Teletac Nein - Stromzaun Ja?

  • Jetzt komme ich aber zu meiner Frage, ich bin fleißige aber stille Mitleserin in @Chris2406 Thread und da ist es doch so dass die Mcs ja bei den Rindern sind und dort auch ein Stromzaun ist. Gibt es dann da Ausnahmeregelungen oder bewegen sich die HsH alle am Rande der Legalität?


    Lg Elke

    Tjaha....


    Passend zum Konzept des laienhaften Wolfsmanagements in D, hat sich da von den Verantwortlichen im Vorfeld niemand wirklich Gedanken zu gemacht, wie das mit den Herdenschutzhunden, die offiziell gefordert und in vielen Bundesländern ja bereits auch gefördert werden, dann in der Praxis aussieht und wie sich diese Praxis dann mit der Tierschutzhundeverordnung vereinbaren lässt.


    Der Wolf ist seit 20 Jahren (!) zurück in D und in diesen 20 Jahren ist es nicht geschafft worden, den Passus "gilt nicht für HSH im Einsatz" in die VO aufzunehmen. Die Schweiz hat das z. B. mal eben ergänzt - in D müssen wir da noch 20 Jahre drauf warten.


    Rein auf Gesetztestexte bezogen, manövrieren wir Tierhalter mit HSH also auf einem sehr schmalen Grat, allerdings gibt es offizielle Aussagen von Umwelt- und Landwirtschaftsministerien, die den Veterinärbehörden nahe legen, die entsprechenden Passagen nicht allzu eng auszulegen und auch offizielle Interpretationen (Verordnungstexte sind ja nie so eindeutig, dass man sie nicht auf verschiedene Arten interpretieren könnte), die aussagen, dass sich die E-Zaun-Sache nur auf Minimal-Flächen-Größen bezöge.


    Es gibt aber bisher in D in 20 Jahren keinen mir bekannten Fall, in dem ein Weidetierhalter deshalb nennenswerte Probleme mit den zuständigen Veterinärbehörden bekommen hätte - es wird lediglich darauf geachtet, dass z. B. Nachtpferche für Schafe mit HSH dabei nicht zu klein ausfallen.
    Sollte so etwas mal passieren, dass ein Weidetierhalter deshalb Probleme bekommt, hätte er alle möglichen Naturschutzverbände an seiner Seite, die ihn dann unterstützen würden.


    Für die Praxis der HSH im Einsatz ist das aber nur ein Rand-Thema - die HSH lernen den (dann oft gedrosselten) E-Zaun bereits als Welpen kennen und das war es dann. Die Zauntreue eines HSH hängt vor allem von der Bindung an seine Herde ab, nicht davon, wieviel Schmackes auf dem Zaun ist. Der HSH kennt den Zaun und hält immer den entscheidenden Abstand, egal, was da vor seiner Nase passiert. Der testet das nicht 12 x täglich aus.


    Mir persönliche gefällt das nicht, dass ich wegen schlafender Politik gegen diese Verordnung verstoßen muss, um meine Weidetiere vor dem Wolf zu schützen - da das Thema in entsprechenden Kreisen aber in aller Munde ist und sich alle zur stillschweigenden Übereinkunft bekennen, da niemandem einen Strick draus zu drehen, bleibt uns Tierhaltern nur das Abwarten, bis der Gesetzestext i-wann dann mal an den Bedarf angepasst wird.


    Wenn HSH gegen Wölfe eingesetzt werden sollen und müssen, gibt es noch ganz andere Tierschutzfragen, die viel dringlicher wären.


    LG, Chris

  • @Chris2406 vielen Dank für die ausführliche Antwort. Das die Wolfspolitik gewaltig hinkt hab ich in deinem Thread bereits gelernt.


    Ich will den Thread hier nicht weiter zuspammen.


    Danke nochmals
    Elke

  • Ich finde die Frage durchaus berechtigt, denn genau da stutzt der aufmerksame Beobachter. Chris hat es ja hinreichend erklärt.


    Ich persönlich habe übrigens kein Problem mit passenden! Stromzäunen für egal welche Tiere, wenn die Tiere diese von Anfang an (!!!) in der Art kennen lernen - also nur und ausschließlich unter Strom gesetzt.


    Dieses Problem die Tiere erst daran zu gewöhnen, dass kein oder viel zu wenig Strom drauf ist (Ich komme manchmal aus dem Kopfschütteln nicht raus, wenn ich unterwegs bin und die Bauten von anderen betrachte. Manchmal kann ich es mir auch nicht verkneifen den Zaunprüfer, der immer in meinem Auto liegt, an einen Zaun zu halten. Und wundere mich dann wirklich sehr, dass da noch Viecher innerhalb stehen. Gerade am Dienstag habe ich mal bei einer Wildschweineinzäunung gemessen. Direkt neben dem Gerät. Sehr putzig, der Versuch des Bauern ... ähem, ja ich schweife ab ...), ist eine füchterliche Unart, die häufig das Leben der Tiere kostet. Ich drehe z.B. zur Lammzeit den Strom extra hoch, damit die kleinen Dinger beim ersten Kontakt sofort die richtige Verknüpfung machen. Es kommt bei mir praktisch nie vor (gegen einen plötzlichen Batterie-Tod kann man nix machen), dass meine Tiere ohne ausreichend Strom stehen. Und trotzdem testen die Schafe den Zaun hin und wieder.

  • allerdings gibt es offizielle Aussagen von Umwelt- und Landwirtschaftsministerien, die den Veterinärbehörden nahe legen, die entsprechenden Passagen nicht allzu eng auszulegen und auch offizielle Interpretationen (Verordnungstexte sind ja nie so eindeutig, dass man sie nicht auf verschiedene Arten interpretieren könnte), die aussagen, dass sich die E-Zaun-Sache nur auf Minimal-Flächen-Größen bezöge.

    Hier nochmal der Vollständigkeit halber die PM des baden-württembergischen Umweltministeriums:
    Nach Wolfsrissen in Widdern – Anpassung der Tierschutz-Hundeverordnung nötig: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg



    Zitat

    Der Minister plädierte deshalb dafür, in einem ersten Schritt die Verordnung des Bundes in Baden-Württemberg künftig – anders als bisher – im Sinne des zuständigen Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft auszulegen. Das BMEL hatte erst im Sommer mit einem Brief klargestellt, dass es sehr wohl möglich sei, Herdenschutzhunde auf Weiden mit Elektrozäunen einzusetzen – obwohl in der Tierschutz-Hundeverordnung stromführende Vorrichtungen in Hundezwingern verboten würden. Eine Weide sei jedoch kein Zwinger im Sinne der Verordnung, so das Bundesministerium.

    LG, Chris

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