Operation, Amputation oder Abwarten?

  • Hallo liebe Forum-Teilnehmer!


    Ich bitte meine seltsame Schreibweise zu entschuldigen, aber ich ahbe die letzten Wochen nicht viel geschlafen. Ich muss eine schwere Entscheidung treffen und befinde mich in der Zwickmühle. Ich hoffe mit diesem Beitrag zu einer Lösung zu kommen und bitte um möglichst viele Antworten und bedanke mich im Voraus für Eure Meinungen/Vorschläge. :verzweifelt:


    GESCHICHTE:
    Mittwoch, 30. Januar: Ich sah plötzlich kleine Blutflecken auf den Fliesen in meiner Wohnung und entdeckte einen ca. 5 mm langen Schnitt im Ballen der rechten Vorderpfote, meines Hundes. Ich habe mir nicht viel dabei gedacht und die Wunde mehrmals desinfiziert. Dabei konnte ich keinen Fremdkörper finden.


    Freitag, 2. Februar: Zwei Tage später begann er an zu humpeln, zeigte jedoch keine sichtbaren Anzeichen einer Infektion / Entzündung. Ich brachte ihn zum Tierarzt. Sie inspizierten den Schnitt ein klein wenig mit einer Pinzette, um zu sehen, ob sich ein Fremdkörper darin befand, und machten Röntgenaufnahmen vom betroffenen Fuß. Es wurde kein Fremdkörper entdeckt, die Wunde gereinigt und ich wurde nach Hause geschickt.


    https://imgur.com/a/mun6i


    https://imgur.com/a/ATMzE


    Sonntag, 4. Februar: Die Wunde begann sich zu infizieren, der Zeh wurde ganz dick und es entwickelte sich ein Abszess in der Mitte der Pfote. :( Ich brachte ihn wieder zum Tierarzt. Sie öffneten und entleerten den Abszess und schauten sich den Schnitt am Ballen nochmal etwas genauer an, indem sie ein wenig tiefer reinschnitten, um zu sehen, ob sie einen Fremdkörper finden. Sie fanden nichts und verabreichten ihm Antibiotika (Cephalexin oral plus Chloramphenicol 3% Salbe). Die infizierte Pfote ist auf diesem Bild zu sehen:


    https://imgur.com/a/HNWVx


    Dienstag, 6. Februar: Es stellte sich, trotz Antibiotika keine Verbesserung ein. Ich fuhr in eine Notfall-Klinik. Dort verschrieb man mir Flagyl (oral) und meinte, ich solle es mit dem Cephalexin zusammen verabreichen.


    Donnerstag, 8. Februar: Die Antibiotika begannen zu wirken, dennoch blieb die Pfote immer noch geschwollen, wenn auch in abgeschwächter Form. Vom Schnitt am Zeh, bis hin ins Pfotengelenk hat sich ein Fistelgang/Kanal gebildet. Ich habe die Pfote in in einer Salzwasserlösung gebadet und konnte durch leichtes Massieren der Pfoteninnenfläche, jede Menge Wundsekret (ca. 5 – 6 Teelöffel einer blutigen, transparenten, dicken, klebrigen Flüssigkeit, die keinen Geruch hatte) durch den Zeh, bis hin zum Ballen-Schnitt, rauslaufen lassen. :omg:


    https://imgur.com/a/6GNDm


    https://imgur.com/a/j07LK


    Mittwoch, 14. Februar: Die Infektion in der Pfote hatte sich vollständig zurückgebildet, aber der Zeh war immer noch sehr heiß und geschwollen. Mein Tierarzt sagte mir, ich solle mit den beiden Antibiotika fortfahren und zusätzlich noch Previcox gegen die Entzündung hinzugeben.


    Donnerstag, 22. Februar: Der Zeh ist immer noch geschwollen, heiß und entzündet - keine Besserung. Der TA sagte, ich soll das Cephalexin und Flagyl absetzen und stattdessen auf Augmentin (Amoxicillin und Clavulansäure) umzusteigen. Weitere Röntgenaufnahmen wurden gemacht, inklusive einer “Dental-Aufnahme” vom betroffenen Zeh, um ein genaueres Bild zu erhalten. Ein Fremdkörper war nicht zu sehen. Um eventuelle Schäden des Knochens auszuschließen, wurden die Aufnahmen zu einem Orthopäden geschickt (Bild 8,9,10).


    https://imgur.com/a/sOapg


    https://imgur.com/a/5Fxgw


    https://imgur.com/a/GdPDK


    https://imgur.com/a/qugZK


    Sonntag, den 25. Februar: Der Orthopaede diagnostizierte, dass neben der Weichteilschwellung der distale Teil vom betroffenen Zeh leicht geschädigt ist. Die Differenzialdiagnosen sind sekundäre Osteomyelitis / chronische Entzündung. Er schlug vor, mit der Antibiotikatherapie fortzufahren, allerdings das Augmentin mit Clindamycin zu ersetzen (ein starkes Antibiotikum das gegen Knochen- und Weichteilerstzündungen hilft) und in 2 Wochen nochmal eine Röntgenaufnahme zu machen.


    Freitag, 2. März: Die Bilder unten zeigen den aktuellen Stand des Zehs. Mein Hund bekommt jetzt das Clindamycin seit 7 Tagen und die Schwellung und Hitze sind etwas zurückgegangen. Mein TA meinte, dass wenn es innerhalb der nächsten Tage keine Besserung geben wird, mein Hund operiert werden muss, um zu sehen, warum der Zeh nicht verheilt und ob sich eventuell noch ein Fremdkörper im Zeh befindet.


    https://imgur.com/a/ejMtr


    https://imgur.com/a/Y642c


    https://imgur.com/a/3zeUF


    Ich bin sehr besorgt über die Tatsache, dass er möglicherweise seinen Zeh verlieren kann und bin deshalb zu einem professionellen Chirurgen fuer Weichteil-Chirurgie gegangen, um mir eine zweite Meinung einzuholen. Dieser hat mir von einer OP abgeraten, da solch traumatische Infektionen, wohl immer sehr lange Zeit (Wochen/Monate) brauchen, um abzuheilen, zumal der Hund ja beim Gassigehen, tagtäglich den Zeh beansprucht. Ich solle weiterhin Antibiotika verabreichen, den Zeh mit einem Verband gut polstern und exzessives Auftreten vermeiden.


    Jetzt habe ich ein großes Problem. Der eine TA sagt operieren, denn wenn ein Fremdkörper drin ist, wird der Zeh nie verheilen. Der andere TA sagt bloß nicht aufschneiden, das würde den Zeh noch stärker traumatisieren und den Heilungsprozess verlangsamen. Außerdem wüsste man ja nicht, ob und wo sich ein Fremdkörper im Zeh befindet, d. h. es wird eventuell noch mehr Schaden angerichtet, beim Aufschneiden und rumstochern im Gewebe, auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. :fear:


    Zusätzlich wurde bei meinem Hund (ein 9 Jahre alter Dobermann) vor etwa sechs Monaten während einer Ultraschalluntersuchung eine Mitralklappeninsuffizienz (der Hund zeigt noch keine Symptome und braucht noch keine Medikamente) des Herzens diagnostiziert, was das Narkoserisiko einer solchen OP erhöht und mir die Entscheidung, ihn operieren zu lassen (kann laut meinem TA 10 Minuten, bis zu 2 Stunden dauern, je nachdem, ob und wie schnell man einen Fremdkörper findet). :shocked:


    Der Vorteil einer OP ist natürlich, dass ein Fremdkörper gefunden und entfernt werden kann. Aber was, wenn nichts gefunden wird? Mein Hund ist Herzkrank, leidet unter SDU und ist nicht mehr der Jüngste. Sollte kein Fremdkörper vorhanden sein, wäre alles umsonst gewesen. Zudem würde der TA ja auch jede Menge Gewebe verletzten, auf der erfolglosen Suche nach einem Phantom. Er wurde immer tiefer und weiter rumbohren/schneiden und meinen Hund wahrscheinlich lange Zeit in der Narkose halten, bis er die Suche aufgibt. Oder sehe ich das falsch und es wäre eventuell von Vorteil, wenn die Wunde von innen gesäubert und sauber wieder zugenäht wird – bringt das was? Könnte das vielleicht sogar den Heilungsprozess beschleunigen?


    Was soll ich jetzt tun!?! Er ist bereits seit einem Monat auf Antibiotika. Ich habe ein großes Blutbild machen lassen. Alle Werte waren in Ordnung. Seltsamerweise waren allerdings auch die Leukozyten im Normalbereich, was ich nur schwer verstehen kann, da er ja immer noch Antibiotika bekommt, wegen der bakteriellen Infektion. Müssten die nicht erhöht sein? Kann es eventuell sein, dass zwar immer noch eine Entzündung vorliegt, allerdings die Bakterien schon lange tot sind? :???:


    Angenommen, ich entscheide mich für die OP, dann braucht mein Hund natürlich weiterhin Antibiotika. Sollte es zu einer Amputation kommen, ebenfalls. Sollte ich mich dagegen entscheiden, bleibt er auch auf Antibiotika. Allerdings wie lange? Setzt man die AB erst ab, nachdem die Schwellung komplett weg ist, oder wonach richtet man sich da? Ich frage, weil das Clindamycin noch für 7 Tage reicht. Ich werde natürlich nicht einfach so das AB auslaufen lassen und mich mit meinem TA absprechen, aber was ist, wenn der Zeh noch Wochen oder gar Monate braucht, um abzuschwellen – soll ich dann noch wochenlang/monatelang AB verabreichen!?! Und wie gut helfen Entzündungshemmer gegen solche Zeh-Schwellungen? Ich habe das Previcox eine Woche lange gegeben, dann aber abgesetzt. Z. Zt. Gebe ich nur das Clindamycin, Probiotika und Traumeel.


    Euer
    Jens

  • Da das jetzt schon so lange geht würde ich, wenn es mein Hund wäre, den Zeh aufschneiden lassen denn m.E. muss da irgendwas drin sein das da nicht reingehört, vorausgesetzt das eine OP lässt sich mit der Herzschwäche vereinbaten. Dann hat man Gewissheit.
    AB muss der Hund ja mit und ohne OP noch einige Zeit nehmen.

  • Das mit der Herzschwäche kann man nicht so genau einschätzen, zumal man ja nicht einmal weiß, wie lange der Eingriff dauert. Ich habe große Angst davor und des Weiteren besteht das Risiko, dass der Zeh sich danach noch schwerer entzündet, bzw. noch stärkeren Schaden nimmt.

  • Unsere Bo hatte mal eine sehr schlimme Krallenentzündung. Die Kralle wurde gezogen und dabei hatte unsere TÄ eine schwere Entzündung festgestellt, die auch bereits den Knochen angegriffen hatte. Zehenamputation stand im Raum. Sie hat über 3-4 Monate ein spezielles AB für Knochen bekommen. Ich weiß leider den Namen nicht mehr. Wir haben zweimal am Tag die Kralle mit Rivanol gespült und über 2 Monate hat sie einen dicken Pfotenverband getragen, den wir zweimal täglich für die Rivanolspülung gewechselt haben. Wenn der Verband neu drum kam, kam zuerst dieses Gazezeugs Bactigras (antiseptisch). Dann der Pfotenverband. Es sollten keine neuen Keime eindringen können. Zum Spaziergang gab es einen Pfotenverbandschuh von SABRO drüber und nachdem wir keinen Verband mehr brauchten, hat sie noch ein lange Zeit einen normalen Schuh getragen. Unsere TÄ hat es nicht geglaubt, dass wir es schaffen, aber die Zehe musste nicht amputiert werden.


    Gerade Krallen- bzw. Zehengeschichten können sehr langwierig sein. Ich würde vielleicht nochmal mit allen Unterlagen, ein Drittmeinung einholen

  • Meine vorherige Hündin hat mit acht Jahren fürchterliche Zwischenzehenzysten bekommen, ewig nicht abheilend, wieder und wieder. Ein absolutes Elend. Da wurde u.a. auch mit Fremdkörperverdacht geschnitten, ohne Ergebnis.


    Erst nach einem TA-Wechsel kam dann raus, dass sie an einer schweren Stoffwechselkrankheit litt, bei der ein entgleister Fettstoffwechsel unter anderem bereits einen heftigen Eisenmangel verursacht hatte. Als der ausgeglichen war, verschwanden die Zysten von selbst und kamen nicht mehr zurück.


    Es ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, dass bei deiner Hündin Ähnliches dahintersteckt, aber versuchsweise nachsehen, ob sie irgendwelche gravierenden Mängel hat, würde ich an deiner Stelle. Ein Blutbild kostet ja nicht die Welt.


    Ansonsten alles Gute, wofür immer ihr euch entscheidet - ich kann mir leider nur zu gut vorstellen, wie nervig das für euch beide ist!

  • "Unsere Bo hatte mal eine sehr schlimme Krallenentzündung. Die Kralle
    wurde gezogen und dabei hatte unsere TÄ eine schwere Entzündung
    festgestellt, die auch bereits den Knochen angegriffen hatte.
    Zehenamputation stand im Raum. Sie hat über 3-4 Monate ein spezielles AB
    für Knochen bekommen. Ich weiß leider den Namen nicht mehr. Wir haben
    zweimal am Tag die Kralle mit Rivanol gespült und über 2 Monate hat sie
    einen dicken Pfotenverband getragen, den wir zweimal täglich für die
    Rivanolspülung gewechselt haben. Wenn der Verband neu drum kam, kam
    zuerst dieses Gazezeugs Bactigras (antiseptisch). Dann der
    Pfotenverband. Es sollten keine neuen Keime eindringen können. Zum
    Spaziergang gab es einen Pfotenverbandschuh von SABRO drüber und nachdem
    wir keinen Verband mehr brauchten, hat sie noch ein lange Zeit einen
    normalen Schuh getragen. Unsere TÄ hat es nicht geglaubt, dass wir es
    schaffen, aber die Zehe musste nicht amputiert werden.



    Gerade Krallen- bzw. Zehengeschichten können sehr langwierig sein. Ich
    würde vielleicht nochmal mit allen Unterlagen, ein Drittmeinung einholen"


    Und war der Ballen zwei Monate lang extrem angeschwollen? Wie lange hat es gedauert, bis sich die Schwellung merklich zurueckgebildet hat?

  • Blöde Frage: Würde man einen eventuellen Fremdkörper nicht auf dem Röntgenbild sehen?


    Mir wäre das Narkose-Risiko zu hoch für eine OP. Und das AB muss dein Hund so oder so schlucken.

  • ich hab mir jetzt die Bilder im Verlauf genau angeguckt. Es ist rein optisch ja schon wesentlich besser geworden. Mein reines laienhaftes Bauchgefühl sagt mir ich würde noch warten bevor ich mich zu einer OP durchringen würde. 2-3 Wochen würde ich mir da noch geben. Tritt bis dahin keine wirkliche Verbesserung ein dann doch OP.

  • Ist denn bei dem Antibiotikum-Wechsel mal ein Antibiogramm aus dem Wundsekret gemacht worden?
    X Wochen Antibiose heisst ja nix, wenn das AB evtl. nicht passt.


    Eines meiner Pferde hatte einen Wundkeim, der sonst nur auf Kinderintensiv-Stationen vorkommt - ohne Antibiogramm hätte der kerle nie das passende Antibiotikum bekommen.


    Die Narkose-Tiefe bei der Fremdkörper-Suche muss ja nicht so tief gehen, wie bei anderen OPs, deshalb sollte das Narkoserisiko in einer gut ausgestatteten TK mit entsprechender Überwachung trotz der ja offensichtlich noch geringgradigen MKI übersichtlich sein - und schon gar kein Grund, eine OP zu unterlassen.


    Abgesehen davon würde ich versuchen, eine Möglichkeit zu finden, die Pfote ruhig zu halten - evtl. mal mit einem Tierorthopäden besprechen, was es da für Möglichkeiten gibt, eine Orthese, in der die Pfote "schwebt", so dass der Spreizmechanismus nicht zum Tragen kommt. Da muss Ruhe rein, unbedingt.


    LG, Chris

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