Schutztrieb

  • Ich finde das Thema super spannend.


    Ich bin ziemlich sicher, dass mein (bitte nicht lachen) Pudel-Mix Schutztrieb hatte. Gezeigt hat sich das für mich sehr selten - und immer, wenn ich geschlafen habe. Beispiel: Ich liege ich im Bett und jemand, der vorher neben mir lag, geht zum Klo, kommt wieder - Pudel lässt ihn nicht ins Bett.


    Oder bei einer Freundin - ich penne auf der Couch, sie im angrenzenden Zimmer, will an der Couch vorbei ins Bad, Pudel stellt sie. Auch andere Hunde hat er nicht an mich/das Bett gelassen, wenn ich geschlafen habe.


    Unsicherheit schließe ich aus. Aber war ich evtl. ne Ressource?

    • Neu

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    • Ein Hund mit ausgeprägtem Schutztrieb ist anstrengend, man muß Situationen immer gut einschätzen und den Hund gut lesen können.

      Das kann ich nur bestätigen. Meine Hündin hat ebenfalls einen ausgeprägten, aber recht sensiblen Schutztrieb. Ich kann mit ihr durch eine Gruppe Menschen gehen oder mich mit Leuten unterhalten und sie ist völlig entspannt. Spricht uns jedoch jemand unvermittelt an und sie merkt, mir ist das unangenehm, geht sie nach vorne. Ich lese nicht sie, sondern sie liest mich, sie merkt mir sofort an, ob eine Situation für mich ok ist oder nicht....bemerkenswert. Dabei ist sie überhaupt nicht aggressiv und ob sie zupacken würde, da bin ich mir aktuell gar nicht sicher. Sie stellt und verbellt. Laute und hektische Situationen mag sie nicht, meist drängt sie sich dazwischen, um zu trennen.


      Den Wachtrieb kann ich bei ihr sehr gut abgrenzen. Im Haus meldet sie die wirklich nur gruseligen Geräusche, d.h. knurrt oder wufft der Hund nachts im Bett, dann muss Männe gucken gehen...ohne berechtigten Grund würde sie das nicht tun. Fremde oder Besucher werden im Haus auch gemeldet, wenn ich ihr aber signalisiere, dass es ok ist, lässt sie sich auch in ihr Körbchen schicken.


      Mein Schäferhundrüde davor hatte einen sehr ausgeprägten Schutztrieb. Mit dem konnte ich nachts durch den Wald gehen. Er hätte auch getackert, hat er auch einmal. Im normalen Alltag musste das aber sehr speziell, vorausschauend und sorgsam getimt werden. Wenn man sich der Tatsache bewusst ist und mit so einem Verhalten umgehen kann, aber durchaus machbar. Wach- und Schutztrieb konnte ich bei ihm nicht wirklich auseinanderhalten, da ging eins ins andere über. Erst die Warnung und dann die Attacke...würde ich so heute nicht mehr haben wollen. Allerdings war er bei ihm bekannten Menschen und auch Kindern eine Seele von Hund.


      Wobei mir heute sehr bewusst ist, dass ich es bei meinem Schäfi einfach verpasst habe, seinen Schutztrieb in die richtigen Bahnen zu lenken und entsprechend zu trainieren. Ich habe sein Verhalten, was ja nicht von Anfang an so war, sondern sich eigentlich mit der Geburt meines ersten Kindes in der Form entwickelte, so hingenommen, anstatt in eine andere Richtung zu trainieren. Ein ausgeprägter Wach- und Schutztrieb muss kontrolliert sein und je mehr ein Hund davon hat, umso mehr muss er meiner Meinung nach trainiert werden.


      Bei meiner Hündin, die ja auch eine deftige Portion Malinois in sich hat, gepaart mit dem Selbstbewusstsein vom Ridgeback, hat das passabel funktioniert. Wobei es jeden Tag aufs Neue trainieren und Sicherheit geben heißt. Sie ist quasi meine kleine Lebensaufgabe, die immer wieder daran erinnert werden muss, dass Frauchen sagt, wie es gemacht wird :D

    • Danke @U und M für den Thread, sehr spannend das Thema :bindafür:

      Einige Beispiele: Kebbel ich mich zu doll mit dem Rüden, drängt sie sich dazwischen. Nicht um im Mittelpunkt zu stehen, sondern um das Spiel zu unterbrechen.

      Genau das gleiche ist mir vorgestern passiert, da habe ich mit dem Hund meiner Schwester "gerauft" und plötzlich ist Ernie dazwischengehüpft und hat Luke niedergestarrt.


      Wenn wir Spazierengehen lässt mich Ernie nie aus den Augen, dabei wirkt er aber nicht kontrollierend, denn ansprechen kann mich jeder ohne das ihn das zu stören scheint. Draußen begegnet er auch jedem Menschen sehr freundlich, nur in der Wohnung stellt er Menschen die er nicht kennt.


      Mich würde auch der Zusammenhang mit Territorialverhalten interessieren, denn ich denke dass das bei Ernie der Fall ist. Er reagiert bei anderen Hunden so, dass er sie zum Beispiel weder in mein Zimmer noch in das Wohnzimmer lassen will. Wir arbeiten natürlich daran, aber ich würde gerne die Ursache verstehen (Territorialverhalten? Unsicherheit?)

    • Wie schaut es zum Beispiel mit Überschneidungen mit territorialem Verhalten aus?
      Inwieweit gibt es Parallelen zur Verteidigung von (anderen) Ressourcen?
      Inwieweit unterscheidet sich Schutztrieb von den beiden eben genannten Eigenschaften?


      Wie erkenne ich, ob mein Hund "nur" gerne kontrolliert oder aber z.B. Schutztrieb besitzt oder territoriales Verhalten zeigt oder grade Ressourcen verteidigt oder oder oder...

      Territorial ist für mich, wenn Geordy z.B. erhöhte Aggressionsbereitschaft bei den Rüden zeigt, die hier häufig vorbeigehen. Ist außerhalb vom Garten bei den gleichen Rüden nicht der Fall. Geordy neigt auch dazu, Sonstiges am Zaun verbellen zu wollen. Ich bin mir da nicht so ganz sicher, ob das eher in die Kiste unerzogen gehört oder schon territorial ist. Darf er auch nicht.
      Fin wacht im Garten. Der liegt halt irgendwo rum und guckt. Wenn irgendwas ungewöhnlich ist (Handwerker beim Nachbarn, Gemeindearbeiter, die sich aufhalten), dann glotzt er immer noch. Wenn die dann eine imaginäre Grenze (in seinem Kopf) überschreiten, dann steht er auf, präsentiert und packt die Erwachsenenbelle aus. Allein im Garten macht er das auch mit lockenden Nachbarn, die am Zaun stehen. Der geht nicht soweit vor, dass die ihn irgendwie berühren könnten, weicht aber nicht zurück und tut deutlich kund, dass er das unerhört findet.


      Wenn wir arbeiten, ist es ja dunkel und die Collies laufen frei mit mir auf der Straße. In aller Regel bemerken die Hunde vor mir, wenn da irgendwo noch jemand rumkraucht und ich sehe das vor allem an Fins Verhalten. Der stellt sich dann gern mitten auf die Straße und glotzt. Der steht da wie festgetackert, Rute mit der Tendenz nach oben, aber eher noch waagerecht und "Brust raus - Bauch rein"-Haltung. Kann auch sein, dass er leise knurrt. Ich begucke mir die Situation. Wenn da in einiger Entfernung einfach jemand in sein Auto steigt, dann lasse ich ihn da noch ne Weile glotzen, bevor ich ihm sage, dass das ok ist. Nähert sich jemand, dann rufe ich ihn zu mir. Das hat ihm anfangs nicht besonders gut gefallen, aber er hat gelernt, dass er die Entscheidung abgeben muß. Er darf dann noch neben mir stehen und weiter aufpassen, bis ich mir sicher bin, dass das ok ist. Wenn ich ihm das dann sage, erwarte ich, dass er sich wieder seinen anderen Hundedingen widmet und das macht er heute auch. Leute, denen wir regelmäßig begegnen, werden von ihm ignoriert.


      Geordy ist eher ein Kontrolleur. Der ist früher (unerzogen) gerne durchgestartet, hat den Menschen einmal beglotzt und ist wieder zurück gerannt. Der kontrolliert auch gerne Menschen, wenn ich mich unterhalte. Macht er charmant mit ankuscheln, so daß das selten wahrgenommen wird.
      Würde Fin im Traum nicht einfallen. Sowas ignoriert der. Aber wenn mich jemand unhöflich anpampt, dann ist der da und nimmt Stellung neben mir ein.

    • 3 meiner 4 verteidigen/schuetzen/nenn-es-wie-du-willst ;) wenn es angebracht ist. Und auch nur dann! Fou lass ich mal raus, die reagiert aktuell oefter mal mit 'hmh hmh...wass'n das?', was aber an ihrem Sehvermoegen liegt. Die anderen 2 reagieren ausserhalb einer angebrachten Situation auf nix! Und das erwarte ich auch! Alles andere wuerde ich sofort unterbinden. Wenn sie reagieren, dann sind das Situationen in denen das Gegenueber in aggressiver Grundstimmung (so nenne ich es jetzt mal) auf uns zu kommt. Die Reaktion ist dann, dass sie diese Person beobachten und sich zw. diese Person und mich bringen (Kalle lass ich das tun, die Kleine nicht). Je nachdem was dann passiert, ist auch die Reaktion der Hunde anders.
      Aehnlich ist das Verhalten, wenn es um den Schutz der Gruppe (oder eines einzelnen Hundes) geht - wenn ich sie denn machen lasse :p Anders ist die Schnelligkeit in der sie da in den Angriff gehen (deswegen 'Daumen drauf' :p ).
      Schwierig oder anstrengend finde ich sie deswegen nicht. Da es keine hysterischen Nervenbuendel sind, laeuft das alles sehr entspannt ab.




      Grundstueck wird bewacht, klar. Und wenn sie mit meiner Oma zur Tuer watscheln ist das Vehalten deutlich massiver - aus dem Grund lasse ich das nicht mehr zu.

    • Interessantes Thema. Meine Beiden haben beide Schutz- und Wachtrieb. Der Große dabei mehr Wach-, die Kleine mehr Schutztrieb. Der Schutztrieb selbst äußert sich bei den zwei komplett unterschiedlich. Teddy hat die deutlich besseren Nerven und auch ein viel längere Zündschnur (zwischenzeitlich |) ) Er beobachtet, fixiert, stellt den Kamm und würde schlussendlich denke ich auch nach Vorne gehen und zwar in der Reihenfolge. Lexi weiß noch nicht so wirklich was wichtig ist und was nicht und würde deutlich schneller nach vorne gehen. Sie lebt nach dem Motto "sieh mich nicht an, sprich mich nicht an, wir kennen uns nicht". Anfangs ist sie ausgeflippt, wenn mich jemand überraschend angesprochen hat. Zwischenzeitlich kommt sie damit klar. Aber nur wenn ich ihr sage, was genau sie zu tun hat (gesittet an meiner rechten Seite sitzen). Dieses dazwischen gehen wenn ich etwas wilder mit Lexi spiele macht Teddy übrigens auch. Das hat bei ihm aber glaub ich so gar nichts mit Schutztrieb zu tun. Da schlägt eher der ordnungsliebende DSH durch. Lexi tackert in meinen Ärmel...geht ja mal gar nicht. Wäre er von Ordnungsamt würde er ihr dafür ein Knöllchen geben. :headbash:
      Generell finde ich brauchen Hunde mit Schutzambitionen deutlich mehr Management im Alltag als Hunde ohne.

    • Anfangs ist sie ausgeflippt, wenn mich jemand überraschend angesprochen hat.

      Auf sowas hat mein Rüde z.B. überhaupt nicht reagiert; Leute durften mich ansprechen, mir Fragen stellen, das fand er nicht bedrohlich für mich.
      Auch durften Jogger im Tempo an uns vorbeilaufen, wenn aber ein Jogger den Anschein machte direkt auf mich zu oder in uns reinzulaufen, dann wurds brenzlig.
      In seinen Augen mußte es schon eine konkrete Bedrohung für mich geben, um zu reagieren.


      Diesen Hund hätte ich Niemandem mal eben so in die Hand drücken können, um ihn auszuführen. Auch nicht unbedingt jemandem, der sich mit Schutztrieb bei Hunden auskennt. Er war schon sehr speziell und man mußte wissen wie er tickt.

    • Meine Schäferhunde hatten Schutztrieb. Sie haben sich gegenüber Leuten die sich normal verhalten haben, ganz neutral verhalten. Wenn da aber einer frontal auf mich zugestapft kam in bedrohlicher Körperhaltung, dann gingen sie nach vorne was auch erwünscht war, denn so hat niemand auf mich zuzugehen.
      Der Schäferrüde ging auch nicht vom Kinderwagen meines Sohnes weg wenn ich den seitlich abgestellt hatte und da hätte auch niemand zu nahe rangehen dürfen ohne mich.


      Meine Dackelchen haben Wachtrieb. Ungewohnte Geräusche werden kurz gemeldet.

    • Einige Beispiele: Kebbel ich mich zu doll mit dem Rüden, drängt sie sich dazwischen. Nicht um im Mittelpunkt zu stehen, sondern um das Spiel zu unterbrechen.
      ...
      In echter Schutzsituation wird sie steif und fixiert. In letzter Komsequenz geht sie nach vorn, aber recht spät.
      .....
      Bei ihr kann ich sagen: ist sie sehr ruhig in bedrohlicher Situation ist es Schutztrieb. Dreht sie hoch, keift, hibbelt und droht ist es Unsicherheit. Oft bei Hundebegegnungen.

      Wenn ich das hier alles so lese dann fällt mir auf, dass meine da wohl auch mit reingehört, obgleich mir das nie bewusst war bzw. ich mich einfach nicht weiter damit auseinander gesetzt habe um ehrlich zusein. Da ich die Situationen kontrollieren kann und weiß wie sie wo reagiert ist, ist das einfach auf meiner "Im-Kopf-haben"-Liste.


      Zweiteres wie bei Rikah mit den Hundebegegnungen kennen wir auch, aber arbeiten gerade daran. (also die Unsicherheit und Hibbelei)


      Ansonsten merke ich es unter anderem daran, dass sie immer die Umgebung scannt, mit Rücken zu mir absitzt, auch wenn ich sie ranrufe kommt sie und sitzt mit Rücken zu mir ab. Zuhause gibts einen Kontrollgang am Rand entlang ihres "Reviers". Unbekannte Menschen werden ausgiebig gemeldet, auch nachts Schritte im Gang von Fremden Menschen. Wobei beim Bellen deutliche Unterschiede zu hören sind zwischen fremd oder bedrohlich.


      Beispiel: Ich war alleine mit ihr wandern und uns sind zwei unbekannte Männer begegnet die mich gebeten haben ein Foto von ihnen zu machen. Mir waren sie null geheuer da wurde sie schon steif und hat angefangen zu knurren, als der Mann dann auch noch direkt auf uns zukam war der Ofen aus und sie ging vor. Da hat sie sich tatsächlich erst wieder beruhigt als er sich von uns entfernt hat. Solche Situationen hatten wir aber wirklich erst zwei mal.


      Ich muss sagen - ich bin eine Frau und habe länger alleine im Haus mit ihr gelebt - ich mag das. Ich fühl mich sicher und in diesem Ausmaß ist es gut händelbar.

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