Schutztrieb

  • Mein Hund bringt das alles mit.


    Schutztrieb
    Wachtrieb
    territoriales Verhalten
    andere Ressourcenverteidigung


    Im Grunde ist das alles Ausdruck der selben Sache, nicht umsonst gehen diese Dinge meistens Hand in Hand. Im Grunde verteidigt der Hund bei allem Ressourcen, nur die Ressourcen an sich unterscheiden sich.
    Dennoch ist es sicher rassenabhängig, wie sich das äußert.


    Mein Herdi benimmt sich auf Plätzen die sie für ihre Ressource hält, gänzlich anders als auf fremden Gelände. Ich kann allerdings garantieren dass mein Hund nur ein paar Minuten braucht, um ein Grundstück, auf dem man sich befindet, als ihres anzusehen. Zehn Minuten im Garten eines Freundes, und sie fängt an am Zaun zu patrouillieren. Sie hat auch ganz feine Antennen für Begrenzungen, durch die sie ihre imaginäre 'meins' Linie ziehen kann. Ein Bach, eine Hecke, ein Zaun, ein Weg.
    Zum Beispiel: Mein Garten ist an einer Seite nur durch eine Hecke begrenzt, die im Sommer dicht ist, aber jetzt im Frühjahr nicht. Die Löcher sind so groß, dass sie da bequem durchpassen würde. Würde sie aber nie tun. Wenn auf der anderen Seite der Hecke Fremde kommen, werden die zwar mit Getöse bis zum Ende des Grundstücks begleitet und sie zeigt Präsenz und versucht die Fremden zu vertreiben, aber sie würde nie durch die Hecke gehen und drauf springen. Weil der Weg da draußen nicht zu ihr gehört und sie daher auch nicht interessiert. Es geht auch nicht darum, dass sie den Fremden nicht leiden könnte- gehe ich mit ihr aus dem Tor und treffe den Menschen dann drei Meter weiter (aber eben außerhalb), ist sie freundlich interessiert. Ebenso, wenn ich denjenigen reinlasse.


    Allerdings, es ist wie @Chris2406 beschreibt, und wie es auch in dem Video zu sehen ist- sie greift nicht an. Sie bleibt immer zwei Meter vor dem Reiz stehen und verbellt, versucht zu drängeln oder sich dazwischen zu schieben. Aber sie geht nicht drauf. Und sobald ich entweder neben ihr stehe oder derjenige ihr den Rücken zudreht und geht, ist sie still. Sie beobachtet ihn dann zwar mit Argusaugen bis er verschwunden ist, aber sie läuft nicht hinterher. Was sie tun würde, wenn jemand nicht auf ihre Drohungen reagiert- keine Ahnung. Ich vermute, in allerletzter Konsequenz würde sie dann schon nach vorne gehen. Aber soweit kommt es hier natürlich nicht, das muss ich nicht ausprobieren.


    Schutztrieb im Alltag... ja. Aber der äußert sich nur, wenn sie das Gefühl hat, es wäre nötig. Das heißt konkret wenn jemand sie führt, den sie für schwach hält und der es erlaubt, als Ressource betrachtet zu werden. Das ist bei meinem Exmann so, da wird sie schon giftig manchmal bei fremden Hunden oder erregten Menschen. Dieses Verhalten zeigt sie bei mir nicht, da ist es eher so ein 'du machst das schon' Verhalten. Manchmal versucht sie es mich als Ressource zu betrachten, aber das unterbinde ich, weil ich die Auswüchse nicht mag (am liebsten hätte sie es dann, wenn man keine anderen Hunde mehr streichelt, fremden Menschen nicht zu nahe kommt, der Platz auf dem Sofa ihr alleine gehört und Co.). Wenn ich erlaube dass sie mich als Ressource betrachtet erlaube ich auch, dass sie mit mir so umgeht, wie sie es als richtig erachtet.


    Und ich möchte salopp gesagt kein Tennisball sein, sondern ein Hundeführer, vor dem sie Respekt hat.
    Und damit habe ich Ruhe und kann ein Leben mit einem sehr ressourcenorientierten Hund führen, das einfach nur entspannt ist. Sie nennt genug Ressourcen ihr eigen und darf die auch schützen, da muss ich nicht dazu gehören.

    • Neu

    Hi


    hast du hier Schutztrieb* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!


    • @CH-Troete Dieser Trend ist jetzt generell wieder "in", also zurück zur Natur u.ä. Wir haben hier auch coole HuSchu (sonst würde ich auch nicht hingehen), faule Eier gibts halt leider wirklich überall :mute: Dennoch, hier auf dem Land gibts schon noch oft die Einstellung, dass der Hund zB das Herrchen/Frauchen beschützen muss, egal ob der jetzt Schutztrieb hat oder nicht :ka:

    • Schutztrieb im Alltag... ja. Aber der äußert sich nur, wenn sie das Gefühl hat, es wäre nötig. Das heißt konkret wenn jemand sie führt, den sie für schwach hält und der es erlaubt, als Ressource betrachtet zu werden.

      Ich hätte Deinen ganzen Beitrag zitieren müssen, weil ich ihm voll zustimme, aber diese Passage hier liegt mir besonders am Herzen!


      Meine Kangals, die im Herdenschutz bei meinen Rindern eingesetzt werden, betrachten mich als eine Art "Mit-Herdenschützer" - nur deshalb sind sie so überraschend leicht lenkbar und führbar, in ihren Reaktionen auf Umweltreize von mir beeinflussbar und auch abbrechbar. Von den Rindern, mit denen sie in ihrem Sozialverband zusammeleben, lassen sie sich in Sachen Herdenschutz nix "sagen".
      Und das ist für "herdenlose" HSH in Privathand, bzw. deren Halter für mich das grösste Problem, wie Du es auch schreibst, dass die HSH eben nicht den Eindruck bekommen dürfen, dass der HH ihr Schutzbefohlener ist. Von dem sie sich nämlich nichts sagen liessen.....das sind manchmal nur Nuancen, die sich aber im schlimmsten Fall sehr dramatisch auswirken können.


      Meine Hunde sind ausserhalb ihrer Herde (z. B. bei TA-Besuchen, die wir auch trainingshalber durchführen) deshalb so tiefenentspannt, weil da nix zu schützen ist.


      LG, Chris

    • Von den Rindern, mit denen sie in ihrem Sozialverband zusammeleben, lassen sie sich in Sachen Herdenschutz nix "sagen".
      Und das ist für "herdenlose" HSH in Privathand, bzw. deren Halter für mich das grösste Problem, wie Du es auch schreibst, dass die HSH eben nicht den Eindruck bekommen dürfen, dass der HH ihr Schutzbefohlener ist.

      Das ist es, auf den Punkt gebracht. Ist ja auch eigentlich ganz logisch- von jemandem, den ich für schützenswert halte, um den ich mich kümmern muss, lasse ich mir natürlich nichts bzgl. meines Führungsstils erzählen. Und da beißt sich die Katze dann in den Schwanz- fange ich dann an, mit irgendwelchen merkwürdigen Theorien und dem Alphawolf- Gequatsche oder versuche beim HSH gar eine Unsitte wie den Rückenwurf, mache ich mich in dessen Augen nur noch mehr lächerlich und bestätige, dass ich weder Vertrauen noch Respekt verdiene sondern vollkommen irre bin (im besten Fall. Im schlechtesten Fall versteht der Hund es so, dass ich ihn in seiner körperlichen Unversehrtheit bedrohe). Jedenfalls niemand, von dem man sich gerne was sagen lässt. Ich schätze auch mal das ist das, was ich immer empfinde, wenn ich im Bezug auf meinen Hund von 'Partnerschaft' spreche. Wir müssen uns aus ihrer Sicht auf der gleichen Ebene befinden, sonst klappt es nicht.


      Würden mehr Menschen diese Mechanismen durchschauen gäbe es nicht so viele Schwierigkeiten mit Herdenschutzhunden in Privathand.

    • Mein halber Hovawart bringt Schutztrieb mit.
      Ressourcen verteidigt er eigentlich gar nicht, er teilt Futter, Wasser, Spielzeug, Liegeplätze und auch sein Frauchen. Nur bei Dummys hört die Freundschaft auf, das ist Arbeit und die wird nicht geklaut, fertig, Punkt. :)


      So im Alltag merkt man den Schutztrieb kaum, da Spuk und ich anfangs mal ein bisschen diskutiert haben, wer entscheidet, ob etwas bedrohlich ist oder nicht, aber wenn mir einer was will, ist er schon voll da.
      Gestern lief Herr Hund z.B. so etwa 15 Meter vor mir gemütlich seines Weges, als von hinten ein Jogger kam, mir um ein Haar in den Rücken rannte und dann beim Überholen auf Tuchfühlung noch ein "Moin!" in mein Ohr brüllte. Da habe ich mich erschreckt, hab aber nichts gesagt. Und sofort stand der eben noch lässig rumschnuppernde Hund quer auf dem Weg und fixierte den inzwischen auf ihn zu laufenden Jogger. Sonst interessieren ihn Jogger null. Nachdem ich ihm gesagt habe, dass es ok ist, war er sofort wieder entspannt und ließ den Jogger anstandslos passieren.


      Weiteres Beispiel: Ich habe derzeit viel Ärger mit meinem Vermieter, den Spuk aber bei Begegnungen draußen nicht merken lässt, dass er ihn genau im Auge hat. Aber als der gestern im Treppenhaus rumlief, lag Spuk nach einem kurzen Knurren quer vor meiner Wohnungstür und entspannte sich erst dann wieder völlig, als der Vermieter das Haus verlassen hatte.


      Im Dunklen hat mein Hund eine ganz andere Präsenz als tagsüber; er wird gefühlt einen halben Meter höher und einen Meter breiter, wenn er da etwas mitkriegt, und er wirkt dann eben auch komplett anders, erwachsener, respekteinflößender.
      Von sich aus geht Spook nicht nach vorne, nur, wenn die Bedrohung uns zu nah kommt. Dann springt er einen Satz nach vorn, bellt zweimal und zieht sich zurück. Bei seiner tiefen Stimme reicht das. Im Alltag merkt man von seinem Schutztrieb gar nichts, wenn man ihn nicht kennt.

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