"In dem Alter geht man ja noch nicht richtig Gassi"

  • Ich denke eine pro und contra Diskussion um diese 5 Minuten Regel ist nicht nötig. Schön, wenn Welpe Nr. 1 mit viel Gassi/input klar kommt, schön, wenn Welpe Nr. 2 mit wenig Gassi/input klar kommt. Ich möchte nur zu bedenken geben, dass jeder zweite Thread hier darum geht, dass der neue Welpe durch zuviel Programm seine Halter in der Wahnsinn treibt, weil er einfach zuviel geboten bekommt und zu wenig Ruhe eingefordert wird. Darum ist wahrscheinlich diese Regel entstanden. Um es den Leuten mit einfachen Worten etwas leichter zu machen. Nicht mehr und nicht weniger. Man braucht das nicht als Heiliges Wort zu ehren, sollte es aber auch nicht leichtfertig über den Haufen werfen.


    Und ich persönlich bin der Meinung, dass ein Welpe von etwas weniger Programm im ersten Lebensjahr mehr hat, als von zu viel (von Ausflügen zur Sozialisation mal abgesehen). Das braucht man jetzt aber weder schwarz sehen (der darf garnichts machen), noch weiß (3 Stunden Gassi täglich). Mal ein bisschen mehr Ruhe einhalten kann z. B. auch als Training zur Impulskontrolle und Frustrationstoleranz beitragen. Sehr wichtig meiner Meinung nach. Aber was solls, muss jeder selber wissen und ein Gefühl dafür entwickeln. Wenn alles gut läuft, scheint es ja richtig zu sein. Und gut ist alles, was weder tot in der Ecke liegen vor Erschöpfung heißt, noch die Bude auseinander nehmen.

  • Da hast du Recht.


    Das mit dem Bauchgefühl ist ja immer so ne Sache. Bauchgefühl kommt von Erfahrung.


    Wenn die Leute Bauchgefühl hätten, dann müssten sie ja nicht hier fragen.


    Von daher finde ich "hör auf dein Bauchgefühl" immer einen irgendwie überflüssigen Ratschlag.


    So die Kategorie "Du musst doch keine Angst haben" zu einem Phobiker zu sagen.

  • Wenn die Leute Bauchgefühl hätten, dann müssten sie ja nicht hier fragen.


    Von daher finde ich "hör auf dein Bauchgefühl" immer einen irgendwie überflüssigen Ratschlag.

    Es gibt aber auch Leute die tendenziell das richtige Bauchgefühl haben, aber durch die aktuelle gängigste Meinung verunsichert sind. Denen dann zu sagen, dass sie auf ihr Bauchgefühl hören sollen, wenn sie fragen, finde ich nicht überflüssig. :ka:

  • Es gibt aber auch Leute die tendenziell das richtige Bauchgefühl haben, aber durch die aktuelle gängigste Meinung verunsichert sind. Denen dann zu sagen, dass sie auf ihr Bauchgefühl hören sollen, wenn sie fragen, finde ich nicht überflüssig.

    Aber wie unterscheiden? Das ist doch auf beiden Seiten oft das Problem.
    Hör ich jetzt auf mein Bauchgefühl - oder such ich Rat?!
    Mancherleuts Bauchgefühl ist eben auch, dass der ständig nervöse, ängstliche und beschwichtigende Hund, der an ihnen klebt, einfach eine supertolle und enge Bindung zu ihnen hat. :ka:


    Insofern finde ich es schon wichtig und toll, dass hier das eigene Bauchgefühl mal überprüft und hinterfragt werden kann und wird.



    freier Bewegung

    Für mich eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale zwischen zu wenig und zu viel. Das haben ja auch schon viele angemerkt. Allerdings muss da auch wieder geschaut werden: Kann der jetzt wirklich gerade so langsam oder so schnell laufen, Pausen machen oder mal durch die Gegend rasen - wie er lustig ist? Oder läuft er mir gerade hinterher, weil er Angst hat, den Anschluss zu verlieren?


    Da spielt die Rasse insofern eine Rolle, dass sich beispielsweise der Will to please bemerkbar macht. Der individuelle Charakter aber eben auch. Genauso wie die Umgebung (vertraut oder nicht, reizarm oder reich an Reizen).



    Ein gesunder Hund ist nur immer so dünn/dick wie er gefüttert wird.

    Meines Erachtens nach in den meisten Fällen völliger Quatsch. Denn ein gesunder Hund hat ein Sättigungsgefühl und benötigt schlicht die passenden Umstände. Aber da gibt es Ausnahmen, wie beispielsweise ein fehlendes oder verändertes Gen. Deswegen sind das trotzdem gesunde Hunde. Aber Managen und Deckeln von (Kalorien)-Menge ist einfach nicht immer und ich wage zu behaupten - bei individuell passender Futterart - schlicht in den meisten Fällen nicht nötig.


    Gesunder Hund, der immer auf (die Futtermenge bezogen) kontrollierter Diät sein muss - das ist für mich ein Widerspruch in sich.


    Da kenne ich nicht wenige Retriever-Halter, die es da etwas übertreiben...

    Und es gibt verdammt viele, die es extrem untertreiben - nicht nur Retriever-Halter, sondern insgesamt.
    Deswegen zu sagen, um die 90 Minuten draußen sind grundlegend falsch, finde ich grundlegend falsch.


    Was ist denn die Alternative? 23 Stunden und mehr nur drinnen? Natürlich können sie auch da was kennenlernen. Als Welpe oder neuer Mitbewohner müssen sie da auch erstmal ganz viel Neues kennenlernen und Vertrauen fassen.


    Aber wenn ich meinen Hund nicht zum Stubenhocker machen will, der einfaches Rausgehen oder Draußensein als Belohnung oder kurzfristigen Luxus begreift, dann muss ich auch das normalisieren, mit Ruhe gestalten und verbinden. Schritt für Schritt - klar. Aber das muss auch bei Welpen eben nicht immer so langsam passieren, das Gletscher schneller wären. Sondern im individuellen Tempo.

  • Meines Erachtens nach in den meisten Fällen völliger Quatsch. Denn ein gesunder Hund hat ein Sättigungsgefühl und benötigt schlicht die passenden Umstände. Aber da gibt es Ausnahmen, wie beispielsweise ein fehlendes oder verändertes Gen. Deswegen sind das trotzdem gesunde Hunde. Aber Managen und Deckeln von (Kalorien)-Menge ist einfach nicht immer und ich wage zu behaupten - bei individuell passender Futterart - schlicht in den meisten Fällen nicht nötig.
    Gesunder Hund, der immer auf (die Futtermenge bezogen) kontrollierter Diät sein muss - das ist für mich ein Widerspruch in sich.

    Ich denke mal, die wenigsten Hunde teilen sich ihr Futter ein wenn man ihnen das Futter zur freien Verfügung anbietet, daher muss man bei den meisten Hunde das Futterrationieren weil sie sich sonst dick fressen würden.
    Und deswegen schrieb ich, dass man es als Besitzer in der Hand hat, wie dick oder dünn sein Hund ist - vorausgesetzt, der Hund ist gesund und nicht krank, sodass er das Futter verweigert und man sich auf den Kopf stellen kann und er frisst trotzdem nicht mehr und ist deshalb unterernährt.

  • Bitte stell diese langen Gassizeiten ein (hab jetzt nicht alle Kommentare gelesen). Ich hab denselben Fehler gemacht. Allen voran als Aussiebesitzer dachte ich in meiner anfänglichen Naivität, "den Aussie muss man doch richtig Auslasten, da ist nix mit Ruhe und Frieden". Nachdem 2 Monate lang täglich die Hölle ausbrach bei uns im Sinne von alles zerbeißen, bellen und jaulen an einem Stück, bin ich mittlerweile definitv klüger. Wir haben ein weiteres Monat gebraucht um ihn wieder halbwegs zu entspannen. Seit ein paar Tagen ist er ruhiger geworden und zerbeißt nicht mehr alles. Das ist mir definitv eine Lehre gewesen und werde mich unterstehen, dass beim nächsten Welpen so zu machen.


    Chester ist fast 5 Monate alt und ich gehe 3mal am Tag für 15 Minuten mit ihm und das reicht vollkommen aus. Ab und zu gehen wir mal für eine Stunde in die Hundezone, aber nur wenn ich merke, dass er richtig gut drauf ist. Danach ist er so erledigt, dass er 3-4 Stunden durchschläft und danach ist er super entspannt. Das biete ich ihm und damit kommen wir jetzt endlich zurecht. Davor wars echt Horror mit ihm.

  • Ich denke mal, die wenigsten Hunde teilen sich ihr Futter ein wenn man ihnen das Futter zur freien Verfügung anbietet, daher muss man bei den meisten Hunde das Futterrationieren weil sie sich sonst dick fressen würden.Und deswegen schrieb ich, dass man es als Besitzer in der Hand hat, wie dick oder dünn sein Hund ist - vorausgesetzt, der Hund ist gesund und nicht krank, sodass er das Futter verweigert und man sich auf den Kopf stellen kann und er frisst trotzdem nicht mehr und ist deshalb unterernährt.

    @Dackelbenny - das ist jetzt nur im ersten Teil auf dich bezogen, danach richtet es sich an alle.



    Und da wären wir wieder bei der eigenen Überzeugung, Erfahrung und dem Bauchgefühl. Du fährst scheinbar gut mit deiner Variante. Hörst also auf deine Überzeugung.


    Bei mir gibt es "gelerntes" All you can eat seit Jahren und aktuell für 10 Tiere und alle sind schlank. So ganz selbstreguliert.


    Für uns beide gibt es also keinen Grund, das zu ändern. Läuft ja.


    Und eigentlich hast du ja recht mit dem "Ein gesunder Hund ist nur immer so dünn/dick wie er gefüttert wird." Hängt halt stark vom Menschen, dem Hund und der Art und Weise der Ernährung ab.



    Aber ich habe das so verstanden, dass du Hunden (in diesem Bereich) völlig die Selbstregulierung absprichst. Genau darum geht es für mich auch beim Welpen und dem Gassigehen. Welche Möglichkeiten biete ich dem Hund(ekind), um sich selbst regulieren zu können? Selbst Grenzen setzen zu können? Die eigenen Grenzen überhaupt erst einmal kennenzulernen?


    Manage und deckle ich die ganze Zeit? Schaue ich auf die Uhr, folge einem festen Plan oder trainiere ich meine Antennen und gestalte es so, wie es für das Individuum passt? Will ich einen rundum abhängigen Hund, der durch meine "Erziehung" erlernt hilflos ist oder einen Vierbeiner mit eigenem Kopf?


    Und für den Hund von @DickeBrumsel scheint es doch so gut zu passen, wie es jetzt ist.


    Hätte ich darauf gehört, dass Welpen ja dies und das und jenes nicht dürfen - der Dicke würde mir wahrscheinlich zutiefst unglücklich an der Decke kleben. Der ist die ersten Wochen auf einem Auto-Hof aufgewachsen, jederzeit draußen und viel, viel Platz. Der hat sich schon lange vor 13 Wochen deutlich mehr als 90 Minuten frei draußen bewegt. War länger wach, war länger aktiv, hat Ratten gejagt, erlegt und gefressen - und ich hab ihn mit 9 Wochen abgeholt.


    Und mir wurde tatsächlich hier gesagt, dass er damals ja viiiiieeeeel zu lange unterwegs war und zu viel rennt und komplett überfordert von allem und überhaupt, die Knochen und Gelenke. Sieht er nicht so. Sehen seine Gelenke nicht so. Weil es dabei keinen Zwang gab aber für ihn viele Möglichkeiten zur Selbstregulation.


    Ich find das wirklich befremdlich, mit dem "Ruhe erzwingen" und am besten 23 Stunden drinnen sein, wo Ruhe gehalten werden muss. Für mich ist das schon teilweise den Hund brechen und ihm permanente Langeweile aufzwingen. Deprivieren. Klar gibt es Fälle, da sind die Hunde extrem schnell überfordert davon, Reizen ausgesetzt zu sein. Aber auch daran kann man meistens arbeiten. Und sollte Hilfestellung geben, damit der Hund zur Ruhe finden kann. Sich entspannen kann.
    Das lässt sich doch aber nicht durch eine Begrenzung der Zeit im Freien erreichen.

  • Also ich finde schon, dass man regulieren sollte. Wie viel und wie wenig hängt vom Hund ab. Wenn man Glück hat klappt es auch so. Aber das Glück hat nicht jeder. Ein Kind stelle ich ja auch nicht hin und sage "sieh zu und lerne deine Grenzen kennen". Nein, die Grenzen setze ich. Zuerst mehr und dann immer weniger. Das immer älter werdende Kind lernt, sich in diesen Grenzen zu bewegen und das Leben und die Welt Stück für Stück kennen zu lernen. Und irgendwann selbst klar zu kommen. So sehe ich das auch beim (kleinen) Welpen. Natürlich gibt's immer wieder Kinder und Hunde, da hat man kaum zu tun in dem Punkt weil es wie von selbst klappt. Aber da sind wir wieder bei "Glück gehabt".
    Und nein, ein Hund ist kein Kind(ersatz), aber es gibt erziehungstechnisch oft erschreckend viele Parallelen :lol:

  • Ich bin auch für den Mittelweg. Wir waren die erste Woche so gut wie gar nicht "Gassi" sondern Haus, Garten, Löseplatz. Das reichte erstmal. Danach gings dann richtig raus...auch mal eine längere Runde je nachdem wie Madam drauf war... getragen wurde sie tatsächlich so gut wie nie...wenn dann wurde mal eine Pause eingelegt. So waren wir sicherlich auch immer mal an 45 Minuten unterwegs...aber eben nicht stramm marschiert. Leinentraining (ja hatte hier auch schon der Welpe) waren eh immer nur ein paar Minuten...danach konnte getobt geschnüffelt und gefaulenzt werden.


    Ich kenne jemanden der seinen Welpen wirklich überall mit hingeschleppt hat...also wirklich auch mal 2 Stunden am Stück in der belebten Fußgängerzone oder am Bahnhof mit dem Tier GESESSEN. Das war körperlich nicht anstrengend. Der Hund war aber davon irgendwann so matschig in der Birne dass sie dann teilweise verhaltensauffällig wurde und dann zu beginn der Pubertät für mehrere Monate zu keinerlei Training in der Lage war, weil sie extrem unsicher und wirklich 0,0 aufnahmefähig war. Irgendwann legte sich das zwar, aber sie haben sich mit ihrer Hardcoresozialisierung keinerlei Gefallen getan..dem Hund schon gar nicht.


    Wichtig ist sich kein Ziel zu setzen (wir müssen jetzt so und so lange unterwegs sein oder so und so weit kommen). Wenn der Welpe müde ist gehts nach Hause...wenn er noch motiviert aber nicht überdreht ist gehts noch weiter...dreht das Baby am Rad wars zu viel.


    Das Problem mit Gelenken, Knochen, Bändern etc bezieht sich meines Wissens nach hauptsächlich auf das Gehen an der Leine..solange der Welpe in eigenem Tempo toben und laufen darf ist dies keinerlei Problem. Hier haben auch Welpen schon mit den erwachsenen Hund am Tag sicherlich mehrere Stunden im Garten getobt und fangen gespielt...ohne Auswirkungen auf die Gesundheit.


    Denke ein halbwegs gesunder Menschenverstand..ein bisschen Empathie und "Auge" für den Zustand des Hundes und dann gibts da auch keine Probleme.
    Ich habe selten bis gar nicht auf die Uhr geschaut wenn wir unterwegs waren. Mache ich auch heute nicht. Ich schaue ob meine Hunde noch Bock haben oder nicht..ich muss mich nicht mit anderen messen..ich muss nicht schreiben wir waren heute 3 Stunden wandern etc. Wir machen worauf wir als Team Lust haben..nicht mehr..nicht weniger. Denke damit sind wir alle zufrieden.

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