Es ist doch "nur" ein Hund - Unterschiedliche Erwartungen und Einstellungen rund um Vierbeiner

  • Begrifflich ist das aber schon eher schwierig. Denn letztlich ist der Mensch ein Tier. So herum wird ein Schuh daraus.
    Man kann korrekt höchtens sagen: letztlich ist der Mensch ein Mensch und die Kuh eine Kuh (als Beispiel).
    Nur sagt das dann gar nichts mehr aus bis auf die Tatsache, dass "der Mensch" sich meistens höher wertet als die Kuh.

  • Mhm, ich lese den Thread gerade zum ersten Mal, deshalb zum Ausgangspost:
    Meine Hunde werden wie Familienhunde behandelt, das heißt wir gehen Gassi, es wird gespielt, Kommandos geübt, gekuschelt, die Zeit genossen. Dazwischen schlafen sie und werden "ignoriert", sprich sie stehen eben nicht im Mittelpunkt. Gegessen wird "was auf den Tisch kommt", also das was es halt gibt. Das gilt für alle hier, egal ob Kinder, Katzen, Mann oder eben Hunde. Wer nicht essen will hat tatsächlich Pech. Und genau deshalb haben wir hier null Probleme mit Mäkeligkeit ;) Und ja, ich erwarte auch von meinen Hunden, dass sie sich an erlerntes Verhalten halten. Es wird keiner angepöbelt, zurückgekommen wenn ich rufe etc. Pp. Das empfinde ich nicht als zuviel erwartet. So läufts halt im Leben, auch bei uns anderen im Haushalt. Schlimmer für einen Hund finde, wenn man ihm keine Struktur gibt und ihn vermenschlicht. Damit kommen die meisten sogar weniger klar, als wenn man mal etwas "strenger" ist.

  • @Bubelino
    Die genaue Ergründung von Begrifflichkeiten überlasse ich lieber denen, die eine fachlich Kompetenz in entsprechenden Wissenschaften haben.
    Mir ist es voll schnuppe wer von wem und wieso abstammt. Macht doch keinen Unterschied in meiner Wahrnehmung der Umwelt und der darin lebenden.
    Wir bestehen unterm Strich alle aus kompostierbaren Material.

  • @Bubelino
    Die genaue Ergründung von Begrifflichkeiten überlasse ich lieber denen, die eine fachlich Kompetenz in entsprechenden Wissenschaften haben.
    Mir ist es voll schnuppe wer von wem und wieso abstammt. Macht doch keinen Unterschied in meiner Wahrnehmung der Umwelt und der darin lebenden.
    Wir bestehen unterm Strich alle aus kompostierbaren Material.

    Doch, natürlich haben Form und Inhalt von Kategorisierungen Einfluss auf die menschliche Wahrnehmung und das menschliche Denken, auch wenn das im Regelfall unbewusst abläuft. Daher macht es schon einen Unterschied, ob ich mich selbst als dem Tierreich zugehörig begreife (was nun mal auch den biologischen Fakten entspricht) oder den Menschen von der restlichen Tierwelt gedanklich separiere (und dabei womöglich auch noch eine Hierarchisierung der Wertigkeit vornehme). Aber das weiter auszuführen, führt an dieser Stelle denke ich zu weit.

  • Ging es nicht einfach nur mal um den Hund und die eigene Meinung zum "nur Hund"? :???:

    Eine Hündin von ins ist nichtmal "nur Hund" . Sie ist für viele eine Ware, die man nicht hätte kaufen und besser vergammeln lassen sollen, weil sie von einem Vermehrer ist. Das lasse ich gerne so stehen und lese mit Begeisterung quer :D

  • Auch wenn das alles schon eine ganze Ecke älter ist: Ich finde das Abschweifen hier interessant. OT oder nicht.


    @Patti: Dein Einwurf mit den Flöhen - hui... Das hat mich auch mal beschäftigt. Auf der einen Seite esse ich kein Fleisch, rette Tiere, mag noch nicht einmal auf Schnecken treten und auf der anderen Seite mach ich mit Flöhen, Zecken, Mücken(larven) und dergleichen kurzen Prozess.


    Mir hat es geholfen, zu erkennen, was in meinem Zentrum steht. Familie. Dazu gehören die Hunde und Katzen eben auch. Wird denen jemand gefährlich - sei es ein Floh oder ein Mensch - ergreife ich entsprechende Abwehrmaßnahmen, die so intensiv wie nötig und so schonend wie möglich sind. Dabei muss ich immer abwägen. Das hat weniger mit dem Wesen an sich und meiner Wertigkeitseinordnung zu tun und mehr damit, was ich machen muss und kann, um die Gefahr zu bannen.

  • Am Wochenende war die Hund-Katze-Messe in Leipzig. Gefühlt kleiner als sonst, was Aussteller, Händler und Züchter anging (lag vielleicht auch daran, dass ich zuletzt bei der World Dog Show war).


    Mir kam da ein Gedanke. Kann es sein, dass die Einstellung zum Hund immer weiter auseinanderklafft? Immer mehr in die Extreme geht? Oder war das schon immer so und ich sehe es jetzt einfach anders?


    Was ich begrüßenswert fand, waren die häufig anzutreffenden Buggys mit älteren Hunden, Kleinsthunden und Welpen. Das teils extrem dichte Gewusel find ich persönlich schon anstrengend. Wie sich ein zwei Kilo Hund fühlt, wenn er permanent Füßen ausweichen muss, will ich mir gar nicht so genau vorstellen.


    Aber dann gab es eben auch die, die ihre Hunde halb durch die Gegend schleudern, permanent an der Leine rucken wie blöd und nicht realisieren, wenn der eigene Vierbeiner überhaupt nicht mehr weiß, wo er hin soll. Sie von allen antatschen lassen und auch dabei nicht merken, dass der Hund überhaupt nicht mehr verarbeiten kann, was da gerade auf ihn einprasselt.


    Und, für mich die Krönung: Die ständigen Durchsagen, dass Hunde weder von Ausstellern noch von Besuchern im Auto gelassen werden sollen. :fear:




    Welchen Eindruck habt ihr? War das schon immer so oder werden die Einstellungen zum Hund extremer?

  • Mal ganz allgemein bemerke ich zur Zeit eine verstärkte Abneigung gegen übermässige Political Correctness, besonders wenn sie im vorauseilenden Gehorsam ausgeübt wird. Ohne erst zu gucken ob es da wirklich Bedarf gibt, althergebrachte Dinge zu ändern.


    Ich kann mir vorstellen, dass das auch auf Hunde- oder Tierhaltung zutrifft.


    Konkrete Beispiele für die Hundehaltung kann ich nicht bringen, merke aber immer wieder wie Menschen ohne engere Beziehungen zu Haustieren vieles kritisch hinterfragen was für viele von uns hier selbstverständlich ist.
    Wie den Hund vor Kälte und Unwetter mit Kleidung zu schützen. Oder sich selbst zu hinterfragen wenn es in der Beziehung Mensch-Hund nicht stimmt. Weil der Hund ist ein Hund, der hat zu funktionieren.


  • Das verstehe ich immer noch nicht so recht. Wobei diese Einstellung ja nun bei Weitem nicht nur auf Hunde zutrifft. Vielleicht kapier ich es ja irgendwann noch.


    In meiner Nachbarschaft war ich gerade positiv überrascht. Der Dicke ist ja einer, der immer "funktioniert" hat. So gut erzogen. So ein tolles Benehmen. Hört man nicht, sieht man nur. (gab natürlich auch Kritik aber der hat schon echt viel Lob eingeheimst). Trägt auch nie "alberne" Kleidung (er friert halt in Bewegung nicht so schnell)
    Und dann der Bandscheibenvorfall. Mit getragen werden und Hundebuggy, Kühlweste weil er draußen länger brauchte, zig Mal stehen bleiben weil er scheinbar nicht weiterlaufen wollte... Und die Kommentare, die ich mitbekommen - sind verständnisvoll und herzlich.


    Klar ein Hundebuggy - bei Menschen gäbe es eben einen Rollstuhl.
    Ach, ne Kühlweste - so was will ich auch. Das ist ja toll.
    usw.


    Klar, auch wieder Kritik und Negatives. Aber für meine Nachbarschaft ist das ein Quantensprung in die positive Richtung.

  • Vorab sorry: Das Thema triggert mich an :klugscheisser: deshalb kommt hier be halbe Doktorarbeit :headbash:


    Hmmh - kommt darauf an, was man unter „Extremen“ versteht. Es gab auch früher schon Schmusehunde mit Mäntelchen, Schmuckhalsband und Krönchen. War aber nur ne Handvoll von Leuten, die sich das leisten konnten und wollten.


    Für den überwiegenden Teil der Bevölkerung waren Hunde Nutztiere. Ja, mit engerer Beziehung zum Menschen als viele andere Nutztiere - aber der Jäger hat seinen Sauhund trotzdem auf die Sau gehetzt. Und in Kauf genommen, dass der Hund verletzt oder gar nicht zurückkam. Und beim Wachhund draußen hat sich keiner die Frage gestellt, ob der nicht Abends lieber bei Familienanschluss vorm Ofen läge. Und mein Großvater hat Schäferhunde für die Armee ausgebildet (worauf ich alles andere als stolz bin). Der hat die Hunde aufrichtig geliebt. In den Einsatz mussten sie trotzdem...


    War das extrem? So ein paar Überbleibsel davon gibts heute noch. Nach wie vor auch Hundehalter, die ihren Hund für eine bestimmte Aufgabe wirklich brauchen (und nicht nur z.B. IPO wegen des Spaß-, Sport- oder Selbstbewusstseinsfaktors machen). Auch da hat sich die veränderte Haltung zum Hund oft in den Ausbildungsmethoden niedergeschlagen.


    Und insgesamt hat sich das Gleichgewicht deutlich verlagert, zumindest hier in Deutschland. Die Fähigkeit des Hundes, eine soziale Partnerschaft mit dem Menschen einzugehen, ist für die meisten zentral geworden. Und seinen Buddy behandelt man halt meistens anders als Nutztier. Dazu kommt noch, dass Hunde für viele Menschen - jetzt gar nicht mal als Kritik gemeint - als Spiegel für die eigene Persönlichkeit und Individualität genutzt werden (also narzisstisch besetzt werden). Tu ich übrigens zum Teil auch.


    Ist das extrem? So manche Auswüchse davon sicherlich. Und es schadet vielen Hunden (Qualzucht, zu wenig artgerechte Auslastung, falsche Ernährung...).


    So dass das, wofür ne bestimmte Rasse mal gut war (im Sinn von Gebrauch), oft gar nicht mehr das entscheidende Kriterium ist, sich diese Rasse zuzulegen.


    Und bei viel zu vielen Menschen geht damit Unwissen einher, was denn nun tatsächlich die Bedürfnisse des Hundes sind. Was dan wieder zu - ggf. unbeabsichtigter - Tierquälerei und Vernachlässigung führt.


    Und auf der anderen Seite treffe ich immer mehr Leute, deren Hund top versorgt ist, die sich viel Mühe rund um ihn herum geben und gleich die gigantische moralische Keule auspacken, wenn jemand ihrer Ansicht nach ne nicht wirkluch artgerechte Hundehaltung bietet. Die nie in Länder fahren würden, wo Hunde gegessen werden oder als unrein gelten. Die aber ohne Probleme ihr täglich Fleisch und ihre Milch abgepackt als billigstes Produkt vom Discounter holen und sich nicht im mindesten Gedanken darüber machen, welches enorme Tierelend da in jeder abgepackten Packung steckt. Und garstig werden, wenn man sie auf diese Doppelbödigkeit anspricht.


    Von Klamotten aus In-Shops oder Textildiscountern, deren Zulieferer Kinderarbeit zulassen, will ich hier gar nicht erst anfangen ... Auch hier nehme ich mich nicht aus.


    Ist das extremer oder nicht? Aus meiner Sicht hat die Menschheit insgesamt einfach ein weng was an der Klatsche. Damals wie heute :xmas_kilroy_sofa:

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