, wird der Hund sein Verhalten nicht ändern können.
    Ist halt die Frage, ob die Frau mit ihren 76 Jahren dazu gewillt ist, ob sie das überhaupt noch kann und wie geschickt und konsequent sie dabei ist.
    Ab einem gewissen Alter ist halt manches nicht mehr so einfach und ich denke, dass der Hund sich deshalb auch so benimmt.

  • @'flying-paws
    Niemand von uns hat je behauptet oder gesagt das Balu ein A.loch ist! Und das der Fehler nicht bei ihm liegt, sondern am Frauchen steht ausser Frage. Und deswegen suche ich nach Hilfe für beide. Es ist nicht unser Hund, aber ich mache mir Sorgen um beide und suche jetzt einen Weg. Zuvor ging es aus familiären Gründen nicht. Soviel dazu! Und glaube geschlafen hat hier niemand, wir sind von Pontius zu Pilatus mit dem Hund gelaufen, aber auch die angeblich "besten" Hundetrainer hier haben dann kleinbei gegeben. Und das meine Schwiegermutter trotz nur noch sehr dünnem Nervenkostüm daran arbeiten muss, steht fest. Aber wir können nicht tagtäglich dabei sein, da wir nicht gleich um die Ecke wohnen.
    Trotzdem Danke für Deine Ratschläge.


    @'Chris2406
    Medical Training hört sich sehr gut an. Jetzt muss man nur zusehen, das man hier in der Gegend jemanden findet, der das auch professionell anbietet und/oder unterstützt. Ich mache mich darüber mal schlau, danke dafür.

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