• Hi
    Ich sehe mich vor 16 Jahren in Deinem Thread wieder ;-)


    Ich hatte wie Du die Vorstellung, einen Border Collie haben zu wollen, der mit mir zusammen arbeitet. Ich hatte allerdings nicht Deine Erfahrung mit echten arbeitenden Hunden am Vieh. Ich kannte diese Hunde nur aus dem Fernsehen. Allerdings auch hütend. Ich war total beeindruckt und bin es auch heute noch ungebrochen. Daher kann ich Deinen Wunsch echt nachvollziehen. Und viele betreiben ja auch mit ihren Border Collies Hundesport. Also warum nicht auch Du?
    Prinzipiell kann ich Dir sagen, dass es nicht einfach wird, Deinen Hund zu bekommen. (Ich habe 15 Jahre gebraucht, um wirklich "meinen" Hund zu bekommen)
    Meine erste Hündin wurde ein Border Collie aus der Showlinie. Klar, ist ja auch "einfacher" für Familien und ist auch kein "hardcore" Hüter :hust:
    Ich kann sagen, dass sie ein wunderbarer Wald und Wiesen Border Collie war ohne Neurosen. Das heißt, mit ihr konnte man super Spazierengehen, Frsibee und Bällchen spielen, Tricks üben usw. ohne dass dieser Hund je hibbelig gewesen wäre oder wie gesagt Stereotypien entwickelt hätte. Mit mir war sie ein ganz lieber, verschmuster und anhänglicher Hund, ABER! sie war angst-aggressiv bei Fremden, hat geschnappt, wenn man nicht aufgepasst hat, laute Geräusche haben sie panisch wegrennen lassen usw. Zudem hatte sie kaum will to please. Sie war nicht leichtführig und hatte kein Urvertrauen in mich. Für den Hundesport wäre sie definitiv zu langsam gewesen, zumindest bei Turnierambitionen.


    Dann kam die erste Erfahrung mit Border Collies am Vieh. Ich durfte bei einem Hüteseminar zuschauen und habe mir diese Hunde dort genau angeschaut sowie die Stimmung dort und war hin und weg. Ich hatte bis dato Border Collies so noch nicht gekannt. Es ist einfach ihr Metier, das wofür sie geboren sind (eigentlich) und das merkt man einfach. Auch die Arbeit mit ihnen am Vieh ist eine ganz besondere, innige Arbeit. Und diese Hunde gehen hinterher hoch zufrieden mit Dir von der Wiese.
    Das und nichts anderes wollte ich fortan auch machen, nichts anderes. Meine Showhündin eignete sich jedoch leider nicht fürs Hüten.


    So bekam ich vor bald 12 1/2 Jahren meine Border Collie Hündin aus der Arbeitslinie. Mit ihr zogen dann auch die Schafe bei mir ein, die Landschaftspflege sowie die Herdbuchzucht der Schafe. Diese Hündin war im Alltag super, bis auf ein paar kleine Ausnahmen. Staubsauger und schnell fahrende Autos (ich hatte das im Griff, allerdings ging die Anspannung nicht weg) Sie ist freundlich, etwas distanziert, aber absolut wesensfest. Auf sie konnte und kann ich mich verlassen. Allerdings hat sie eine Neigung zu Neurosen, so dass Bälle, Hundesport usw. Gift für sie wären. An den Schafen hatten wir auch einige Baustellen, weil sie sehr stark ist und einen eigenen Kopf hat.


    Letztes Jahr zog wieder eine Border Collie Hündin aus Arbeitslinie bei mir ein. Ein toller wesensfester, leichtführiger Border Collie mit massig will to please. Sie ist so wie ein Border Collie sein sollte. Ein Traumhund.


    Was ich eigentlich mit all dem sagen will ist, dass es massig Border Collies gibt, massig Züchter und massig Linien. Einen geeigneten Border Collie für den Hundesport zu finden, ist sicher nicht einfach, vor allem dann auch einen wesensfesten, alltagstauglichen Hund noch dazu. Hundesport ist ja nichts, wofür der Border Collie gezüchtet wurde. Die einen machen es gut, die anderen weniger. Viele scheinen sich an dem Gehibbel der Hunde dort nicht zu stören. Ich selber mag es überhaupt nicht. Ich mag eine ruhige und entspannte Atmosphäre, in der ich mit meinen Hunden arbeite.
    Die Frage ist halt: Was möchtest Du wirklich? Wenn Du Dich in die arbeitenden Border Collies am Vieh verliebt hast, kann ich Dir jetzt schon sagen, dass Du diese Hunde fernab vom Vieh so nicht finden wirst.
    Wenn es Dir wirklich um die Rasse geht, dann lege Dich nicht auf den Hundesport fest, denn das kann mit denen in die Hose gehen. Sei flexibel und sei u.U. bereit, in die Landwirtschaft einzusteigen ;-)
    Geht es Dir wirklich nur um den Hundesport, dann gehe auf die Suche nach Züchtern, die dieses Klientel bedienen. Davon gibt es ja auch einige.


    Der Border Collie ist eine hoch spezialisierte Arbeitsrasse und das allerschönste Gefühl ist es wirklich, mit diesen Hunden am Vieh eine Einheit zu bilden, ein Team, in dem man sich aufeinander verlassen kann in einer ruhigen und entspannten Atmosphäre :herzen1:
    LG Maren

    • Neu

    Hi


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    • Vielen vielen Dank für den ausführlichen Beitrag!


      Ich find es auch super schade, dass ich in meiner wohnlichen Lage nicht mal Enten halten könnte, die der Hund hin und herhüten könnte, deswegen bin ich da so vorsichtig.
      Ich bin einfach so furchtbar unentschlossen bei der Rasse, weil ich genau weiß, was ich haben will, aber auch weiß, dass es mein erster richtig eigener Hund ist, ich in einer Wohnung im äußeren Teil einer Großstadt lebe und nicht auf dem Land und mir die ganzen großen Hunde, zu denen ich mich tendenziell eher hingezogen fühle, es nicht tagein tagaus die Treppen hoch und runter schaffen würden.


      Ich weiß, dass ich es richtig mache, wenn ich mich vorher informiere über die einzelnen Züchtungsziele von Rassen, aber dann treffe ich Hundehalter in der Fußgängerzone, die nen Aussie/Border haben, weil sie die Rasse einfach hübsch fanden und keine Ahnung vom Potenzial des Hundes oder Training oder was auch immer und nichts mit dem machen, außer spazieren gehen und ein bisschen spielen und trotzdem ist der Hund top! Ich versteh es wirklich nicht...


      Zwischendrin denk ich mir immer, dass es vielleicht das Beste ist, dass ich keinen Hund hab, weil ich das Gefühl hab, dass ich ihn nicht glücklich machen könnte, was Unsinn ist, ich weiß, aber ich krieg das irgendwie nicht aus dem Kopf. Und ich will nicht warten bis ich 60 bin, um mir meinen ersten Hund anzuschaffen, weil es vorher "nie der richtige Zeitpunkt" war.


      Was ich sagen will ist, ich würde nichts lieber als einen Arbeitshund haben, aber ich weiß auch, dass ich meine Hunde unter "artgerechten" Bedingungen kennengelernt hab und die alle somit super ausgeglichen und perfekt waren und ich das nicht rekreieren kann in meiner jetzigen Situation. Und so schnell werde ich keine Farm erben ^^

    • "Ich weiß, dass ich es richtig mache, wenn ich mich vorher informiere über die einzelnen Züchtungsziele von Rassen, aber dann treffe ich Hundehalter in der Fußgängerzone, die nen Aussie/Border haben, weil sie die Rasse einfach hübsch fanden und keine Ahnung vom Potenzial des Hundes oder Training oder was auch immer und nichts mit dem machen, außer spazieren gehen und ein bisschen spielen und trotzdem ist der Hund top! Ich versteh es wirklich nicht..."


      Inwiefern ist ein Hund für Dich "Top", wenn Du ihn in der Fußgängerzone triffst? Auf was achtest Du da?
      LG Maren

    • Ich weiß, dass ich es richtig mache, wenn ich mich vorher informiere über die einzelnen Züchtungsziele von Rassen, aber dann treffe ich Hundehalter in der Fußgängerzone, die nen Aussie/Border haben, weil sie die Rasse einfach hübsch fanden und keine Ahnung vom Potenzial des Hundes oder Training oder was auch immer und nichts mit dem machen, außer spazieren gehen und ein bisschen spielen und trotzdem ist der Hund top! Ich versteh es wirklich nicht...

      Es ist oft nicht so einfach zu beurteilen, wie ein Hund wirklich ist bzw. ob er so ist, wie man es selbst gerne hätte, wenn man nur einen kurzen einblick hat.


      Und oft weiß man ja auch nicht, wie das Leben der Hunde wirklich ist, was wirklich gemacht wird, was die Halter selbst gar nicht sehen.


      Wenn Leute mir erzählen, ihr Hund würde NIE jagen... frage ich dann gerne ein bisschen nach und erfahre manchmal, der Hund sei noch nie im Wald gewesen; werde niemals abgeleint; würde nur lustig spielen mit den Hasen usw usf.
      Gibts alles.

    • Inwiefern ist ein Hund für Dich "Top", wenn Du ihn in der Fußgängerzone triffst? Auf was achtest Du da?


      LG Maren

      Okay, es war etwas lax ausgedrückt.
      Ich unterhalte mich mit den Hundehaltern, wenn sie Zeit für mich haben und frage nach verschiedenen Situationen und Verhalten und Bedingungen und in 90% der Fälle sind die Halter auch ehrlich und sagen, wenn was nicht funktioniert oder geben mir Namen von Züchtern, mit denen ich mich auseinander setzen kann und Fragen stellen kann.


      Generell schaue ich, wie der Hund mit dem Besitzer läuft. Ob er eher so vor sich hin wuselt oder auch wirklich aufmerksam beim Besitzer ist, wenn eine spezielle Situation entsteht. Wie zum Beispiel ein anderer bellender Hund, der an den Aussie will.


      Einige sieht man auch im Park, wenn sie trainieren und da sieht man auch, wenn der Aussie mal keine Lust mehr hat und sich taub stellt oder, wenn er wirklich richtig mitmacht und alles gibt. Oder einfach auf seinem Menschen in der Sonne liegt.
      Natürlich sind das alles nur Ausschnitte, aber kein Hund ist 24h am Tag, 7 Tage die Woche perfekt.

    • Okay, es war etwas lax ausgedrückt.Ich unterhalte mich mit den Hundehaltern, wenn sie Zeit für mich haben und frage nach verschiedenen Situationen und Verhalten und Bedingungen und in 90% der Fälle sind die Halter auch ehrlich und sagen, wenn was nicht funktioniert oder geben mir Namen von Züchtern, mit denen ich mich auseinander setzen kann und Fragen stellen kann.


      Generell schaue ich, wie der Hund mit dem Besitzer läuft. Ob er eher so vor sich hin wuselt oder auch wirklich aufmerksam beim Besitzer ist, wenn eine spezielle Situation entsteht. Wie zum Beispiel ein anderer bellender Hund, der an den Aussie will.


      Einige sieht man auch im Park, wenn sie trainieren und da sieht man auch, wenn der Aussie mal keine Lust mehr hat und sich taub stellt oder, wenn er wirklich richtig mitmacht und alles gibt. Oder einfach auf seinem Menschen in der Sonne liegt.
      Natürlich sind das alles nur Ausschnitte, aber kein Hund ist 24h am Tag, 7 Tage die Woche perfekt.


      Da kommt es auch ganz viel auf die Erziehung an. z.B. wie ein Hund an einem anderen vorbei läuft.
      Wahrscheinlich würdest Du meine Hunde nicht für "Top" befinden, da sie wirklich bei einem Spaziergang nur so vor sich hin laufen. Ich werde fast gar nicht beachtet (klar sind sie immer mit einem Ohr bei mir ;-) )
      Aber ich finde halt genau das Gegenteil problematisch. Hunde, die ständig auf den Hakter fixiert sind, ständig was tun wollen, sich beim Spielen und tricksen fast überschlagen... Meine sehen ziemlich unspektakulär aus, aber so sollte es in meinen Augen sein. Im Alltag lässig aber bei der Arbeit voll da.
      LG Maren

    • Was man beim Aussie nicht unterschätzen sollte; man sieht oft nur einen Bruchteil der Rassevertreter.
      Die, die nicht arschig sind halt oder entsprechend erzogen. (Oder die Arschigen, bei denen es den Besitzern egal ist :pfeif: )


      Läuft man mal Abseits bekannter Gassi Wege oder zu ungewöhnlichen Zeiten trifft man oft erheblich mehr Aussies. So, dass man möglichst wenig andere Menschen sieht halt :ugly:


      Alleine hier in der Siedlung wohnen 12 Aussies von denen ich weiß. 3 davon sieht man normal Gassi gehen, der Rest geht möglichst früh oder spät oder fährt raus ins Nirgendwo. Sei es, weil der Hund andere zum fressen gern hat, alles anpöbelt oder Probleme mit der Reizverarbeitung hat oder Ähnliches.

    • Was man beim Aussie nicht unterschätzen sollte; man sieht oft nur einen Bruchteil der Rassevertreter.
      Die, die nicht arschig sind halt oder entsprechend erzogen.

      Yep, man sieht sie auch oft in Situationen, wo der Halter gerade kräftig den Daumen drauf hat, das für Außenstehende aber nicht so einfach zu erkennen ist. :D


      Schönes Beispiel: Mit meinem älteren Aussie-Rüden, der Kinder hasst wie nix zweites auf der Welt, bin ich an meinem alten Wohnort regelmäßig durch einen kleinen Park gegangen, um zur Arbeit zu kommen. Häufig waren da Mütter mit ihren Kindern zum Spielplatz unterwegs, ab und zu ergab sich dann ein Gespräch. Und ganz, ganz oft hab' ich dann gehört "ah, ein Aussie, das sind ja so schlaue Hunde, ganz tolle Familienhunde!"


      Wenn ich dann vorsichtig erklärt habe, dass man das mit dem Familienhund mit Einschränkungen betrachten muss, viele Aussies gerade fremde und Besuchskinder eher nicht mögen, etc., kam dann häufig: "aber Ihrer ist doch so brav, wie der hier steht, der macht ja gar nix!"


      Klar, weil er ganz genau weiß, dass er nicht wie Godzilla durch den Park pflügen und Kinder ummähen darf, nur weil die ihm seiner Meinung nach die Luft wegatmen. xD Aber wenn er könnte, wie er wollte... Nach außen hin sah er halt lieb und nett aus, wie er da an lockerer Leine neben mir stand – solche Dinge verfälschen so einen Eindruck von einigen Rassevertretern natürlich, wenn man nicht aufpasst.

    • Ich wollte das auch grad einwerfen. Dort, wo das Leben tobt, trifft man die Exemplare, die es ab können. Gerade beim Aussie sind das aber die Vertreter, die nicht dem Gros entsprechen. Es ergibt sich daher ein falsches Bild für den Hundesuchenden.


      Das selbe gilt übrigens häufig für andere Rassen. ;)


      PS: Wenn man mich mit meinen BCs irgendwo an so einem Ort trifft, dann denken die Leute womöglich auch, dass das ganz gechillte und unkomplizierte Hunde sind. Was da aber an Arbeit und ständigem Kontrollieren meinerseits hinter steckt, das sieht in dem Augenblick keiner. ;)

      • Neu

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