Hundeerziehung: Führung, Dominanz oder Laisser-faire... eure Meinung interessiert mich! :)

  • Ich bin in meiner Hundeanfängerzeit das erste mal zu einem Trainer gegangen, als es Probleme gab, die ich nicht in den Griff bekommen habe. Das war damals die Leinenführigkeit.
    Das zweit Mal das ich bei Trainern war, war als ich den ersten echten Problemhund „übernommen“ habe.
    Das war auch die Zeit, in der ich angefangen habe mich viel intensiver mit dem Gesamtthema Hund zu befassen und auch sehr viel über mich selber gelernt habe. Gelernt habe ich zudem: Trainer sind auch nur normale Menschen, zuviel Wissen schadet unter Umständen mehr als das es nuzt und meine Regel Nr. 1 „ignoriere nie dein Bauchgefühl.“
    Mein Fazit seit Hund Nr. 4. :Trainer kommen mir nicht mehr an den Hund, ich bleibe mir treu und benutze Hirn und Herz. Für mich passt das am besten und mein Hund ist genau so wie er sein soll.

  • Doch, das tun viele. Sobald vorne einer steht und einen kompetenten Eindruck erweckt schalten viele Leute, gerade neue Hundebesitzer ihr Hirn aus.


    Ich habe in zwei Vereinen als Trainer assistiert, es ist unglaublich dass die teilweise wirklich alles glauben was man ihnen erzählt.


    Wenige von diesen Leuten vertrauen auf ihr Bauchgefühl. Ich habe mir damals als neu Hund Besitzerin so ziemlich alles angeguckt, allerdings meistens ohne Hund. Auch mit Hund habe ich meinen Stiefel durchgezogen und Sachen bei denen ich ein blödes Gefühl hatte nicht gemacht.


    Ich habe alles gelesen, von animal learn über Baumann bis Martin Rütter, nur den hundequäler aus Amerika habe ich ausgelassen und den der mit Schläuchen wirft, sowas war für mich eh nie eine Alternative.
    Den mit dem Blechnapf fand ich eigentlich auch ganz gut, aber der hatte sich dann mit dem Video auch erledigt.


    Irgendwann habe ich beschlossen dass ich das nach Gefühl mache und nicht nach irgendeiner bestimmten Methode, das hätte mich viel zu sehr eingeengt.


    Ich glaube damit fahre ich ganz gut, ich habe zwei komplett unterschiedliche Hunde und beide sind alltagstauglich.

  • Hi, ich kann es mir auch gut vorstellen. Weil einfach noch so viel Unfug und Halbwissen in den Köpfen ist - und so viele unterschiedliche Theorien unterwegs sind - dass ein unerfahrener Hundehalter da schon sehr verunsichert werden kann. Beispiel:


    Mein 12jaehriger Gassigaenger (Opa läuft mit) kam gestern zu Besuch und erzählte mir was von Alpha- und Omega-Woelfen und entsprechend Alpha- und Omega-Hunden. Sie hatten eine Exkursion in den Tierpark gemacht und das dann im Biologieunterricht so aufgearbeitet.


    Ich habe erstmal geschluckt und dann von den neueren Erkenntnissen aus der Verhaltensforschung berichtet. Ist aber natürlich viel komplexer - und in der Bioarbeit kann er damit nicht punkten.


    Deshalb sind gute Trainer meiner Ansicht nach weiterhin notwendig.

  • Ich arbeite ja auch in einem Verein als Trainerin.


    Ich zeig den Leuten das viele Wege zum Ziel führen, zwinge niemanden meine Meinung auf und helfe ihnen auf Ihrem Weg.


    ABER!!


    Es gibt schon sooo viele Leute die sich wirklich NICHTS sagen lassen. Die haben Teilweise ansichten bzw. vorstellungen die absolut weit weg von der Realität sind.
    Das ist dann ziemlich schwer wenn man ihnen etwas erklären/zeigen will.
    Sie haben dort und da dies und das gelesen und wissen jetzt ganz genau was läuft. Das diese Wege aber oft bei ihren Hunden nicht funktionieren ist nebensächlich,.... :fear:


    Jeder empfindet sich als Hundeexperte, und wie viel das wir haben die ihren ersten Hund haben, dieser vl. grad mal ein Jahr ist und sich erkundigen wie das funktioniert wenn man eine Hundeschule eröffnen möchte :shocked:


    Ich frag mich dann oft warum diese Leute dann überhaupt in eine Hundeschule kommen, wenn sie bereits aus büchern "alles" wissen und sich sooo gut auskennen.

  • Da würde ich auch einen Unterschied machen zwischen Verein und gewerblicher Hundeschule. Im Verein stehen Ehrenamtliche, die genauso ihren Beitrag zahlen wie die ratsuchenden Mitglieder. Während gerade die großen "Richtungen" in der Hundeschulwelt damit ihr Geld verdienen. Dort geht es dann auch um Dinge wie Kundenbindung, aber ebenso halt Verdienst. Während ich mir im Verein aussuchen kann, wie viel von meiner Freizeit ich dort investieren will. Wer von den Leuten in der Gruppe was mitnehmen will, gerne. Wer nicht, sein Problem. Zumindest, so lange sie mir nicht die Gruppe sprengen.


    Insgesamt sind das aber wohl die zwei Seiten der Medallie. Auf der einen Seite wird überall - wie auch hier im Thema - empfohlen, vor allem sein eigenes Ding durchzuziehen und nicht auf den Trainer zu hören. Was, wie man an vielen Berichten erkennen kann, auch durchaus seine Berechtigung hat. Das bringt aber auf der anderen Seite oft mit sich, dass auch wirklich gute Trainingsvorschläge in den Wind geschossen werden, weil es gerade nicht dem entspricht was der Hundehalter hören möchte. Und zwischen diesen beiden Aspekten jeweils die richtige Entscheidung zu treffen ist gar nicht so einfach, gerade auch für Anfänger. Denn wie will man auf einem Gebiet, auf dem man noch kaum Erfahrungen hat, die Kompetenz des Gegenübers einschätzen? (Schaffe ich in der Autowerkstatt auch nicht...)

  • Ich hatte vier Trainer durch bis ich den passenden gefunden habe.
    Bei denen hatte ich jeweils nur einen Termin bzw. mit einer gar keinen, weil die schon in der Mail so viel Schwachsinn verzapft hat, dass ich mir das gespart habe.
    Ich hatte damals zwar wenig Ahnung, aber ich wollte meinen Hund weder CM-mäßig malträtieren, noch wollte ich, dass sie hinter mir läuft, dass sie "da durch muss" oder dass sie erstmal perfektes Fußlaufen lernt, bevor wir an ihrer Angst arbeiten können. Einfach nein :ugly:
    Trotzdem habe ich anfangs viel Mist gebaut und viel zu viel über Druck gearbeitet (Ich hatte vor Finya lange ein Pflegepferd, dessen Besitzerin nach Pat Parelli gearbeitet hat. Da geht es vor allem darum, dass das Pferd lernt dem vom Menschen aufgebauten Druck zu weichen), was mir Finya letztlich mit völliger Ignoranz "gedankt" hat.


    Dann bin ich bei einer Trainerin von Trainieren statt dominieren gelandet und habe ein halbes Jahr mit ihr trainiert. Finya und ich haben dort sehr viele Fortschritte gemacht. Wir haben viel zusammen mit ihren eigenen Hunden trainiert und ich mochte es, wie sie mit ihren Hunden umgeht - respektvoll, höflich, immer freundlich, niemals übertrieben streng oder auf völligen Gehorsam fixiert, kameradschaftlich. Genau das wollte ich auch. Diese Trainerin hat mir die Werkzeuge in die Hand gegeben und mich daraus bauen lassen, was ich für Finya gebraucht habe.


    Ich habe mit Finya danach lange Zeit nur positiv gearbeitet bis ich beim Jagen anstand, da kamen wir einfach nicht vom Fleck, bis ich sie im Affekt gemaßregelt habe. Das habe ich dann als Abbruch für sie übernommen und ab da haben wir dann auch beim Jagdthema riesige Fortschritte gemacht.


    Für Frodo musste ich halt wieder sehr viel Neues lernen, da bin ich mit dem Wissen, was ich mir für Finya angeeignet habe, einfach angestanden. Da war ich dann bei einer ähnlich arbeitenden Trainerin, die ich aus der Hundeschule kannte, in der ich mit Finya ein paar Jahre zum Trailen war. Die hat mir auch einige Kniffe gezeigt, woraus ich mir dann selbst was gebastelt habe.


    Ich hasse es, wenn mir jemand sagt, ich müsse dieses oder jenes auf genau diese Art und Weise machen. Da schalte ich komplett auf Durchzug (selbst bei der BH musste ich mich arg zwingen, mich da so herumkommandieren zu lassen |) ), deshalb schätze ich Trainer, die Tipps und Ideen geben, einen dann aber selbst dran arbeiten lassen und nur ab und an drüber schauen und weiter helfen. Ich probiere gerne aus, was funktioniert und was nicht und merke dann ja an den Hunden, ob etwas sinnvoll ist bzw. ob ich damit klar komme.


    Inzwischen gehe ich mit meinen Hunden längst so um, wie ich das damals bei der Trainerin gesehen habe. Ich bin ihr dankbar, dass sie mir diesen Weg gezeigt hat, auch wenn ich dafür lange zu hören bekommen habe, ich würde meine Hunde verweichlichen, mit Leckerli vollstopfen (ja, sie bekommen einfach so Kekse, wenn sie mich drum bitten) und sowieso dürften sie tun, was sie wollen (wenn man keine Ahnung hat...).
    Einziger Unterschied ist, dass ich inzwischen, wenn notwendig auch maßregle. Je nach Hund körperlich/körpersprachlich oder verbal, wenn ich dadurch für den Hund und mich stressfreier ans Ziel komme. Das nutze ich so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig.



    Hätte ich damals gleich einen Hund bekommen, der auf die Druckschiene reagiert hätte, wäre ich vielleicht dabei geblieben, vielleicht aber auch nicht. Wer weiß das schon :ka:

  • Das ist bei mir genau andersrum. Ella ist meine erste Huendin und ich finde sie unglaublich dickkoepfig


    die Jungs freuen sich total wenn sie etwas richtog gemacht haben, Ella ist das schnurzpiepe

  • Das ist bei mir genau andersrum. Ella ist meine erste Huendin und ich finde sie unglaublich dickkoepfig
    die Jungs freuen sich total wenn sie etwas richtog gemacht haben, Ella ist das schnurzpiepe

    Ui irgendwie ist da, zumindest was Finya angeht, etwas falsch angekommen.


    Finya ist in Sachen Erziehung keineswegs einfach gewesen. Sie lernt extrem langsam, braucht 100 000 Wiederholungen, hinterfragt alles, tut nichts, was keinen Sinn macht, hält Schäferhunde (und wahrscheinlich auch Frodo) für Vollidioten, weil sie immer 150% für ihren Menschen geben, obwohl das die meiste Zeit über völlig unnötig verbrauchte Energie ist.
    ABER sie weiß halt wie der Hase läuft. Sie ist weise und kennt das Leben einfach. Die erschüttert so schnell nichts.


    Frodos Erziehung war ein Spaziergang dagegen. Der lernt neue Dinge im Schlaf oder auch in einer Millisekunde, je nachdem was es ist. Er hinterfragt gar nichts und lechzt nach meiner Anerkennung.
    Aber er ist halt reizoffen und kann nicht filtern, deshalb braucht er im Alltag immerzu meine Hilfe, deshalb hat er tausend Regeln, nicht weil er schwer erziehbar ist.


    Für mich sind Führung brauchen und Erziehung nicht das gleiche. Es hängt zusammen und ergänzt sich, aber mehr auch nicht.

  • Je mehr Hunde ich habe und gehabt habe (insges. 6 bis jetzt), umso individueller seh ich das ganze Thema Erziehung. Natürlich hängt es zu 50% an mir, ich bin selbst eher der dominante Typ charakterlich und manche Dinge müssen bei mir eben klappen und aus. Also gibt es hier auch selbstverständlich Abbrüche auch mal in schrofferer Form (verbal). Aber: ich hab auch immer die Taschen voller Leckerlis und sie sind die erste Wahl. Damit bin ich auch sehr großzügig, auch mal nur so.


    Die 50%, die am Hund hängen, machen die Sache dann so individuell. Während meine Hündinnen im Alltag wirklich totale Selbstläufer sind, einfach nur brav und unkompliziert und darauf bedacht, meine Wünsche zu erfüllen, ist der Rüde ein kleiner Arsch, der ein Jahr lang einfach getan hat/tun wollte, was er wollte. Da hab ich echt gebraucht, um zu erkennen, der braucht und will enge Regeln und Vorschriften - und zwar ausnahmslos immer, sonst geht alles von vorn los. Also gibt es bei dem so Seltsamkeiten, wie dass er niemals nicht vor mir gehen darf. Wirkt. Wird deshalb so gehandhabt. Während die Mädels laufen, wo sie wollen. Die Befehle, die er bekommt, hat er sofort zu befolgen, während an die Mädels eher Vorschläge ergehen. Er ist eigtl die totale Jagdsau (Terrier) - aber seit über einem halben Jahr (Freilauf) gab es auf diese Art jetzt null Vorfälle, nicht mal ansatzweise und das ganze Regelwerk ohne Ausnahmen entspannt ihn total.


    Welche "Linie" es hier gibt, hängt also vom Hund ab.


    Verhaltens- und Alltagstraining mach ich alleine. Im Sport (UO) hab ich ein paar Trainerinnen (Huschu und Verein), die ich mag und schätze und wo ich viel lerne und vor allem Spaß mit den Hunden habe.

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