Hundeerziehung: Führung, Dominanz oder Laisser-faire... eure Meinung interessiert mich! :)

  • Unsere drei sind komplett unterschiedlich. Die Älteste benötigt quasi überhaupt keine aktive Erziehung. Sie hält sich von sich aus an alle Regeln und ist sonst auch sehr unkompliziert. Unsere Mittlere muss öfter mal zurecht gewiesen werden, weil sie sich gerne als Chefin aufführt und die anderen beiden kontrolliert. Newton hingegen braucht eine „Aufsichtsperson“ von der er weiß, dass sie alle bestehenden Regeln konsequent einfordert. Wenn er das nicht hat, macht er, was er will: Schabernack...


    Dabei ist Newton der Labrador und die beiden Kleinen die Terrier. Verkehrte Welt bei uns. :headbash:

  • Meinen roten Faden nenne ich "liebevolle Konsequenz". Ach ja, und Hundesachkunde, denn wenn Du den eigenen Hund nicht verstehst und seine wesentlichsten Gattungsbedürfnisse nicht kennst, dann kann viel schief laufen. Denn Hunde ticken anders als Menschen und nicht alles lässt sich mit gesunden Menschenverstand kompensieren.


    Detaillierter gehts dann weiter mit den Rasseeigenschaften. Viel zu viele Hundehalter holen sich einen Hund ins Haus und erziehen dann gegen die ausgeprägtesten Rasseeigenschaften an, weil sie diese Rasse beim Nachbar so toll fanden. Doof für den Hund.
    Ich möchte auf keinen Fall einen Hund der jagt, hole mir aber einen Hund der für die Jagd gezüchtet wurde. Ich möchte keinen Hund der wacht und schützt, hole mir aber eine kernige Gebrauchshundrasse. Das könnte ich seitenlang so fortführen.


    Der Grundtenor liest sich hier im Thread aber schnell raus


    Es gibt kein Erziehungskonzept X sondern ist immer eine eigene Strategie und Kommunikation mit dem jeweiligen Hund. Der eine muss enger und deutlicher geführt werden, der andere erträgt nicht mehr als Wattebauschen - und das ist genau richtig so .

  • Es gibt tatsächlich so einige Hundehalter, die dazu neigen, sich von ihrem Hund herumkommandieren zu lassen bzw. sich unter ihn zu stellen, und sich dann wundern, dass es Verhaltensprobleme gibt.


    Es kollidiert fast in jedem Fall mit den Notwendikeiten des Alltags, wenn ein Hund glaubt das Kommando übernehmen zu dürfen/müssen, und viele Hunde reagieren darauf auch zutiefst verunsichert.


    Je nach Hund kann das gefährlich oder nervig für Menschen sein, oder auch für unnötigen Dauerstress beim Hund sorgen.


    Eine Freundin von mir hat im Teeniealter einen Welpen bekommen, eine Dackelmixhündin, sich um diese liebevoll gekümmert, aber ihr keinerlei Führung gegeben.
    Resultat war, dass die Hündin ein "Giftzwerg" wurde und viel gekläfft hat. Wenn man mit übereinander geschlagenen beinen oder einer Tasche auf dem Schoß irgendwo saß, kam es vor, dass die Hündin einen anknurrte, damit man sich gefälligst si hinsetzr, dass sie auf dem Schoß einen bequemen Liegeplatz hat.
    Beim Bürsten oder baden biss sie.
    Obwohl sie keine schlechten Erfahrungen gemacht hatte, mochte sie das rausgehen mit dem Erwachsenwerden immer weniger, und wäre am liebsten nur noch in der Wohnung geblieben, denn sie fühlte sich in ihrer aufgezwungenen Führungsrolle völlig überfordert.
    Wenn Spaziergänge keine Freude, sondern nur noch ein notwendiges Übel sind, halte ich das für ein ziemlich trauriges Hundeleben. Mal abgesehen davon, dass ich den Hund auch reichlich nervig fand.



    Ich bin also der Meinung, dass ein Hund grundsätzlich untergeordnet sein sollte, so wie auch ein Kind nicht Familienoberhaupt sein und alles entscheiden sollte (BTW gibt es in Bezug auf Kinder in einigen Familien dieselbe gestörte Dynamik ;-) )


    Im "Normalfall" läuft das aber so subtil ab, dass dazu keine großen Gesten oder gar Gewaltakte nötig sind.
    Ich entscheide was wann gemacht wird, und unterscheide zwischen Wünschen und Bedürfnissen meines Hundes. Wenn er mein Essen haben möchte, gibt es das nicht, bzw. nur dann, wenn ich es für geeignet erachte und gerade was übrig ist, und ich lasse mich von ihm auch nicht zum Öffnen von zimmertüren auffordern.
    Ich sorge immer voller Wohlwollen für die Bedürfnise meines Hundes nach Nahrung, Beschäftigung und Zuwendung, so dass ich auch absolut kein schlechtes Gewissen habe, ihm das eben dann zu verweigern, wenn es mir gerade nicht in den Kram passt. Das heißt noch nichtmal, dass ich NIE auf seine Wünsche eingehen würde. Er darf durchaus mal auf meinen Schoß, wenn er lieb guckt und mich anstubst, etc. Aber im allgemeinen und deutlich überwiegend geht die Initiative zu allem eben von mir aus.


    Allerdings bin ich gar nicht der Meinung, dass körperliche Maßregelung grundsätzlich und unter allen Umständen vermieden werden müsste. Ein Knuff oder ein Klaps oder ein fester Griff kann durchaus mal angebracht sein, wenn auch natürlich nicht alltäglich.


    Ich stimme vielen Vorschreibern zu, das verschiedene Hunde da sehr unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen.
    Mit manchen muss man intensiv arbeiten, weil sie keine enge Menschenbindung oder einen ausgeprägten Eigensinn oder auch einen großen Drang nach Bewegung und Beschäftigung haben, bei anderen wieder gestaltet sich alles viel einfacher.
    Es gibt sogar "selbsterziehende" Hunde, die auch ohne klare Führung einfach nur lieb und verträglich sind und sich brav in jeder lebenslage in der Nähe ihres halters aufhalten.



    Und ich sehe im Dominanzthema auch schon immer das Problem, dass etliche Halter jeden "Ungehorsam " ihres Hundes als Angriff auf sich selbst interpretieren, obwohl der Hund vielleicht das Kommando nicht richtig gelernt hat, oder aus Angst oder sonstigen Gründen nicht das gewünschte getan hat.

  • Ich halte es wie mit der Kindererziehung.
    Es gibt Dinge die sind nicht verhandelbar oder zu debattieren weil sie einfach sein müssen.
    Diese Dinge werden gelernt und umgesetzt ohne wenn und aber.
    Betonung liegt dabei auf dem Lernen, denn es wäre unfair etwas zu verlangen was der Hund nicht kann.
    Dazu zählen diverse Kommandos, wie der Rückruf oder das bei Fuß gehen, das sitzen oder liegen und das warten.
    Ebenso Verhaltensweisen die ich für unabdingbar halte, zum Beispiel was allein bleiben können oder das nicht ziehen an der Leine. Auch das nicht aktive Betteln , also eher subtil oder gar nicht ist mir wichtig.


    Dann gibt es Dinge die sind ein Nice to Have, aber nicht mehr.
    Das können Tricks sein oder Apportieren oder sowas.


    Es gibt einem festen Rahmen, in dem darf sich frei bewegt werden.


    Generell bevorzuge ich einem Autoritativen Stil, also eine Mischung aus beidem oben gefragten.
    Ich Lehre auf der Ebene der Partnerschaft ebenso wie auf der Ebene des Übergeordneten.
    Mein Hund ist mein Freund, also will ich das es ihm gut geht. Ich achte seine Bedürfnisse und gestehe ihm auch mal einem schlechten Tag zu.
    Er ist nicht mein Feind, ich muss ihn nicht klein halten oder von oben herab Macht ausüben.


    Ich glaube Das der Hund als solches durchaus eine Führung braucht, dennoch ist er ein Partnerschaftliches Tier, was mir die selbe Achtung entgehen bringt.


    Es ist also ein Geben und ein nehmen, wobei ich mir durchaus bewusst bin das ich letzten Endes die Person bin, die das letze Wort hat und die Verantwortung trägt.


    Bisher hat das ganz gut geklappt, wobei ich sagen muss Cody ist noch ein Junghund, also möglich das es später anders wird.
    Ich habe das so von meinem Opa und meinem Onkel übernommen, die beide passionierte Hundehalter waren und im Endeffekt der Zeit oder dem Trend womöglich voraus.
    Sie lebten auf einem Dorf mit 11 Häusern, Landwirtschaft und nichts als Wald Incl. Armee Kaserne drum herum.
    Man hatte also Hunde weil es notwendig war um Haus und Hof zu schützen.
    Dennoch gingen sie täglich mit dem Hunden in den Wald, sie lehrten ihnen auf liebevolle Art den Gehorsam der Notwendig war. Ich kann mich an manche Hunde nur dunkel erinnern, aber an zwei sehr intensiv.
    Ich hatte nie den Eindruck sie wären "unglücklich" , sondern beide Hunde haben mit Freude ihre Aufgaben erledigt und waren glücklich mit ihren Menschen zusammen zu sein.
    Es war ein vertrauen zu spüren, was so tief war, das es teilweise Lebensrettend war wie sich nach einem Unfall zeigte.



    Er hat es überlebt, die Verletzung konnte versorgt werden und er hat sich gut erholt.


    Eventuell sehe ich es etwas zu verklärt, aber es erfüllt mich mit Glück diese Verbundenheit mit einem anderen Wesen zu spüren.


    Ich schweife ab ...

  • Wow, so viele Antworten... vielen Dank, dass ihr mich (und uns alle) teilhaben lasst an euren Gedanken. Mir persönlich bringt sowas immer viele neue Anstöße und Ideen und 'erweitert meinen Horizont', um es mal pathetisch auszudrücken :lol:


    Ich habe lange Hundeerziehung aus dem Bauch heraus gemacht... hatte verschiedene Hunde aus Shelter bzw Tierheim... es war immer sehr anstrengend und viel Arbeit für mich, die Hunde alltagstauglich zu machen.
    Tja, und irgendwann bin ich über Jan Niboer und sein Natural Dogmanship gestolpert, und nach dem Prinzip haben wir meine Schäferhündin, die ich dann noch hatte (die hatten wir ja als Zweithund für den Podenco- Mischling gekauft, "damit er ruhiger wird ;) wie ich schon mal woanders geschrieben hatte) erzogen.


    Und da ist einfach für mich der Knoten geplatzt, es hat super geklappt, natürlich war der Hund nicht perfekt, aber das kam für mich nah ran an das, wie ich mit meinem Hund zusammen leben möchte. Nicht starr nur mit Kommandos und Training, sondern quasi nebenbei und ohne Reden, einfach nur durch meine Präsenz und Anwesenheit den Raum einnehmen, den ich mir nehmen möchte. Und, ich habe meinen Hund plötzlich viel besser verstanden, warum er was macht.


    Nach der Schäferhündin hab ich auch unsere Leo- Hündin nach diesem Prinzip erzogen, sanft aber klar und deutlich, damit sie in ihrer Schlichtheit versteht, was sie soll und was nicht und was ich möchte und was nicht.
    Unser Terrier, den wir seit Januar haben, ist da natürlich nochmal eine andere Hausnummer, aber auch er wird zunehmend ruhiger, schläft deutlich mehr als am Anfang und passt sich super in unser Gefüge hier (Rudel?) ein.


    Für mich sind die Begriffe "Alpha", "Rudelführer", "Chef" nicht negativ besetzt, denn in meiner Vorstellung sind Hunde im Rudel hierarchisch organisiert. Einer muss den Job also quasi machen. Und bevor ich ein nach Instinkt handelndes Lebewesen die Entscheidungen hier treffen lasse, treffe ich sie lieber selbst, vernünftig und verantwortungsvoll.


    Mit Unterbuttern, Zusammenschreien oder Knechten und Unterdrücken sind diese Begriffe für mich nicht verbunden. Deshalb danke an @Manfred007 für die Erklärung... ich war nach meinen ersten Postings mit Rangfolge etc. hier im DF ziemlich überrascht, angegangen zu werden dafür.
    Jetzt klärt sich das aus meiner Sicht :lol:


    Bin gespannt, was noch an Postings kommt... sehr interessant bisher! :gut:

  • Anfangs habe ich alles an Ratgebern von selbsternannten Hundeexperten gelesen und das hat mich völlig verwirrt. Jetzt mache ich es einfach nach Gefühl und es klappt. Unser Rüde braucht selten mal eine Ansage, der möchte einfach gefallen. Mit ihm mache ich einen Erziehungskurs einfach um etwas zu machen, das macht uns beiden Spaß und es wird ausschließlich mit Leckerlis belohnt.


    Unsere Hündin ist eine ganz andere Hausnummer, die kann man einfach nicht erziehen, sie ist ein Sonderfall und ich kenne keinen Hund der ähnlich gelagert ist.


    Die würde nie etwas tun um irgendjemanden zu gefallen.


    Natürlich gibt es Sachen die sie nicht darf, interessiert sie irgendwie wenig, Bullmastiff eben. Sie stellt sich halt auch nach dem 20 mal meckern noch mit den Vorderpfoten auf die Arbeitsplatte in der Küche um sich Bananen zu klauen, dann muss man halt das Gatter zu machen. Sie ist aber eine ganz sanfte und ruhige, da ist das schon okay dass sie weder Sitz noch Platz kann.
    Selbstverständlich bedeutet das nicht dass sie auf Hunde oder Leute zu stürmen darf, das verbiete ich ihr natürlich. Sie ist aber einfach nur liebreizend und liebt Menschen und andere Hunde, von daher ist das mit der fehlenden Erziehung überhaupt kein Problem.


    Ich bin also sehr entspannt und versuche sie anzuleiten, hier dürfen Hunde aber wirklich sehr viel solange sie nicht anfangen sich richtig blöde zu benehmen und z.b. das Sofa zu verteidigen. Meiner Meinung nach sind Hunde einfach dazu da damit sie Spaß am Leben haben und da kriegen sie zwar bestimmte Grenzen aufgezeigt aber sie werden nicht geknechtet.

  • Öhm... hab grad nochmal mein unter Zeitdruck gestern geschriebenes Posting durchgelesen... :ops: liest sich wie ein Werbeflyer für ND... |)
    so war das nicht gemeint und gedacht... nur zur allgemeinen Klarheit :lol:

  • Anfangs habe ich alles an Ratgebern von selbsternannten Hundeexperten gelesen und das hat mich völlig verwirrt.

    Ich muss nochmal auf die "selbsternannten Hundexperten" zurückkommen:
    Ich hab auch in dem anderen, inzwischen geschlossenen Thread von dieser Hundetrainer-Wochenend-Ausbildungsschule gelesen... :???:


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Leute ihr gesundes Bauchgefühl und Menschenverstand so komplett abgeben, und nur noch nach -unlogischen und willkürlich erscheinenden- Regeln und festen Dogmen erziehen, ohne zu hinterfragen und zu überlegen, ob das denn auch auf ihren Hund gut passt...


    Die meisten, die hier geschrieben haben, haben ihren eigenen Weg gefunden... manche vergleichen Hundeerziehung mit Kindererziehung, aber auch da ist das Feld ja sehr groß.


    Deshalb brennt mir die Frage auf den Nägeln, inwieweit denn Trainer oder Strömungen euch beeinflusst haben?


    (Das ist eine ernstgemeinte Frage, ich mache wirklich keine Werbung für irgendwen... auch wenn das oben so klingt :ops: . Ich habe mir inzwischen einfach meinen eigenen Stiefel gebastelt, wie die meisten wohl. Ich gehe Gassi und nicht auf die Jagd, und ich füttere zu Hause und nicht unterwegs. So als Beispiel. Ich hab mir halt rausgepickt, was ich gut fand, das setze ich um. Den Rest lass ich =) .)

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass Leute ihr gesundes Bauchgefühl und Menschenverstand so komplett abgeben, und nur noch nach -unlogischen und willkürlich erscheinenden- Regeln und festen Dogmen erziehen, ohne zu hinterfragen und zu überlegen, ob das denn auch auf ihren Hund gut passt...


    Das finde ich eigentlich gar nicht so abwegig. Ich meine, wer für sich einen Weg gefunden hat der passt und funktioniert, der sucht sich meist keinen Trainer. Darauf greifen die meisten dann zurück, wenn sie mit ihrem Latein am Ende sind und irgendwo komplett festhängen. Und von allen Seiten geraten bekommen, "such dir einen kompetenten Trainer". Bloß, wie soll gerade auch ein Anfänger diesen kompetenten Trainer denn erkennen? Gerade diejenigen Trainer, die sich die (Hunde-)Welt gar nicht erst mit vielseitiger und differenzierter Betrachtung belasten, sind ja meist total von sich und ihrem schlichten Ansatz überzeugt. Und das verkaufen sie auch nach außen sehr klar. Wie sie es darstellen, klingt in seiner Einfachheit auch zunächst sehr logisch und überzeugend, man darf halt nur keine weiteren Aspekte dazu nehmen. Wenn sich jemand aber in seiner eigenen Verwirrung und Not eines wünscht, dann ist es ein klarer, einfach umsetzbarer Lösungsansatz. Und fertig ist der Salat.


    Im Prinzip geht es beim erarbeiten neuer Wissensgebiete wohl den meisten so. Zunächst scheint alles erst einmal verwirrend. Man wühlt sich ein wenig in die Materie ein, versteht die ersten Zusammenhänge, und alles wirkt plötzlich total einfach und sinnvoll. Was das Stadium ist, in dem viele dieser "Supertrainer" offenbar hängen geblieben sind. Geht man aber ein Stück weiter, dann wird es plötzlich so vielfältig, dass man gar nicht mehr so recht weiß wo und wie man am besten differenzieren müsste. Und von da aus geht es dann in gaaanz kleinen Schritten, dass man die großen Muster hinter der unendlichen Vielfalt erkennt, und anfangen kann gezielt zu wählen. Was ein wirklich guter Trainer mit Bedacht tut - leider wirkt dann eben diese Bedachtsamkeit auf manchen Anfänger dann wie Zögerlichkeit und damit Unwissen... Verkehrte Welt sozusagen.


    Meinen persönlichen Stil haben weniger einzelne Gurus geprägt, als vielmehr verschiedene Denkansätze. Wobei keineswegs immer die große Richtung am Anfang stand; manchmal hatte ich auch nur das Gefühl, dass eine dieser Methoden etwas gut auf den Punkt gebracht hat was ich bisher schon selbst erarbeitet hatte. Und auch Ansätze, die ich dann verworfen habe, waren immerhin zum Nachdenken und Reflektieren gut.


    Sehr beeindruckt hat mich damals das Buch "Positiv bestärken - sanft erziehen". Das hat für mich die Lerngesetze zum ersten mal wirklich brauchbar strukturiert. Mit dem Clickertraining insgesamt hab ich mich sehr intensiv befasst und finde es einen prima Ansatz, allerdings alleine gesehen doch etwas zu knapp gefasst: Konditionieren ist sehr vielfältig einsetzbar, sollte aber nie für sich stehen. Sonst gerät nämlich der Hund als Persönlichkeit zu sehr aus dem Fokus. Da ist das EMRA wieder ein sehr schönes Konzept, wobei das zu den Dingen gehört die mir mehr mein eigenes Ding bestätigt haben als etwas neues eingeführt. Was ich mir mit dem Krümel gewünscht hätte, dass es schon vor Jahren geschrieben worden wäre, war die Buchreihe "Ich halte dich" von M. Cordt. Dort habe ich jede Menge wieder gefunden, was ich mir in mühsamer Kleinarbeit mit meinem Terrorkrümel selbst hatte rausfinden müssen. Da hätten mir die Bücher in den Anfängen so manchen Umweg erspart. Na ja, und auch sonst hab ich schon immer sehr gerne sehr viel zum Thema gelesen.


    Was mindestens genauso reinspielt ist tatsächlich das, was ich beruflich mit den Kindern tue. Die Grundhaltung, die beispielsweise auch im Kurs "starke Eltern, starke Kinder" vom Kinderschutzbund vertreten wird, spricht mir sehr aus dem Herzen. Und da man gerade Grundhaltungen ja nicht wechselt wie alte Socken spiegelt sich das genauso in meinem Umgang mit dem Hund.


    Aber natürlich gab es auch Personen von denen ich einiges mitgenommen habe. Interessanterweise waren das meist eher Leute, die ich aus meiner aktiven Zeit im Obedience kennen und schätzen gelernt habe. Während ich einen Workshop zum Thema reaktive Hunde mit einer spezialisierten Problemhundtrainerin für mich unter "so nicht" verbucht habe. Insgesamt war es aber so, dass gerade mit dem Terrorkrümel, der mich immer wieder an meine persönlichen Grenzen gebracht hat, mir auch sonst niemand so wirklich helfen konnte. Es gab natürlich die ungefragt sich einmischenden Hundekenner, die mir erzählen wollten "da muss man nur mal mit Wasserspritze/Klapperdose/Discscheiben etc. durchgreifen, dann klappt das schon". Darauf hab ich glücklicherweise nie was gegeben, lag aber daran dass Sandor ja nun auch nicht mein erster Hund ist. Und von denen, die ich bewusst habe draufschauen lassen und von deren Wissen ich viel halte, kam eigentlich immer nur zurück: "Viel mehr als das, was du ohnehin schon tust, kann ich dir leider auch nicht sagen..." *seufz* Ist natürlich einerseits eine nette Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind; aber ganz ehrlich, ich hätte mir so sehr gewünscht dass jemand den völlig überraschenden neuen Zauberansatz hat...

  • Hi, ich bin mit meiner ersten Hündin in die Welpenschule gegangen - und hatte vorher sorgfältig geschaut und mich erkundigt. Bin bei einem Verhaltensbiologen gelandet, der wirklich tiefgreifend und umfassend Ahnung von Hunden hatte. Und nicht nur stur irgend ein Programm durchgezogen hat, sondern sämtliche Ansätze in Theorie und Praxis erklärt hat.


    Ich kannte mich selbst schon gut in der Lerntheorie aus - und habe trotzdem einen Riesengewinn daraus gezogen. Mir hat es geholfen, meinen persönlichen Weg im Ungang auch mit schwierigeren Hunden zu finden. Und das bisher ziemlich erfolgreich. Zu meiner Meinung zu den Fragen:


    Wie findet und erkennt man einen guten Trainer?


    - Webrecherche, die aber gründlich
    - Nachfrage bei anderen Hundehaltern
    - Nachfrage bei örtlichen Tierschutzvereinen/Tierheimen
    - Nachfrage bei Tierärzten
    - Schnupperstunde, klarer Kopf und Bauchgefühl
    - Trainer macht keine Religion aus seinem Konzept und ist für andere Ansichten offen
    - Er stellt keine Dogmen in den Raum, sondern erklärt seine Ansicht und seine Herangehensweise


    Wozu braucht man einen guten Trainer bzw. eine gute HuSchu?


    - Vermittlung von Grundwissen
    - Beobachtung der Interaktion mit Hund von Außen - was signalisiert der Hundehalter mimisch, stimmlich, körpersprachlich, ggf. völlig unbewusst
    - Beratung in schwierigen Situationen
    - Neutrale Einschätzung des Hundes
    - Hilfe zur Selbsthilfe
    - Kontrollierte Interaktion von Hunden untereinander.

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