Balljunkie - Was kann man tun?! Ratlos!!!

  • Hallo,


    wir haben letztes Jahr im Dezember uns einen Zweithund geholt.
    Von einer Familie wo er ebenfalls als Zweithund gehalten wurde.


    Es ist ein Labrador Rüde, welcher kastriert wurde mit 7 Monaten. Er ist jetzt 17 Monate alt!
    Hier im "Rudel" läuft alles perfekt ... die zwei verstehen sich super.


    Wir machen Fortschritte was die Leinenführigkeit angeht, denn das hatte er nie gelernt, weil mit ihm höchstens 1x am Tag Gassi gegangen wurde.
    Wir machen ebenfalls Fortschritte mit ihm, was sein Jagdverhalten angeht. Er lässt sich da mittlerweile gut abrufen (ist natürlich immer gesichert mit der Schlepp).


    ABER was viel viel schlimmer ist, ist sein Ballsuchtverhalten. Das ist sogar stärker ausgeprägt als alles andere :ka:
    Wir haben den Ball weg gelassen, dann schreddert er mit Vorliebe Stöckchen. Verbietet man ihm das, sucht er sich Kot von anderen Tieren und frisst diesen. Verbietet man dies ebenfalls, dann frisst er Unmengen an Gras.
    Will man mit ihm was anderes spielen bzw andere Aufgaben machen wie Unterordnung etc. oder Dummy arbeit kann er sich kaum konzentrieren und verliert daran ganz schnell die Lust. :???:


    Nur wenn er seinen Ball hat, den er bekauen kann, dann beschäftigt er sich damit auch stundenlang. Das haben wir einfach mal getestet.
    Dann will er auch nirgends jagen gehen, er bleibt bei einem quasi, hauptsache er kann seinen Ball tragen.
    Wiederum interessiert er sich für nichts anderes mehr.... :dagegen:


    Und so auch nun gestern. Wir waren am Rheinstrand, wegen des schönen Wetters...Hatten den Futterdummy dabei den beide toll aus dem Wasser apportiert hatten, Marley war ebenfalls damit beschäftigt mit den anderen Hunden zu spielen, bis dann der erste kam, der einen Ball geworfen hat :motzen: Marley startete durch, schnappte sich den Ball, bevor man überhaupt reagieren konnte und hat ihn auch wehemend verteidigt.
    Er hätte ihn am liebsten im Sand verbuddelt. Nun gut nach etlichen Runden die er mit dem Ball gedreht hat, hat er irgendwann mal auf unser "aus" reagiert. Der Hundebesitzer war so einsichtig und hat den Ball weg getan.
    Dann ein paar Minuten später kam der nächste an, der ebenfalls einen Ball dabei hatte. Wir dann Marley an die kurze Leine gemacht und er hat angefangen zu zittern, zu bellen, zu winseln usw. !!!
    Der Mann der da neu hinzukam meinte nur, dass auch sein Hund ein Balljunkie sei - what the hell, warum nimmt er dann nen Ball mit ?! :flucht:
    Uns blieb nichts anderes übrig als nach 2 Stunden schon wieder heim zu fahren. Marley war kaum mehr ansprechbar und ja so endete der eigentlich schöne Tag ganz misserabel.


    Jetzt meine Frage an euch, wie sollen wir in Zukunft mit solchen Situationen umgehen? Wir können doch nicht immer davon laufen, wenn wir wo sind, wo Leute nen Ball dabei haben, bzw die Orte vermeiden.
    Dann hätten wir wohl gar keine Möglichkeit mehr im Sommer irgendwo ans Wasser zu fahren, wo doch beide ihren Spaß dran haben am schwimmen und am toben mit den anderen Hunden.
    Ich frage mich echt, was die Vorbesitzer mit dem Hund angestellt haben, dass er so auf Bälle abgeht. Das vor allem in dem jungen alter.


    Wir wissen momentan nicht mehr weiter. Kalter Entzug ist ja eine Sache, aber was dafür anbieten, wenn er an nichts anderem wirklich Interesse zeigt, außer dann am jagen, am Kot fressen oder Gras fressen.
    Selbst mit Futter lässt er sich nicht von dem Ball ablenken, dass nimmt er dann gar nicht an.


    Manchmal frage ich mich eigentlich, ob nicht jeder Hund so seine Macke hat...
    Wie wir gestern am Rheinstrand waren, waren Hunde dabei, die die ganze Zeit nen Preydummy getragen haben, andere die nen Kong dabei hatten den sie nicht mehr hergegeben haben usw.!!!
    Und so zieht sich das wie ein roter Faden durch die Hundebesitzer....Jeder erzählt von irgendeinem Gegenstand, den der Hund die ganze Zeit trägt, oder aber apportiert oder oder oder ...


    So kennen wir das überhaupt nicht von unsrem Ersthund. Für ihn ist es eigentlich das größte und tollste wenn wir uns auf ne wiese werfen auf allen vieren und mit ihm spielen...
    Da kann auch irgendwo en Ball geworfen werden, das interessiert ihn dann überhaupt nicht,...Aber so haben wir hier in unsrer Gegend noch nie jemanden mit seinem Hund spielen sehen :ka: :???:


    Naja, wäre lieb, wenn ich vielleicht ein paar Tips hier bekommen könnte, was wir mit unsrem "Balljunkie" machen sollen / können?!
    Und ich dachte schon die Enten würden eher das Problem darstellen wenn wir ans Wasser fahren, als irgendwelche blöden Bälle ...

  • Ich habe selber keinen Balljunkie, aber teile hier mal trotzdem, was ich dazu schon gehört oder gelesen habe...womöglich hilft es ja.


    Vielleicht könntest du versuchen, den Ball auch mit Ruhe zu verknüpfen. Zum Beispiel dass du den Ball neben deinen Hund legst, wenn er entspannt in seinem Körbchen liegt (oder am Anfang auch noch etwas weiter weg). Ich könnte mir vorstellen, dass der Ball so nach einer (langen) Zeit nicht mehr nur =Action bedeutet.


    Im Spiel mit meinem eigenen Hund achte ich darauf "Erregung" langsam aufzubauen und meinen Hund danach auch wieder herunterzufahren. Das heisst konkret, dass ich den Ball nicht gleich nach dem Hervorholen *zack* 15 Meter weit schmeiße, sondern am Anfang erst ein bisschen hin und her rolle. Danach noch ein bisschen weiter weg und dann werfe ich ihn auch mal, damit er hinterherrennen kann. Will ich das Spiel beenden, lasse ich das Spiel erst wieder ruhiger werden. Ich gehe vom Werfen wieder zum Rollen über und gebe dann irgendwann mein Signal "Ich pack es weg". Der Ball verschwindet in meiner Tasche und der Hund kann noch ein paar Leckerlis im Gras suchen o. ä. um gegebenenfalls noch etwas mehr herunterzukommen. Ich lasse meinen Hund dadurch nicht total erregt und ohne Ball dastehen.
    Anfangs wird dein Hund wahrscheinlich trotzdem total verrückt spielen. Ich würde dann einfach weiterhin selber ruhig bleiben und mich an eine ordentliche Spielkurve (= hochfahren und wieder runterfahren) halten. Mit der Zeit wird dein Hund - denke ich - auch nicht gleich auf 180 einsteigen.


    Ich kenne auch von einigen Leuten, die Spiel mit Start- und Pausesignal beginnen und beenden. So dass der Hund weiss jetzt ist Schluss und er soll bzw. darf sich wieder etwas anderem widmen. Die Hunde würden dann irgendwann tatsächlich nicht mehr mit einer hohen Erwartungshaltung vor ihnen hocken, sondern selbständig einer anderen Beschäftigung nachgehen.


    Sich stundenlang selbständig mit dem Ball zu beschäftigen, würde ich wahrscheinlich nicht zu lassen, wenn mein Hund sich so reinsteigern würde. Gemeinsam kontrolliert spielen - einen Versuch ist es doch sicherlich wert.

  • Bei einem Balljunkie ist ein Ball genau so beruhigend wie für einen Heroinjunkie ein Schuss der paratliegt.



    Ein Hund der etwas mitschleppt, ist noch lange, ganz ganz lange kein Junkie.
    Was Du als schön und chillig beschreibst, sich auf einer Wiese lang machen wo andere Individuen Bälle werfen und überhaupt schon nur anwesend sind, ist eigentlich überhaupt gar nicht chillig. Zu meinem Pech kann ich das Gros der Hunde da gut verstehen, mich würde sowas in den Wahnsinn treiben :ugly: also lenkt man sich ab und hält sich an etwas fest.
    Bei mir ist's vielleicht ein Buch, beim Hund ist's ein Dummy oder ein Bällchen.
    Daheim lege ich das Buch weg und der Hund kann ohne Dummy und ohne Bällchen normal leben.
    Ein Junkie kann das nicht.
    Sehrwahrscheinlich niemals.


    Ich würde Dir empfehlen jemanden draufschauen zu lassen, der sich auskennt.
    @Themis :winken: magst Du? :smile:
    Ich würde wohl bei einem Tierarzt reinschauen, der sich auf verhaltenskreative Hunde spezialisiert hat; wenn sich Kackefressen etc. etabliert hat und es nicht Mangelerscheinungen sind, wird das eine längere Angelegenheit, die ich persönlich von einem Profi begleitet haben möchte. Allein schon weil man einfach nicht wissen kann, ob gesundheitlich alles okay ist.


    Was wenn Du drauf verzichten musst, solche Orte aufzusuchen?

  • Mein Hund ist kein Junkie, wir haben auch nie irgendwelche Sachen dabei, aber an einem belebten Badesee, wo alles rumrennen und Sachen werfen, fühlt er sich auch nicht wohl.


    Überhaupt ist es für viele Hunde sehr schwierig, einfach ruhig da zu liegen mitten in dem Trubel. Ich gehe schon an belebte Orte, aber ich bleibe nicht so lange an einem Fleck, gehe z.b. spazieren, mit dem Hund ans Wasser, gehe weiter. Wenn ich baden will, nehme ich nicht unbedingt den Hund mit - dann gehen wir vorher und er schläft zuhause im kühlen.


    Manche Hunde geniessen das vielleicht, aber ich sehe immer sehr viele gestresste, überdrehte Hunde, viele Konflikte, grad auch weil so viele Spielsachen mitgeschleppt werden.


    Am Meer geht es besser, da ist oft ja einfach mehr Platz, aber zumindest an unseren Rheinstrand hier gehe ich mit dem Hund nur zu unbelebten Zeiten.

  • Also gesundheitlich ist bei ihm wirklich alles abgecheckt. Wir waren in den letzten Monaten mehr beim Tierarzt als sonst wo.


    Naja wenn ich solche Plätze nicht mehr besuchen könnte müsste er dann lernen alleine daheim zu bleiben.


    Weiß zwar nicht wie es dann gehen soll, weil im Endeffekt ja dann immer daheim bleiben müsste aber nun gut.


    Nur so nebenbei wir waren heute wieder dort gewesen, einfach weil wir den restlichen Urlaub noch genießen wollen und hier in der Wohnung man weniger Ruhe bekommt als wie wenn man am Rheinstrand ist.


    Lief schon besser das ganze ...
    Haben mal sinnvolles Ball spielen gemacht dafür hat er die anderen Bälle in ruhe gelassen von anderen Personen ... Wie wir uns hingelegt haben kam er dann auch mal zur ruhe und hat seelenruhig geschlafen.

  • Ein Balljunkie ist süchtig, deswegen heißt er ja Junkie. Nimmst du ihm seinen "Stoff" weg, erzeugt das massiven Stress und er fällt in die Verhaltensmuster, die du beschreibst: Stöcke zerlegen, Kot fressen, etc. Ich würde versuchen, etwas zu finden, was ihm Spaß macht, aber ihn nicht hochpusht, und diese Alternativen zum Ball langsam aufbauen, und erst dann den Ball aus seinem Leben etwas zurücknehmen. Lies dir einmal durch, wie das bei Verhaltenssüchten bei Menschen ist - die Muster sind recht ähnlich, und von den Therapiemöglichkeiten kann man sich einiges abschauen.

  • Mein kleiner Terrier war/ist ein Balljunkie. Er bekommt einen ziemlich irren Blick, wenn man einen Ball in die Hand nimmt - du kennst das sicher.


    Ich würde an deiner Stelle dem Hund beibringen sich auch in Ball-Anwesenheit zu beherrschen. Euch den zu bringen und den Ball gezielt einsetzen als Belohnung. Wenn du das richtig machst, dann kannst du so ziemlich alles mit deinem Hund erreichen. Schleppleine ade sag ich nur.
    Wichtig ist, dass er versteht, dass es für gutes Verhalten einen Ball gibt und das es sich für ihn lohnt mit euch zusammen zu arbeiten.


    Janosch hat ganz am Anfang bspw. gar kein Interesse daran gehabt mit dem Ball auch nur in meine Nähe zu kommen. Der konnte sich mit dem stundenlang selbst beschäftigen. Ich habe mir dann zwei gleich aussehende Bälle besorgt und den einen dann zum Tausch angeboten, wenn er mir den anderen gebracht hat. Irgendwann hat er auch ein Leckerli zum Tausch akzeptiert.
    Inzwischen können hier viele Bälle verteilt in der Wohnung liegen und es interessiert ihn nicht großartig, außer ich würde jetzt einen Ball nehmen und drauf rumdrücken.
    Das hat aber echt gedauert.


    Ich würde also eher versuchen auszuschleichen und den Ball als wertvollste Belohnung nutzen, als ihn komplett weg zu lassen. Man muss sich aber trotzdem bewusst sein, dass das tatsächlich eine Sucht ist.


    Deshalb nie den Ball einfach werfen und nie ewig hintereinander. Wenn du wirfst, dann muss er z.B. Sitz machen und bleiben bis du ihn schickst. Später dann auch mal bei dir Fuß gehen bis du ihn schickst. Um ihn rum 10 Bälle werfen und er muss bleiben. usw.



    EDIT: achja vergessen. Besser als werfen ist auf jeden Fall den Ball irgendwo hin zu legen oder zu verstecken. Am besten nicht werfen, außer als super mega Belohnung bspw.

  • Meine HÜndin ist überhaupt kein Balljunkie. Sind wir aber am See und jemand wirft seinem Hund einen Ball, dann flippt sie auch aus. Das hat im Grunde nur mit der Situation zu tun, gar nicht zwingend mit dem Ball.


    Zudem ist dein Hund auch noch recht jung und benimmt sich halt oft nicht so, wie man es erwartet.


    Ich würde mit ihm generell, unabhängig vom Ball, seine Aufmerksamkeit trainieren, d.h. das er in für ihn schwierigen Situationen lernt, sich an dir zu orientieren. Das dauert, braucht Zeit, viel Training und auch eine Steigerung der Reize. Wenn ich weiss, dass er so reagiert, würde ich mit ihm erst einmal ruhiger Orte, mit nicht so vielen heftigen Reizen aufsuchen und je nach Lernfortschritt langsam steigern. Junger Hunde müssen lernen dürfen, wir gehen oft automatisch von einem Verhalten aus, was der Hund gar nicht leisten kann, weil er eine Situation nicht kennt oder sie ihn aufregt. Meine Hündin gehört auch eher zu der aufgeregteren Fraktion, wir haben ihr geholfen, indem wir in der Lernphase weniger belebte Plätze aufgesucht haben.

  • Wenn wir Ball spielen, dann sowieso nur mit dem Hintergedanken seine Impulskontrolle zu trainieren. Wie ihr schon geschrieben habt, er muss Sitz machen ich Rolle den Ball weg und wenn er mich anschaut dann darf er sich den Ball holen.


    So haben wir das im übrigen auch heute gemacht und es hat super funktioniert.
    Wir haben auch schon 2 Tricks mit ihm geübt und als Belohnung gab es statt Leckerli den Ball.


    Nur was halt meiner Meinung nach gar nicht geht, das war heute nämlich so, dass er einen anderen Hund anknurrt und auch zugeschnappt hatte, als dieser ihm den Ball weg nehmen wollte. Da waren wir selbst erschrocken, denn wir oder auch unser Ersthund und andere Hündinnen dürfen ihm den Ball auch mal weg nehmen. Nur bei dem einem Rüden heute hat er dann deutlich gezeigt, dass dieser sich abmachen kann.


    Gut was er bsp nicht zeigt, ist das er jetzt zuhause auch die ganze Zeit nach dem Ball bettelt. Zuhause wird auch nicht gespielt...
    Da können auch die Bälle überall rumliegen, das ist ihm egal. Wie jetzt wo sie auf dem Balkon zum trocknen liegen, das interessiert ihn nicht. Er kommt halt nur in diese Erwartungshaltung, wenn er sieht das wir irgendwo einen Ball eingesteckt haben. Bsp in den Rucksack, dann läuft er die ersten zehn Meter hüpfend neben einem hinter her. Nachdem man ihm deutlich gemacht hat, dass das unerwünscht ist, widmet er sich dann auch anderen Dingen.


    Er blendet auch die anderen Hunde nicht komplett aus. Im Gegenteil, hat er seinen Ball im Maul rennt er zu den anderen Hunden hin und wirft manchen den Ball vor die Füße und dann ist das ein ständiges hin und her tauschen wer mit dem Ball vorne weg rennt.


    Seit er bei uns ist wird von uns aus gesehen kein Ball einfach so geworfen wo er hinterher hetzen soll. Sondern immer verbunden mit warten...Ach ja er hat auch heute ne gute halbe Stunde gepennt am Rheinstrand nachdem ich ihn massiert habe damit er runter kommt. Er muss halt auch lernen an solchen Orten runterzufahren.


  • Nur was halt meiner Meinung nach gar nicht geht, das war heute nämlich so, dass er einen anderen Hund anknurrt und auch zugeschnappt hatte, als dieser ihm den Ball weg nehmen wollte. Da waren wir selbst erschrocken, denn wir oder auch unser Ersthund und andere Hündinnen dürfen ihm den Ball auch mal weg nehmen. Nur bei dem einem Rüden heute hat er dann deutlich gezeigt, dass dieser sich abmachen kann.

    Das ist doch völlig normales Verhalten.
    Ich finde es ziemlich gefährlich zwischen sich völlig fremde Hunde irgendwelche Beute zu werfen. Wieso sollte sich jeder Hund von einem fremden Hund den Ball wegnehmen lassen?

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