"Hundeführerschein" für alle - Diskussion

  • Hi, um mal wieder auf die Ausgangsfrage (Hundeführerschein) zurück zu kommen (wie von @Siobhan erwähnt, das ist was ganz Anderes als der Wesenstest: Ich bin freiwillig zweimal die Sachkunde gelaufen und habe auch die schriftliche Prüfung gemacht. Einmal mit meiner ersten Hündin nur so zum Spaß, einmal fürs Gassigehen mit Listenhunden im Tierheim. Da hat der Gutachter auch ein paar Fragen mündlich eingebaut, um zu beurteilen, ob jemand fremde Hunde handeln kann.


    Ganz unbestritten: Der Fragenkatalog ist nicht mehr up to Date. Und damit es auch für total unerfahrene Ersthundehalter sinnvoll ist, müssten einige Themen hinzu.


    Falls es aber zur Abschaffung der Listen und - vor Allem - zur Abschaffung der willkürlich erhöhten Hundesteuer für einzelne Rassen führen würde, würde ich das befürworten.


    Persönlich hätte ich nichts gegen einen modifizierten Wesenstest bei einem Gutachter mit Hundeverstand und auch nichts gegen einen Sachkundenachweis. Wenn ich mir die Hundehalter Vorort anschaue: Im Sinne des Hundes könnte es ein guter Prozentsatz gut gebrauchen.


    LG Nicole

  • Aber der Text, den Doxiepoo eingefügt hat, ist doch eigentlich gängige Alltagssituation. :ka: Das kann man, wenn man mitten in der Stadt wohnt, im Zehnminutentakt haben.

    Tut mir leid aber das ist Quark. Ich lebe seit 20Jahren so mittendrin in Hamburg wie es nur möglich ist und habe nicht einmal ein Drittel der getesteten Situation erlebt in dieser Zeit - mit drei verschiedenen Hunden.


    Zum einen weil auch in einer Grossstadt nicht alle halbe Stunde gewaltbereite Spinner an einem vorbeikommen und zum anderen weil ich vorausschauend führe und kritische Situationen manage.


    Die Andeutung (nicht von Dir) dass man seinem Hund freiwillig mit MK und Leine führen sollte, wenn er durch einen Wesenstest im Training sehr stark zurückgeworfen wird, ist schlichtweg arrogant und anmaßend.

  • vielleicht sollte man den Hunde- Führerschein für alle freiwillig gestalten. Wer ihn machen möchte, kann ihn machen und bekommt damit Hundesteurerfreiheit für die Höhe der Kosten die mit dem Füherschein entstehen. Falls das nicht zu viel Aufwand ist, oder so und so viel Jahre keine Hundesteuer zahlen, irgendsowas in die Richtung.
    Und wer ihn nicht machen will, weil er z.B. Angst vor Prüfungen hat, der muß ihn nicht machen. oder irgendwann wann er will. Vorausgesetzt der Hundeführer ist noch nie negativ aufgefallen, es ist nie was vorgefallen. Oder man sagt, so und so viel Stunden Hundeschule sind Pflicht, das kann für einen Neuhundebesitzer nie schaden. Und daß der Hund versichert sein muß, dieses Melderegister find ich ganz gut und daß die Hunde eine Versicherung haben müssen. Aber wer Angst hat vor Prüfungen und deswegen krank wird, weil er sich schlecht fühlt, das finde ich nicht gut. Gerade für Menschen, die sowieso immer sehr verantwortungsvoll mit ihrem Hund, mit ihren Hunden unterwegs sind.

  • Der Witz ist doch - Anlass für diese Diskussion sind 2 krasse Vorfälle.


    Der eine (Chico) wäre vermutlich verhindert worden, wenn die bestehenden Vorschriften eingehalten worden wären. Es gab Meldungen, der Hund sollte zum Wesenstest, er wäre durchgefallen, und weggenommen worden. Zumindest ist das ein Szenario.


    Da GIBT es also die Vorschriften, sie haben nichts genutzt. Nach noch mehr Vorschriften zu schreien, erscheint mir daher irgendwie idiotisch. Bereits JETZT sind Behörden überfordert mit der Umsetzung und handeln nicht. Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass die Knappheit an Geld, Personal und Know How besser wird, wenn man noch mehr obendrauf packt?
    Eine Vorschrift ändert nichts, nur ihre Umsetzung. Und das ist unrealistisch, und ich möchte auch nicht in einem Überwachungsstaat leben.


    Im Fall Chico hätten bestehende Vorschriften absolut gereicht. kein Grund, sich hinzustellen und rumzuplärren "Man kann auch aus einem Pudel oder Chi einen Kampfhund machen" und "wenn ich zum Test muss, dann müssen aber alle" yaddayaddayadda. Was bringt das?



    Der andere Fall, das getötete Kind. Auch hier hätte ein Wesenstest nichts geändert. Es ging vermutlich gar nicht um Aggression, solche tragischen Vorfälle sind meist doch eher Beute- oder spielverhalten. Letztendlich wäre das bei ausreichender Sorgfalt der Eltern nicht passiert (so sehr ich mit den Eltern fühle).
    Also auch hier: Hundeführerschein hätte nichts geändert.


    Gleiches gilt für den Collie, der eingeschläfert wurde. Sorgfalts- und Aufsichtspflicht verletzt. Dafür braucht man keinen Hunde- sondern Kinderführerschein. Und jetzt bitte nicht auch noch danach brüllen.


    Ich hab den Sachkundenachweis ja, ich erinnere mich nicht an Fragen, die mit Hund und Kind zu tun hatten, und es würde mich echt nerven, wenn ich Zeit und Geld investieren müsste und um meinen Hund bangen, weil es Leute gibt, die nicht von Wand bis Tapete denken.


    Und die Fragen hätten auch nichts daran geändert, dass es Leute gibt, die 2 Kangals in einem Mini-Garten mit niedrigem Zaun unterbringen, bis die eine Frau umbringen (Mannheim)... Welche Frage hätte denn da was geändert? Wieviele Zähne hat ein Hund?


    Der 11er hat doch schon eindrucksvoll vorgeführt, was für eine Farce das alles ist. Hundebesitzer sollten sich nicht gegenseitig runterziehen. Gleiches Unrecht für alle, wenn einen trifft, dann gefälligst alle? Ist doch Kindergarten.



    Ich finds einen Schlag ins Gesicht von allen, die sich extra eine Rasse anschaffen, die wenig Aggressionspotential hat, harmlos aussieht usw. Schnappen kann mein Pudel auch, klar. Aber den zum Kampfhund "ausbilden"? nein.


    Wer sich sehr große, starke Hunde mit einer gewissen Geschichte, einer gewissen Veranlagung, einem gewissen Aussehen holt, der weiß doch worauf er sich einlässt. Ob das Herdenschutzhunde sind oder eben Kampfhunde. Die sind nicht alle "böse", das ist klar, denn mit böse hat das alles nichts zu tun - aber es sind eben keine Pudel, Labbis oder Chis. Und wer einen Staff will, der will den doch weils ein Staff ist. Dann steht dazu. Und lasst die Luschen mit den Pudeln in Ruhe.

  • Nee, kann ich immer noch nicht nachvollziehen.


    Mag sein, es liegt daran, dass ich hier auf dem Land wohne und es die 11fache Hundesteuer für gefährliche Hunde (die üblichen Verdächtigen immer und die auffälligen zusätzlich) gibt. Es gibt hier also nicht wirklich viele Exemplare der einschlägigen Rassen.


    Ich kenne einen Bullterrier bei einem Herrn, der aber sowas von nett und weich und herzlich ist. Ich kenne ein Ehepaar im Rentenalter mit Staff und einfach total normale Leute mit Haus und Garten und Auto ;) Und ich kenne den Staff, der immer mit dem Dackelkumpel aus anderer Familie spazierengeht und auch dessen Menschen sind einfach nur normal und nett.


    Diese drei Parteien finde ich überhaupt gar nicht anders als einen Pudelhalter. Und ich finde es eher einen Schlag ins Gesicht, wenn die nur wegen irgendeiner Rasseeinteilung ständig einen Schlag ins Gesicht bekommen. Da kann Pudelhalter doch gar nicht mitreden.

  • Ganz unbestritten: Der Fragenkatalog ist nicht mehr up to Date. Und damit es auch für total unerfahrene Ersthundehalter sinnvoll ist, müssten einige Themen hinzu.

    Ganz genau.
    Und auch so hätte ich Schwierigkeiten, etwas anzukreuzen, was angekreuzt werden muß, ich aber weiß, daß das überholt ist bzw. daß es da noch andere Möglichkeiten gibt.


    Da gab es mal so Beispielfragen in der Zeitung von einem Test.
    Eine Frage handelte sich um Impfungen. Da war die Antwort, die man ankreuzen mußte, regelmäßig impfen zu lassen (Irgendwas wurde da gefragt, was zu einer guten Hundepflege oder so gehört).
    Das könnte ich so nicht ankreuzen. Es gibt Hunde, die nicht geimpft werden dürfen, wegen z.B. AI oder weil sie schon mal auf eine Impfung reagiert haben. Außerdem gibt es ja diese Studie, daß man zumindest SHP nach der Grundimmunisierung nicht mehr impfen bräuchte.
    Aber nein, regelmäßig impfen ist richtig. Könnte ich nicht ankreuzen. Außer, ich würde das von eben dazu schreiben.


    Oder auch mit Fressen. Da war eine Frage, was man dem Hund zu fressen geben sollte. Antwort: Fertigfutter.
    Könnte ich auch nicht einfach so ankreuzen. Es gibt Hunde, die Fertigfutter nicht vertragen.


    Oder manches mit Erziehung oder so. Manches ist überholt bzw. gibt es mehrere Meinungen drüber.


    Ich glaube, ich würde da ziemlich mit dem Tester aneinanderrattern.


    Auch so ist es mit der Erziehung ja ein Durcheinander. Es gibt so viele Erziehungsstile und -philosophien ... Dann auch immer noch so althergebrachte Erziehungsmaßnahmen ... und und und.


    Nach welchem Stil sind denn die Fragen beim Thema Erziehung? Schließlich ist jeder Hund anders, und nicht alles funktioniert bei jedem.


    Und deckt sich das mit dem Erziehungsstil der Hundeschule?


    Wer sagt denn, welche Hundeschule die Kurse für den Hundeführerschein machen darf (denn Kurse gibt es ja auch)? Wie, nach welchen Kriterien werden diese Hundeschulen ausgesucht? Arbeiten alle Hundeschulen gleich? Oder sind da auch Unterschiede, daß manche modern sind und andere noch althergebracht mit Leinenruck und Stachler etc.?
    Wie wird da gearbeitet? Ist es ein Schema für alle Hunde? Oder wird individuell auf den Hund eingegangen, daß die eine Maßnahme des einen Hundes für den anderen Hund nicht genommen wird, sondern eine andere?


    Das sind ja alles so Fragen, die ich mir stelle.


    Da stimme ich dir vollkommen zu!

  • Du hast völlig Recht.
    Aber hast du mal "vor den Listen" in einem entsprechenden Stadtteil gewohnt und das erlebt, weswegen die Listen eingeführt wurden?


    Ich schon, als Studentin damals. War nicht schön. Ich habe das damals begrüßt, weil ich auch echt Angst hatte vor den Typen mit ihren Hunden. so welche wie jetzt die Arschgeigen die Hunde auf Ausländer hetzen (siehe Spiegel Online heute). Die haben sich Gott sei Dank auch nicht alle andere Hunde geholt, sondern die Hundehaltung halt aufgegeben.


    Klar ist es schade für die Leute, die alles nett und gut machen. Aber die haben sich vollkommen bewusst dafür entschieden. Wenn es MIR jetzt plötzlich auch schwer gemacht wird, dann weiß ich nicht, warum das deinen netten Nachbarn hilft?


    Was haben deine Nachbarn davon, wenn jetzt alle Hunde getestet werden? Was wird für die davon besser?

  • Klar ist es schade für die Leute, die alles nett und gut machen. Aber die haben sich vollkommen bewusst dafür entschieden. Wenn es MIR jetzt plötzlich auch schwer gemacht wird, dann weiß ich nicht, warum das deinen netten Nachbarn hilft?

    Natürlich gar nichts.
    Aber ich finde das einen falschen Denkansatz oder einen egoistischen. Damit für Dich nichts schwerer wird und alles Friede-Freude-Eierkuchen bleibt, möchtest Du die einschlägigen Rassen verbannen. Ich finde das falsch.


    Was haben deine Nachbarn davon, wenn jetzt alle Hunde getestet werden? Was wird für die davon besser?

    Getestet? Ich dachte, es ginge um den Hundeführerschein. Der ist doch von einem getesteten Hund weit entfernt. Sicher, kann man da über den Sinn und Nutzen streiten. Aber der ist nun trotzdem weit entfernt davon, alle Hundehalter auf Lebensdauer zu drangsalieren. Mal ganz platt gesagt: da regt man sich eine Weile über die zusätzlichen Kosten und dämliche Inhalte auf, macht es trotzdem gezwungenerweise und vergißt es dann auf die nächsten 20 Jahre. Nicht schön. Kann man auch immer mal wieder drüber diskutieren. Kann man auch versuchen, zu beeinflussen. Kostet aber irgendwie Lebenszeit, wo man für sich überlegen sollte, ob es das wert ist.

  • Aber ich finde das einen falschen Denkansatz oder einen egoistischen. Damit für Dich nichts schwerer wird und alles Friede-Freude-Eierkuchen bleibt, möchtest Du die einschlägigen Rassen verbannen. Ich finde das falsch.

    So was habe ich nicht geschrieben.


    Ich verbanne gar nichts, ich bin nur dagegen, dass es aufgrund von Vorfällen mit bestimmten Hunden nun alle Hunde treffen soll.
    Wobei klar, der Hundeführerschein ist eh wurscht, wenns nur die Sachkunde ist - die hab ich und die ist eh totale Banane. Wie man glauben kann, die würde unverantwortliche Halter gefährlicher Hunde irgendwie davon abhalten, Mist zu bauen, ist mir schleierhaft. Und gegen unglückliche Umstände hilft das dreimal nicht - da würde (Konjunktiv) tatsächlich nur helfen, eben keine gefährlichen Hunde zu halten.


    Ob die Listen Sinn haben oder nicht, ist aber noch mal ne andere Diskussion. Ich kenne die Argumente.


    Aber selbst wenn der "Hundeführerschein" eingeführt würde, ich denke nicht dass das an der Kampfhunddiskussion was ändert.


    Mein Post bezog sich auf die Diskussion um den Wesenstest für alle.

  • Ein Hundeführerschein wird in meinen Augen schlimme Vorfälle nicht verhindern können. Wer Vorschriften umgehen und so weiter will der wird das auch weiterhin tun.


    Ich finde ihn trotzdem nicht schlecht. Und zwar für die ganzen unbedarften „Ich hol mir mal eben einen Hund“ Menschen, die so wenigstens einmal gezwungen werden sich darüber zu informieren was sie sich da ins Haus holen. Vielleicht bleibt ja bei einigen doch was hängen, und dann wäre zumindest deren Hunden schonmal geholfen.

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