Hündin aus dem Tierheim - wirklich nur über Angst erziehbar?

  • über Angst sei ein solcher Hund nunmal am einfachsten zu konditionieren und ich solle das "weiter ausbauen". :rotekarte:


    Du glaubst, ein Problem zu haben, fragst jemanden und verteilst dann für die ehrliche Antwort eine rote Karte. Warum tust Du das?


    "...wirklich nur über Angst erziehbar?" Warum NUR, alles oder nichts? Wieso überhaupt "Angst" und nicht "realistische Einschätzung der Kräfteverhältnisse" seitens des Hundes?


    Unser neuer Welpe war ein "Landei" und kannte keine Autos bei Regen im Dunkeln mit grellen Scheinwerfern und lauten Reifen und hatte Angst und wollte nicht laufen. Ein paar Mal habe ich gut zugeredet, ihn 50 Meter weiter getragen, er lief ein Stück... Dann zickte er noch um die Ecke auf einer stillen Nebenstraße, mir platzte der Kragen, ich stieß ihn derb mit meinem ausgelatschen Mokassin gegen den Oberschenkel und er trottete missmutig weiter nach Hause... Am nächsten Tag hatte sein Gehirn den Vorgang im Schlaf verarbeitet und das Problem war erledigt.

  • ich stieß ihn derb mit meinem ausgelatschen Mokassin gegen den Oberschenkel und er trottete missmutig weiter nach Hause... Am nächsten Tag hatte sein Gehirn den Vorgang im Schlaf verarbeitet und das Problem war erledigt.

    Toll.
    Abgesehen davon, dass ich persönlich das nicht die richtige Art von Hundeerziehung finde (aber ich war in der Situation nicht dabei), kann ich mir vorstellen, dass treten (!), selbst wenn es nicht stark und nur mit einem ausgeatschten Mokassin ist, bei Angsthunden absout und genau zum Gegenteil dessen führen kann, was beabsichtigt war. Manchmal reicht ja nur eine Geste, die einen Hund an Schlimmeres erinnert. Würde ich bei einem Welpen nie machen, aber bei einem Hund, dessen Vergangenheit unbekannt ist und der offensichtlich ein Problem mit Angst/Aggression hat, solche Beispiele zu nennen.. :dagegen:

  • Toll.

    So hatte ich das erwartet. Die Kernfrage wird ignoriert und ein Nebenbeispiel zu Thema gemacht.
    (Ich variiere mein Vorgehen der Situation entsprechend. Wenn ich in der Innenstadt mit dem Hund über eine Straße gehen muss und es kommt ein Fahrzeug um die Ecke geschossen, dann kann ich nicht lange mit meinem Hund verhandeln, ob der irgendwann laufen möchte...)

    Du glaubst, ein Problem zu haben, fragst jemanden und verteilst dann für die ehrliche Antwort eine rote Karte. Warum tust Du das?


    "...wirklich nur über Angst erziehbar?" Warum NUR, alles oder nichts? Wieso überhaupt "Angst" und nicht "realistische Einschätzung der Kräfteverhältnisse" seitens des Hundes?

    Das ist hier die Frage.

  • So hatte ich das erwartet. Die Kernfrage wird ignoriert und ein Nebenbeispiel zu Thema gemacht.(Ich variiere mein Vorgehen der Situation entsprechend. Wenn ich in der Innenstadt mit dem Hund über eine Straße gehen muss und es kommt ein Fahrzeug um die Ecke geschossen, dann kann ich nicht lange mit meinem Hund verhandeln, ob der irgendwann laufen möchte...)

    gut, dass das ja auch die standart-situation ist, :roll: .

  • Erfahrungsgemäß ist es so, dass gerade sogenannte "Angsthunde" (wenn sie das ist), eigentlich von sehr klarer Führung profitieren.

    Diese Erfahrung habe ich mit meiner jetzigen Hündin gemacht. Bei ihr gab es lange Zeit keine "Grauzonen", da gab es nur "schwarz" oder "weiß" bzw. "das ist immer erlaubt" und "das ist niemals erlaubt". Und das was niemals erlaubt war habe ich auch jedesmal sehr konsequent durchgesetzt.
    Das hat ihr m.E. viel Sicherheit gegeben weil sie genau wusste, das ist jetzt genau so und nicht heute so und morgen evtl. wieder anders.

  • Sälü :winken:
    Na? Hast Zeit? :D
    ich zerpflücke jetzt mal hemmungslos Deinen Startpost, okay?

    Ich fand sie und ihre schüchterne Art total anziehend und wollte unbedingt ihr Vertrauen gewinnen

    Das ist so ziemlich das Übelste :smile: Schüchterneheit "überdeckt" und verdeckt was eigentlich da wäre - wäre die Schüchterneheit nicht, die alles verbietet.
    Oh, ich verstehe Dich. Ich mag sie auch, die zarten Seelchen :smile:


    und es stellte sich schnell heraus, dass sie weder Gassigehen noch großartigen Menschenkontakt kannte. Als wir sie zu uns holten war sie bereits knapp ein Jahr im Tierheim. Vaya wird nun im Sommer 3 Jahre alt, offiziell ist sie ein Mischling, bei dem keine Rasse mehr als 20% vertreten ist, man sieht aber meiner Meinung nach deutlich den Pitbull oder Amstaff sowie den Schäferhund in ihr.

    Ein gutes Alter :smile: sie wird jetzt langsam erwachsen.
    Sie kennt nix, hat schlimmstenfalls Deprivationsschäden, irgendwo tief in sich drin die Eigenschaften vom Schäfi und vom Staff, juhu!
    Du magst ja Herausforderungen, das ist fein :smile:
    ...gibt's auch ein Foto? :herzen1: :ops:


    Nach einigen Monaten dann fing das Chaos an.

    Das ist normal.
    Hunde kommen ganz gern so nach gut drei Monaten im neuen Zuhase an.


    - Vaya wurde uns als "absolut hundeverträglich" vermittelt. In der Hundegruppe im Tierheim mag das so gewesen sein, bei uns ist sie aber trotz (oder gerade WEIL?) sie ein "Angsthund" ist , furchtbar aggressiv an der Leine gegenüber Artgenossen.

    An der Leine?
    Und ohne? :smile:
    Die Leine ist ein übles Ding, sie verhindert jede normale Kommunikation, Hund kann nicht weglaufen und ist zu 100% von dem am andern Ende abhängig. Macht keinen Spass. Also besser vorsorglich mal ganz klar und deutlich sagen "bleib mir fern duuuuuuu...!"
    Angriff ist die beste Verteidigung ;)


    wird 5 Sekunden geschnüffelt, Schwanz eingezogen und sie will am liebsten nur noch weg

    Siehste?!?
    Angriff ist dei beste Verteidigung. Weil wenn sie an der Leine ist, kann sie ja nicht weg.
    Ist ganz schlimm für den Hund.


    Außer den Leuten mit Hund komplett aus dem Weg zu gehen (andere Straßenseite ist noch zu nah..), hatte ich bisher mit nichts Erfolg. Sie ist eigentlich extrem futterfixiert, lässt sich in derartigen Situationen aber weder mit Leckerlis ablenken noch mit Kommandos.

    Siehste?!? :D schon wieder :smile:
    Ausweichen ist gut! Bogen gehen, Abstand schaffen :bindafür:
    Ich glaube es war @Sunti die dem Würstchentest neulich seinen Namen gab :smile:
    Ich teste den Stress meiner Hunde mit überobermegafeinen Gutzelis, Kebab, gebratener Speck etc. Wenn sie DAS nicht nehmen können, sind sie jenseits. Ein gestresster Hund kann nicht! Kann nicht hören, kann nicht lernen.
    Du kannst mit Deinem Hund nur dann arbeiten, wenn der Stress so doll weg ist dass Hund noch kann. Und tolle Gutzis sind ein zuverlässiger Test :smile:


    - Laut ihrer Pflegerin kann sie "Fuß" und generell an der lockeren Leine laufen. Bei uns zieht sie wie ein Ochse.

    Fuss ist eh hohe Schule :smile: vergiss das erst mal.
    An lockerer Leine laufen lernst Du ganz prima von flying-paws, lass Dich im Foto-Bereich freischalten (Benutzergruppe), sie hat ganz ganz tolle Videos dort und die erklärt sehr gut.


    Anfangs fand sie das sehr verwirrend und lief dann längere Zeit locker neben mir, immer mit einem Auge mein Bein im Blick.

    Sie weiss dass Dein Bein ihr wehtun wird, sie weiss aber nicht, was Du eigentlich von ihr willst.


    Auch "Fuß" funktioniert nur, solange ich ein Leckerli in der Hand halte. Sobald dieses gefressen ist, wirft sie mir noch einen kurzen Blick zu, aha, Frauchen hat nix mehr, also weiterziehen.

    Futtertreiben, zumindest sowas in der Art :smile:
    Sie weiss einfach nicht, was Du von ihr willst.


    Manchmal schaut sie mich an und wartet einfach drauf, was ich jetzt mache. Komme ich näher, wedelt sie mit dem Schwanz und haut ab. Laufe ich weg, folgt sie mir. Oftmals beachtet sie mein Rufen nichtmal, obwohl gerade keine großartige Ablenkung da ist. Sie stapft dann einfach weiter und stellt auf Durchzug.

    Yeeeeah, Mama spielt mit mir :hurra:
    Ich würd nochmal anfangen mit abrufen. Neu aufbauen, mit etwas emotionslosem, pfeifen oder so.


    In letzter Zeit stiehlt sie sich aber immer öfter in den Flur, sobald sie denkt, ich sehe sie nicht, und fängt an, das Futter zu fressen.

    Das ist ein gutes Zeichen!
    Das heisst, Dein Hund fühlt sich so langsam aber sicher gut, daheim und in Sicherheit bei Euch :bindafür:
    Weisst man kann ja provozieren, gell... stell's Futter hoch :smile:
    Man sollte es ich einfach machen, das Richtige zu tun.
    Man sollte es den Tieren erst Recht einfach machen, das Richtige zu tun!
    Du hast einen tollen Hund :herzen1:


    Warum ist es ihr auf gut deutsch so sch....egal, was wir von ihr möchten?

    Warum auch nicht?
    Weil Du ein Mensch bist?
    ...ich dachte Du hast auch eine Katze... :D


    wenn sie was gut macht wird immer kräftig gelobt, Leckerlis gegeben, ihr Lieblingsball fliegt..

    Hast Du es auch schon mal mit zergeln probiert?
    Weil der Ball fliegt von Dir weg ;)
    Zergeln ist aktives ZUSAMMENspielen :smile:
    Du und sie, zusammen, ganz nah :smile:



    Dann dieser :rotekarte: Trainer: Er hat nicht ganz unrecht, aber: komm von der Härte weg.
    Es gibt da einen Thread der Dir vielleicht hilft:


    Sanftere Korrekturen wieder einführen


    Du hast Dir da nicht den einfachsten Hund ausgesucht aber ganz bestimmt eine echt tolle Maus!
    Ihr habt einen langen Weg vor Euch und wenn Du und Dein Schatz gerne liest, suche ich noch ein paar Literarturtipps zusammen.

  • Aus den vielen Jahren und Erfahrungen die ich im Training mit Angsthunden gewonnen habe kann ich dir nur den Tipp geben klare Regeln aufzustellen und diese auch durchzusetzen. Nicht mit Gewalt, sondern mit Konsequenz. Konsequenz hat nichts damit zu tun den Hund anzuschreien sondern ihn souverän zu führen.
    Eine souveräne Führung bringt deinem Hund Sicherheit, die er im Moment dringend braucht.


    Zusätzlich solltet ihr euch überlegen ob es Sinn macht dem Hund beizubringen von euch existenziell abhängig zu sein. Heißt im Umkehrschluss: Futter und Zuwendung nur für Leistung. Leistung jetzt nicht im Sinne von Hochleistungssport, sonder eher Alltagssicherheit. Also auf den Platz gehen (dort bleiben), Rückruf, Laufen an der Leine etc.



    Sucht euch bitte einen Trainer mit dem ihr arbeiten könnt. Sammelt vielleicht auch Videomateral und zeigt sie diesem. Nur ein Trainer kann die Situationen, euer und das Verhalten des Hundes richtig einschätzen.

  • Ich habe auch eine Hündin die anfangs sehr ängstlich war. Und zwar vor allem, vor Autos, Mülltonnen, gelben Säcken, Menschen, Hunden,..... keine Ahnung wie viele Mülltonnen ich schon gestreichelt habe |) .
    Sie ist seit Dezember 2016 bei uns (kam mit 3 1/2 Monaten aus Griechenland). Etwa im Juli 2017 hat sie einen riesen Satz gemacht. Allen ihren ursprünglichen Angstauslöser begegnet sie überwiegend neutral (fremde Menschen die was bin ihr wollen sind noch ein bisschen Thema).
    Was denke ich den Durchbruch gebracht hat, ist viel gemeinsame Arbeit bei der sie gemeinsam mit mir Spaß hat und ein tolles Selbstbewusstsein aufgebaut hat.
    Durch die viel bessere Bindung an mich, orientiert sie sich in "gruseligen" Situationen stark an mir und legt so auch einen großen Teil ihrer Unsicherheit ab.
    Was ich für dich und deinen Hund damit sagen will: gib nicht auf. Such etwas an dem sowohl du als auch dein Hund Spaß haben und bei dem du sie kräftig loben kannst, weil sie es so toll macht. Gebt euch die Zeit eine Bindung aufzubauen. In Kombination mit klaren Regeln führt das denke ich am ehesten zum Erfolg. Und die Belohnung für dich ist dann ein Hund über den du sich jeden Tag freuen kannst. In so vielen kleinen Situationen. Weil das Angstbündel vom Anfang einfach nur aufblüht.

  • Dann zickte er noch um die Ecke auf einer stillen Nebenstraße, mir platzte der Kragen, ich stieß ihn derb mit meinem ausgelatschen Mokassin gegen den Oberschenkel und er trottete missmutig weiter nach Hause...

    Das ist bei einem Welpen aus schlechter Aufzucht, der nach eigener Erkenntnis unsicher und zeitweise ängstlich ist, Zeit braucht, um Vertrauen zu fassen, neue Eindrücke zu sammeln und zu verarbeiten und aufgrund seines Alters u.U. noch gar nicht dazu in der Lage ist, zu verstehen, was von ihm erwartet wird, natürlich ein ganz toller Ansatz.
    Da kann man als Hundehalter dankbar sein, dass sich die Einstellung "Tritte erhöhen das Denkvermögen" nicht auch bei den Mitmenschen im direkten Umfeld hält. Ansonsten könnten solche Erziehungsmaßnahmen Vertreter solcher unverhältnismäßigen Ansätze sehr schmerzhafte Spaziergänge bescheren.

  • Macht dir vielleicht etwas Mut..


    meine Große, Darcey, ist weder Depriviert noch hat sie schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht. Trotzdem hat sie immer wieder Phasen in denen sie, gelinde gesagt, darauf pfeift was ich von ihr will. Da kann ich mit dem Würstchen fuchteln und nen Tanz drum aufführen, juckt sie nicht. Dann heißt es Leine dran und Ansagen durchsetzen. Allerdings nur essenzielle Ansagen von denen ich weiß dass sie sie in ihrer "blöden" Phase auch umsetzen kann. Da gibts keinen Freilauf weil ich nicht sicher sein kann ob sie kommt. Ich verhau mir den Rückruf nicht so gern (ist so viel Arbeit den neu aufzubauen, muss nicht...)


    Mit 3 Jahren werden die meisten Hunde erwachsen, da rollen die Murmeln nicht mehr so durch die Rübe. Man muss dann wirklich entweder Konsequent durchsetzen was der Hund schon gelernt hat, oder in eurem Fall- komplett neu aufbauen.


    Mein Tip: bau alles kleinstschrittig neu auf. Den Rückruf hast du dir schon erfolgreich verhauen (du rufst, hund spielt fangen). Also wieder Schleppleine dran, neues Kommando für den Rückruf und neu anfangen. Ebenso Fuß- wenn sie es konnte hat es sich damit. Überleg dir ein neues Wort und schau mal durchs Forum, es gibt zig anleitungen wie man Fuß aufbauen kann (die Futtertreiben-variante probiere ich nun auch mal aus, auch wenn ich an sich keinen Wert auf "Fuß" lege)


    Überlege dir- was BRAUCHST du momentan an Gehorsam vom Hund. Nicht wollen- BRAUCHEN. Also essenzielle Dinge ohne die es nicht geht. Und bau die komplett neu auf. Neues Kommando und üben, üben, üben. Und massig und hochwertig belohnen.
    Sobald das BRAUCHEN sitzt kann man über das wollen nachdenken. Aber mach dir keine 50 Baustellen auf. Fuß braucht man nicht, lockeres Laufen an der Leine reicht für den Anfang!

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