unsichere Tierheimhündin fixiert Spaziergänger und hört nicht mehr auf mich

  • Hallo und guten Morgen,


    ich habe vor knapp einem Dreivierteljahr meine Hündin Lotte (3 Jahre, Schäferhund -Boxer -Mali-Mischling) aus dem Tierschutz geholt. Sie war damals im Tierheim noch extrem unsicher und ängstlich, Gassi gehen ums Tierheimgelände war nur unter regelrechten Panikattacken ihrerseits möglich.


    Seit sie bei mir ist hat sich das Ganze extrem schnell gebessert und sie benimmt sich wie ein normaler Hund, gäbe es da nicht die Situationen, wenn wir anderen Menschen begegnen.


    Folgendes Szenario : wir gehen im Wald Gassi, Lotte ohne Leine, da sie extrem bewegungsfreudig ist und sich auch nie wirklich weit von mir entfernt.


    Normalerweise ist sie gut abrufbar und kommt sofort zu mir gelaufen, Jagdtrieb hat sie keinen und mit anderen Hunden versteht sie sich auch ohne Probleme.


    Manche entgegenkommenden Menschen findet sie allerdings so gruselig (insbesondere Kinder oder Leute mit diesen Nordic Walking - Stöcken), dass mein Rufen ungehört verschallt.


    Es sieht dann so aus, dass sie wie angewurzelt stehen bleibt und die Person, die uns entgegenkommt, mit aufgestellten Ohren und stocksteif anstarrt. Ich rufe, sie reagiert nicht. Ich laufe zu ihr, versuche sie mit meinem Körper auf meine rechte Seite zu bugsieren, wenn die andere Person links geht.


    Lotte reagiert nicht und versucht immer wieder, sich an mir vorbeizudrängeln, um die Person weiter anzustarren und, wenn diese nah genug ist, an ihr zu schnüffeln.


    Im Grunde möchte sie wirklich nur wissen, wer das ist. Einmal war ich zu langsam und sie hat es geschafft, zu der Person hin zu laufen, als diese fast vorbei war, um ihr dann nachzulaufen und zu schnüffeln. Danach war sie uninteressant.


    Trotzdem möchte ich sowas nicht, und habe es dann so versucht, dass ich sie ins "bei Fuß" geschickt habe, noch bevor sie die entgegenkommende Person registrierte. Fuß laufen kann sie eigentlich auch.


    Allerdings nur eigentlich, denn wenn uns jemand entgegenkommt, macht sie es neuerdings so, dass sie erst artig bei Fuß geht, dann immer langsamer wird und schließlich das Fuß gehen selber auflöst und der Person nachläuft.


    Wie kann ich am besten dagegen angehen? Sie ist leider null Spielzeug-affin und auch Leckerlis interessieren sie in solchen Situationen nicht, obwohl sie normalerweise extrem verfressen ist und an mir klebt wie mein Schatten, wenn ich die Leckerlitüte hole.


    Aber unter solcherlei Ablenkung ist einfach alles vergessen und meine Kommandos verpuffen im Nichts, was mir natürlich auch vor den anderen Leuten furchtbar unangenehm ist, denn ich möchte weder, dass sie sich von meinem Hund bedrängt noch bedroht fühlen.


    Ach ja, was ich noch erwähnen muss. Anfangs klappte das Ganze ohne Probleme, andere Menschen waren für Lotte komplett uninteressant in den ersten Monaten bei mir. Wann genau und warum das jetzt anders geworden ist, kann ich leider nicht sagen.

  • Wäre Absitzen eine Option? Manchen Hunden fällt das sehr viel leichter als der Abruf in solchen Situationen. Wenn sie sich dort hin setzt oder legt wo sie gerade ist, wäre sie vielleicht auch nicht im Weg oder die entgegen kommende Person könnte zumindest ungehindert vorbei. Wäre aber auch nur sinnvoll, wenn sie das zuverlässig durchführt und nicht so wie beim Fuß laufen die Übung einfach von allein abbricht.
    Ansonsten würde ich wohl noch mal zur Schleppleine zurück und diese Situation konkret trainieren und Aufmerksamkeit belohnen. Es würde bestimmt auch helfen wenn sie dann von Anfang an in der Situation näher bei dir ist, da sie ja schon Unsicherheit zeigt.
    Dieses "Schattenschnuppern" wenn sie den Leuten hinterher läuft ist eigentlich normal und unbedenklich. Klar ist das in dem Moment für dich unnötig, aber dein Hund checkt so die Person einfach aus. Meine machen das z.B. gern bei fremden Hunden und laufen der Spur noch mal ein paar Meter nach wenn der vorbei ist.


    Hat sie denn mal was zu fressen bekommen oder Aufmerksamkeit von Fremden?
    Wie ist das so wenn ihr nicht im Wald seid? Sind da andere Leute auch so spannend? Viele Hunde reagieren im Wald so oder zumindest dort wo nicht so viele Menschen unterwegs sind. Da bekommen dann die wenigen Personen mehr Aufmerksamkeit.

  • Ja absitzen lassen kann ich in dieser Situation leider komplett vergessen. Die Ablenkung ist ihr da viel zu groß und sie macht es dann einfach nicht. Generell hinsetzen /-legen führt sie in Stresssituationen nicht aus, oder nur sehr selten.


    Das größte Problem ist eben, dass ich ihre Aufmerksamkeit nicht bekomme, sobald sie eine Person sieht.


    Und nein, gefüttert wurde sie von Fremden nie, zumal sie von denen auch kein Futter nehmen würde.


    Eigentlich ist dieses Szenario auch nur so extrem mit dem Starren, wenn wir im Wald laufen. Anderswo ist es weitaus besser und sie schnüffelt dann eben so vor sich hin und die Leute gehen unbehelligt vorbei.

  • Feta macht das auch. Genau so wie du es beschreibst. Ich arbeite seit einer Weile so mit ihr, dass ich ganz freudig zu ihr sage "Schau nur, Priiiieeeema, ganz tolle Fußgänger, oh sind die Feeeiinnn." Also tatsächlich sehr überschwenglich und mit höherer Stimme. Das führt jetzt (nach einem halben Jahr etwa :roll: ) dazu, dass Feta sich mehr auf mich konzentriert, weil scheinbar passiert ja etwas tolles. Mittlerweile nimmt sie jetzt auch Leckerlies an, nach der Freudentirade und lässt sie ins Sitz bringen. Wie gesagt, immer klappt es nicht, aber ich denke das wird noch. Geduld, Geduld, Geduld. ;) :pfeif:

  • Ja absitzen lassen kann ich in dieser Situation leider komplett vergessen. Die Ablenkung ist ihr da viel zu groß und sie macht es dann einfach nicht. Generell hinsetzen /-legen führt sie in Stresssituationen nicht aus, oder nur sehr selten.

    Okay, sie muss sich ja auch nicht hinlegen.
    Das zeigt dir ja aber wirklich, dass sie sich im Zweifel nicht an dich wendet, sondern selbst entscheidet. Ich würde sie dann mehr bei mir behalten und entweder frühzeitig anfangen sie ins Fuß zu holen und dann eben mit Leine sichern, wenn sie "ausbricht". Oder vorher direkt Schleppleine dran wenn du die Leute auch nicht weit genug vorher sehen kannst auf euren Wegen.
    So oder so ist das Trainingssache. Das müsst ihr einfach oft genug durchspielen und üben, dass sie sich in solchen Situationen auf dich konzentriert. An sich will sie ja nichts böses, ich finde es aber gut, dass du da so rücksichtsvoll sein willst! Ihr habt auch wirklich Glück, dass sie so friedlich ist. Keine Aufmerksamkeit oder Ungehorsam ist ja erst recht schlecht, wenn der Hund zu Fehlverhalten neigt.
    Die Aufmerksamkeit würde ich mir auch eher über Freuen holen wie @Fetakaese es beschreibt. Du musst einfach spannender sein als der Passant. Ich habe anfangs meinem immer irgendwas leckeres unter die Nase gehalten wie z.B. Leberwurst und das hat er erst bekommen wenn er mich angeschaut hat. Manchmal muss man eine Weile etwas tricksen bis der Hund verstanden hat worum es geht.

  • Ich würde den Hund zu mir rufen bevor er zu fixieren beginnt, anleinen und angeleint an den Leuten vorbeigehen und die Leine erst wieder abmachen wenn der Hund keine Interesse mehr zeigt an den Leuten die schon hinter euch sind.
    Oder du schickst sie ausreichend lange vorher ins Platz/Sitz und wartest dann bis die Leute an euch vorbei sind - was mir ohne Leine allerdings zu riskant wäre wenn ich damit rechnen muss, dass mein Hund einfach aufsteht und den Leuten hinterherläuft.

  • Lein den Hund an, wenn eine Person in Sichtweite kommt.


    Dein Hund entzieht sich deiner Führung, egal, was du versuchst in diesem Moment. Kein sitz, kein Platz, kein Fuß in der Hoffnung, dass sie es vielleicht doch macht, sondern einfach Leine drauf.


    Zum einen können Passanten sehr unfreundlich werden, wenn ihnen ein großer Hund derart auf die Pelle rückt, zum anderen würde ich bei der Kombination unsicher-3jährig-Boxer/Mali/DSH nicht das Risiko eingehen wollen, dass ihr einer der Beschnupperten eines Tages vielleicht nicht nach der Nase steht und der Hund nach vorne geht.


    Fixieren und steif werden, sind eine Vorstufe. Bisher hat dein Hund die Passanten nach dem Kontakt immer als ungefährlich eingestuft. Was wenn eines Tages jemand dabei ist, den dein Hund auf Grund dessen Reaktion als Bedrohung einstuft?


    So lange der Hund in diesen Situationen nicht unter Kontrolle steht, gehört er mittels Leine gesichert.

  • hm, dass sie da mal garstig werden könnte, hatte ich bisher eigentlich komplett ausgeschlossen. Lotte hasst zb den Tierarzt, und hatte panische Angst, als der ihr im Januar eine halb ausgerissene Kralle ziehen musste. Sie hat sich extrem heftig gewehrt,allerdings nur im Sinne von panisch versucht, sich loszureissen. Kein knurren, kein bellen, kein schnappen.
    Gut, das muss jetzt nix heißen, aber du hast schon recht. Ich denke bis ich das in den Griff bekommen habe, kommt erstmal die Leine dran und gut.

  • Hast du es auch mal mit Hundeleberwurst probiert? Wenn der Hund an der Leberwursttube schlabbern würde, könntest du seinen Blick gezielt damit weglenken.


    Meiner fing beim Übergang Welpe Junghund an Menschen und Hunde anzubellen. Mit Leckerchen hat es nicht so gut funktioniert, aber mit der Leberwursttube ging es super.

  • Hi, Deine Hündin fixiert in diesem Moment. Das kann tatsächlich irgendwann umkippen. Daher stimme ich @Helfstyna zu: Leine Deine Hündin an und mache ihr klar, dass DU Begegnungen mit fremden Leuten handelst. Damit entlastest Du sie auch.


    Hast Du Bekannte, die solche Situationen mit Dir trainieren würden? Das könnte eine Hilfe sein.


    LG Nicole

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