4-monatiger Husky kaum zu bändigen

  • Hallo zusammen


    Ich habe mich schon ein bisschen durchs Forum gelesen und schon ein paar Anregungen erhalten. Jedoch benötige ich eure Unterstützung zu unserem "Problemfall" bzw. ich brauche einen Rat wie wir uns richtig verhalten sollen. Ich weiss ja, dass es nicht an ihm, sondern an uns liegt.


    Wir haben seit 1.5 Wochen einen 4 Monate alten Husky bei uns. Er war zuvor in Spanien zuhause, mit 8 Wochen wurde er bereits von seiner Mama getrennt und danach lebte er hauptsächlich auf dem Balkon. Ihm wurde in dieser Zeit nichts beigebracht und es wurde nur die letzten zwei Wochen einmal am Tag nach draussen gegangen. Dementsprechend hat er dann halt sein Geschäft einfach auf dem Balkon verrichtet. Nun zu unseren Problemen, wo wir nicht weiter wissen. Das grösste Problem ist, dass er die Beisshemmung noch nicht gelernt hat. Wir versuchen ihm das beizubringen, aber haben bisher überhaupt keinen Erfolg. Wir versuchen es mit "Nein", ignorieren, aufjaulen, etc. aber nichts hilft. Er beisst auch nicht nur im Spiel, sondern auch wenn wir nicht mit ihm spielen wollen. Er möchte zum Beispiel unsere Aufmerksamkeit, springt an uns hoch und beisst dann in unsere Hände. Hauptsächlich will er uns in die Hände / Arme beissen. Die Beine lässt er meistens heil. Ein beliebtes Spiel von ihm ist es aufs Sofa zu gehen und zu warten, bis wir ihn runterholen und dann beisst er uns auch in die Hände. Wie können wir ihm beibringen, dass er nicht beissen soll / darf? Wenn ich ihn runter "schubse", dann dreht er noch mehr auf und hat noch mehr Lust zuzubeissen.


    Ein weiteres grosses Problem ist es, dass er nur sehr schwer zur Ruhe kommt. Da haben wir zu Beginn bestimmt den Fehler gemacht, dass wir dachten wir müssen ihn genug beschäftigen und hatten Angst, dass er unterfordert ist. Dies haben wir in den letzten 4 Tagen geändert und zu Beginn war er ein wenig ruhiger. Doch heute ist wieder ein Terrortag. Ich bin um 13:00 Uhr nachhause gekommen und bis um 20:00 Uhr hat er lediglich eine gute Stunde geschlafen. Die restliche Zeit wollte er spielen, hat sich Schuhe zum knabbern geholt, etc. Egal was ich tue, er wird nicht ruhiger. Ich habe es schon versucht, dass ich ins Zimmer ging und er alleine war, dann hat er einfach etwas kaputt gebissen. Dann habe ich versucht ihn in die Küche zu sperren, so dass er runter kommt. Dort hat er dann gewinselt und an der Tür gekratzt. Als er nach 5 Minuten ruhiger war, habe ich ihn wieder raus geholt und das ganze Spiel ging vorne los. Sobald ich mich aufs Sofa oder einen Stuhl setze, springt er hoch und beisst mich in die Hände. Ich bin echt verzweifelt und weiss nicht mehr was ich tun soll. Ich werde immer verzweifelter und genervter und dadurch wird er natürlich auch nicht ruhiger.


    Ich weiss im Moment gar nicht mehr was richtig oder falsch ist und ob wir immer noch zu viel machen. So sah unser Tag heute aus: Um 6:00 kurze Pipirunde, danach ging ich arbeiten. Mein Partner war dann mit ihm zuhause, da schlief er zuerst, dann gab es Frühstück und eine Gassirunde. Danach bekam er einen kleinen Knochen und schlief wieder. Dann ging er alle 1-2h raus um Pipi zu machen. Um 13:00 Uhr kam ich nachhause und mein Freund ging arbeiten. Zuerst gab ich ihm sein Mittagessen und danach ging es kurz raus. Danach wollte er nicht ruhig sein und ich gab ihm einen Kong, damit ich in Ruhe arbeiten konnte. Als er damit fertig war schlief er eine gute Stunde. Ab da ging es dann rund und er kam nicht mehr zur Ruhe. Er wollte ständig spielen und sprang an mir hoch, biss mich, etc. Ich habe dann noch kurz ein paar Sitz- und Kommübungen gemacht und ging dann wieder kurz mit ihm Gassi und versuchte ihn zuhause vergebens wieder runterzuholen. Er war so aufgedreht, dass er dann auch x mal reinmachte, obwohl er zuvor gerade draussen war. Um 17:30 ging ich dann mit ihm nach draussen und liess ihn dort mit seinem Ball toben. Zuhause gab es dann Abendessen und dann gingen wir noch einmal raus um Pipi zu machen. Und er will immer noch nicht ausruhen...


    Ich würde mich über ein paar Inputs von euch freuen, was wir falsch machen oder was wir ändern könnten.

  • Hallo,


    ich hatte Anfangs mit meinem Labbi auch so meine Problemchen die erste Zeit. ...auch wenn es sich bei dir hier extremer anhört.
    Aber ich versuchs trotzdem mal mit dem was mir (bzw. meinem Welpen) geholfen hat.


    Grundsätzlich hat mein Rüde immer mehr Schlaf nötig umso mehr ich seinen Kopf (bzw. seine Nase) beansprucht habe. Schnüffelteppich, Suchspiele und Eindrücke der Aussenwelt haben mir sehr geholfen.
    Meiner hätte stundenlang in der Wiese toben können, richtig müde gemacht haben ihn fast nur geistige Eindrücke. Neue Umgebungen, Neue Situationen... Ich weiß noch das der Kleine nach meiner ersten Runde im Einkaufszentrum (das Ganze hat vermutlich nicht länger als 15-25 Minuten gedauert) gleich darauf im Auto quasi ins Koma gefallen ist :)
    Habe dann immer geschaut das ich jeden Tag irgendwas "neues" mit ihm mache... Bekannte XY besuchen, Lift fahren, auf den Bahnhof fahren und Züge zeigen, Kühe zeigen... usw usf.
    Bei mir hat das Wunder gewirkt.


    Trotzdem hatte ich auch ab und an das Problem das er "drüber" war und dann gar nicht mehr runtergekommen ist. Bei mir war das Zauberwort - Hundebox. (Ja, ein umstrittenes Thema)
    Ich habe es Anfangs so gemacht das, wenn er drüber war, ich ihn da halt eingesperrt habe drinnen. Da gabs dann 10-15 Minuten großes Gehäule, aber da er da drinnen auch nix zerstören konnte, ist er dann immer eingeschlafen.
    Nach ein paar Tagen hat er aber angefangen die Box zu schätzen und ist selber reingegangen wenn er Ruhe haben wollte (da hab ich dann natürlich nicht mehr zugesperrt)... Und bis heute liegt er sehr gerne in einer (mittlerweile natürlich größeren) Box wenn er einfach seine Ruhe haben will.



    Keine Ahnung ob was von den beiden Vorschlägen fruchtet, und es gibt sicher 100 bessere Lösungen... ...bei mir hat das aber eigentlich gut funktioniert :)


    Drück die Daumen das es besser wird.
    :)
    glg


    PS. Achja, eins noch. Ich weiß das ist leicht gesagt, aber versuch dich selbst nit so zu stressen (bzw. stressen zu lassen)...

  • Genau, je entspannter ihr Menschen seid, desto ruhiger kann auch der Hund werden.
    Und nochmal genau, der Hund klingt nach völlig überdreht. Wäre auch kein Wunder, er hat ja bisher noch nix kennengelernt und nun so viele neue Sachen. Anderes Land, anderes Klima, andere Menschen, andere Laute (Sprache), hat wahrscheinlich auf einmal sehr viel mehr Freiheiten, soll aber auch mehr Pflichten erfüllen können...


    Ich würde das Programm erstmal rigoros runterfahren. Essen, schlafen, Kauknochen und kurze Gassirunden in möglichst immer der gleichen Gegend. Wenn möglich auch ein paar mal die Woche in ein ruhiges und überschaubares Gebiet wo er an der Schlepp rennen kann. Freilauf würde ich persönlich noch nicht anstreben, dazu kennt ihr euch noch zu wenig und das ganz grosse Vertrauen muss erst aufgebaut werden.


    Der Lütte hat erstmal genug damit zu tun euch und euer Leben kennenzulernen, eure Hausregeln und wo er nun seinen Platz zwischen euch hat.


    Das mal ein, zwei Wochen durchziehen. Dann sollte der Kurze schon ruhiger werden.


    Beisshemmung, Nein und andere Kommandos müssen gelernt werden. Und dass geht nur wenn der Hund (Mensch auch) den Kopf frei dafür hat.

  • Vielen Dank für deine Antwort und deine Ideen. Das mit der Kopfarbeit klingt gut. Aber wahrscheinlich müssen wir zuerst einmal runterfahren. Eine Box haben wir bereits, aber er mag die noch nicht wirklich. Wir gewöhnen ihn nun langsam daran, so dass er sich dort wohl fühlt. Ich hoffe, dass ihm diese dann mal als Rückzugsmöglichkeit gefällt und er sich gerne zum Schlafen dorthin begibt.

  • Genau, je entspannter ihr Menschen seid, desto ruhiger kann auch der Hund werden.

    Im Kopf wissen wir das, jetzt müssen wir das nur noch umsetzen... :headbash:

    Wir haben wahrscheinlich unterschätzt wieviel neue Eindrücke er hier hat ohne dass wir überhaupt etwas mit ihm machen. Wir werden somit das Programm nun runterfahren.
    Wie sollen wir reagieren, wenn er uns in der Wohnung immer anspringt und beisst? Wir können so zuhause nichts machen oder mal auf dem Sofa liegen und er kommt so natürlich auch nicht zur Ruhe. Sogar wenn wir nur mit ihm kuscheln wollen, beginnt er ziemlich schnell zu beissen. Ohne Beissen geht es nur, wenn er schläft, gerade aufgewacht ist oder wenn man nachhause kommt.

  • Was passiert denn wenn du den Hund einfach mal komplett fest hältst? Ich meine jetzt kein Dominanz-auf-den-Rücken-Werfen, sondern schlichtweg einfach mal festhalten, sodass er nicht schnappen kann und auch nicht weg kann. Wenn er so zu kräftig ist, vielleicht auch mit Geschirr. Also einfach mal das Geschirr drinnen an lassen.
    Das wäre zumindest meine rein intuitive Reaktion auf das Beißen nachdem du ihn vom Sofa schubst. Das sieht er einfach als Spiel, weil "Nein" hat er auch noch nicht gelernt.
    Ich könnte mir aber vorstellen, dass er sich durch Festhalten nach einiger Zeit beruhigt und du ihn dann auch beruhigend streicheln kannst.

  • Würde an Deiner Stelle auch erst einmal komplett runterfahren, sehe das wie @KleinGustav.


    Dein Hund wird genug damit zu tun haben, sich an seine neue Lebenssituation anzupassen, alles kennenzulernen. Das fordert den Kopf satt und genug, wird ihn vermutlich bereits jetzt überfordern.


    M.E. ist sein "rumgekaspere" ein Zeichen eben dieser Überforderung (war bei meiner TS-Maus ganz ähnlich, die kannte auch noch nichts). Das dauert halt ein bisserl, da muss man als Mensch(en) durch (und hier auch mein armer Rüde ;) ). Alles was aufdreht haben wir hier z.B. gelassen.


    Was ich Dir aber noch raten würde, von einem Minihappen (damit der Magen nicht ganz leer ist) abgesehen, würde ich nach dem Spaziergang erst füttern (immer). (Wir teilen uns am Morgen nach dem ersten Lösen eine Banane ... weil wir danach erst eine grössere Runde starten ... fahre dafür ein Stück ... deswegen erst kurz lösen, dann Banane oder eine Ecke vom Brot und dann ab ins Auto ... danach richtiges Frühstück ... danach pennen ...)


    Genau wie wir Menschen ruhen Tiere gerne nach dem Essen fassen (manche wissen es halt noch nicht zu Beginn ... kommt aber). Hier gab (und gibt) es nach der Mahlzeit noch etwas zum Kauen. So etwas wie Straussensehnen oder anderen Krams, mit wenig Kalorien, was aber aufhält. Kauen macht glücklich ;) ... und der Hund bekommt die Zeit, um nach dem Spaziergang und dem Fressen runter zu fahren, damit er überhaupt merkt, dass es besser kommt, wenn man nach dem Essen ruht. (War bei meiner zwingend nötig).


    In den ersten 2-3 Monaten musste ich mich dann selbst zurücknehmen (mit Buch auf der Coach oder selbst ein Schläfchen).


    Erst nachdem sie richtig angekommen war, hab ich langsam mit dem begonnen, was man Erziehung nennen könnte. Das wurde dann allerdings gut und unproblematisch aufgenommen, weil der Kopf mittlerweile für so etwas frei wurde.


    PS: Wenn Dein Hund nicht wirklich zubeisst, sondern mehr - wie die meine - die Hand zwischen die Zähne nimmt, dann würde ich eher die Hand ruhig hinhalten, statt wegziehen ... wurde dann hier schnell uninteressant. Ähnlich mit der Couch, nicht runterholen oder runterjagen, meine hab ich drauf gelassen, heute ist Couch nicht mehr wirklich interessant, sie hat ihren eigenen Lieblings-Liegeplatz. Sie dürfte zwar und manchmal geht sie auch drauf, es wäre aber mittlerweile keine Problem (völlig ohne Gekaspere) sie dort runter zu schicken.

  • Unsere Yla hiess in dem Alter nur "Biber" und "Schnappfalle". Alles wirklich alles wurde mit dem Maul erobert. "Nein" war in dem Alter noch ein Fremdwort was wir nur langsam in ihren kleinen, sturen wunderschönen Kopf bekommen haben^^
    Beim Beissen hat uns rigoroses Tauschen die Haut gerettet (im wahrsten Sinne. Man können diese kleinen Teufel schnell schnappen und haben den Spass ihres Lebens dabei <3)
    Wir hatten quasi dutzende kleine geflochtene Zergel aus Baumwolle rumfliegen und in den Taschen. Yla jubelte los und zack statt Hand Zergel in die Schnute.
    Sie hat generell gerne gekaut und wenn es Kaukram gab (Rinderkopfhaut , schön gross, das sie sich nicht verschlucken konnte) lag sie auf ihrer Decke und duselte auch recht sicher dann irgendwann weg.
    Box hatten und haben wir nicht, es gab Phasen in dem Alter da wurde sie am Geschirr mit Hausleine einfach mal neben mir am Schreibtisch festgemacht. Dort war ihre Decke, ihr Spielkram, ICH, alles erreichbar und Frau "ich will aber weiter spielen und das Sofa essen!" schlief dann doch ein.
    Geniess die Zeit :)


  • Festhalten und beruhigend streicheln zum runterfahren hat bei uns anfangs nicht funktioniert. Das kommt jetzt so, kurz vor dem ersten Geburtstag wurde Gustl wirklich reifer.
    Auch konditionierte Entspannung war etwas, worauf er sich nicht einlassen konnte. Es war halt alles noch viel zu aufregend und neu.


    Anspringen und beissen hat sofortigen Abbruch von Spiel oder Streicheleinheiten zur Folge gehabt. Aufstehen, umdrehen, weggehen. Hände hochnehmen dabei, sonst springt und schnappt das Tierchen.
    Ich weiss von einer Userin dass sie sich in solchen Momenten auf den Tisch gesetzt hat, um sich dem Hund zu entziehen.


    Kuscheln und Streicheleinheiten gabs in der Anfangszeit übrigens auch nicht richtig. Dafür war vom Hund aus einfach noch keine Vertrauensbasis da.
    Körperliche Nähe muss man ja zulassen können um sie zu geniessen. Und das ist ein Lernprozess, das körperliche Nähe nicht nur Zwang oder Gewalt bedeuten kann. Jetzt mal Worst Case gesprochen.
    Lass den Hund im Alltag mitlaufen, euch beobachten. Setzt euch zu ihm auf den Boden oder lasst ihn auf die Couch. Vielleicht mag er sich ankuscheln, will aber nicht gestreichelt werden.
    Das ist ok.
    Vielleicht kommt streicheln und schmusen und besondere Kuschelrituale zwischen euch später, wenn das Vertrauen auf beiden Seiten da ist. Gebt euch Zeit.

  • Was passiert denn wenn du den Hund einfach mal komplett fest hältst? Ich meine jetzt kein Dominanz-auf-den-Rücken-Werfen, sondern schlichtweg einfach mal festhalten, sodass er nicht schnappen kann und auch nicht weg kann. Wenn er so zu kräftig ist, vielleicht auch mit Geschirr. Also einfach mal das Geschirr drinnen an lassen.
    Das wäre zumindest meine rein intuitive Reaktion auf das Beißen nachdem du ihn vom Sofa schubst. Das sieht er einfach als Spiel, weil "Nein" hat er auch noch nicht gelernt.
    Ich könnte mir aber vorstellen, dass er sich durch Festhalten nach einiger Zeit beruhigt und du ihn dann auch beruhigend streicheln kannst.

    Das haben wir auch schon versucht. Zuerst will er sich natürlich losreissen und macht ein riesen Theater mit jaulen, etc. Nach einiger Zeit beruhigt er sich dann, aber sobald wir ihn los lassen beginnt das Spiel von neuem.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!