L-Tryptophan: Pro & Contra

  • Da meiner Meinung nach zu diesem Thema deutlicher Redebedarf besteht und dieser immer wieder in den unterschiedlichsten Threads "ausgelebt" wird, dachte ich mir, dass ein eigener Thread zu dem Thema vll. nicht das blödeste wäre.


    So, worum geht es?
    Um die essentielle Aminosäure L-Tryptophan, welches als Nahrungsergänzungsmittel frei in Internet und Handel erhältlich ist.

    Die proteinogene Aminosäure Tryptophan ist für den menschlichen Körper essentiell und weist eine aromatische Struktur auf. Wie Phenylalanin, Histidin und Tyrosin besitzt es ein Indol-Ringsystem und muss über die Nahrung aufgenommen werden. Dazu eignen sich vor allem eiweißhaltige Lebensmittel wie Sojabohnen oder Haferflocken, wobei auch Erbsen und Walnüsse dazu genutzt werden können, die tägliche Mindestzufuhr sicherzustellen.Aufgrund der Tatsache, dass L-Tryptophan nicht wasserlöslich ist, geht es beim Kochen entsprechender Nahrungsmittel nur zu einem geringen Teil verloren, da es gleichzeitig auch eine ausgeprägte Hitzeresistenz besitzt. Da die jeweils benötigten Tagesmengen von Mensch zu Mensch verschieden sind, ist nur schwer einzuschätzen, wie vielen Personen es tatsächlich immer gelingt, ihren eigenen Bedarf durch die bloße Ernährung zu decken


    Warum/wie wird Tryptophan für Hunde genutzt?
    Hunde die dauerhafte Unruhe- oder Angstzustände bzw. Konzentrationsmangel aufweisen, bekommen vom Tierarzt u.U. Sedarom direkt von astoral verschrieben. Sedarom enthält neben B-Vitaminen und L-Theanin auch das L-Tryptophan. In der Produktbeschreibung steht dazu:

    Zubereitung für rasche Entspannung von ängstlichen, reizbaren und stressanfälligen Hunden

    Persönliche Erfahrungen:
    Whiskey hat im Dezember (in Absprache mit unserer Tierärztin) zum ersten Mal Sedarom bekommen. Zunächst gering dosiert (1x 2Tabletten tägl.), mittlerweile deutlich höher (1x 4 und 1x 3Tabletten tägl.). Seit heute gebe ich aus Kostengründen nicht mehr das Sedarom, sondern Tryptophan pur. Zeitgleich habe ich ebenfalls mit der Einnahme von Tryptophan begonnen, quasi als Selbstversuch.
    Whiskeys Problem war bzw ist seine Hyperaktivität und die Unfähigkeit, bereits gelerntes in stressigen Situationen abzurufen. Er wollte sehr oft, konnte vor lauter Streß aber nicht. Ich musste Spaziergänge oft abbrechen, an längere Runden war nicht zu denken (immer nur dieselbe 15 Minuten Strecke(!)) und er war teilweise eine echte Belastung.
    Mittlerweile ist er draußen viel ansprechbarer, kann sich besser auf mich konzentrieren, ich muss Spaziergänge nicht mehr abbrechen, nachdem es einen schwerwiegenden Auslöser (bspw. eine Eichhörnchensitzung) gab, sondern kann ihn beruhigen und den Gang fortsetzen.
    Er ist keineswegs ruhig gestellt. Für Halter von "normalen" Hunden wirkt er wahrscheinlich immer noch extrem, hyperaktiv oder was weiß ich. Er spielt viel (mit mir, anderen Hunden), gibt draußen richtig Gas und reagiert auch noch auf die Auslöser, auf die er vorher reagiert. Aber im Unterschied zu vorher klinkt er nicht mehr komplett aus. Demletzt wurde es so schön formuliert, dass ich das jetzt mal hier übernehme "Er ist immer mit mindest einem Viertel Ohr bei Dir." und das ist das, was den Unterschied macht. Das kleine Fünkchen, was mir den Spaß an meinem Hund wiedergegeben hat und das schreibe ich dem Tryptophan zu.

  • Sedarom wurde vom Arzt empfohlen/verschrieben und enthält Tryptophan. Richtig?


    Nun gibst Du Tryptophan pur. Auf Rücksprache mit dem TA wegen Menge und Dauer?


    Oder einfach nur (Achtung Redewendung) "frei Schnauze"?


    Für mich wäre es ja nicht grundsätzlich verkehrt. Aber in meinen Hund kommen solche Sachen nur in Rücksprache mit dem TA.

  • Vielleicht ist der Titel auch falsch gewählt - es geht mir z.B. ja um den Unterschied - künstliche Zufuhr als Zusatz - und Dosierung in der natürlichen Ernährung.


    Keiner konnte mir bis jetzt den Bedarf am Hund nennen, aber man könne die Tabletten ja einfach so geben.


    Aber wie würde man die Ernährung des Hundes anpassen, so dass er mit allem versorgt ist, ohne Zusatz?

  • Sedarom wurde vom Arzt empfohlen/verschrieben und enthält Tryptophan. Richtig?

    Genau. Siehe:

    Sedarom enthält neben B-Vitaminen und L-Theanin auch das L-Tryptophan.

    Whiskey hat im Dezember (in Absprache mit unserer Tierärztin) zum ersten Mal Sedarom bekommen.


    Gut, dazu habe ich nichts geschrieben, weils absolut unspektakulär ist :hust:

    Nun gibst Du Tryptophan pur. Auf Rücksprache mit dem TA wegen Menge und Dauer?

    Ich hab Samstag schnell in der Praxis angerufen um mir einen Telefontermin geben zu lassen (wg. sowas fahre ich nicht extra hin). Ärztin hatte aber gerade 5 Minuten Zeit und wir haben das kurz bequatscht. Sie meinte, dass ich es probieren soll und ihr zu dem Thema nichts negatives bekannt sei. Mit der Dosierung (500mg Tabletten) meinte sie, ich solle eine halbe geben und wenns nicht reicht eben wieder höher gehen (war auch ihre Aussage zum Sedarom).
    Dauer: Habe ich tatsächlich nicht nochmal nachgefragt. Die Sache ist die, dass ich bereits seit 2 Jahren in der Praxis bin und alle Ärztinnen dort um den Leidensdruck mit Whiskey wissen. Auch, dass ich so ziemlich alles für ihn tue/getan habe, um ihm (und natürlich mir) zu helfen. Ich plane nicht, ihm das Sedarom bzw. Tryptophan bis zum Ende seines Lebens zu geben. Aber ich werde es erstmal eine Weile weiter geben (mindestens, bis der Kastrationschip ausgelaufen ist) und dann die Dosierung langsam runter schrauben um zu sehen, wie er sich dann verhält. Das war bei der Gabe von Sedarom unser "Übereinkommen".



    Edit:

    Vielleicht ist der Titel auch falsch gewählt - es geht mir z.B. ja um den Unterschied - künstliche Zufuhr als Zusatz - und Dosierung in der natürlichen Ernährung.

    Ja, Dir. =) Aber das allgemeine Thema ging ja eher in eine andere Richtung.
    Wobei ich "dein" Thema natürlich nicht ausklammern wollte.

  • Vielleicht ist der Titel auch falsch gewählt - es geht mir z.B. ja um den Unterschied - künstliche Zufuhr als Zusatz - und Dosierung in der natürlichen Ernährung.


    Keiner konnte mir bis jetzt den Bedarf am Hund nennen, aber man könne die Tabletten ja einfach so geben.


    Aber wie würde man die Ernährung des Hundes anpassen, so dass er mit allem versorgt ist, ohne Zusatz?

    Dafür müsste man doch erstmal feststellen können, ob eine Unterversorgung überhaupt vorliegt.

  • Ich denke es ging eher auch um dieses "Ich probier's mal aus, es schadet ja überhaupt nicht".


    Ob eine Unterversorgung vorliegt - das hatte ich glaube ich auch gefragt, im anderen Thread - woher man das denn wissen soll - und die Antwort war eher "Wenn ich es gebe und es hilft - dann wird es so sein".
    So oder so ähnlich. Und man kann den Spiegel wohl im Blut testen lassen.
    Aber welchen Wert/welcher Richtwert man da ansetzen würde... hat wohl noch keiner gemacht.


    Ich habe da schonmal das Beispiel von Apoquel gewählt - laut unserem TA gibt's keine Nebenwirkungen... .
    Unserer Hündin hat es gut geholfen, anderen Hunden hier im Forum nicht, die haben stark darauf reagiert im negativen Sinne.
    Eine langfristige Gabe von Apoquel wurde noch gar nicht getestet, aber dennoch hätte man uns das vermutlich dauerhaft gegeben.


    Man gibt was dazu, von dem man gar nicht erst probiert hat, es anders zuzuführen, das finde ich halt etwas seltsam.


    Zoey bekam z.B. ne Weile auch Grünlippenmuschelextrakt+Teufelskralle... und Collagen - als sie mit ihrem Bein Probleme hatte.


    Teufelskralle ist aber nix anderes wohl als ein natürliches Schmerzmittel - wir haben es dann erstmal nicht mehr gegeben.


    Grünlippenmuschelextrakt füttern manche dauerhaft - ich würde es lieber wenn dann als Kur geben, bei nem ansonsten gesunden Hund...


    Vielleicht hätten wir auch n mildes Schmerzmittel geben können. Ich weiß nicht.. .


    Letztlich waren wir dann bei der Physio und das hat ihr geholfen, wie auch immer - wir sind jedenfalls froh darüber!


    Mir kam's eben so vor, als würde es im Forum öfter als "Rein damit, denn es hat keine Nebenwirkungen und ist total natürlich" empfohlen.


    Die theoretische Wirkung finde ich jedoch auch spannend.

  • Dafür müsste man doch erstmal feststellen können, ob eine Unterversorgung überhaupt vorliegt.

    Nein, nicht unbedingt, manchmal liegt das an äußeren Umständen, dass eigentlich ausreichend verfügbares Tryptophan nicht da ankommt, wo es hinsoll: im Hirn.


    Hier sind mal 2 ältere Beiträge von mir dazu, dann muss ich nicht alles noch mal tippseln:



    Den ganzen zugefügten Vitaminkram mal beiseite gelassen, besteht das Wirkprinzip von Relaxan in einem zusätzlichem Angebot der Aminosäure Tryptophan, einer s. g. essentiellen AS, die der Hund nicht selbst "herstellen" kann, sondern die von aussen über die Nahrungsaufnahme zugeführt werden muss. Tryptophan wird zu Serotonin umgewandelt - dem "Glücks-Stoff", der u. a. für Ruhe, Entspannung und Konzentrationsfähigkeit sorgt.


    Nun gibt es mehrere Wege, bei einem Hund die Verwertung des Tryptophanes zu verbessern:


    - ich erhöhe die Menge an Tryptophan im Futter, entweder, indem ich besonders tryptophanhaltige Futtermittel wähle (Tofu, z. B.) oder Tryptophan als Ergänzungsmittel dazu gebe (das machst Du gerade)
    - ich verbessere die Verwertung des mit dem normalen Futter aufgenommenen Tryptophanes (das geht über die Wirkung von Insulin nach der Futteraufnahme - man gibt zunächst eine Mahlzeit mit Proteinanteil und ca. 2 Stunden später eine KH-Mahlzeit - dadurch wird Insulin ausgeschüttet, Insulin sorgt dafür, dass die durch die Proteinaufspaltung bereits vorhandenen einzelnen Aminosäuren von der Blut-Hirn-Schranke abgezogen werden, vor der in Sachen Neurotransmitter ansonsten ein elendes Gedränge herrschen würde und läßt als einzige Aminosäure das Tryptophan zurück, dass sich nun ohne Konkurrenz gemütlich im Hirn breit machen kann und sich in Serotonin umwandeln läßt


    LG, Chris

  • Karsivan geben ja auch viele einfach so. Meiner bekommt es auch aber erst nachdem der Arzt, der meinen Hund und die Krankengeschichte kennt, sein OK gegeben hat.

  • Mir geht es gar nicht um die Gabe des Mittels. Mir geht es darum, dass einige es einfach so geben ohne ärztlichen Rat. Ist ja einfach so zu bekommen.


    Ich unterstelle ja niemandem, dass er nicht das Beste für sein Tier will. Ich hätte halt Angst, dass der Schuss nach hinten losgehen könnte.

  • Karsivan geben ja auch viele einfach so. Meiner bekommt es auch aber erst nachdem der Arzt, der meinen Hund und die Krankengeschichte kennt, sein OK gegeben hat.

    Wir reden aber bei Karsivan von einem Medikament, Tryptophan ist ein Aminosäure, schon ein kleiner Unterschied. ;)


    Fussel bekommt zwar kein Tryptophan aber Zyklene, das nun schon 7 Jahre und er wird es lebenslang bekommen, genauso wie Taurin (was ich selber verordnet und dosiert habe). Als ich Hilfe suchte, ließen mich TÄ / Neurologen im Regen stehen. Da Fussel hyperaktiv und nicht ansprechbar war und seine Übersprungshandlungen kaum noch zu händeln waren, musste ich etwas tun, auch weil dieser enorme Stress in epileptischen Anfälle gipfelte.


    Fussel wurde nach ca. 10 Tagen damit ansprechbar und ich konnte endlich eine Verhaltenstherapie beginnen, auch gegen die Anfälle konnte ich bald ein Unterschied feststellen, sie fielen leichter aus.


    Eventuell sollte ich mal Tryptophan gegen das Zylkene austauschen, würde auch Kosten sparen, denke so werde ich es machen und wenn es nicht hilft, kann ich ja zu Zylkene zurück gehen.


    LG Sabine

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