Richtige Leinenführung

  • ....... Allerdings weiß ich nun nicht, ob ich ihn damit psychisch schade, weil ich ihn unterdrücke,.......

    Das ist Quatsch - Knurren ist keine Unterdrückung, Knurren ist einfach nur Kommunikation für den Hund. Eine durchaus adäquate Weise, Deinen Unmut kundzutun.


    Generell kannst Du davon ausgehen: wenn der Hund richtig reagiert (hier: sich zurücknimmt), und nicht eingeschüchtert reagiert, beschwichtigt, panisch davon läuft o.ä., dann war Deine Kommnunikation in der Stärke und Heftigkeit wohl angemessen. Meidet er Dich im Anschluß, wars zu heftig, oder er hat es gar überhaupt nicht verstanden, weil in der Situation unangebracht. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf kann man oft ganz gut selbst beurteilen, ob eine Korrektur für den Hund zu stark war. Und wenn er richtig reagiert, hat er sie auf jeden Fall verstanden, man kann aber trotzdem über die Intensität der Korrektur nachdenken, wenn er dabei beschwichtigt o.ä.

  • Habe mich teilweise auch vor ihm aufgebaut und ihm somit gezeigt, dass ich es nicht dulde, dass er so weit vor mir läuft und zieht.

    Gute Methode!
    Du beanspruchst den Raum, den er einnehmen möchte.
    Das Knurren kannst Du Dir sparen; Körpersprache sollte reichen.

    Allerdings weiß ich nun nicht, ob ich ihn damit psychisch schade

    Nee. Du tust genau das, was Dein Hund braucht.
    Klare Grenzen und die Sicherheit, dass nicht er denkt, alles im Blick haben zu müssen (was Hunde sehr stresst).
    Du machst ihn damit eher psychisch gesund.

  • oh das klingt ja prima!


    Es sind ja seit der Fragestellung einige Tage vergangen: Es klappt immer besser. Mittlerweile genügt es, wenn ich ihn nur mal kurz drohend angucke. Er verzieht sich dann sofort aus "meinem Bereich" ohne direkt Angst vor mir zu haben. Er weiß, so habe ich das Gefühl, einfach, wo sein Platz ist.


    Vielen Dank, dass ihr mir so Mut gemacht habt...

  • ich mach das genauso bzw hab ich es genauso gemacht. Als unser Baccio hier ankam war er auch gar nicht leinenführig und ich bin der Meinung dass die Hunde eben so sehr schnell verstehen wo sie laufen sollen. Mein Bein wird nicht überholt und Punkt. Tut man es doch wird es unangenehm. Ich baue mich vor dem Hunde auf, Leine kurz und Hund darf ein paar Schritte rückwärtsgehen bis er beschwichtigt. Nach drei mühsamen Tagen reichte dann schon ein eindrehen der Schulter und ein kurzes ä-ä aus um ihn daran zu erinnern dass ich das Gezerre nicht will.

    Da ich leider auch so einen Leinenzieher und Leinenpöbler habe, hänge ich mich hier mal mit an.
    Wärst Du vielleicht so lieb und würdest mir diese "Methode" ein wenig genauer von der Vorgehensweise erklären?

  • was genau soll ich denn noch genauer beschreiben?

  • Das mit dem Hund den Weg abschneiden.


    Ich verstehe es so, ich versuche mich vor meinem Hund einzudrehen und ihm den Weg abzuschneiden. Richtig?

    ...und dann?

    einfach weiter gehen und wenn er vor läuft, das gleiche wieder?


    Gehört da sonst noch etwas dazu?
    Machst Du (jetzt ja vermutlich nicht mehr) das während des gesamten Spaziergangs?


    Vielen Dank, schon mal und einen schönen Sonntag :winken:

  • Ich hab hier einmal 50 Kilo Hund und einmal 7 Kilo. Beide dürfen mich nicht überholen, wenn wir an der Straße laufen. Ich drehe mich aber nicht ein, und zeige dadurch die Flanke, sondern ich mache einen Schritt zur Seite. Ohne mich ansonsten in meiner Körperhaltung zu verändern.


    Ich hab das zuerst an einem Zaun geübt. Und zwar läuft der Hund auf der Zaunseite, ich daneben. Hund fängt an zu ziehen, und in dem Moment, wo der Hund mich überholt, mache ich mit dem Bein, das zur Zaunseite zeigt, einen großen Ausfallschritt zum Zaun hin, so dass mein Bein den Weg versperrt. So stehen wir dann, und wenn ich weitergehen möchte, weil Hund brav wartet, dann gehen wir weiter. Wenn du immer wieder konsequent mit dem Bein den Weg verstellst, wird irgendwann schon die Andeutung, dass du einen Ausfallschritt machst, den Hund bewegen, langsamer zu laufen bzw. nicht zu überholen.


    Man kann natürlich ein "Vorwarnkommando" einbauen, dass der Hund erst verbal gewarnt wird und dann kommt der Ausfallschritt. Ich zeige so auch körperlich, dass ich bestimme, wer wann wo läuft. Am besten funktioniert das, wenn der Hund gelernt hat, grundsätzlich nicht im Weg rumzuliegen, wo ich gern grad laufen will und er auf Antippen oder wenn ich auf ihn zugehe, gelernt hat zu weichen.

  • Ich hab das zuerst an einem Zaun geübt. Und zwar läuft der Hund auf der Zaunseite, ich daneben.

    Ernst gemeinte Frage: Was machst Du, wenn kein Zaun oder eine ähnliche Begrenzung in der Nähe ist oder der Hund sich davon schlichtweg nicht beeindrucken lässt?

  • Ernst gemeinte Frage: Was machst Du, wenn kein Zaun oder eine ähnliche Begrenzung in der Nähe ist oder der Hund sich davon schlichtweg nicht beeindrucken lässt?

    Ähm, dann such ich mir für die Trainingssituation eine Wohngegend, in der es Zäune gibt und übe es da... damit der Hund weiß, was er tun soll, kann ich für die Trainingssituation, um zu zeigen, dass ich ab jetzt nicht mehr will, dass der Hund vorne läuft, statt oder ergänzend zu dem Ausfallschritt von oben genauso ein Kommando einbauen. Der Kleine von uns wurde zB vom Vorbesitzer auf ein lautes Fingerschnippen konditioniert. Schnippe ich mit dem Finger, sagen seinen Namen und zeige auf ihn, wird er sofort langsamer und überholt nicht mehr.
    Hebe ich das Signal auf, sage ich "Okay" und mache eine Handbewegung nach vorne.


    Das funktioniert mit und ohne Leine.


    Habe ich keinen Zaun, kann ich das zwar auch üben, ich fand den Zaun als Trainingshilfe am Anfang aber sehr praktisch. Irgendwann, wenn das Kommando sitzt, kann man natürlich auch ohne Zaun üben. Den Ausfallschritt kann man auch ohne Zaun üben, dann kann es aber vorkommen, dass der Hund nur ausweicht und man sich quasi im Krebsgang seitwärts durch die Gegend bewegt, und das ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders :lol:


    Ich finde jedenfalls Ausfallschritt seitlich und/ oder Kommando angenehmer für den Hund als Zug am Halsband per Leine... :hust: :D


    Lässt sich mein Hund von mir nicht beeindrucken, arbeite ich an unserem Verhältnis... es gibt aber zugegebenermaßen auch Hunde, die sehr selbständig sind und ihren Halter nicht wirklich brauchen... von solchen Hunden wird man vielleicht nie in dem Maße Kooperation bekommen, wie von einem Hund, der es genial findet, sein Herrchen/Frauchen glücklich zu machen... da hilft wohl nur, seine Erwartungen herunterzuschrauben und das zu nehmen, was der Hund bereit ist zu geben... ;)

  • es gibt aber zugegebenermaßen auch Hunde, die sehr selbständig sind und ihren Halter nicht wirklich brauchen...

    Danke für die ausführliche Antwort. :smile:
    Ich habe den Ansatz mit meiner Knalltüte auch ausprobiert, und er ist genau an dem zitierten Satz gescheitert. Deshalb hat mich interessiert, ob es dafür eine Lösung gegeben hätte (von einem anderen Ansatz abgesehen), auf die ich damals nicht gekommen bin.

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