Plötzliches Bellen/Knurren

  • zum Thema Jagdtrieb:
    Echt? so spät? Kann sein dass sich das noch ändert, aber all unsere Hunde früher hatten in dem alter schon deutlich Jagdtrieb, oder eben nicht


    Mein Hund fletscht die Zähne nicht , aber er bellt und macht Knurrgeräusche die ich in die Richtung "verteidigung" einordnen würde. Auch kein Verhalten das ich möchte, aber es ist nochmal was anderes ob ein Hund deutlich seine Zähne zeigt. Wir wohnen nicht am Land und wir sehen tag-täglich hunderte Leute, sind in Geschäfte, Restaurants etc. Dort war so ein Verhalten noch nie! Auch im Job ignoriert er normal alle Leute. Jede Person die aktiv auf uns zugeht wird mit schwanzwedeln begrüßt.
    Es ist überwiegend wenn ich extra rausfahre und etwas abseits des Trubels gehe. Allerdings kann ich kein 100%iges Schema rausfinden. Es ist auf jedenfall immer etwas in der Ferne und häufig wenn sie überrascht ist.
    Ansonsten keine Ahnung was der Auslöser ist... Es gibt z.B. folgende Situation
    Es liegen mehrere Leute in der Wiese und sonnen sich. Beim ersten vorbei gehen passiert nichts. Wir gehen 10min später nochmal an den gleichen Leuten vorbei und Sie schaut ganz aufmerksam hin, zieht in die Richtung und beginnt ein Paar anzubellen... Das selbe Paar war zuvor uninteressant.


    Ich möchte noch erwähnen das wir nicht ganz die Laien sind und wir uns bewusst für diesen Hund entschieden haben. Ich übe auch täglich mit ihr. Wir hatten immer schon Hunde und somit auch Erfahrung. So ein Verhalten hatte ich jedoch noch nicht. Deshalb Frage ich um Rat. Unsere Hunde zeigten die Angstphase immer eher mit Rückzug bzw. wir hatten häufig auch ältere Hunde aufgenommen, welche dann andere Verhaltsmacken zeigten, jedoch nicht mehr in der Pupertät steckten.


    Schimpfen und korrigieren verschärft bei Ihr die Situation. Sie fühlt sich dann regelrecht in ihrem gebelle unterstützt.
    Bis jetzt klappte am besten, wenn ich mich dazwischen stelle und das Komando "schau" anschließend durch ein Lecklie die Aufmerksamkeit auf mich lenken. Auch wenn es schwierig ist sie da "rauszureißen".


    Ich finde jedoch nicht das die Rasse meines Hundes beim Thema Hundeschule etc. eine Rolle spielen sollte. Dieses Verhalten ist nicht rassebedingt sondern ein doofes Teeniegehabe. Sau doof, ja! Aber der eine reagiert eben so, der andere so. Ich arbeite dran, aber das liegt nicht an der Rasse. Wir haben den Junghundekurs erfolgreich abgeschlossen und aktuell gibt es keine Gruppe außer Agility etc. Das ist nichts für unseren Hund.


    Einziger Unterschied der mir beim Bulli auffällt ist, dass die Erziehung wesentlich schwieriger ist da sie sehr stur sind. Unser Hund ist sehr verschmust, geduldig und anhänglich. Nur ist es kein Arbeitshund der "gefallen" will. Man braucht bei dieser Rasse schon gute Argumente um die Aufmerksamkeit zu bekommen und muss sehr konsequent sein. Ansonsten ein Hund wie jeder andere auch.

  • Hi!


    Schön, dass du dir Unterstützuung holst und bereits "Vorsichtsmaßnahmen" (Schleppleine) ergriffen hast.
    Finde es auch gut, dass du dein Problem getrennt von der Rasse siehst - das macht es leichter daran zu arbeiten.


    Zum Jagdtrieb muss ich leider bestätigen, dass sich das tatsächlich mit dem Alter noch ändern kann. Soll dir jetzt aber keine Angst machen. Sei dir einfach dessen bewusst und übe aktiv mit ihr daran (bevor das Problem auftaucht). Ruf sie immer wieder mal ab/fordere ihre Aufmerksamkeit wenn euch ein Eichhörnchen oder andere (plötzliche) Reize begegnen. Im Endeffekt hat jeder Jagdtrieb mit Impulskontrolle zu tun. Auch dein aktuelles Problem.


    Dass ein Schimpfen/korrigieren in dem Moment nicht hilfreich ist, hast du bereits selber rausgefunden. Vor allem wenn dein Hund aus einer Unsicherheit heraus handelt (und das tun meiner Meinung nach so gut wie alle Hunde) ist eine weitere Verunsicherung durch Schimpfen etc. nicht sinnvoll.


    Ich bin bis jetzt mit folgender Methode am besten gefahren: Reiz ist da, Hund reagiert bereits oder auch noch nicht, ich spreche ihn an, er orientiert sich zu mir um (muss mir nicht in die Augen schauen, auch ein Ohr nach mir richten ist ein Lob wert), ich lobe, wenn er sich vom Reiz abwendet und mir zu, gehe ich je nach Angespanntheit des Hundes weiter und wiederhole das ganze oder gehe einen kleinen Kreis und dann erst weiter auf den Reiz zu.
    Reagiert er nicht oder erkenne ich, dass er auf ein Ansprechen nicht mehr reagieren würde weil er zu gestresst und angespannt ist, wende ich mich entspannt ab und bringe Distanz rein, wenn ich das Gefühl habe, dass mein Hund wieder empfänglich ist sage ich ruhig weiter und gehe weiter. Ist der Hund aufmerksamkeitsmäßig wieder bei mir und nicht nur nach hinten zum Reiz orientiert kehre ich wieder um und versuche mein Glück von neuem. Wenn du deinen Hund nicht an der Leine nachzerren möchtest kannst du auch versuchen ihn wegzuschicken/drängen. Ich würde das aber nicht tun, wenn du merkst, dass er sich dadurch mehr reinsteigert - da hast du aber glaub ich eh ein gutes Gefühl. Mit dieser Methode bleibt dein Hund in Bewegung und du entschäfst gleichzeitig den Reiz. Verständlich?


    Ob du diese Dinge mit Leckerlie belohnen magst bleibt dir überlassen, ich arbeite hier nur mit verbalem Lob oder wenn es angenommen wird mit etwas streicheln, spielen, laufen, Tricks... am liebsten etwas wo wir in Bewegung sind - das baut Spannung ab.


    Viel Erfolg!


    PS. dein Hund ist nicht "stur", er ist einfach hochintelligent und überlegt ;- ) Ich mag das sehr bei Hunden!

  • Es liegen mehrere Leute in der Wiese und sonnen sich. Beim ersten vorbei gehen passiert nichts. Wir gehen 10min später nochmal an den gleichen Leuten vorbei und Sie schaut ganz aufmerksam hin, zieht in die Richtung und beginnt ein Paar anzubellen... Das selbe Paar war zuvor uninteressant.

    Und wieder: Ihr wisst, dass da leute sind, aber es kann trotzdem passieren, dass sie hinzieht und bellt? Wieder abgewartet, was der Hund wohl macht...


    Warum nicht vorher schon den Hund aufmerksam machen, zu sich nehmen und ordentlich vorbeiführen? Ihr wisst, dass sie manchmal Leute anbellt. Alle sind ALLE Leute ein Anlass, dem Hund zu zeigen, was sie tun soll. Nur so wird sie das irgendwann verinnerlichen (und es dauert, mit jedem Fehler länger)


    Und es ist total egal, was der Auslöser ist. Bzw. der Auslöser sind offensichtlich Menschen, das wisst ihr doch längst. Auf dem Hinweg war irgendwas anderes wichtiger, und der Hund noch nicht müde und überlastet. Auf dem Rückweg waren die Löffel alle oder die Leute haben blöd geguckt. VÖLLIG egal. Euer Job sollte viel früher anfangen.


    Mit Rückzug reagiert nicht jeder unsichere Hund, schon gar keine Hunde, deren Menschen passiv abwarten, denn die wissen: Mensch pennt und rafft nix, sie müssen selbst entscheiden und handeln. Ihr weist eurem Hund diese Rolle zu. Und dann kann aus der Phase ganz schnell eine Gewohnheit werden.

  • ich würde in so einer Situation, in der ein Hund Aggression gegen Menschen zeigt (Fell gesträubt, starrer Blick, steifer Gang, Knurren, bellen, fletschen) nicht beruhigend auf den Hund einreden, ich würde mir zackzack aber ganz flott seine Aufmerksamkeit holen, und dieses Verhalten komplett unterbinden. Es wird nicht mal gestarrt.

    Das halte ích für den komplett falschen Ansatz- vor allem in der Vorpubertät- eine Phase mit den größten Unsicherheiten. Der Hund muß lernen dürfen, daß keinerlei Gefahr besteht. Dazu soll er gucken.
    Sie soll erkennen dürfen, daß ihr die Leute gesehen habt. Idealerweise noch bevor sie das getan hat. Das muß ihr deutlich signalisiert werden.
    Kurzsichtigkeit Ausnutzen!
    Dann soll sie lernen dürfen, was man stattdessen bei verunsichernden Leuten machen kann: Bögen Laufen, am Wegrand Schnüffeln usw.
    Was auch hilft ist bei Sichtung ein Leckerlie oder Spiel anbieten . Dann werden Leute mit einem angenehmen Gefühl verknüpft.


    Der Klassiker Zeigen und Benennen ist ebenfalls geeignet, insbesondere , wenn sie den Clicker kennt.


    Momentan hört sich das nach Unsicherheit an- diese Phase und das "Stellen" in dem Alter ist nicht untypisch- sie macht durch das Bellen den Besitzer aufmerksam.

  • der Auslöser sind offensichtlich Menschen, das wisst ihr doch längst.

    Ich möchte nicht Beratungsresistent sein, aber so einfach ist das leider nicht.
    Zum einen ist der Auslöser verschieden, also nicht nur Menschen. Gestern bei der letzten Gassirunde war es eine Bühne! Die Bühne steht dort seit 14 tagen und wir sind mindestens schon 5-6x vorbei gelaufen, weil Sie an einer unserer Stammstrecken steht. Wie soll ich damit rechnen, dass sie plötzlich die Bühne grusselig findet, wenn sie zuvor immer O.k war.


    Zum anderen kann ich leider nicht nonstop den Blick auf mich lenken. Das geht einfach nicht. Ich finde auch, dass sich die Anspannung auf den Hund überträgt, wenn ich sie von allen Personen wegziehen, pauschal einen Hampelmann mache und nicht normal weiter gehen kann. Wir leben im Stadtkern, wir begegnen nicht einzelnen Personen auf dem Weg sondern sind umzingelt. 1x am Tag fahre ich zum großen Gassi auserhalb. Ansonsten gehen wir durch die Stadt in den Stadtpark. Um uns sind Spaziergänger, Radfahrer, Kinder, Senioren mit Rolator, Touristen mit Rollkoffer, Enten, Hunde, einfach alles...Hier geht es echt zu. Ich kann sie nicht vorbei führen ich führe sie durch. Aber mein Hund muss auch mal im Park schnuppern können etc. Warum 10.000 Dinge egal sind und dann im Park eine Decke angebellt wird, dass weiß ich nicht und ich glaube sie selber auch nicht.




    Danke @SirBeno, dass du verstehst dass es nicht ist weil mein Hund ein "böser Kampfhund" ist. Das Verhalten kann mir mit nem Labbi auch passieren, nur dann schauen die Leute nicht so doof. Deshalb müssen bestimmte Rassen noch folgsamer sein, da sie bzw. die Halter unter den Vorurteilen leiden.
    Hast du auch einen Bulli? Wir hatten wirklich schon viele Hunde, aber die erziehung ist echt mühsam. Aber ansonsten ist sie ein Goldstück. Und ja schlau ist sie auch. Sie test jeden und weiß genau bei wem sie was machen kann etc.



    @wow... ja das ist das was ich momentan ausprobiere. Die Bühne durfte Sie dann gestern (da wir alleine waren und es ein gegenstand ist) beschnuppern. Ich hab ihr gezeigt dass nichts passiert. Sie hat dann gelegentlich noch leise gewufft und musste gaaaanz viel schnuppern.Irgendwann wars fad.
    Bei Menschen geht das natürlich nicht so einfach. Ich versuche sie wenn ichs bemerke sofort abzulenken. Aber ist nicht sooo einfach es immer gleich im Keim zu ersticken

  • Ich versuche sie wenn ichs bemerke sofort abzulenken. Aber ist nicht sooo einfach es immer gleich im Keim zu ersticken

    Dazu habe ich auch nicht geraten ;) .
    Durch das Zeigen und Benennen vermittelst du a) daß du erkannt hast, was sie gerade beunruhigt, b) daß du sie einschätzen kannst und sie ggf. für harmlos einstufst und letztlich, daß du weißt, wie man damit umgeht - also das Alternativverhalten Bogen Laufen etc.
    Beim Passieren kannst du sie loben. Wenn sie innehält um hinterherzuschnuppern würde ich das auch loben. Abbrechen würde ich, wenn sie stark hinterherzieht , dann mit "nein, Weiter" den Weg fortsetzen und loben wenn sie weiter mitkommt. Danach Keks, Spiel- irgendeine Belohnung.


    Belohnen bei Sichtung (im Zeigen und Benennen enthalten) hilft auch Unsicherheit zu entkräften.

  • Eine Bühne kann sie ja mal anwuffen und dann erkunden. Das macht ja nix.
    Das juckt ja keinen. menschen anbellen ist aber nun mal was anderes.


    Wichtig ist, dass DU ein klares Verhalten bei Menschen etablierst. Dass du klar hast, was du erwartest. Und das dann einforderst. Anders gehts halt schlicht nicht. Ob das nun immer Blickkontakt sein muss - bei mir ist es das nicht, dann müsste mein Hund mich ständig anschauen, wir leben hier auch nicht gerade isoliert. Ich mag das dauernde "Schau" überhaupt nicht. stehenbleiben und umorientieren finde ich aber schon auch nützlich.


    Ich habe den Hund halt einfach IMMER (und das war verdammt oft) rangerufen/geholt, angeleint, auf der aussenseite gehalten und weitergegangen - und zwar egal, was der Hund gemacht hat. An der Leine galt von jeher: NIX ist interessant, es gibt keine uneingeladenen Kontakte, keiner fasst ihn an, es wird gar nichts groß gemacht, auch nicht geschnüffelt (allerdings war und ist bei uns sehr viel Freilauf möglich). An der kurzen Leine ist quasi Isolations-Tank. Abgeschirmt.
    Das muss man aber auch üben, der Hund muss das auch akzeptieren, darf sich nicht vorbeidrängeln oder ziehen. Kann sein, dass das zum Typ Bulli nicht passt.


    Dass es einfach ist, behauptet keiner. Dass es bei jedem gleich geklappt hat, auch nicht.


    Vermutlich musst du einfach auch ein bisschen mehr ohne Ablenkung Grundlagen üben und den Hund dosierter in schwierige Situationen bringen.

  • Natürlich soll ein junger Hund sich Sachen und Leute angucken, wenn man ihn da immer sofort wegzieht, wird er ja kirre... .... oder entwickelt erst recht Aggressionen... soweit geh ich natürlich mit dir.


    Neutral gucken ist aber was anderes als aggressive Körpersprache und auf Leute bellend zurennen. Meine Hunde dürfen überall und jederzeit in bestimmtem Rahmen gucken, solange niemand angestarrt wird und das Fell brav glatt bleibt. Sie dürfen an Kinderwagen schnüffeln, wenn's hilft, weil sie vielleicht als Junghund sowas noch nicht kennen. Aber sie dürfen nie und unter keinen Umständen Aggression gegen Menschen oder alles, was Menschen benutzen, wie Buggys, Rollator, Rollstuhl, Skateboard etc. zeigen. Das korrigiere ich sofort, weil ich gern Ansätze von Problemen im Keim ersticke, anstatt sie zu ausgewachsenen Problemen werden zu lassen.


    Ist halt jetzt mein Weg, kann jeder natürlich handhaben, wie es für ihn und Hund passt.


    Das mit Leckerli wäre natürlich auch eine gute Lösung, wenn der Hund da drauf reagiert. Hängt ab von Situation und Hund. :smile:

  • Beim Terrier einer Freundin, die das sehr stark zeigte (war wohl Abgabegrund) haben wir den Fokus darauf gelegt: Nicht hinrennen, aussen bleiben (sie wird dann so geführt, dass der mensch zwischen ihr und den fremden Leuten ist).


    Hinschauen darf sie. Bellen wird ignoriert (sie ist manchmal eh zu aufgeregt, um nicht zu bellen). Hinziehen wird unterbunden, NICHT mit der leine, sondern mit dem Körper, wenns irgendwie geht. Braucht der Mensch die Leine, war er zu langsam.


    Sie soll lernen: Menschen wahrnehmen, evtl dem eigenen mensch Bescheid sagen (Gucken und Feedback bekommen ala Zeigen und Benennen), aber sich nicht auf den fremden zubewegen. Das ist das Zielverhalten. Und das muss eben 100000 mal eingefordert werden.

  • Hallo :)
    Da ist das erste mal, dass ich im Dogforum antworte und ich weiß nicht so ganz ob ich es richtig mache xD . Wie auch immer, ich habe seit ca. 6 Wochen einen 7 Monate alten Deutsch Langhaar Rüden, der das selbe verhalten zeigt, ihm ist es egal ob es Menschen, Hunde oder Fahrradfahrer sind. Er bellt, stellt seine Haare auf und zieht in Richtung des Reizes (auch unangeleint). Ich gehe auch davon aus, dass es bei Ihm Unsicherheit ist und er sich nicht anders zu Helfen weiß. Ich habe nun angefangen (in reizarmer Umgebung) ihm ein Markerwort beizubringen (ähnlich wie Clicker) und so versuche ich die Reize, die ihn auf die Palme bringen positiv zu verknüpfen. Funktioniert noch so semi gut :ka: aber jeder Anfang ist schwer. Werde jetzt definitiv noch einen Hundetrainer dazuziehen, da ich zwar recht viel Literatur zuhause habe, aber nicht 100% sagen kann wo die Ursache wirklich liegt.
    Ich bin auch super verunsichert, gerade weil es bei Aggressionsverhalten so viele Unterschiedliche Meinungen/Ansätze gibt. Dazu meldet er natürlich auch in der Wohnung, aber das ist zum Glück durch das Markerwort besser geworden.


    Ich kann gerne noch mal Berichten, was die Hundetrainerin uns rät :-)

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