Es ist doch "nur" ein Hund - Unterschiedliche Erwartungen und Einstellungen rund um Vierbeiner

  • Bei mir ist und bleibt ein Hund "nur" ein Hund. Wenn es hart auf hart kommt steht bei mir immer der Mensch an 1. Stelle und erst dann kommt der Hund.
    Mein Hund bekommt Futter, ich lasse auch mit mir reden wenn das Futter nicht schmeckt, ich lasse mir dann aber nicht mehr durch ständige Mäkelei auf der Nase herumtanzen. Ich gehe ausreichend oft mit meinem Hund Gassi, biete ihm Abwechslung, beschäftige ihn so, dass es für den jeweiligen Hund passend ist und wenn möglich darf mein Hund mich immer begleiten wo es geht.
    Wer friert bekommt einen Mantel, wer drinnen nachts friert darf sogar im Bett schlafen (Tamy war der 1. Hund der dauerhaft im Bett schlafen durfte weil sie nachts sonst gefroren hat) und da ich das mit der Zeit sehr angenehm fand, durfte Sina von Haus aus im Bett schlafen.
    Jeder Hund hat seine kleinen oder großen Macken, ich versuche sie wegzubekommen und wenn ich das nicht schaffe weil ich zu dämlich dazu bin, dann ist das halt so und wir leben unser Leben MIT diesen Macken und ich habe trotzdem meine Freude am Hund - nobody is perfect.
    Für meine Hunde tue ich alles was an medizinischer Versorgung nötig ist, wobei ich dabei nicht aus den Augen verliere, dass es "nur" ein Hund ist und ich den Hund ggf. von seinen Leiden erlösen kann ohne ihn vorher totzutherapieren und ich wäge da auch genau ab ob das Ganze Sinn macht oder nicht.
    Bei mir wird kein Hund auf Teufel komm raus am Leben erhalten, denn es ist "nur" ein Hund bei dem man als Mensch entscheiden kann wann er in Würde sterben kann.

  • Unsere Hündin darf selber entscheiden wann sie trinken möchte (ok fressen bekommt sie vorgeschrieben, da sie fressen würde bis zum platzen) Sie löst sich draußen ohne Erlaubnis unserseits und sie schläft auch wann sie möchte. Also ganz so abhängig ist sie nun nicht von uns. Wenn ich mich nicht irre, wollen Hunde doch aber eine gewisse Führung um ein stressfreies Leben führen zu können.

    Das heißt eure Hündin hat eine unendliche Wasserquelle und ist nicht drauf angewiesen, dass ihr das Wasser bereit stellt und sie kann jederzeit nach draußen, wenn sie es möchte?
    Meine Hunde haben das nicht. Sie sind drauf angewiesen, dass ich ihnen das Wasser bereit stelle und somit sind sie von mir abhängig. Sie haben auch nicht die Möglichkeit das Haus zu verlassen wann immer sie möchten und sind auch in dem Punkt auf mich angewiesen. Ich bestimme deren Schlafrhythmus (denn wenn ich im Bett liege weil ich Nachtschicht oder Frühdienst habe, möchte ich nicht das rumgetobt wird zB). :ka: Geht nicht anders und so geht es einen Großteil der deutschen Hunde.

  • diese "es ist nur ein Hund"-Einstellung kenne ich schon von anderen Leuten und ehrlich gesagt finde ich sie traurig bis abstoßend. Personen, die diese Einstellung wirklich leben (und es nicht nur so dahersagen), sind mir meistens nicht besonders sympathisch.


    Meine Hunde sind Hunde, ja, klar. Aber sie sind auch noch viel mehr. Sie sind meine Freunde, meine Lebensbegleiter, sie haben eigene Persönlichkeiten (ich könnte Romane über sie schreiben, sie haben so viele Eigenheiten, Facetten in ihren Verhaltensweisen, sie "funktionieren" nicht einfach nur oder "existieren", nein, sie sind Lebewesen mit eigenem Charakter und DAS liebe ich an ihnen so sehr.) Ich bin sehr bemüht, sie zu verstehen, ich will wissen, wie sie ticken, was sie sich "denken", wenn sie etwas machen oder unterlassen. Ich beobachte sie gerne und lerne von ihnen. Ich habe lange aufgehört, xy von ihnen zu erwarten. Was kann ich von meinen Hunden erwarten? Gar nichts. Denn sie haben sich nicht ausgesucht, bei mir leben zu müssen. Ich kann nur von mir selber erwarten, dass ich sie so behandle, dass sie ein möglichst gutes Leben haben, dass ihnen nichts fehlt, was sie brauchen, dass ich überhaupt erkenne, was sie brauchen. Das schließt aber ja nicht aus, dass ich sie versuche so zu erziehen, dass sie nach Möglichkeit unauffällig durchs Leben gehen, möglichst keinen Ärger machen, niemanden belästigen, keine anderen Hunde mobben usw. Das ist aber keine Erwartung an die Hunde, sondern an meine Fähigkeiten, ihnen klarzumachen, was ich gerne haben möchte und was nicht. Wenn meine Hunde nicht so sind wie ich sie gerne hätte, liegt das nicht an meinen Hunden, sondern daran, dass ich mich selber falsch eingeschätzt habe.

  • Ich denke, die im Eingangspost beschriebene Differenz zwischen "nur ein Hund" und "er muss perfekt funktionieren", ist eigentlich gar keine.
    Dem "nur ein Hund" Ansatz liegt mMn oft zugrunde, dass Tiere (wie früher zB von der Kirche postuliert) eine Art Maschinen seien.
    Sie leben zwar, haben aber weder Emotionen, noch Denkfähigkeit oder gar Charakter etc.
    Von Maschinen erwartet man eben schlicht, dass sie funktionieren.



    Ein Hund ist in dieser Welt komplett von seinem Halter abhängig. Der Halter bestimmt wann und wo der Hund zu trinken/fressen bekommt. Wann er sich lösen darf, wann er wach zu sein hat und wann zu schlafen.


    Selbständigkeit ist beim Hund (und damit meine ich den gewöhnlichen Haus und Familienhund) überhaupt nicht mehr gegeben. Und muss ich dann meine ohnehin schon vorhandene Macht dann immer weiter ausspielen?

    Wunderbar formuliert!



    Ayu ist für mich ein Hund. Eine super spannende, komplexe Persönlichkeit.
    Absolut kein Kind oder sonst ein Mensch. Er ist einfach er. Bringt mich zum Staunen, zum Lachen, zum Weinen. Wir haben Spaß zusammen, teilen unser Leben. Er ist abhängig von mir und dem bin ich mir hoffentlich jeder Zeit bewusst! Er fühlt und denkt und entwickelt sich. Er hat Zukunft und Geschichte. Ein Hund -ganz und gar einmalig wie ein Mensch, und doch eben völlig anders.
    Etwas wirklich Besonderes.

  • Ja ein Hund ist auch nur ein Tier, dennoch haben sie ein besonderes Wesen was auch sehr liebenswert ist. Wenn es ihm nicht gut geht macht man sich sorgen. Wenn sie sich freuen freut man sich mit, daher versucht man in der Regel alles zu tun damit es ihnen gut geht. Ein Hund kann auch sehr gut zeigen das er einen liebt und weicht ggf. auch nicht von der Seite.


    Die letzten 14 Tagen lag ich z.B. im Krankenhaus.
    Meinem Buddy ging es die ganze Zeit nicht gut, denn er hat darunter gelitten das ich nicht da war.


    Er hat geheult, wollte nicht mehr richtig fressen und war oft auch sehr nervös.
    Als ich wieder nach Hause kam hat er sich riesig gefreut und wollte nicht mehr von meiner Seite weichen.
    Seitdem frisst er wieder gut und freut sich jeden Tag aufs neue.


    Ich selbst habe auch diese Tage gelitten da ich nicht bei ihm war.
    Auch wenn es nicht der Sohn oder eine Person ist haben Hunde genauso eine Eigenschaft die sich lieben lasst und man ohne sie nicht mehr sein möchte.


    Befehle anzulernen macht Spaß und man erfreut sich umso mehr wenn es gut klappt.
    Aber der Hund ist kein Sklave so dass das anlernen auch ihm Spaß machen sollte.

  • Meine Hund waren und sind für mich keinesfalls "nur" Hunde, aber eben Hunde, so wie manch andere das hier schon beschrieben haben. Daraus entsteht für mich persönlich eine Verpflichtung, ihnen und ihrer jeweiligen Art auch gerecht zu werden.
    Sie sind mir sehr wichtig und ich liebe sie sehr. Ich liebe auch meine Familie sehr. Und wenn es den unwahrscheinlichen Konfliktfall geben würde, dann würde ich auch meinem Kind den Vorzug geben, was, denke ich, ganz normal ist.
    Irgendjemand hat weiter oben geschrieben, dass es die Tendenz gäbe, Hunde zu "Superwesen" zu machen und ihnen unglaubliche Fähigkeiten anzudichten. Die Tendenz mag es geben.
    Aber: ich verfolge seit Jahren mit großem Interesse die Veröffentlichungen der Abteilung für Verhaltensforschung der ungarischen Eötvös-Universität. Da wird einem schon deutlich, dass Hunde sich dem Menschen auf eine Art angepasst haben, die einzigartig in der Tierwelt ist. Dass sie verstehen wollen und auch können, was man von ihnen will, was man zu ihnen sagt. Dass sie lernen und kooperieren wollen, nicht allein, um einen Vorteil zu genießen, sondern aus einer Art partnerschaftlichen Antriebs heraus. Dass sie in der Tat eher als "kindliches" Familienmitglied gesehen werden sollten, will man ihnen gerecht werden, und nicht als "Tier" im Gegensatz zum Menschen (wobei das ja sowieso eigentlich komisch ist. Weil Menschen letzten Endes auch Säugetiere sind).
    Ich kann z.B. überhaupt nicht zustimmen, auch nicht aus meinen eigenen Erfahrungen heraus, wenn von Hundehaltern, auch solchen, die ich selbst als sehr gute Hundehalter einschätzen würde, gesagt wird, Hunde seien reine Opportunisten, die einfach immer alles tun, was ihnen nützt, ohne "Gefühl" für den menschlichen Partner an der Seite.

  • Möchte noch hinzufügen das mir Tägliche Berichte und Fotos auch gut getan haben.
    Am Tag meiner OP habe ich als gute Besserung auch die nächsten zwei Bilder bekommen.


    War wegen meiner schweren OP angeschlagen, aber die Bilder haben mir sehr gut getan da er darauf so süß ist. :)



    Wie bereits geschrieben ist für uns unser Hund was besonderes und er gehört daher auch zu uns und wir haben ihn sehr lieb.

  • Ich sehe schon, dass das Wörtchen "nur" offenbar sehr negativ belegt ist. Ich sehe es eher als Eingrenzung auf das wichtige und wesentliche.


    Jeder Hund ist sein eigenes Wesen, individuell in seinen Wünschen, seinem Verhalten und in seiner Interaktion mit seiner Umwelt. Wichtig finde ich, den Hund dort auch abzuholen und nicht nur (da ist es wieder :D ) etwas in ihn hinein zu interpretieren.


    Das zu erkennen und ihn entsprechend dort abzuholen, mindert ja seine emotionale Wertigkeit die er für mich hat überhaupt nicht. Im Gegenteil tut man ja alles für ihn was man kann. Man hat ihn sich ins Haus geholt (wie jemand schon schrieb gegen seinen Konsens) und hat sich bitte schön darum zu kümmern, dass es ihm körperlich und emotional gut geht.


    Wäre mir das alles egal, würden meine Hunde Trockenfutter fressen und Poco wohl nicht mehr leben. Theoretisch kann ich mir ja regelmäßig einen neuen Hund holen, teuer sind sie ja nicht in den Kleinanzeigen und wenn er mir zu blöd wird, kommt er eben weg und ein neuer Hund zieht ein.


    Das dies nicht passiert liegt daran, dass einem das Tier einfach wichtig ist.

  • ich tu mir sehr schwer damit, meine Liebe zu einem Lebewesen, sei es Hund, Katze, Maus, Mensch, abzumessen und zu beschreiben. Genauso wie meine Mutter nicht "nur" meine Mutter ist, ist mein Freund nicht "nur" mein Freund ist und meine Hunde nicht "nur" meine Hunde sind, sind auch meine Katzen nicht "nur" Katzen, ein Eichhörnchen nicht "nur" ein Eichhörnchen oder eine Ameise nicht "nur" eine Ameise und eine Pflanze nicht "nur" eine Pflanze. Ja, ich weiß, sehr seltsam. Aber jedes Lebewesen hat doch Liebe und Respekt und Führsorge verdient, und die Lebewesen, die unter meinem Schutz stehen, weil ich sie mir "zu Eigen gemacht habe", gleich nochmal mehr.
    Ich könnte nicht sagen, wen ich mehr liebe oder wen ich zuerst aus einem brennenden Haus retten würde oder wer zuerst dran kommt.
    Ich finde diese Betonung auch total seltsam, wenn jemand sagt "xy steht immer an erster Stelle!!". Wie geht das? Habt ihr einen kleinen Rechner im Kopf, eine Waage, ein Punktesystem, das euch ausrechnet, wer im großen Wettstreit um eure Liebe vorne liegt? Wie oft kommt ihr denn in Situationen in denen ihr WIRKLICH entscheiden müsst wer eure Aufmerksamkeit mehr "verdient"?

  • Nur weil der Hund nur ein Hund ist, hat er ja immer noch Grundbedürfnisse, für deren Befriedigung ich als Halter nunmal zuständig bin. Ein Hund ist in dieser Welt komplett von seinem Halter abhängig. Der Halter bestimmt wann und wo der Hund zu trinken/fressen bekommt. Wann er sich lösen darf, wann er wach zu sein hat und wann zu schlafen.


    Selbständigkeit ist beim Hund (und damit meine ich den gewöhnlichen Haus und Familienhund) überhaupt nicht mehr gegeben. Und muss ich dann meine ohnehin schon vorhandene Macht dann immer weiter ausspielen?

    Ganz toll ausgedrückt und beschrieben. Danke dafür.

    Für mich gilt: Ich hätte meinen Hund schon gerne "perfekt". Selber wäre ich auch gerne perfekt.
    Das wird aber halt nix mehr in diesem Leben...

    Das wird für mich die Aussage des Tages. Du schreibst meine Gedanken!

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