Ich kann keine Bindung zu meiner TH-Hündin aufbauen

  • Dass die Bindungsstory der Trainer Schwachsinn ist, wurde hier ja schon deutlich gesagt.
    Dazu möchte ich dich mal ein bisschen aufmuntern.
    Ich arbeite seit Jahren ehrenamtlich im Tierheim und trainiere dort die Knallköppe. Das Wort darfst du gern wörtlich nehmen. ;)
    Mein besonderer Liebling (auch das ist keinesfalls ironisch gemeint) ist ein Labbimix, der seine Kindheit und Jugend an der Kette verbringen musste. Nachdem er gerettet worden war, wurde er erst einmal aufgepäppelt von Mitgliedern einer Tierschutzorganisation. Bei der Vermittlung verlor er dieses erste sichere Zuhause und kam zu "normalen" Haltern, also solchen, die keine Erfahrung mit Problemhunden hatten. Dummerweise kamen sie nicht mit dem zurecht, was der kleine blonde Herr auspackte, nachdem er erst einmal richtig angekommen war. Er wollte alles schreddern, was sich ihm näherte, und schien Hunde zu hassen. Die Halter gaben ihn verständlicherweise an die Orga zurück, weil sie dem nicht gewachsen waren. Zweiter Verlust von Zuhause und Bezugspersonen. Der nächste Halter war ein Trainer, der Diensthunde ausbildete, und meinte wohl, dass er sehr schnell mit den "Macken" des Hundes klarkäme. Der Schuss ging nach hinten los,es wurde mit Härte, Druck, Strafen etc. gearbeitet mit dem Ergebnis, dass de Hund nur noch mehr eskalierte. Klar, nun waren Hundebegegnungen für ihn ja noch schlimmer, da er lernen musste, dass er sich nicht selber schützen darf, keinen Schutz bekommt und zusätzlich noch massiv eins auf den Deckel bekommt, wenn er seine körperliche Unversehrtheit selber in die Hand nimmt.


    So kam er zu uns auf den Tierschutzhof. Schon wieder verlor er sein Zuhause und die Bindungspartner, so unzulänglich sie in diesem Fall auch gewesen sein werden.
    Dieser Hund hat also all seine sicheren Bindungspartner verloren und war im wahrsten Sinne des Wortes ungehalten.
    Mittlerweile arbeite ich sehr lange mit ihm, da ein solcher Hund sich nicht einfach so vermitteln lässt. Und ich möchte behaupten, dass wir zwei eine so starke Bindung haben, wie man sie nur haben kann. Kein Wunder, denn Bindung entsteht auch durch gemeinsame Erlebnisse, zusammen überwundene Hürden und durch Vertrautheit, Vertrauen. Und wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen, haben uns mit Schweiß, Tränen und auch Blut durch unsere ersten anderthalb Jahre gekämpft, uns trennt so schnell nichts.
    Dieser kleine Deppenhund springt, klettert, frisst sich durch, schlüpft unter Zäunen durch, quetscht sich durch Draht, nur um bei mir zu sein. Wenn ich auf dem Hof bin und nicht sofort zu ihm komme, bricht er aus. Und zwar aus jedem Zwinger. Nur, um zu mir zu kommen. Bei keinem anderen Menschen macht er das. Leider muss ich ihn deshalb immer in den Innenbereich sperren, wenn ich auf dem Hof mit anderen Hunden arbeite oder mal mit der Chefin Kaffee trinken will.
    Und obwohl wir beide so eine enge Bindung haben, rastet die "blonde Katastrophe" komplett aus, wenn unterwegs ein anderer Hund zu nah ist.
    Da "zu nah" früher schon mal "taucht am Horizont auf" war, freue ich mich enorm, dass er jetzt schon Hundebegegnungen auf ca. 25 Meter Entfernung ohne Komplettausraster meistert. Das Geheimnis ist wirklich Geduld, Entfernung und vor allem Schutz.Wenn du da bist, kommt NICHTS UND NIEMAND an deine Hündin heran. Denn du bist ihre Beschützerin. Du blockst alles, hältst ihr alles vom Leib und beweist, dass du sie beschützen kannst. Sie wird so lernen, dass du ihre Mauer bist, dass in deiner Gegenwart niemand an sie herankommt.
    Leinenaggression ist jetzt nichts Ungewöhnliches, das zeigen wirklich viele Hunde. Jemand hat dir Zeigen und Benennen empfohlen, das wirkt bei sehr vielen leinenaggressiven Hunden sehr gut. Lies dich da wirklich mal ein.


    Dein Hund musste wahrscheinlich lange Zeit selbst für die Unversehrtheit seiner Haut sorgen. Nun kommst du, leinst sie an, sie kann also bei Bedarf nicht mal abhauen, und noch hast du nicht bewiesen, dass du sie schützen kannst. Also versucht sie das selber. Total logisch, oder?
    Es dauert, bis sich so ein Verhalten legt, weil Vertrauen aufgebaut werden muss, sie muss erst einmal bewiesen bekommen, dass du in der Lage bist, ihr die anderen Hunde vom Leib zu halten. Vorschussvertrauen gibt es bei vielen Hunden "mit Vergangenheit" nicht. ;)


    Übrigens, das ist meine blonde Katastrophe, zusammen mit meinem Rüden. Behalte im Kopf, der Kleine wurde uns als komplett artgenossenunverträglich übergeben.


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