ängstlicher Hund - Bachblüten, Globuli etc. versuchen oder lassen?

  • Hallo,
    es geht um den Hund meiner Tochter.
    Sie ist fast 5 Jahre alt und aus dem Tierschutz. Bei uns ist sie inzwischen 3 Jahr. Was sie alles erleben musste, weiß kein Mensch. Angeblich wurde sie bereits in einem Shelter in Serbien geboren. Dass sie bereits mit vielen Hunden aufgewachsen ist, hat sie wohl eher negativ geprägt.


    Sie hat ein paar Macken, aber das hat wohl mit ihrer Prägung zu tun. Bereits 3 Hundetrainer haben es leider nicht geschafft. Als Beispiel: Sie geht 1-2 Mal die Woche in eine Hundetagesstätte mit ca. 10 Hunden, alle Rassen, groß, klein, Rüden und Hündinnen und hat dort null Probleme. Ist einer der sozialsten Hunden dort. Beim Spaziergang an der Leine ist jeder entgegen kommende Hund eine Bedrohung und wird angebellt oder angeknurrt. Sie hat zwei spezielle "Feinde", die wenn sie nur riecht, fängt sie schon an zu Hecheln, wenn sie sie sieht, rastet sie aus! Hier hat man keine Chance sie aus dem Verhaltensmuster zu bringen. Bei anderen Hunden ist es etwas besser inzwischen. Manchmal wird nur noch gegrummelt und dann geht man halt schnellen Schrittes im großen Bogen vorbei und redet ihr gut zu, dann geht das.


    Es werden aber auch alle Motorräder oder Roller verbellt, eigentlich alles was laute Geräusche macht. Teils denkt man es ist Unsicherheit (z.B. wenn mein Mann auf seinem Motorrad sitzt und der Motor ist aus geht sie ganz vorsichtig, aber mit eingezogenem Schwanz zu ihm hin, das Ding auf dem er sitzt ist ihr aber nicht geheuer. Schaltet er den Motor des Motorrads an, hüpft sie bellend um das Motorrad rum, obwohl sie meinen Mann abgöttisch liebt, traut sie sich nicht mehr zu ihm hin, auch wenn er sie lockt.


    An der Leine weiß man wiederum nicht, ob es Unsicherheit ist, denn sie geht ja bellend nach vorne Richtung Hund. Sie zeigt schon sehr deutlich, dass sie sich nichts gefallen lässt.


    Wovor sie aber regelrecht Panik hat sind z.B. Schüsse. Silvester ist sie immer kurz vor dem Herzinfarkt. Ganz schlimm sind beim Spaziergang Fehlzündungen im Autoauspuff. Was bedeutet, dass sie den Schwanz einzieht und hechelnd wie verrückt nach Hause zieht. Sie ist dann auch nicht mehr ansprechbar. Leider merkt sie sich das und da es in letzter Zeit leider gehäuft vorkam (erst heute Nachmittag haben im Park Kinder mit Knallfröschen hantiert, was für sie wieder der absolute Horror war) will sie dann die Tage drauf überhaupt nicht mehr spazieren gehen. Sie macht schnellstmöglich ihr Geschäft und zieht dann sofort wieder nach Hause! Man kann sie nicht dazu bringen weiter zu laufen. Sie stemmt sich in die Hinterläufe oder lässt sich einfach auf den Boden fallen. Leider wohnt meine Tochter in der Stadt, so dass der arme Hund eigentlich tgl. ihren Ängsten ausgesetzt ist. :verzweifelt: Es gibt zwar einen Park und einen Kanal, an dem man entlang laufen kann, aber auch dort muss man erstmal hinkommen!


    Wenn sie bei mir zu Besuch ist, fahr ich mit ihr meistens aufs Feld oder in den Wald und das ist für sie das Paradies auf Erden. Ich lasse sie dann an einer 10 Meter Leine laufen und man merkt ihr einfach an, dass sie da in ihrem Element ist (ausgeprägter Jagdinstinkt! :pfeif: ).


    Auch hat sie nach wie vor Angst vor Besen. Sie liebt uns (ihr Rudel) alle abgöttisch, aber egal wer einen Besen in die Hand nehmen verzieht sie sich und man merkt ihr an, dass sie in Habacht-Stellung ist. Auch hier (wie bei dem Motorrad) gilt die Angst dem Besen an sich, denn wir haben ihr noch nie einen Grund gegeben, dass Besen in unseren Händen Gefahr bedeutet!


    Nun hat mir eine Bekannte erzählt, man könnte dem Hund Bachblüten oder Globuli zur Entspannung geben (wenigstens vor dem Spaziergang). Hat damit jemand Erfahrung oder wählt man als Laie doch wieder das falsche Mittel aus und wundert sich dann wenn es nichts bringt?


    Wahrscheinlich wäre ein Besuch bei einem Tierheilpraktiker besser, als selbst nach den passenden z.B. Bachblüten zu suchen?


    Und dann wird wohl eine weitere Suche nach einem geeigneten Hundetrainer wieder mal anstehen ;-) oder kann man bestimmte Dinge, die durch Prägung entstanden sind nie ganz therapieren?


    Noch zur Erklärung: Sie ist wahrscheinlich irgendwas mit Dackel, Pinscher und/oder Jack Russell Terrier (und noch einiges anderes), kleiner Hund 7 kg schwer. Im Avatar zu sehen! :herzen1:


    Danke schon mal für Eure Ratschläge!

  • Und wie verhält es sich ohne Leine?

    Es gibt leider so gut wie keine Situationen ohne Leine.


    1. In der Stadt nicht möglich, würde 100 % überfahren werden
    2. Im Wald /Feld wäre sie weg (Jagdtrieb)


    bei mir im Ort haben wir es ein paar Mal probiert. Es gab mal eine Situation mit einem großen, schwarzen Schnauzer (schwarze Hunde mag sie schon mal gar nicht). Die trafen wir beim Spaziergang. Der andere Hund war ohne Leine (wie immer, da er aufs Wort folgt und super lieb ist). Unsere hat ihn angebellt. Wir haben uns mit der Frau unterhalten und haben die meinte, wir sollten doch einfach die Leine los gelassen. Unsere ist gleich hin und war recht aggressiv. Sie beißt zwar nicht, aber es hört sich sehr beängstigend an und der große Hund hatte richtig Angst vor ihr. Sie springt den Hund dann auch an. Da war sie einfach schon hochgeschossen, so als würde man nen Bogen schießen!


    Ne andere Frau im Ort hat 2 große Hunde auch aus dem Tierschutz (dunkelbraun und weiß). Mit denen hat sie mal vor unserer Haustüre ohne Leine gespielt und beschnüffelt. Da war sie allerdings läufig (die beiden anderen sind kastriert) und da war sie super drauf wollte spielen und hat ihnen natürlich ständig ihren Popo hingestreckt :-) seither geht's mit den beiden auch, aber trotzdem muss sie zu ihnen immer mal wieder hin zicken. Ich weiß nicht, ist das Dominanz oder einfach Unsicherheit, weil sie im Shelter auch die Erfahrung gemacht hat, dass Hunde auch mal schnappen/beißen, die vorher lieb zu ihr waren?


    Bis jetzt ließ sich jeder Hund ihr Verhalten gefallen, aber wir haben halt auch Sorge, dass ein frei laufender Hund dann doch auch mal angreift.


    LG
    Penelope

  • Hast du schon mal adaptil ausprobiert?
    BachBlüten sind toll, man muss aber die richtigen finden, Sonst wirken sie nicht.
    Ob es viel hilft, keine Ahnung. Es ist halt ein Hund der von Geburt an nichts kennt und nichts gewohnt ist und Nun in der Stadt leben muss, nicht unnormal dass sie nicht damit klarkommt.

  • Nun hat mir eine Bekannte erzählt, man könnte dem Hund Bachblüten oder Globuli zur Entspannung geben (wenigstens vor dem Spaziergang). Hat damit jemand Erfahrung oder wählt man als Laie doch wieder das falsche Mittel aus und wundert sich dann wenn es nichts bringt?


    Wenn ihm Globuli und Bachblüten schmecken, kannst du sie ihm sicher gerne geben. Achte nur darauf, dass er dadurch nicht zu viel Zucker bekommt. Globuli sind in der Regel purer Zucker. Was bei Bachblüten verwendet wird und ob da nicht doch tatsächlich irgendwelche Wirkstoffe drinnen sind, weiß ich nicht. (laut Wikipedia ebenfalls Zucker)


    Da beides Placebos sind, könnte ein Nutzen darin liegen, dass Herrchen sich durch die Gabe etwas entspannt und sich diese Entspannung vielleicht auf den Hund überträgt.

  • Ich hatte auch so einen Hund.
    Der hat sich am Anfang um meine Beine gewickelt wenn das Laub geraschelt hat.
    Er war 8 Jahre bei mir und bis zum Schluss ängstlich, aber in erster Linie vor Menschen.


    Was ich ganz wichtig finde, der Hund muss regelmäßig selbständig laufen, rennen, toben können.
    Das baut enorm viel Stress ab.


    Also wenn ihr einen Hundetrainer sucht, dann mit eingezäuntem Gelände, wo sich der Hund einfach auch ohne Training mal eine halbe Stunde frei bewegen kann.
    Was ggf. auch geht sind Reithallen.
    Oder ihr fragt bei einem Tierheim, ob ihr immer mal den Freilauf benutzen könnt.
    Wichtig ist einfach die Bewegung und das alleine agieren können.


    Bevor ich Bachblüten und ähnliches versuchen würde, wäre meine Wahl Magnesium und Vitamin B - Komplex.

  • Ist einer der sozialsten Hunden dort. Beim Spaziergang an der Leine ist jeder entgegen kommende Hund eine Bedrohung und wird angebellt oder angeknurrt. Sie hat zwei spezielle "Feinde", die wenn sie nur riecht, fängt sie schon an zu Hecheln, wenn sie sie sieht, rastet sie aus! Hier hat man keine Chance sie aus dem Verhaltensmuster zu bringen. Bei anderen Hunden ist es etwas besser inzwischen. Manchmal wird nur noch gegrummelt und dann geht man halt schnellen Schrittes im großen Bogen vorbei und redet ihr gut zu, dann geht das.

    Läßt sich gut erkennen, dieses Muster. :D An der Leine hat sie keinerlei Chance auszuweichen, bzw ein vernünftiges Hundesprachritual abzuspielen (was sie im Freilauf und somit in ihrer Hundegruppe ja kann) und das erzeugt Unsicherheiten. Manche Hunde reagieren auf so etwas mit "Angriff ist die beste Verteidigung" und beginnen dann irgendwann dieses einstudierte Ritual von "ich raste jetzt voll aus, dann läßt man mich in Ruhe" abzuspielen, was ja in den Augen des Hundes auch immer Erfolg zeigt. Man geht schnell dran vorbei, also hat sie die Situation gemeistert. Puh....


    Die Taktik großräumig auszuweichen ist da schon völlig richtig. Besser wäre es, diese anzuwenden, bevor euer Hund da überhaupt irgendwie drohen (also knurren) muss.




    Unsere hat ihn angebellt. Wir haben uns mit der Frau unterhalten und haben die meinte, wir sollten doch einfach die Leine los gelassen. Unsere ist gleich hin und war recht aggressiv. Sie beißt zwar nicht, aber es hört sich sehr beängstigend an und der große Hund hatte richtig Angst vor ihr. Sie springt den Hund dann auch an. Da war sie einfach schon hochgeschossen, so als würde man nen Bogen schießen!

    Nicht verwunderlich. Da ist man schon auf volle Action Abwehr und auch auf 180 und wird los gelassen. Das man den inneren Tumult, Stress und Anspannung dann am nächstbesten Objekt ausläßt, klar. Ihr habt nur Glück gehabt, dass der Schnauzer ein Netter war. Das wäre übel nach hinten losgegangen.


    Kontrollierte Hundebegegnungen sind an sich eine tolle Idee und etwas, dass ihr wirklich gut tun würde. Allerdings nicht wenn sie ohnehin schon auf 180 ist.


    Auf der anderen Seite hat sie diese Treffen ja in der Tagesstätte und man muss einfach auch damit leben, dass es Hunde gibt die da draußen einfach keine Hunde in ihrer Nähe brauchen. :ka: Leider ist das ja so verankert in vielen Menschen, dass Hunde draußen unbedingt mit anderen Hunden spielen müssen. ;)



    Auch hat sie nach wie vor Angst vor Besen. Sie liebt uns (ihr Rudel) alle abgöttisch, aber egal wer einen Besen in die Hand nehmen verzieht sie sich und man merkt ihr an, dass sie in Habacht-Stellung ist.

    Schon einmal den Besen einfach so in die Mitte des Raumes gelegt und geschaut wie sie drauf reagiert? Auf Grund der Herkunft ist es durchaus möglich, dass sie nicht immer gute Erlebnisse mit Besen hatte, wenn zB der Zwinger oder so gereinigt wurde. :ka:



    Und dann wird wohl eine weitere Suche nach einem geeigneten Hundetrainer wieder mal anstehen ;-) oder kann man bestimmte Dinge, die durch Prägung entstanden sind nie ganz therapieren?

    Wahrscheinlich nicht, aber man Strategien erarbeiten, damit gruselige Dinge nicht mehr all zu gruselig sind. Aber dafür braucht man einen Trainer, der sich mit Angsthunden auskennt.



    Strategien sehen übrigens von Hund zu Hund unterschiedlich aus. Als mein Rüde zB Angst vor Säcken/Gartenpflanzen im Halbdunklen hatte, hat es ihm geholfen, mit mir zusammen hin zugehen und sich die Gegenstände anzuschauen und zu beschnüffeln. Schnell war es Geschichte.


    Meine Hündin hatte eine ganze Zeit lang Angst vor Straßenverkehr (sie wurde als Welpe aus dem fahrenden Auto entsorgt). Also haben wir uns regelmäßig an eine befahrene Straße gestellt, gehockt und Verkehr beobachtet. Ihr Anker war ebenfalls ich und der Körperkontakt mit mir. Hat sie heute Angst (meist nur noch bei Bussen/Lastern die von hinten kommen), drückt sie sich an mein Bein und alles ist gut für sie.


    Das sind Strategien die helfen und irgendwann braucht der Hund sie nur noch im Notfall oder auch gar nicht mehr.

  • Wenn der Hund jeden Tag in so einem hohen Stresslevel ist, frage ich mich als erstes: Wann hat er genug Erholung um überhaupt mal wieder in einen normalen hormonellen Status zu kommen? Ohne das, braucht Ihr im Grunde über Training gar nicht nachzudenken, denn dann kann es nichts anderes als Löcherstopferei sein, wobei ich beim Stopfen des einen Lochs gleich wieder das nächste aufplöppen wird.

  • Was der Hund in erster Linie braucht, ist Ruhe und so lange die nicht gegeben ist, wird das nichts.
    Faro ist aus einer Tötungsstation, hat wie Eure Hündin nichts kennengelernt, Angst vor allem, was neu ist etc.
    Er ist jetzt fast 3 Jahre bei uns und gestern ist er das erste Mal nicht vor dem Besen geflüchtet.


    Training bringt nur dann etwas, wenn die Hündin keinen Stress hat und einen geeigneten Trainer zu finden, ist schwer. Ich habe auch lange gesucht und eine tolle Trainerin gefunden, die genau weiß, was zu tun ist. Ihre Devise ist Ruhe, Entschleunigung und Orientierung auf den Hundehalter.
    Entschleunigungsspaziergänge machen wir täglich für ein paar Minuten, d.h, wir gehen spazieren als seien wir im Altenheim, gaaaanz langsam und dabei merkt man, wie der Hund ruhig wird und "runter kommt"


    Ob Bachblüten und Co helfen , wage ich zu bezweifeln, denn die Ursache der Angst wird nicht behoben. Aber Versuch macht klug

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!