Angst vor anderen Hunden

  • Hallo meine Lieben!


    Unsere süße Bonnie ist jetzt etwas über drei Wochen bei uns, und es hat sich schon sehr viel getan. In der Wohnung und auch im Garten fühlt sie sich sicher, beim Gassi-gehen funktioniert auch das mit der ungewohnten Leine von Tag zu Tag besser, seit Anfang der zweiten Woche war Stubenreinheit kein Thema mehr und wir sind unglaublich stolz auf sie und natürlich auch auf uns.


    Nur eines macht mir großes Kopfzerbrechen, und das ist ihre Angst vor anderen Hunden.
    Sobald jemand mit einem Hund (egal ob größer, kleiner oder genau so groß wie sie) um die Ecke in unser Sichtfeld biegt, bleibt sie stehen und ihr ganzer Körper spannt sich an. Ich nehme dann die Leine etwas kürzer und gehe weiter mit ihr, aber sie spannt sich immer mehr an und irgendwann haut sie die 'Bremse' rein und verkriecht sich hinter mir, jedenfalls in ca. 80% der Fälle.
    Wenn der andere Hund dann auch noch auf sie zugestürmt kommt weil er keine Leine trägt und doch so gerne schnüffeln will, rollt sie sich hinter mir so gut es geht zusammen und manchmal wenn er zu nahe kommt bellt sie (was ich aber auch okay finde, sie soll ruhig ihre Privatsphäre verteidigen und zeigen dass sie das nicht cool findet).


    Da sie aus dem Tierschutz kommt (Rumänien, zuerst als Straßenhund und dann war sie in einem Shelter bevor sie in Deutschland ins Tierheim kam) weiß ich leider nicht, was sie bisher in ihrem Leben so mitmachen musste, aber es kann nichts gutes gewesen sein.


    Bisher habe ich es so gemacht, dass ich, wenn sie stehen geblieben ist, selbst stehen geblieben bin, einige Sekunden gewartet habe bis sie die Situation überblickt hat und bin dann mit ihr weiter gegangen bis sie wieder stehen geblieben ist etc., manchmal eben auch bis das entgegenkommende Gespann vorbei gelaufen ist. Nun hat eine Bekannte, die selbst seit über 20 Jahren Hunde (auch aus dem Tierschutz) hat, gesagt, dass ich einfach weiter gehen soll und notfalls ziehen. Aber ehrlicht gesagt ist mir der Gedanke bisher etwas suspekt, denn einerseits habe ich natürlich Angst ihr weh zu tun wenn ich sie am Geschirr hinter mir her schleife - kann ja nicht angenehm sein - und andererseits will ich nicht das Vertrauen das sie bisher zu mir aufgebaut hat aufs Spiel setzen. Und Vertrauen scheint ja da zu sein, ansonsten würde sie sich denke ich nicht hinter mir verstecken wenn sie Angst hat.


    Mit Leckerlis oder Spielzeug lässt sie sich in solchen Moment auch nicht ablenken, weil alle Sinne auf ihr Gegenüber gerichtet sind.


    Wenn ich merke dass mir ein/e Hundehalter/in entgegen kommt und ihr Hund ruhiger wirkt und Bonnie nicht so große Panik vor ihm hat bleibe ich stehen und unterhalte mich ganz bewusst mit den Leuten, man sieht sich schließlich öfter beim Gassi-Gehen, und mittlerweile taut Bonnie dann auch nach einigen Minuten auf und streckt mal die Nase zum schnüffeln, auch wenn sie bei plötzlichen Bewegungen des anderen Hundes immer noch erschreckt. Aber so versuche ich ihr zu zeigen dass andere Hunde in Ordnung sind. Außerdem gehen wir ca. alle zwei Tage mit einer Bekannten und ihrer Hündin ausgiebig zur Gassi-Runde, damit sie sich an ihr orientieren kann und ein 'canines Vorbild' hat das ihr zeigt, dass die Welt nicht so böse ist wie sie manchmal aussieht.


    Ich habe selbst keine Angst wenn uns ein anderer Hund entgegen kommt und denke auch bewusst nicht 'OhGottOhGott, was kommt jetzt' sondern gehe selbstbewusst mit ihr weiter um ihr Ruhe und Sicherheit zu signalisieren.


    Habt ihr vielleicht auch schon Erfahrung mit solchen Situationen? Bzw. habt ihr Tipps wie ich am ehesten in solchen Panik-Momenten reagieren kann?


    Alles Liebe und Danke schonmal,
    Britta mit Bonnie ♥

  • Wenn sie sich schon hinter dir zusammenrollt, dann ist es zu spät.
    Angst ist ein ganz schlechter Lehrmeister.


    Ich würde mir da tatsächlich einen freundlichen, ruhigen und souveränen Hund suchen, gern mit Trainer als Anhang :D und dann in Bonnies Tempo gegen die Angst angehen.

  • Hey das klingt doch gar nicht mal so schlecht :smile:
    Wie läuft's denn so mit dem Treppenhaus? Ist das schon ein wenig besser geworden?


    Ich finde Du machst das gar nicht mal so übel.
    Ja manchmal ist ein zackiges weitergehen besser, manchmal aber auch nicht.
    Dass sich Dein Hundeli hinter Dir versteckt, spricht für Dich :smile: sie weiss dass Du das schon regelst und das ist viel VIEL wert! Behalte das unbedingt bei.


    Wenn sie kein Futter mehr annehmen kann, ist sie schon im nicht-arbeitbaren Bereich, heisst Ihr seid zu nah. Oder/und das Gutzeli ist nicht gut genug ;)
    Kennst Du zeigen und benennen? Vielleicht wäre das etwas für Euch.


    Ich würde glaub nicht jedesmal stehenbleiben. Das kann auf den Hund unsicher wirken. Aber ich seh' Euch nicht und habe keine Ahnung :smile:
    Ich schätze bei meinen Hunden ab ob's okay ist, weiterzugehen oder ob gucken besser ist, das ist wirklich sehr individuell. Mitschleifen ist etwas, das für mich nicht in Frage kommt - Ausnahme ist pures Management wenn's nicht anders geht. Ich bin einfach der Meinung dass an der Leine, da wo der Hund und Du! gemeinsam verbunden seid, nichts Negatives passieren soll.


    Bedenke auch dass sie wirklich noch nicht lange bei Dir ist, von daher finde ich, bist Du auf sehr gutem Weg :bindafür:
    Gut Ding will Weile haben.

  • Ich verstehe nicht, warum du ihr Kontakt aufzwingst.


    Besser wäre es, ihr erst mal zu zeigen, dass sie bei dir sicher ist, indem du Hunde abblockst und sie sicher und mit genug Abstand, am besten mit dir als Puffer zwischen ihr und dem fremdnen Hund, vorbeiführst.


    Fremdhundekontakt, schon erst recht an der Leine, bringt gar nix. Das, was du machst, würde ich mit keinem Hund machen, egal, welche Vorgeschichte.


    Denn - die naive Vorstellung, alle Hunde sind lieb und nett und tun nix, das stimmt halt einfach nicht. Deine Hündin weiß das. Warum muss sie bei jedem fremden Hund wieder Versuchskaninchen sein?


    Lieber regelmässigen Kontakt zu dir bekannten, verträglichen Hunden suchen.

  • Das tue ich, ich stehe IMMER zwischen ihr und dem anderen Hund, egal ob beim vorbei gehen oder wenn ich mal stehen bleibe und mich mit jemandem unterhalte. Wenn ich mich unterhalte achte ich auch auf ihre Körpersprache und wenn ich merke dass sie sich nicht entspannt, dann gehen wir weiter.
    Wenn ich merke dass sie zu ängstlich und nervös ist, setze ich sie auch nicht unnötigem Kontakt aus, schon garnicht wenn der andere Hund abgeleint und/oder zu aufgedreht oder aufgeregt auf sie zu geht. Dass nicht alle Hunde lieb und nett sind weiß ich, ich glaube das habe ich in meinem Startpost etwas naiv ausgedrückt.
    Stelle mich auch immer beschützend dazwischen wenn der noch nicht ganz hörende Dackel von unserem Nachbarn (oder auch ein anderer Hund natürlich) auf sie zugestürmt kommt und blocke ihn ab damit sie merkt, dass ich sie beschütze.



    Ja, Treppenhaus funktioniert mittlerweile komplett problemlos :applaus: Mir und ihr keinen Stress gemacht, und nach einigen Tagen hat sie sich selbst hoch und runter getraut. Nichtmal die verspiegelte Hoftüre ist noch gruselig.


    Danke für die lieben Worte, ich werde mich vllt mal durch ein paar Leckerlis durchprobieren (also, natürlich probiert sie die xD ) was der Dame denn am genehmsten ist.


    Mit Scout (dem Hund einer Bekannten mit der wir öfter mal gehen mittlerweile) kommt sie immer besser klar und freut sich immer richtig sie zu sehen. Wenn wir gemeinsam unterwegs sind dann ist sie auch nicht mehr so ängstlich was andere Hunde angeht weil sie sich an Scout orientiert.
    Und mittlerweile hat sie auch ein oder zwei andere Hunde kennen gelernt beim Gassi die sie vorsichtig aber wedelnd begrüßt und schnüffeln lässt :hurra:


    Wir haben in ner Woche nen Kennenlern-Termin mit einer Hundetrainerin, damit sie Bonnie mal kennenlernen kann und uns erklären kann wie wir am besten vorgehen sollten, was Erziehung aber auch Kurse etc. betrifft.

  • Das tue ich, ich stehe IMMER zwischen ihr und dem anderen Hund, egal ob beim vorbei gehen oder wenn ich mal stehen bleibe und mich mit jemandem unterhalte. Wenn ich mich unterhalte achte ich auch auf ihre Körpersprache und wenn ich merke dass sie sich nicht entspannt, dann gehen wir weiter.
    Wenn ich merke dass sie zu ängstlich und nervös ist, setze ich sie auch nicht unnötigem Kontakt aus, schon garnicht wenn der andere Hund abgeleint und/oder zu aufgedreht oder aufgeregt auf sie zu geht.

    Das habe ich ehrlich gesagt genau so aus Deinen Texten entnommen bezw. angenommen :bindafür:
    Supi :bindafür:


    Toi toi toi für die Hundetrainerin, trau schau wem, gell. Mach nie etwas das DU nicht gutheissen kannst.
    Ich freue mich sehr, von Dir zu lesen, Du klingst sehr positiv und enorm liebevoll :smile:

  • Das tue ich, ich stehe IMMER zwischen ihr und dem anderen Hund, egal ob beim vorbei gehen oder wenn ich mal stehen bleibe und mich mit jemandem unterhalte. Wenn ich mich unterhalte achte ich auch auf ihre Körpersprache und wenn ich merke dass sie sich nicht entspannt, dann gehen wir weiter.

    Du nimmst deinen Hund als ängstlich wahr, aber du bringst sie in eine solche Situation. Ich würde zuerst mal am Vertrauen zu dir arbeiten, bevor ich solche Tests, ob sie sich entspannt (oder nicht!!!) starten würde.


    Jede solche Aktion kostet dich was, wirft euch zurück. Du musst jetzt 100% Verlässlichkeit demonstrieren, und das über MONATE, Jahre, das ganze Leben deines Hundes. 3 wochen ist gar nix, und wenn da auch noch irgendwelche solche Versuche dabei sind, oder Situationen, in denen du es nicht geschafft hast sie zu schützen, dann sind diese Wochen sogar quasi im Minus.

    wenn er zu nahe kommt, bellt sie

    Leider ist JEDES Mal wenn der fremde Hund so nahe kommen kann, dass sie Angst hat ein weiteres Minus auf deinem Punktekonto. Ob das jetzt deine Schuld ist oder nicht, ist dem Hund völlig egal.


    Ich will dich nicht kritisieren (von mir aus kann jeder machen was er will), ich will dir nur klarmachen, dass jede Kleinigkeit zählt.


    Mach dir ne klare Linie - bei mir ist das, mit Abstand zügig weitergehen, ohne den fremden Hund zu beachten (also auch ich beachte den nicht). Und dann zieh die durch, und zwar konsequent, verlässlich, vorhersehbar für den Hund. Nicht mal so probieren, mal so.


    Ablenken, Stehenbleiben und Quatschen, "Fremdhunde-Testen" - das kannste alles aufheben für später, wenns denn unbedingt sein muss.
    Futter find ich prima, wird nur gegen echte Angst leider gar nix nützen. Ds ist eher was bei Frustbellern.


    So seh ich das, wie gesagt, keine Kritik, nur Input. Du musst dich hier nicht rechtfertigen.


    Rechne nicht !!!! damit, dass diese Unsicherheit jemals ganz verschwindet. Bis dein Hund einigermassen entspannt ist, würde ich ein paar Monate bis ein Jahr rechnen. WENN du verlässlich wirst für sie.

  • Wie andere schon schrieben, kann die Eingewöhnung Monate bis zu Jahre dauern. Da musst Du extrem geduldig und ausdauernd sein.


    Aufgrund ihrer Vorgeschichte nehme ich an, dass sie üble Erfahrungen machen musste im Shelter. Da sind riesengrosse Gruppen von Hunden zusammen eingesperrt, die schwächeren/ängstlichen kommen dabei total unter die Räder oder werden sogar verletzt/getötet. Von diesen Erlebnissen her kommt wohl ihre grosse Angst.


    Da kannst Du nur ganz vorsichtig schrittweise vorgehen, eben wie schon geschrieben, am besten mit einem souveränen Nachbars-Hund, mit dem ihr gemeinsam laufen könnt.
    Und wie Du sagst, beschütze sie mit Deinem Körper vor fremden Hunden, damit sie Vertrauen zu Dir fasst.


    Viel Erfolg!

  • Danke für die vielen Hilfreichen Beiträge und Tipps, ich nehme mir das natürlich alles zu Herzen und fasse es nicht als Angriff sondern als positive Kritik auf, immerhin habe ich die Fragen ja auch gestellt um ehrliches Feedback zu bekommen :)
    Wir arbeiten auf jeden Fall weiter an unserer Bindung und am Vertrauen (haben ja, wie schon geschrieben, bald 'Vorstellungsgespräch' bei der Hundeschule) und gehen weiterhin mit unserem Nachbarshund zusammen Gassi.

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