Welpe versteht nicht, wann er ein Kommando ausführen soll

  • Kennt das jemand von seinen Hunden? Bzw kann sich das jemand erklären? Und das wichtigste: was kann ich nun tun?

    Erfahrungsgemäß liegt das am falschen Übungsaufbau. Gibt schöne Bücher, die auch Signalverknüpfungen erklären. "So lernt mein Hund" von Sabine Winkler ist so eins.


    Und, dass für einen Hund ein Sitz bei seinem Menschen etwas völlig anderes ist, als sich auf Distanz hinzusetzen, ist auch normal. Dass muss man systematisch aufbauen.


    Ich hätte da aber noch was anderes ... Könnte es sein, dass Du etwas viel machst? In dem Alter können meine überhaupt noch kein Platz, Sitz nur ein den Anfängen. Extra Zeiten für Üben gibt es bei uns nicht. Der normale Alltag bietet da ja schon genug.

  • Ich verwende meistens "Oskar" oder "Komm her" oder "Hierher" aber ich könnte bestimmt auch einfach "Elefant" sagen und er kommt. Ich habe versucht ihm das wirklich nur mit einem Wort versucht beizubringen aber dann schnell gemerkt das er bei allem gut kommt. Und da ist mir der Gedanke gekommen das er vielleicht an meiner Körpersprache erkennt, dass er kommen soll oder?
    Auch bei dem Kommando "Sitz" ist mir aufgefallen das wenn ich es ihm in einer gewissen Entfernung sage, er nichts macht und manchmal sitzt wenn ich alleine seinen Namen sage obwohl ich das Kommando wirklich geduldig geübt habe.

    Guten Morgen erstmal,


    eine kleine Geschichte zuerst:
    Nachdem unser Zweithund wohl wieder aus einem E-Wurf stammen wird und wir schon fleißig auf Namenssuche sind, wollte unsere Tochter kürzlich beim Spaziergang Rufnamen testen, ob sie nicht zu ähnlich zu Elvis sind und daher vom Hund nicht eindeutig erkannt werden.
    Okay, Elvis ging voraus und sie hat gerufen: Ella, Elmo, dann Enya und Enzo. Elvis blieb bei jedem dieser Namen stehen und drehte sich um. Schließlich hat sie Theodor und Aphrodite ausprobiert, mit dem gleichen Ergebnis, dass Hund stehenbleibt und sich umdreht.


    Tja, ein Feldweg, weit und breit nichts außer Feld und von hinten kommt Frauchens Stimme, da bleibt man doch stehen und schaut. :lol: Könnte ja auch sein, sie hat neue Leckerlis mit fremden Namen dabei .... :ka:


    Anfügen möchte ich, dass unser Hund gut zehneinhalb Jahre alt ist, jahrelanges Training auf dem Hundeplatz inklusive Teamtests und BH-Prüfung hinter sich hat. Für einen Terrier hört er sehr gut und zwar auf das Kommando und auf Sichtzeichen.


    Das hatten wir von Beginn an so aufgebaut. Üblicherweise genügt eines von beidem. Wenn ich ihn jedoch beispielsweise auf Distanz ins Platz legen möchte, aber der Untergrund ist nass, dann zögert er beim Ablegen und schaut mich an. Sichtzeichen dazu und er liegt. Als Terrier denkt man halt gerne mal mit und hinterfragt unglücklich empfundene Anweisungen. :pfeif:


    Viel Geduld und alles Gute für euch!

  • Ich habe das alles etwas beobachtet denn prinzipiell lässt er sich ziemlich gut Abrufen aber es ist eigentlich egal was ich sage. Ich verwende meistens "Oskar" oder "Komm her" oder "Hierher" aber ich könnte bestimmt auch einfach "Elefant" sagen


    Äh, also du verwendest schon für den Rückruf drei verschiedene Kommandos. Kein Wunder dass der Hund einfach macht was er möchte, da für ihn überhaupt nicht klar sein kann, was du von ihm wann willst, da man für ein und die selbe zu erfüllende Leistung stets das selbe Wort einüben muss.


    Ausserdem ist er zu jung um Kommandos zu pauken.

  • Die Tatsache, dass junge Hunde meistens irgendwie auf Ansprache reagieren und dabei mehr oder weniger zufällig Sitz und Platz machen, verleitet einen schnell dazu, zu denken: „Der KANN es doch, der WILL nur nicht, der Drecksack.“


    Das ist aber unfair und falsch. Wie alle schon geschrieben haben, dauert es wirklich, wirklich lange, bis ein Hund so trainiert ist, dass man im Nebenzimmer „ Sitz“ sagen kann und er macht das.


    Mein Hund kann das übrigens auch nicht. Ich komme auch bestens damit klar, ein Geräusch zu machen, damit der Hund zu mir hinguckt und dann ein körpersprachliches Signal zu geben. Das fällt dem flüchtigen Betrachter nicht auf, weil das häufigste Geräusch “Hier“ ist und mein Hund dann wunschgemäß angeflitzt kommt. Weil ich winke. Nicht, weil ich Hier schreie.
    Manchmal rufe ich auch „Telefon“. Funktioniert genauso gut, wenn nicht besser. Ist immer für einen Lacher gut!


    Ich finde es auch ganz lustig, dass ganz viele Menschen glauben, dass mein Hund jedes Wort versteht. Weil ich sowas sage wie: „So, setz Dich hier hin und warte.“ Macht sie. Weil ich ihr synchron dazu vorturne, was ich gesagt habe.


    Es ist auch nicht so, dass ich ein Vokabelheft mit Gymnastikübungen und Fingeralphabet für jedes Kommando erstellt hätte. Das sind natürliche Bewegungen, die sich in der Anwendung ergeben haben. Und die man tausende Male bei allen möglichen Gelegenheiten wiederholt hat. Sowas dauert. Das sollte man immer im Kopf behalten, damit man sich und dem Hund keinen Stress macht.

  • @aliinaa1309


    Zunächst mal - JEDER Hund kommt mit Sichtzeichen besser klar. Denn Hunde kommunizieren miteinander nicht über Sprache, sondern über Körpersprache (Körperhaltung, Gesichtsmimik, etc.). Laute dienen so gut wie nur dazu, etwas zu verdeutlichen, zu unterstreichen. Zumindest in direkter Kommunikation miteinander.


    Du trainierst mit dem Kleinen maximal seit 8 Wochen. Eine sehr erfolgreiche und bekannte Hundetrainerin hat mal für das Erlernen des Wortes "Sitz" in allen seinen Dimensionen inkl. auf Entfernung eine Wiederholrate von ungefähr 5.000-7.000 Wiederholungen veranschlagt. Selbst bei 20 Wiederholungen pro Tag würde dein Hund erst nach knapp 1 Jahr wirklich "Sitz" können.



    er es ja eigentlich verstanden hat und es immer wieder macht wenn ich dann meine Hand mit dem Leckerlie auf den Boden lege. Aber er tut es nie und nimmer wenn ich es ihm sage.


    Schlag Dir das aus dem Kopf, dass dein Hund mit 17 Wochen schon verstanden hat, was "Platz" oder "Sitz" bedeutet. Wenn Du deine Hand mit dem Leckerlie auf den Boden legst, dass er sich DANN legen soll - DAS mag er vielleicht schon verstanden haben. Aber das ist auch alles.


    Dazu kommt - Hunde lernen kontextbezogen - also Umgebungslernen. Ein Platz direkt bei Dir, wenn Du neben ihm kniest und deine Hand auf den Boden legst, ist etwas völlig anderes als ein Platz auf Entfernung.


    So - und dein allergrösster Fehler ist, dass Du Sicht- und Hörzeichen mischst. Siehe oben - Hörzeichen in direkter Interaktion/Kommunikation dienen nur der Unterstreichung. Wenn überhaupt, dann ist das Signal für "sich hinlegen" aktuell für deinen Hund "Frauchen legt Hand auf den Boden". Niemals aber "Platz" als Hörzeichen.
    Denn wenn Du Sichtzeichen und Hörzeichen gleichzeitig gibst, dann überschattet das Sichtzeichen das Hörzeichen immer.


    Sinnvollerweise geht man so vor, dass man ZUERST ausschliesslich über Sichtzeichen dem Hund ein Verhalten antrainiert. Nehmen wir das Beispiel "Platz".


    1. Schritt
    Du bringt ihn dazu, sich auf ein Sichtzeichen hinzulegen. Am einfachsten ist die Variante, man kniet mit Leckerlie in der Hand vor dem Hund, führt die Hand mit dem Leckerlie vor der Nase des Hundes zum Boden - die meisten Hunde, deiner offensichtlich eingeschlossen, legen sich dann hin.
    Wenn das sicher "abrufbar" ist, verringert man das Sichtzeichen immer mehr. Also zunächst mal bleibt das Leckerlie in der Hand weg - Hund bekommt das Leckerlie dann, wenn er liegt im Liegen mit der anderen Hand.
    Wichtig dabei ist auch, dass man immer die Position zum Hund wechselt - also mal vor dem Hund, mal etwas rechts, mal etwas links - NIE die gleiche Position zum Hund.


    2. Schritt
    Sobald Schritt 1 sicher klappt - also Hund legt sich sicher hin, wenn die Hand OHNE Leckerlie auf den Boden gelegt wird, fängt man an, die Hand nicht mehr ganz auf den Boden zu legen sondern 1-2 cm darüber. Sobald Hund liegt - Party.
    Auch hier wieder - immer in etwas anderer Position zum Hund.
    Das ganze schleicht man so lange aus, bis eine kurze schnelle Handbewegung in Richtung Boden genügt, damit Hund sich hinlegt.


    3. Schritt
    Man fängt an, sich langsam ins Stehen vorzuarbeiten - also so, dass man als Mensch selbst stehen kann. Die Hand soll zum Ende von Schritt 3 im Stehen schnell kurz in Richtung Boden zucken, und Hund legt sich. Das wieder in unterschiedlichsten Positionen.
    Wenn das SICHER funktioniert, kann man dann mal Gedanken an Schritt 4 verwenden


    4. Schritt
    Einführen eines Hörzeichens. Wie weiter oben schon geschrieben überschattet das Sichtzeichen das Hörzeichen wenn beide gleichzeitig gegeben werden.
    Also setzt man ganz einfach das Hörzeichen VOR das Sichtzeichen.
    Der Ablauf ist dann wie folgt:
    Hörzeichen "Platz" - sobald das Hörzeichen ausgesprochen wurde folgt das Sichtzeichen (wichtig, dass das bis zu diesem Zeitpunkt so gut wie 100% sicher sitzt). Zur Unterstützung kann man das Sichtzeichen hierbei den ersten Malen nochmal wieder etwas verstärken.


    Und dann fängt man LANGSAM an, das Sichtzeichen noch weiter auszuschleichen, bis der Hund bereits beim Hörzeichen in Erwartung des Sichtzeichens das Signal befolgt. Ganz grosse Party.


    Was man hier möchte, ist dass der Hund eine Verhaltenskette lernt und diese dann irgendwann "selbständig" abkürzt. Nämlich indem er einfach ein Signal (das Sichtzeichen) überspringt und bereits beim Hörzeichen das Signal ausführt.


    So und wenn Schritt 4 klappt, teilt sich das Training in 3 weitere Trainingspfade auf, die zunächst in UNTERSCHIEDLICHEN Trainingseinheiten trainiert werden:


    - Ablenkung: (bis dato haben meine Hunde das im Haus oder Garten gelernt, ganz sicher nicht auf einem Hundeplatz mit zu viel Action drum herum als dass Jungspund sich wirklich konzentrieren könnte)


    - Ausdauer: bis dahin wurde Hund grundsätzlich SOFORT bestätigt, wenn er das gewünschte Verhalten gezeigt hat. Aber zwischen sich hinlegen und liegenbleiben ist ein gewaltiger Unterschied. Also wird jetzt langsam die Zeitdauer zwischen Signalausführung und Bestätigung variabel ausgedehnt - mal 1s, mal 3s, dann wieder 1s, dann 5s ..... und so dann langsam gesteigert


    - Entfernung: auch hier gilt - die Entfernung zwischen Hund und HF wird langsam variabel gesteigert. Ich mache das, indem ich ein Leckerlie von mir wegwerfe, möglichst gezielt etwas über die gewünschte Entfernung hinaus, so dass Hund sich zunächst umdreht und auf mich zukommt, wenn ich das Signalwort sage - denn dann kann ich die ersten Male notfalls noch schnell das Sichtzeichen zur Unterstützung hinterhergeben. Aber auch hier gilt "NACH" dem Hörzeichen. Nie gleichzeitig.
    Und zu Anfang ist die Entferung vielleicht 10-15 cm die dann variabel langsam gesteigert werden.

  • Ansonsten ist es ja so das ich wie gesagt Platz schon sehr lange übe

    seit 8 Wochen bei uns (er ist 17 Wochen alt)

    Was ist denn für Dich "sehr lange"?
    Dein Hund ist noch ein Kind im Vorschulalter ... da sitzt auf längere Sicht noch gar nichts ...

  • Wie hast du denn das "Platz" z.B. aufgebaut? Und wie bist du vorgegangen, um das Hörzeichen einzuführen, und das Sichtzeichen (Hand richtung Boden) abzubauen? Bist du auf dem Weg an den Punkten vorbeigekommen, wo du mit leerer Hand richtung Boden gegangen bist und später nur noch eine flache Hand parallel zum Boden, ohne runter zu gehen gezeigt hast?

  • Mit einem 17 Wochen alten Hund kannst Du überhaupt noch nicht lange geübt haben ;). Du verlangst Abitur, dabei kann dein Hund noch nicht einmal das Alphabet.


    Das ein Hund relativ schnell den Bewegungsablauf für z.B. Sitz lernt bedeutet noch lange nicht das er ein Kommando generalisiert hast. Du übst Sitz im Wohnzimmer mit Leckerlie - das klappt schnell, dann muss Hund lernen das es auch ohne sichtbares Leckerlie geht, dann würde man das Handzeichen abbauen und nur das wortkommando einführen. Schon alleine das dauert einige Zeit, je nach Hund. Und dann kann der Hund Sitz - und zwar im Wohnzimmer wenn du direkt vor ihm stehst. Stellst du dich seitlich von ihm wird er es nicht können und du musst neu trainieren. Auf dem Flur kann er Sitz dann auch noch nicht und draußen auf der Wiese erst recht nicht. Das sind für den Hund völlig unterschiedliche Welten. Das hört sich jetzt kompliziert an, ist es aber nicht, alles was du brauchst ist Geduld und ein wenig Humor. Ich denke nicht das der Hund taub oder dumm ist, er ist einfach ein Baby.

  • So hallo erstmal :)
    Ich konnte etwas länger nicht antworten, war alles sehr stressig bei mir privat.
    Ich habe mir jetzt alles gründlich durchgelesen und bedanke mich recht herzlich bei den vielen lieben und ausführlichen Antworten.


    Vorab erstmal: Zu aller erst bin ich mir komplett bewusst das bei dieser Sache auf jeden Fall Ich das "Problem" bin. Es ist doch meistens so das nicht der Hund sondern der Halter den Fehler macht. Bloß habe ich meinen eigenen Fehler selber nicht erkannt.
    Außerdem waren 5 Wochen üben (natürlich immer nur gaaanz kurz) in meinem Erachten lang da ich es so von vielen anderen Hundehaltern kenne. Die meisten Sätze die ich persönlich zu hören bekomme sind nämlich "Waaas dein Hund ist noch nicht stubenrein? Meiner war es nach einer Woche." oder "Waaas er kann noch immer nicht Platz, Gib Pfote und Stell dich tot. Meiner konnte das alles schon nach 3 Wochen" Das hat mich etwas verunsichert obwohl ich eben aus diesem Forum ja eigentlich besser weiß das es von Hund zu und unterschiedlich ist.
    Und abschließend, weil jemand hier gefragt hat. Ich mache garantiert nicht zuuu viel mit meinem Hund. Alleine durch die Schule hätte ich nicht mal die Zeit ihn zu sehr zu überfordern. Wir üben auch nicht jeden einzelnen Tag irgendetwas. Meist beschäftigt er sich selber mit seinem Spielzeug, denn er muss ja auch lernen das wir ihn nicht rund um die Uhr bespaßen können.


    Nun zum eigentlichen Thema. Ich habe ja auch in der Hundeschule nachgefragt und da wurde mir ungefähr das selbe gesagt wie hier. Der Hund ist nicht taub oder dumm und ich habe das Sicht und Hörzeichen "überlagert". Die haben sich das dort auch noch mal genau angesehen und mir ähnliche Tipps gegeben also bin jetzt guter Dinge das alles gut wird. Ich habe ja eh immer weiter geübt und ich merke auch schon eine leichte Verbesserung und versuche wirklich alle Tipps umzusetzen.


    Recht herzlichen Dank nochmal :)

  • Erfahrungsgemäß liegt das am falschen Übungsaufbau. Gibt schöne Bücher, die auch Signalverknüpfungen erklären. "So lernt mein Hund" von Sabine Winkler ist so eins.
    Und, dass für einen Hund ein Sitz bei seinem Menschen etwas völlig anderes ist, als sich auf Distanz hinzusetzen, ist auch normal. Dass muss man systematisch aufbauen.


    Ich hätte da aber noch was anderes ... Könnte es sein, dass Du etwas viel machst? In dem Alter können meine überhaupt noch kein Platz, Sitz nur ein den Anfängen. Extra Zeiten für Üben gibt es bei uns nicht. Der normale Alltag bietet da ja schon genug.

    Sorry für den Doppelpost aber das Buch ist natürlich direkt bestellt. Danke für den Buchtipp!

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