Gefährlicher Hund, aber niemand unternimmt etwas dagegen

  • Bitte nicht Presse oder so. Das löst das Problem nicht und schädigt Hunde und Halter aller artgerecht gehaltenen Listis.

    Welcher artgerecht gehaltene Listi?


    Denkst Du, HSHs, inbesondere HSHs aus der Urpampa, seien in der Vorgartensiedlung artgerecht gehalten?


    Ist es nicht ein Trauerspiel. Nach den Hütis, mutieren nun auch die grossen, bis hin zu den grössten HSH-Rassen zum Modehund ... allen voran wohl der Kangal.


    Für mich hört der Spass dort auf, wo artgerecht nur noch zur Definitionsfrage von sog. Rasse"liebhabern" avanciert (wären sie wirklich welche, würden sie sie das machen lassen, wozu sie gedacht sind, unter zumindest ähnlichen Bedingungen). Seit ein paar Jahren wird man als Mensch mit Grössen und Gewichten konfrontiert, denen man nichts mehr entgegen zu setzen hat (nein, auch mit mehreren Menschen nicht).


    Es gibt sicherlich auch den Schmusepuma, den Schmusewolf, den Schmusebär, keine Frage. Und dennoch wundert sich niemand, dass so etwas genehmigungspflichtig und etlichen Bedingungen unterworfen wäre, die z.B. Reihenhaussiedlungen mit Standardzäunen von vorne herein ausschliessen würden.


    Kann Mensch denn nicht auch mal auf etwas verzichten? Muss es immer gleich der Exot sein? Haben wir nicht genug Rassen, die weitaus besser zu unserem Lebensumfeld passen?


    Man muss sich doch nur mal anlesen, wie Kangals ursprünglich leben ... Und joh, auch ich weiss, dass sie in der Türkei auch als Arbeits-/Polizeihunde eingesetzt werden. Wir haben aber auch hier genug Auswahl an sich darin bewährten Hunden. Und höchstwahrscheinlich gehen wir selbst mit Kriminellen etwas anders um, so dass unsere Polizei niemals genehmigt bekommen würde, Kangals einzusetzen.


    Wieso muss es also Hinz und Kunz dürfen? Insoweit finde ich in solchen Fällen Presse gar nicht so verkehrt ...

  • @Rosilein


    Genau deshalb sprach ich von „artgerecht“. Die gibt es nämlich auch. Und nein: Damit meine ich nicht den „Kangal in der Vorgartensiedlung“.


    LG Nicole

  • Mit Herdenschutzhunden ist absolut nicht zu Spaßen. Die ticken wirklich anders als meinetwegen Schäferhunde, die als Wachhunde eingesetzt werden. Wenn dieser Kangal ein typischer Vertreter seiner Rasse ist, ist ihm durchaus zuzutrauen, dass er nicht "nur" Hunde, sondern auch mal einen Menschen angreift.


    Herdenschutzhunde in unkundigen Händen, die unzureichend gesichert gehalten werden, können hochgefährlich sein. Die Halter unterschätzen das gerne, weil die Hunde zu vertrauten Personen lammfromm sein können...

  • Damit meine ich nicht den „Kangal in der Vorgartensiedlung“.

    Abba ... genau um solch einen Fall geht es hier.


    Da mir der allgemeine Schutz wichtiger ist, als der in unserer Pampa am Vieh gehaltene Kangal (der, wenn man es richtig macht, seine Begründung finden darf), verstehe ich Deinen Einwand mit dem Schaden nicht, den Presse verursachen könnte.

  • @Rosilein
    Ok - dann ausführlicher: Bevor ich meine Arbeitszeiten hochfahren musste, war ich jahrelang ehrenamtlich Gassigänger im Tierschutz. Und es war nicht selten, dass eine Migrantenfamilie, die aus Armut geflohen ist und sich in Deutschland ein besseres Leben aufbauen wollte, ihren Hund mitgebracht hat. Das war dann auch mal ein Kangal oder ein Sarplaninac - bzw. ein Mix aus einer dieser Rassen. Bei Konfrontation mit den Auflagen -davon wussten die Leute im Vorfeld einfach nichts - landeten diese Hunde dann im Tierheim. Nicht, weil sie auffällig geworden sind. Sondern weil die Halter auch ohne eigenes Verschulden einfach die Auflagen nicht erfüllen konnten.


    Als Tierschützer begegnest Du dann oft 2 Sorten Menschen.


    1. Die, die sich denken: Boah, so ein ganz Gefährlicher. Da hat ja gerade Blatt xyz drüber geschrieben. So einen will ich auch. Die fühlen sich durch Negativpresse noch aufgeg... :barbar:


    2. (Die kriegen dann auch den Hund) Sachkundige Menschen mit Hundeerfahrung, die sich wirklich anstrengen, dem Hund ein besseres Leben zu ermöglichen. Und: Nein, die können dem Hund auch nicht den Kaukasus oder die Karpaten frei Haus liefern, oder dazu eine Herde, die vor Luchsen, Bären und Wölfen verteidigt werden muss. Die strengen sich aber wirklich an, dafür einen Ausgleich zu schaffen.


    Die bemühen sich also um die meistens wirklich nicht ganz einfachen Hunde und nehmen die Auflagen und die Kosten in Kauf. Und bei jeder Pressemeldung dürfen die sich alle 2 Tage dann auch Anfeindungen oder böse Kommentare anhören.


    Aus dieser Perspektive schreibe ich, dass ich die Presse da nicht für zielführend halte. Ich hoffe, ich konnte diese Einschätzung verständlich machen.


    Lieber eine Lösung für den konkreten Fall, die allen Beteiligten gerecht wird.


    LG Nicole

  • @Stinkelilly
    Das würde ich eher für Einzelschicksale halten, die man gemanagt bekäme, wären da nicht all die anderen!


    Denn weitab die meisten Kangal-Hunde dürften wohl für den Markt gezüchtet worden sein und noch werden. Dass es sich ausgerechnet bei diesem Hund in diesem Thread um einen Ex-Migrantenhund handelt, würde ich glatt ausschliessen wollen.


    Weiterhin, sprach ich auch nicht davon, den Berg zum Propheten zu bringen, sondern ihnen zumindest einen ähnlichen Lebensraum/Aufgabe zu bieten (das wäre dann Klientel 3) und/oder sie entsprechend zu sichern, was (an Dein Beispiel angelehnt) eh nur für Klientel 2. spräche. Nur bei denen (und Klientel 3) geht Hund in der Regel auch nicht über den Zaun und jagt Boxer durchs Dorf (oder doch?). Nein, eigentlich gings mir sogar eher um Grundsätzliches: sich solche Rassen nur zuzulegen, wenn man solche Tiere auch gebrauchen kann (vorrangig Klientel 3). Dann blieben für Klientel 2 immer noch die Migrationsnotfälle, sofern 3. sie nicht auch noch übernehmen kann.


    Statt dessen:
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    Also ich bezweifle stark, dass wir uns hier über ein Migrantenproblem unterhalten müssen. Sogar soweit, dass es nicht einmal ins Gewicht fällt ...

  • Es geht hier aber doch nicht um alle Kangals oder Kaukasen oder Sarpies, sondern um EINEN Kangal, der in seinem Viertel Angst und Schrecken verursacht, weil seine Halter und die Behörden versagt haben.
    Dass ein Amt nichts unternimmt, habe ich am eigenen Leib erlebt. Welsh Terrier rennt immer ohne Leine durch den Wald und beißt in alle Rüden rein, die er erwischen kann, sein Halter unternimmt nichts, sondern drückt den Haltern der angegriffenen Hunde nur dumme Sprüche rein und beschimpft sie.
    Anruf beim Amt inklusive Namensnennung des Halters, nachdem ich den Hund schon im Schuh hängen hatte, weil er sich ungern von meinem Hund wegtreten lassen wollte, brachte folgende Aussage: "Ja, den kann ich anschreiben, aber da wird nichts passieren, der ist unbelehrbar." Danke fürs Gespräch.


    In dem von @BeardiePower geschilderten Fall (und ich gehe, wie bei allem, zu dem ich mich im Forum äußere, zunächst mal davon aus, dass sie die Wahrheit sagt) unternehmen die Behörden nichts, obwohl sie hier in Niedersachsen durchaus den Handlungsspielraum haben, etwas zu tun. Ein Hund, der sein Grundstück unkontrolliert verlässt und auf andere Hunde losgeht, sie gar tierarztreif beißt, KANN laut Hundegesetz überprüft werden und ggf. Auflagen bekommen. Das ist hier nicht passiert. Warum? Weil die Halter unangenehm sind. Da bleibt den betroffenen Haltern nur eines: Noch unangenehmer sein als der Kangalhalter. Mein Rat: Der Boxerbesitzer soll die Ämter nerven. Beim Ordnungsamt schriftlich nachfragen, was aus der Meldung XY geworden ist. Seine Angst schildern, dass er dem Kangal öfter begegnet, weil man ja wohl in der Nachbarschaft wohnt. Immer wieder dem OA auf den Keks gehen. Wie jemand schrieb: Mail oder Brief gleich mit an den Bürgermeister schicken. Den Vorgesetzten des OA- Menschen involvieren. Wenn weiterhin nichts kommt, eine Dienstaufsichtsbeschwerde ins Auge fassen.
    Zeitgleich auch beim Veterinäramt vorstellig werden. Dieses prüft zumindest hier bei uns die auffällig gewordenen Hunde. Auch da: Alle Beweise sammeln, Tierarztrechnungen, Aussagen von anderen Betroffenen, Sichtungen des Hundes ohne Leine außerhalb seines Grundstückes... und auch dort nerven, bis was passiert.
    Es kann nicht sein, dass einerseits von der breiten Öffentlichkeit und auch von gewissen Politikern nach immer schärferen Hundegesetzen geschrien wird, während andererseits die bereits vorhandenen nicht angewendet und umgesetzt werden.

  • @Rosilein


    Klar. Deswegen sagte ich bei dem angesprochenen Fall auch:


    Wenn das Ordnungsamt nicht hilft: Dienstaufsichtsbeschwerde plus Bürgermeister. Und den Tierschutz, ggf. auch als Sprachrohr zum Vet.-Amt. :smile:


    Das, was da geschildert wurde, gehört so nicht. Basta. Da stimme ich Dir völlig zu. Ich bezweifle nur, dass die Presse da helfen kann. Aber auch da: Unterschiedliche Ansichten bereichern das Leben :bussi:


    Zu meiner Schilderung: Ich wünschte, das wären Einzelschicksale. Ist aber leider nicht so :tropf: Danke für den Link, da gucke ich aber lieber nicht rein ... Habe schon heute Morgen :kotz:


    Ich hab persönlich, obwohl ich keinen Listi habe, so ein Thema mit den reißerischen Berichterstattungen zu den bösen Kampf- Herdenschutz- Hütehunden. Die Schelte trifft meiner Erfahrung nach fast immer die Falschen.


    Einer der liebsten Hunde, den ich in meiner Kindheit kennengelernt habe, war ein Bulli namens Heidi. Die war bei allen Kindern so beliebt, dass der Halter sie im Dorf hat herumlaufen lassen ( ging damals noch). Da hat sie bei allen Häusern mit Kindern Station gemacht und ihre Streicheleinheiten abgeholt.


    Jedesmal, wenn ich lese „Familie sucht einen kinderfreundlichen Hund“ würde ich eigentlich gerne einen Bulli empfehlen. So einen wie Prinz Arren. Vielleicht nicht das hellste Licht am Firmament und etwas trampelig (sorry @Aoleon, und: Jedes gute Kind hat blaue Flecken) freundlich, zärtlich, liebevoll, robust. Unkaputtbar und wasserdicht. Eben so ein echter deutscher Mann :smile:


    Aber ich traue mich das nicht. Eben wegen der Presse und den - je nach Bundesland - Auflagen, auch zur Zucht. Die aus meiner Sicht eher das Falsche fördern.


    LG Nicole

  • Es kann nicht sein, dass einerseits von der breiten Öffentlichkeit und auch von gewissen Politikern nach immer schärferen Hundegesetzen geschrien wird, während andererseits die bereits vorhandenen nicht angewendet und umgesetzt werden.

    Darin sind wir uns völlig einig!
    Und wenn dann was Schlimmes passiert (wie kürzlich), waschen irgendwie alle Beteiligten die Hände in Unschuld ...
    Mich :kotz: das an.

  • Bullterrier und Staffords sind auch viel eher zu Unrecht auf diesen Listen als HSH. Darunter gibt es tatsächlich viele, die vollkommen familientauglich sind.


    Aber ein HSH, der ein typischer Vertreter seiner Rasse ist, ist auch aus liebevoller Aufzucht, ganz ohne dass ihn irgendwer scharf macht ein gefährlicher Hund, der andere Hunde und Menschen verletzen oder töten könnte, einfach nur weil sie sein Territorium betreten oder sich seiner "Herde" nähern. Daran kann auch die beste Erziehung nicht viel ändern.

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