Selbstzweifel..und die Sache mit der Geduld

  • Für mich wäre das Allerwichtigste Kontakt zu einem (nicht spontane Begegnungen, also wirklich einen) souveränem Althund, der ihr regelmäßig das Leben zeigt.
    So ein Hund kann meiner Meinung nach viel mehr zeigen und lehren als ein Mensch. Fehlt leider wirklich sehr häufig (egal wie sich der Welpe verhält).
    Bei meinem sehr unsicheren Hund aus dem Tierschutz habe ich tatsächlich gar nicht so viel gemacht. Das hat meine Hündin gemacht. Und man merkt den Unterschied, ob sie dabei ist noch heute in verschiedenen Situationen. Vertrauen muss man sich selber natürlich auch erarbeiten. Aber ein anderer Hund ist doch für so einen Welpen oft besser zu lesen als der Mensch.

  • Liebe Lotti Karotti,


    ich finde es sehr bemerkenswert, dass du die (meines Erachtens) wichtigste Erkenntnis schon selbst hattest. Du schriebst in deinem Eingangspost, dass sie dir deine Schwächen aufzeigt. Ja, das ist sicher so. Herzlichen Glückwunsch! Denn der Hund wird dich dazu bringen, an dir selbst arbeiten zu müssen. Wenn du das schaffst, hast du hinterher eine Handvoll weniger persönliche Probleme. Klingt verrückt, aber ich spreche aus Erfahrung :lol: . Solche Hunde sind immer auch eine große Chance.


    Deine Hündin hat nicht viele Baustellen, ihr habt nur eine: Deine Führung funktioniert nicht so, als dass sich deine Hündin Anleitung und Sicherheit daraus ziehen könnte. Das kann man tatsächlich auch nicht aus Büchern oder Foren lernen, sowas muss man sehen und erleben. Wenn du aber keine gute Führung lernst, so prophezeie ich dir das Herumdoktorn an 20 verschiedenen Sachen in den nächsten 5 Jahren, bis sie ruhiger wird.
    Damit das nicht passiert, würde ich dir einen wirklich guten! Trainer empfehlen. Leider gibt es derer nicht so viele, wie man vielleicht meinen könnte. In welcher Region wohnst du denn?

  • Das ist aber genau das was bei Hunden nicht funktioniert die schon Probleme haben. Gerade wenn du so ein Exemplar hast, das sich auf den Boden schmeißt. Du zerrst und schleifst den Hund im schlimmsten Fall auf dem Boden hinter dir her.(Zumal solche Begegnungen gern auch eskalieren wenn der entgegen kommende Hund auch nicht ganz knusper ist und ihn das stark verunsichert wenn der eigene Hund sich hin wirft oder Terror an der Leine macht)
    Und Umdrehen hat auch nichts mit "Wegrennen" zu tun. Man kann auch souverän einfach kehrt machen, bevor der Hund am Ausflippen ist. Man kann auch signalisieren: "Ich merke, dass dir hier zu wenig Platz ist, wir bauen etwas Distanz auf, damit du dich sicherer fühlen kannst. Ich erkenne deine Ängste an und gehe darauf ein." und dann mit Abstand vorbei gehen.
    Außerdem muss man das ja nicht so auflösen, dass der Hund es so mitbekommt, dass man wegen einem anderen Hund eine andere Richtung einschlägt oder gar die Flucht ergreift. Man kann auch ganz überraschend ein lustiges Rennspiel anfangen oder Leckerlie in die andere Richtung werfen und dann da weiter gehen. Wichtig ist einfach, dass man die Aufmerksamkeit auf sich umlenkt, der Hund den anderen nicht fixiert und man selber einfach spannender ist. Wenn man da erst mal eine Bindung aufgebaut hat, dann kann sich der Hund auch in gruseligen Situationen besser an einem orientieren. Ein 17 Wochen alter Hund kann das einfach noch nicht bedingungslos. Ich würde das Problem schon ernst nehmen.


    Einfach so tun als gäbe es kein Problem und weiterlaufen, das raten viele. Meistens aber genau die, die so ein Problem noch nie hatten. Einer meiner Hunde erstarrt manchmal vor Angst, sodass ich ihn wirklich hinterher schleife bis die Füße und der Bauch bluten würden und der andere kläffst sich in Hysterie wenn ich einfach weiter laufe, so tue als gäbe es kein Problem und die beiden dabei nicht beachte. Beide haben schon schlimme Erfahrungen gemacht und teils eine Leinenaggression, das verpufft nicht einfach so. :ka:

    Der Hund ist wie du schon richtig festgestellt hast 17 Wochen alt und kein Hund, der Jahre lang so ein Verhalten verinnerlicht hat. Da ist mein Rat durchaus sinnvoll. Und ich ziehe mir das weder aus der Nase, noch hatte ich nie Probleme. Wenn du mal meinen vorherigen Post liest, bekommst du einen Einblick in meine Hündin. Die habe ich mit zwei Jahren aus ihrem Extremverhalten geholt. Mein Border Collie wollte zeitweise auch am liebsten alles im liegen fixieren (steckt ja auch in der Rasse) aber über den Boden schleifen musste ich ihn nie.
    Du willst mir sagen, dass dein Hund nicht merkt, dass ein anderer kommt, wenn du nur frühzeitig Leckerchen zückst oder ein lustiges Rennspiel beginnst? Bzw. dein Verhalten mit dem anderen Hund verknüpft? Hunde riechen ihre Artgenossen oft, bevor wir diese überhaupt sehen. Willkommen in der Hundewelt. Bei der Hundeerziehung geht es um Authentizität, wenn DU mal einen Hund hast, der weder über Spielchen noch Leckerlies ''gesteuert'' werden kann, was machst du dann? Genau mit solchen arbeite ich und ich fahre damit sehr gut; Körpersprache und innere Haltung. Du bist herzlich eingeladen mich mal beim Training zu begleiten.

  • Bei der Hundeerziehung geht es um Authentizität, wenn DU mal einen Hund hast, der weder über Spielchen noch Leckerlies ''gesteuert'' werden kann, was machst du dann?

    Meine Hunde haben keinen Trieb in irgendeine Richtung und sind auch nicht zu motivieren wenn sie keine Lust haben. Dann bekommen sie genau das was sie wollen, nämlich Distanz. Und das finde ich völlig okay.
    Wie du einen Hund der sich auf den Boden wirft "mit einfach weiterlaufen" am anderen vorbei bekommst, würde ich wirklich gern mal sehen.
    Ich sehe jeden Tag hier Leute in der Stadt die genau das tun und das auch bei ihren Junghunden und die sind nach einer Weile, nämlich dann wenn sie ausgewachsen sind, genau die Hunde die ich meide. Die werden immer wieder in für sie schlimmste Situationen geschliffen, ohne dass man das Problem mal ernst nimmt und haben irgendwann so einen an der Klatsche, dass die nur noch austicken sobald sie am anderen Hund vorbei müssen.


    Du willst mir sagen, dass dein Hund nicht merkt, dass ein anderer kommt, wenn du nur frühzeitig Leckerchen zückst oder ein lustiges Rennspiel beginnst? Bzw. dein Verhalten mit dem anderen Hund verknüpft? Hunde riechen ihre Artgenossen oft, bevor wir diese überhaupt sehen. Willkommen in der Hundewelt.

    Ich finde das sehr vermenschlicht, dass wenn ich in eine andere Richtung gehe, mein Hund sich denken soll, dass wir flüchten. Natürlich nimmt mein Hund den anderen wahr und bestimmt auch vor mir. Aber bei vielen ist der kritische Punkt ja erst ab einer gewissen Distanz erreicht und wenn ich die nicht unterschreite, sondern dann einfach etwas abseits gehe oder umdrehe, ist das kein flüchten und mein Hund verknüpft auch nicht, dass ich ein Loser bin, weil wir nicht im Abstand von 1m am Feind vorbei gehen. Der ist einfach nur froh, dass er etwas mehr Individualdistanz hat, so wie er es im Freilauf auch halten würde.
    Zumal Hunde in Bewegung ja viel mehr auf einen fokussiert sind, wenn etwas Leinenführigkeit vorhanden ist. Ein Hund der frontal, wie im Duell, auf den anderen zulaufen muss, der fixiert viel eher, vor allem wenn er sich hin wirft und schaukelt sich hoch als einer der einen Bogen laufen darf (was Hunde ohne Leine sowieso tun würden).
    "Einfach weiterlaufen" mag bei einigen Hunden funktionieren, aber sicher nicht bei allen und bei vielen vielen halte ich das für einen großen Fehler. Einfach weil ich das so häufig beobachte und weil z.B. bei keinem meiner Freunde und Bekannten dieser "Tipp" jemals etwas gebracht hat, wenn der Hund bereits Unsicherheiten gezeigt hat. Man kann das gerne ausprobieren, aber sobald der Hund an dem Punkt ist wo er einfach dicht macht und erstarrt oder sich hin schmeißt, wird das nicht mehr funktionieren. Das geht halt nur wenn der Hund sehr leinenführig und vor allem ansprechbar ist in der Situation.


    Zumal es auch viel einfacher ist wenn man mehr als einen Hund hat und vor allem einen souveränen Althund an dem sich der Jüngling orientiert.

  • Hallo!
    Ich melde mich nach Monaten zurück, auch deshalb weil ich selbst viel in Foren lese und es immer schade finde, wenn man ein ähnliches Problem hat und dann nie erfährt, wie es ausgeht.


    Und weil ich noch mal danke sagen möchte an alle, die mir vor über einem halben Jahr geantwortet haben, als ich echt verzweifelt war :)


    Lotte ist nun fast ein Jahr alt und wir haben keine Probleme mehr. Sie ist mein absoluter Traumhund :herzen1:
    Wir sind immer drangeblieben und haben viel an uns gearbeitet. Und sind viel entspannter geworden. Und schwubsdiwubs hat sich auch der Hund verändert.
    Im Nachhinein weiß ich, welche Fehler ich gemacht habe und verstehe auch viel besser, was es mit der souveränen Führung auf sich hat (bzw kann es umsetzen).
    Eure Tipps waren super und eure Vermutungen oft richtig (zB der Schlafmangel!).


    Ich bin sehr froh, dass ich damals nicht alles hingeschmissen habe, denn es macht mir so viel Spaß mit ihr! Sie ist eine fröhliche aktive Hündin, die ohne Bedenken abgeleint wird und super abrufbar ist. Sie ist neugierig und für alles zu haben. Sie kommt mit anderen Hunden und Menschen super klar (aber wehe es kommt ne Katze :lol: ) und ist zuhause tiefenentspannt und verschmust.


    Ich möchte nochmal jedem, der einen ähnlich anstrengenden Start hat, sagen, dass es sich lohnt und dass es besser wird solange man es schafft an sich selbst zu arbeiten! :dafuer:


    Liebe Grüße Nine

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