Projekt "Alleinbleiben" - Ein Trainingstagebuch

  • Hallo ihr Lieben,


    eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, keinen Thread zu diesem Thema zu veröffentlichen. Meiner Meinung nach brauchte es einfach keinen tausendsten "Mein Hund kann nicht allein blieben"-Thread. Aber mittlerweile habe ich den Eindruck, dass es bei uns doch etwas spezieller ist und ich erhoffe mir ganz doll Hinweise aus eurem tollen Schwarmwissen. Außerdem möchte ich gern für mich die Fort- und Rückschritte festhalten, um die Auslöser festzustellen und anhand dessen das weitere Vorgehen zu planen.


    Ich freue mich, wenn ihr mit dabei seid und mich an eurem Wissen teilhaben lasst (und mich zwischendurch mal tröstet, wenn es nicht so gut läuft).


    Vielleicht zu Anfang nochmal zu uns. Wer wir sind, was wir machen, wie wir leben und üben:
    Mein Freund und ich (beide 29) leben in einer großen Wohnung in einem Mehrparteienhaus. Seit Anfang März lebt bei uns Rayna. Sie ist jetzt geschätzt etwa über 7 Monate alt und eine griechische Straßenhündin (Bild hänge ich an).
    Derzeit bin ich noch krankgeschrieben, gehe aber ab Anfang Juni stundenweise wieder arbeiten. Ich hoffe, dass ich sie in der Regel mitnehmen kann. Allerdings mache ich auch Hausbesuche und an solchen Tagen müsste Rayna zuhause bleiben. Erstmal wären das zwei Stunden die dann bis Anfang August bis max. 5 Std ausgebaut werden sollen.
    Derzeit bleibt sie im unteren, offenen Wohnbereich (Wohnzimmer, Esszimmer, Flur ohne Türen dazwischen) allein.


    Ich habe direkt als sie eingezogen ist angefangen mit ihr zu üben. Ich hab immer "Sei schön lieb. ich bin gleich wieder da" gesagt und bin gegangen. Immer langsam gesteigert und nachdem es erst sehr zäh war, weil sie ja auch noch so gar nicht angekommen war, hat das im April sehr gut geklappt. Wenn wir weg gegangen, oder wiedergekommen sind, haben wir sie nicht gehört und unsere Nachbarin (Erdgeschoss, wir wohnen im 2. OG) hat uns auch bestätigt, dass sie Rayna zwar ab und zu mal hören, aber nur ganz selten und dann auch nur vereinzelt und nicht dauerhaft. Wir waren dann Ende April so bei 1,5 Std, als wir sie gehört haben, als wir wieder nach hause gekommen sind. Wir haben dann bei der o.g. Nachbarin gefragt und sie sagte uns, dass Rayna nur ab und zu gejault hätte, primär aber die Hunde der Nachbarin ziemlich laut gewesen seien. Ich glaube, dass die Nachbarin da nicht ganz ehrlich mit uns war... :tropf:
    Bis dahin war es auch so, dass sie nichts kaputt gemacht hat, wenn wir weg waren. Sie hat zwar mal ein Kissen durch die Gegend geworfen, oder Taschentücher, die auf dem Tisch lagen, zerlegt, aber nichts wildes.
    Dann haben wir sie einmal gefilmt, als wir gegangen sind und haben gesehen, dass sie jault. ich bin also zurückgegangen, hab mit ihr geschimpft (nicht körperlich, aber wahrscheinlich doch zu doll) und bin wieder gegangen. Sie hat wieder geweint, ich wieder rein, usw. Das ging so 3-4 Mal, dann war sie ruhig. Ich dachte also, das wäre ne gute Möglichkeit ihr zu zeigen dass das jaulen nicht gewünscht ist. Also hab ich immer so getan, als würde ich gehen, hab mich wieder hoch geschlichen und sie unterbrochen, wenn sie gejault hat. Nach 2-3Malen hatte ich dann aber den Eindruck, dass sie einfach merkt, wenn ich vor der Tür bin und ich sie mit dem Schimpfen nur verunsichere.
    Wir haben also eine App installiert, die Geräusche aufzeichnet, wenn sich in der Wohnung was regt, und sie damit aufgezeichnet. Sie war dann drei Tage lang je eine Stunde allein. Wenn ich nach meinem Freund gegangen bin, hat sie immer so 2-3Mal leise gefiepst und dann nach ner halben Stunde nochmal leise. Sie fiepst allerdings auch, wenn ich gehe und mein Freund noch da ist. Wenn sie allein war und ich wiederkomme lag sie immer vorne im Flur und war sehr beschwichtigend. Letzteres mache ich daran fast, dass ich vorher ja gekommen bin, wenn sie gefiepst hat und geschimpft habe. Das hat sie scheinbar schlecht verknüpft. Jetzt begrüße ich sie eigentlich gar nicht mehr, sonder verhalte mich neutral/freundlich. Kaputt gemacht hat sie in den Tagen auch nichts. Als mein Freund sie allein gelassen hat, hat sie nicht mal gefiepst, als er gegangen ist.
    Zu den entsprechenden Tagen muss ich sagen, dass sie gut ausgelastet war, Mittwoch sogar total lange mit nem anderen Hund getobt hat, weswegen wir Donnerstag und Freitag Sparprogramm gefahren haben.
    Freitag war ich dann eigentlich den ganzen Tag weg und Rayna mit meinem Freund zuhause. Ich war dann kurz (ca 45Min) daheim und dann sind wir los zum Essen mit meinem Papa. Als wir nach zwei Stunden wiedergekommen sind haben wir festgestellt, dass sie die ganze Zeit (mit 30 Minuten Pause) heftig randaliert hat. Fiepen, Jaulen, Heulen wie ein Wolf, Bellen, sogar knurren mit Wuffen :verzweifelt: Außerdem hat sie ihr Kissen geschreddert und die Tapete neben der Haustür zerkratzt. :verzweifelt: Ich war echt fertig...
    Ich hab mir dann überlegt, dass wir immer 5 Minuten bevor wir gehen einen alten Kissenbezug aufs Sofa legen, damit sie weiß, dass sie gleich allein bleibt und ihr ihr Geweih für die zeit zum Kauen zu geben.
    Samstag habe ich dann eine 30 Minuten Gassirunde mit ihr gemacht und sie dann 2 Minuten allein gelassen, als sie auf der Couch lag. Sie war still, lag aber mit Geweih vorne an der Tür, als ich wiederkam.
    Dann hab ich sie nochmal 11,5 Minuten alleingelassen. Sie hat mit dem Geweih gespielt und nach ca 10 Minuten einmal gejault. Lag dann auch wieder vorne an der Tür.
    Anschließend hab ich sie mit zum Football genommen.
    Danach war richtig müde. Ich hab beschlossen, dass das Geweih nur dazu führt, dass sie wenn sie eigentlich pennen will aufsteht um zu toben. Das bleibt also im Schrank. Ich hab sie dann nochmal 10 Minuten alleingelassen und sie war ganz leise. Ist nicht mal aufgestanden.
    Heute früh hatte sie ihre Gassirunde mit spielen, dann haben wir sie alleingelassen. Sie hat nur zwischendrin zwei Mal gefiepst, hat allerdings mein Buch zerlegt, das ich dummerweise liegen gelassen hat :rotekarte: War dumm von mir! Alles was Papier ist findet sie einfach super :tropf:
    Dann war sie gerade mit im Restaurant und dann auch wieder 10 Minuten allein. Sie ist nicht aufgestanden und hat keinen Mucks gemacht.


    So. Das ist der aktuelle Stand.
    Vielleicht sollte ich noch erzählen, dass sie die letzten Tage auch so pubertäre Angstattacken hatte. Spiegelbild / Flatterband waren plötzlich gruselig. Außerdem hatte sie die letzten beiden Tage Durchfall. Das is allerdings jetzt gerade wieder gut. Und sie frisst merkwürdig. Das heißt, sie geht nicht an ihr Futter, wenn wir daneben stehen. Gestern ist sie dann auch mit mir aus der Küche gelaufen, hat aber gefiepst, weil die Hunger hatte |) Irgendwann ging´s dann und ich konnte mich sogar neben sie an die Arbeitsplatte stellen. Heute Morgen dann das selbe Spiel mit meinem Freund. Sie hat auch nur ganz wenig und so etappenweise gefressen. Selbst, als wir nicht in der Küche waren. Ganz merkwürdig :???:


    Was sind eure Gedanken dazu? Hatte sowas schonmal jemand? Woher kommt das? Angst kann es ja eigentlich nicht sein. Dann würde sie doch jedes Mal Theater machen, oder? Wächst sich sowas raus? Was sollen wir machen?
    Wir haben schon überlegt, sie räumlich mehr einzuschränken, damit sie sich nicht so hochspielen kann. Die einzige Möglichkeit wäre aber, ihr nur den Flur zur verfügung zu stellen. Und ich weiß nicht, wie wir das gut einführen und ob das wirklich sein muss.


    Ich glaub, das war´s erstmal von mir. Ich hoffe wirklich, wir bekommen das in den Griff :tropf:


  • Gerade ist mir nach dem Bezug-aufs-Sofa-legen aufgefallen, dass rausgehen vllt nicht so klug ist, wenn Hund zwei Stunden geschlafen hat und genauso lange nicht gepieselt hat. Aber angefangen ist angefangen. Ich also drei Minuten raus. Sie hat keinen Piep gemacht, ist allerdings von der Couch aufgestanden. Aber sie hat auch nicht vor der Wohnungstür gewartet, sondern kam aus Richtung Küchentür.

  • So. Heute morgen war ich mit Madame zunächst eine große Morgenrunde laufen + ein bisschen spielen.
    Dann ging´s ab ins Auto, weil ich ein paar Sachen erledigen musste und sie ja gerade nicht so lange allein in der Bude lassen will. Also kurz in den Supermarkt und etwas bei meiner Ärztin abgeben, während die Knallerbse im Auto wartet. Fand sie jetzt glaube ich auch nicht super. Zumindest schien sie mir recht aufgeregt, als ich wiederkam, aber gehört habe ich sie auch nicht.
    Zuhause ist sie dann direkt auf die Couch geflitzt. Ich hab im Esszimmer gearbeitet. Nach 30 Min hab ich dann den Kissenbezug aufs Sofa gelegt und bin nach weiteren 5 Minuten gegangen.
    Ich war 20 Minuten weg. Sie hat sich auf der Couch nicht vom Fleck bewegt und keinen Mucks gemacht. Ist auch liegen geblieben, als ich wiedergekommen bin :gut:


  • The road so far: Ich war vorhin noch ohne Rayna eine halbe Stunde oben. Sie hat unten einfach weiter gepennt.
    Wir waren dann heute Mittag eine kurze Runde Gassi, weil es so warm ist.
    Zuhause war sie dann recht munter. Ich habe aber beschlossen, trotzdem kurz den Müll runter zu bringen, weil Alleinsein ja alltäglich sein soll. Sie war auch trotz des Lärms einer Baustelle nebenan ruhig, hat aber die Decken auf der Couch durcheinander geworfen. Ich hab ihr dann ein Spieli gegeben, als ich wieder nach oben musste. Sie hat dann angefangen auf der Couch zu randalieren.
    Ich denke, der Kern des Problems ist, dass sie schwer von selbst wieder runter kommt, wenn sie Spielsachen zur Verfügung hat. Und da der Wohnbereich quasi rechtsfreier Raum ist wenn wir nicht da sind betrachtet sie dann alles als Spielzeug und dreht völlig frei. Da können wir dann ja auch nicht regulierend eingreifen.
    Deswegen wäre meine Überlegung jetzt, sie tatsächlich räumlich einzuschränken.
    Das geht bei uns quasi nur im Flur im Eingangsbereich.
    Wie würdet ihr das aufbauen? Es gibt die Möglichkeit, ein Kindergitter, oder eine Tür zu nutzen.

  • Ich bin ja ein bekennender Fan von Gittertürchen :smile: Ich würd's mal damit versuchen.

  • Wenn ich das richtig verstehe, ist dein Hauptproblem, dass sie hin und wieder Dinge zerstört? (Ein Buch kaputt gemacht und Decken durcheinander gewühlt.)


    Und darüberhinaus teilweise fiept und jault?


    Abgesehen von dem einen Mal "randalieren" ist es das, oder?


    Ich finde das total normal für einen Junghund aus dem Tierschutz, der generell eher unsicher unterwegs ist. Sie bleibt eben nicht besonders gerne alleine. Und das tun viele Hunde nicht gern. Muss aber eben sein.


    Das mit dem Schimpfen würde ich lassen.
    Ansonsten? Mach' doch einfach genauso weiter. Klingt doch ganz okay. (Oder ich bin blind und überlese das Problem).Ich weiß nicht, ob ich den Raum beschränken würde. Manchen Hunden hilft's. Manchen nicht.


    Meiner Meinung nach empfiehlt es sich irgendwann besonders zu der Zeit zu üben, in der Alleinsein im Alltag eh ansteht. Und (aber ich weiß, dass das leicht gesagt ist): selbst keine Angst vorm "Hund alleine lassen" entwickeln. Stress dich nicht. Junger Hund, findet das blöd. Wird er lernen.

  • Ich setze mich erst mal auf die andere Seite und lese was vor :smile: stopfe fleissig Kekse in den Hund.
    Dann lasse ich's erst mal gutsein und mach das Türchen wieder auf :smile:
    Beim nächsten Mal lese ich nur noch ein paar Minuten laut vor, dann für mich allein. Kekse rein in den (ruhigen) Hund.


    Eine weitere Übung ist halt einfach dort im Raum was machen und den Hund nicht mitnehmen.
    Immer aufhören bevors schlimm wird für die Bellnuss :smile:
    Ich habe in fast allen Türrahmen diese Dinger, manche sind zu weil die Räume den Katzen gehören, manche sind offen und plötzlich willkürlich geschlossen.


    Allgemein belohne ich ruhig sein und cool daliegen mit heimlichen Keksen die ich ohne einen Ton zu sagen und ohne schnelle, hektische Bewegungen einfach nebem Hund hinlege :smile: Das würde in dem Raum, wo der Hund dann sein soll, besonders Sinn machen :smile:

  • @CH-Troete Soll sie wirklich bei einem Hund, der jetzt schon zehn Minuten recht okay allein in der Wohnung bleibt und in zwei Wochen, zwei Stunden allein bleiben soll, alles auf Null setzen?


    Ich finde es klingt okay. Nicht prickelnd - aber ist ein junger, unsicherer Hund. Sie hat jetzt die zehn Minuten Hund allein in der Wohnung. Das würde ich weiter ausbauen - und nicht von vorne anfangen.

  • Soll sie wirklich bei einem Hund, der jetzt schon zehn Minuten recht okay allein in der Wohnung bleibt und in zwei Wochen, zwei Stunden allein bleiben soll, alles auf Null setzen?

    Über "was andere sollen" mache ich mir ehrlich gesagt keine Gedanken, das darf jeder selber entscheiden :smile:
    Ich bin einfach "die mit den Gittertürchen" und darum kann ich davon was erzählen.
    Ob's für den andern passt oder nicht, geht mich nix an.

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