Wie funktioniert Jagd mit Windhunden?

  • Absolut. Wie gesagt, ich überschätze das auch machmal. Ich erwarte irgendwie immer, dass solche Hunde tip top erzogen sind... wie gesagt, ahnungslos.


    Wenn man ganz ehrlich ist - wieviel Ausschuß hat man? Da braucht man doch auch knallharte Selektion für so ein Spezialistentum?


    Ich gehe mal davon aus, von 10 Windhunden machen (machten) 3 es so, wie gewünscht und der Rest wird (wurde) erschossen... oder?


    keine Moralkeule. Interessiert mich einfach.

  • Was mit "Ausschuss" passiert, hängt wohl stark davon ab, in welchem Land man ist oder von den Personen ab, die damit zu tun haben. In einigen Ländern ist es ja eher üblich "Unbrauchbares" an Privatleute abzustoßen oder die Tierschützer rankommen zu lassen. Oder aber, man beseitigt das "Problem". Irgendwie.

  • Unter meinen Gassi-Bekanntschaften war eine Galgo-Hündin aus dem Tierschutz und ein kleiner Münsterländer in Privathand ohne jagdliche Ausbildung. Vor ein paar Jahren haben die beiden gezeigt wie toll und selbstständig so unterschiedliche Hunde zusammenarbeiten können. Die Galgo stand oben am Hang und hat gewartet, der Münsti ist im zickzack den Hang von unten hoch, bis er ein Kaninchen aufgescheucht hatte. Dann kam die Galgo von oben runtergeflogen und hat es gepackt und getötet. Der Münsti hats aufgenommen und beide Hunde kamen einträchtig nebeneinander zu den Besitzern und haben brav im Vorsitz gewartet das die Besitzer sich über den tollen Fang freuen. Haben die aber irgendwie nicht xD


    Die Galgo-Dame war bestimmt zur Kaninchenjagdt ausgebildet, allerdings sind unsere Schieferhänge mit den scharfen Steinen denkbar ungeeignet für die zierlichen Pfoten und Beine von Windhundrassen. Da sind Verletztungen vorprogrammiert. Einzeln hatte keiner der Hunde Beute machen können, das hat nur geklappt als die beiden zusammen unterwegs waren und zusammen gearbeitet haben. Von da an waren sie aber immer angeleint und nur noch selten zusammen unterwegs.

  • Beizjagden finde ich noch irgendwie annehmbar, aber diese reinen Hetzjagden finde ich einfach nur abartig. Zum Glück ist das in den meisten Ländern tierschutzrelevant und daher verboten.


    Ich persönlich finde Treibjagden in Deutschland sind nicht "netter".

  • wer kennt den Film "Snatch - Schweine und Diamanten"?
    (tolles Ding find ich. und es kommen Hunde drin vor, einer spielt ne ganz wichtige Rolle!)
    da gibt es so

    In Irland werden sogar Feldhasen gefangen, für's Sport-Coursing trainiert und nach der Veranstaltung wieder in Freiheit gelassen.


    Ein Bekannter von mir war erst neulich in Irland, um sich u.a. diese Coursings anzuschauen, das läuft so ab:
    Der Hase und die Hunde werden in einem eingezäunten Gelände, eine breite Gerade, wenn man es so will, an einem Ende eingesetzt, am anderen Ende befindet sich eine Wand mit Schlupfloch für den Hasen.
    Bei allen Coursings, die mein Bekannter gesehen hat, wurde kein Hase verletzt.
    Schön ist das für das Tierchen natürlich trotzdem nicht! und auch, wenn es faszinierend anzusehen ist (ich habe mir auf seine Erzählung hin Videos davon angeschaut), finde ich das absolut unnötig und tatsächlich die Lure-Coursings, wie sie auf dem europäischen Kontinent veranstaltet werden, spannender.

    ne ähnliche Szene, die Zigeuner, in dem Fall Brad Pitt (wirklich, so gern wie in dem Film mag ich ihn sonst NIE!!!), veranstalten eine solche Jagd incl. Wette auf den Sieger...

  • Die Galgo-Dame war bestimmt zur Kaninchenjagdt ausgebildet, allerdings sind unsere Schieferhänge mit den scharfen Steinen denkbar ungeeignet für die zierlichen Pfoten und Beine von Windhundrassen. Da sind Verletztungen vorprogrammiert. Einzeln hatte keiner der Hunde Beute machen können, das hat nur geklappt als die beiden zusammen unterwegs waren und zusammen gearbeitet haben. Von da an waren sie aber immer angeleint und nur noch selten zusammen unterwegs.

    "Ausgebildet" werden die gar nicht, jeder gute Galgo bringt das mit- Kaninchen, Rehe, sogar Wildschweine stehen da auf dem Programm, auch, wenn sie traditionelle Hasenjäger sind.
    Auch, wenn ihre Pfoten und Beine schlank und rank sind, sind Windhunde zäh wie ein Steak vom alten Ochsen! Ich bin mir sicher, dass der Galgo den anderen Jagdhund nicht braucht, um Beute aufzuspüren, das können die oftmals leider sehr gut selbst.

    Wenn man ganz ehrlich ist - wieviel Ausschuß hat man? Da braucht man doch auch knallharte Selektion für so ein Spezialistentum?

    Sieh dir die spanischen Galgos an...jedes Jahr nach Ende der Jagdsaison findest du sie verletzt in Straßengräben, erhängt, ertränkt, ein warmherziger Galguero gibt sie im Tierheim ab.
    Azawakh- Hündinnen dürfen i.d.R. nur zwei, drei Welpen aufziehen, die anderen werden gleich nach der Geburt entsorgt. Jene, die sich als "untauglich" herausstellen, werden auch später getötet. Man darf nicht vergessen, dass die Azen, als auch viele andere Windhunde zum Lebenserhalt der Sippe beitragen, "schlechte" Hunde darf man sich da nicht erlauben.
    Die Azen bsw. schützen die Lager/ Dörfer und liefern Fleisch.

  • Zwar keine Windhunde, aber letzendlich geht es weniger um Erziehung, als um das was genetisch schon verankert ist, in entsprechende Bahnen gelenkt wird und den Rest macht dann die Zuchtselektion durch den Menschen.

    ich hab auch ein sehr eindrucksvolles video zum thema gefunden...finde ich immer wieder wahnsinnig faszinierend.


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    Schau mal, das könnte dich vielleicht auch interessieren:
    Genetische Vererbung von Verhaltensweisen?


    Auch flying-paws zeigt ja ab und zu mal Videos von ihren Junghunden, wie sie ohne Training an den Schafen agieren, also rein das zeigen, was die Genetik ihnen mitgibt.


    Es gibt also Verhaltensweisen, die sind durch die jahrzehntelange Selektion schon gut verankert, dann lernen die Alten die Jüngeren an und je nach Jäger fördert man dann auch in der Zucht die, die nützliche Zusätze mitbringen (Apport, besonders weiches Maul,...).


    Und ich glaube @l'eau hat in ihrem Thread schonmal erwähnt, das die Hunde den Trieb natürlich schon mitbekommen, man aber beim Coursing merkt, wer noch anfänger ist. Erfahrene Hunde kürzen entsprechend anders ab, besonders auch, wenn sie die Bahn kennen.


    Es ist also immer Genetik und die individuelle Erfahrung der Tiere. Man sieht in den Videos ja auch schön, das da nicht viel kontrolliert wird. Klar die weichen teils von der Beute zurück, wenn der Mensch dazu kommt, aber das ist sicher dem eher sensiblen Wesen gegenüber Menschen geschuldet. Und auch das ist sicher so gewollt und selektiert, man will ja keinen Hund, der die Beute dann auch wehement gegen seinen Menschen verteidigt.


    Kennt man ja von den "normalen" Freizeithunde schon, einige sind härter, bei andere reicht schon eine Gewichtsverlagerung nach vorne, um sie weichen zu lassen.



    Die Landschaft gibt diese Art der Jagd dann auch entsprechend her. Andere Region andere Art der Jagd und je nach Beute gibt es da auch unterschiede. Man würde entsprechend vielleicht eher Hunde einsetzten die zwischen Wild und Halter pendeln oder entsprechend spur-oder sichtlaut sind, weil es sonst im dichten Wald schwierig wird.

  • ich glaube, dass der Ausschuss gar nicht so hoch ist - die Rassen sind ja schon sehr lange auf diese Art der Jagd selektiert. Also, jedenfalls dort, wo sie noch ursprünglich genutzt werden.


    Wenn ich beim Coursing sehe, wie gut selbst Whippets aus Showzuchten (die lt. Züchter keinen Jagdtrieb haben :mute: ) laufen...


    Klar, es gibt immer Hunde, die besser sind und solche die etwas schlechter sind und hin und wieder solche, die gar nicht zu gebrauchen sind. Und da in den meisten Regionen, in denen noch traditionell mit Windhunden gejagt wird, Hunde den Stellenwert eines Nutztieres haben, kann sich jeder denken, was mit einem Hund passiert, der seinen Job nicht (mehr) richtig/gut macht.
    Der meiste "Ausschuss" dürften Hunde sein, die verletzungs- oder altersbedingt nicht mehr leistungsfähig sind.
    Wobei es durchaus sein kann, dass ein sehr guter Jagdhund auch sein Alter am Haus/Zelt/Hof genießen darf und es auch so ist, dass ein guter Jagdhund einen sehr hohen Stellenwert hat. Nicht umsonst gelten Windhunde (im Gegensatz zu anderen Hunderassen) unter Muslimen im Allgemeinen nicht als unrein.
    Aber man darf die Haltung und den Umgang nicht mit der eines Haustieres bei uns vergleichen.



    Im professionellen Windhundrenngeschehen (z.B. Irland, England, USA) wird aber mMn nicht weniger übel mit den Hunden umgegangen - und hier ist der erwartete Anspruch an einen Hund mMn deutlich höher und es gibt deutlich mehr Ausschuss. Im besten Fall landen die Hunde auf einem Sofaplatz oder im Tierschutz (von wo sie dann nach Deutschland exportiert werden), im schlimmsten Fall werden sie eben "entsorgt"...



    Und ich glaube @l'eau hat in ihrem Thread schonmal erwähnt, das die Hunde den Trieb natürlich schon mitbekommen, man aber beim Coursing merkt, wer noch anfänger ist. Erfahrene Hunde kürzen entsprechend anders ab, besonders auch, wenn sie die Bahn kennen.

    Genau.
    Whippets nehmen den Sport sehr ernst und laufen eigentlich alle auch schon beim ersten Mal problemlos den gesamten Lauf. Andere Rassen brauchen da manchmal schon ein Antraining. Es ist eben kein echtes Wild, was da am Seil hängt, das wissen die Hunde natürlich ganz genau.

  • Ich kenne es auch von Windhunden, dass die Beute uninteressant ist, sobald sie erlegt wurde.

    Da gibt es ja einige Jagdhunde - die kleinen Terrier agieren ja ähnlich.


    Für Felix war alles interessant, was rannte. Sitzende, liegende, tote Tiere - völlig uninteressant. Die kleinen Terrier wurden ja hier gezüchtet, um Farmen Rattenfrei zu halten und Füchse zu verfolgen und ggf. im Bau zu töten. Da endet die Jagd mit dem Kill. Weiteres Schütteln, Zerreißen, mitnehmen usw. sind unerwünscht und auch in der Genetik nicht mehr als typisches Verhalten vorgesehen.
    Da gab es auch keine Kooperation mit dem Besitzer. Rattenjagd war eh selbständig zu erledigen und bei der Fuchsjagd blieb der Fuchs liegen und der Hund kam halt nach Hause.


    Ich kenne hier 2 Hundebesitzer, die kleine Terrier zur Kaninchenjagd auf dem eigenen Grundstück halten. Ist günstiger und zuverlässiger als einen Jäger kommen zu lassen.

    Wenn man ganz ehrlich ist - wieviel Ausschuß hat man? Da braucht man doch auch knallharte Selektion für so ein Spezialistentum?

    Lurcher bekommt man hier sehr regelmäßig angeboten. Ebenso Greyhounds. Oft mit Jagdvergangenheit oder als "untauglich". Ich kenne einige "ausgemusterte" Tiere, die ihre restlichen Tage ihres Daseins an der kurzen Leine als Familienhund fristen. Ableinen natürlich unmöglich.

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