Handelt meine Oma unvernünftig?!

  • Hallo,


    also ich habe etwas, das meiner Mutter und mir auf dem Herzen liegt und worüber ich gerne einmal eure Meinung lesen würde.


    Meine Oma hat einen Bauernhof von etwa 1500 m², also 15 Ar, bestehend aus Hof, Scheune und Garten. Das Haus hat etwa 100 m². Sie hatte schon immer Hofhunde, also immer nur einen, und auch immer eine Katze. Jetzt ist der aktuelle Hund, unser lieber Henry, schon fast 10 Jahre alt und wird es wohl nicht mehr lange machen. Er muss wahrscheinlich bald erlöst werden, da seine Hinterbeine sich immer mehr lähmen, durch die typische Nervenkrankheit, die Berner Sennenhunde ab einem bestimmten Alter befällt. Meine Oma ist 78 Jahre alt, Lungenkrank, ist in Ihrer Bewegung eingeschränkt und bekommt jetzt dann, Ende Februar, ein neues Schultergelenk. Sie arbeitet noch auf dem Hof, aber nur mit sehr viel Mühe und hauptsächlich im Sitzen. Das Laufen fällt ihr schwer, genau wie das Atmen. Mein Opa ist sein ca. 6 Jahren tot.


    Jetzt redet sie schon seit einer Weile von einem neuen Hund. Von einem Welpen. Ich habe mir den Mund fusselig geredet, meine Mutter ebenso, dass sie doch bitte darüber nachdenken soll, ob sie nicht einen älteren Hund aus dem Heim nimmt. Haben auch argumentiert, warum und wieso, und an ihre Vernunft appeliert, und und und. Doch heute, erst eben, hat sich gezeigt, dass ihre Vernunft anscheinend hinten angestellt wird. Uns wurde eröffnet, dass schon der nächste Hund bestellt bzw. reserviert ist. Ein Welpe von 4 Wochen, der bei geplanter Abholung etwa 10 Wochen alt sein wird.


    Meine Mutter und ich sind ratlos. Meine Tante, die Schwester meiner Mutter, ist genauso unvernünftig und ist auch diejenige, die den Hund bestellt hat. Würde mich nicht wundern, wenn sie auch die treibende Kraft dabei war bzw. ist. Ohne Sinn und Verstand. Einfach weil er so süß ist und die Oma wieder einen Hund will. Dann haben wir auch gesagt, dass der Hund erzogen werden muss, dass man mit ihm Gassi gehen muss, dass er beschäftigt werden will und muss ... und, und, und.


    Doch die Antwort war: Ja, der kann ja auf dem Hof herumspringen und ein paar Mal die Woche läuft jemand mit ihm.


    Ich habe den Eindruck, die stellen sich das so einfach und rosig vor. Das ist alles zu sehr von Emotionen geleitet, durch eine Brille gesehen. So denke ich.


    Er würde wahrscheinlich gerade mal 2 - 3 Mal in der Woche kurz einen Spaziergang bekommen und den Rest auf dem Hof frei und allein herum springen. An sich ja schön und für einen Hund, der schon aus dem Welpenalter raus ist, super und wunderbar. Doch nicht für einen Hund, der noch komplett neu erzogen werden muss. Oder?


    Dann ist es natürlich mit der Erziehung auch so eine Sache. Außerdem ist die Katze eine ganz Spezielle, die nicht so schnell warm wird, mit neuen Mitbewohnern. Und Zudem kann man so einen Hund nicht so lange allein lassen, wenn er so klein ist. Vor allem nicht mit der Katze, wenn sich die beiden noch nicht aneinander gewöhnt haben Unsere Gretel, die Katze, ist ein ganz spezieller Charakter.


    Aber genau darauf wird es hinauslaufen, wenn der Hund jetzt dann kommt und meine Oma 8 - 10 Stunden am Tag in ambulanter Reha ist. Und den Rest des Tages körperlich alles andere als fit ist. Was soll denn ein quirliger Weple mit ihr anfangen, und andersrum???? Die Gretel ist auch schon zu träge, um mit ihm herum zu toben. Die war schon immer eher lethargisch.


    Meine Mutter und ich haben keine Zeit und sehen es auch nicht ein, den ganzen Tag bei ihr zuhause zu sitzen und auf den Hund aufzupassen. Ich meine, wenn es nicht anders geht, und die Unvernunft letztendlich siegt, dann würde ich es allein dem Hundilein zuliebe tun, wie es zeitlich einzurichten ist, doch eigentlich würden wir damit diesen Irrsinn noch unterstützen. Außerdem muss sie am Ende mit ihm klarkommen, weshalb auch sie diejenige sein sollte, die hauptsächlich erzieht. Er muss auf sie hörn und nicht auf uns.


    Wir finden das unverantwortlich, können aber nichts Ausschlaggebendes tun, ohne am Ende als A****löcher dazustehen, weil wir die einzigen zu sein scheinen, die sich was bei der ganzen Sache denken. Und wir können es ihr nicht verbieten.


    Es ist doch noch so ungewiss, was nach der OP ist, was geht, und was nicht. Das Risiko bei der OP ist bei Ihrer kaputten Lunge nach Aussage des Anästhesisten sehr hoch. Da kann man doch nicht ernsthaft daran denken, kurz nach der OP und bei dem sowieso allgemein unfitten Zustand einen Welpen zu holen.


    Was denkt ihr denn darüber?! Habt ihr ähnliche Situationen erlebt? Meine Mutter und ich sind mittlerweile am Ende unseres Lateins angekommen :ka: :verzweifelt: :???:


    Danke schonmal, Aileen

  • Das Problem ist halt, dass eure - vernünftigen - Argumente auf Krankheit und Tod hinaus laufen. Vollkommen richtig, aber das zu akzeptieren ist nicht einfach und braucht Zeit. Welpe bedeutet dagegen Hoffnung.
    Um Zeit zu gewinnen, wären Argumente alten Hund nicht belasten, erst die Reha machen vlt besser

  • Puh das ist echt schwierig, offensichtlich will sich Deine Oma von dem Welpen nicht mehr abbringen lassen. Das Problem ist, dass Menschen in dem Alter echt starrköpfig sind, wenn sie sich etwas einbilden, das sehe ich an meinem Vater, er ist jetzt 81.
    Ein älterer Hund aus dem Tierheim wäre hier sicher die besser Lösung. Ich würde da vlt. noch einmal an der Tante ansetzen und ihr das Szenario noch einmal vor Augen halten, ich fürchte wirklich, dass ihr bei der Oma keine Chance habt. Oder ihr sprecht einmal mit dem Züchter, das kann ja auch nicht in seinem Interesse sein, dass sein Welpe dahin kommt, zumindest nicht wenn er seriös ist.

  • Vielleicht kommt ihr da mit Fragen weiter. Was passiert mit Haus und Hof, wenn sie selbst nichts mehr machen kann? Was passiert mit den Tieren? Könnte der Welpe dann eventuell zurück zum Züchter? Nimmt ihn deine Tante? Kommt er ins Heim? Das sind ja in jedem Alter ganz vernünftige Fragen.



    Ich glaube, mit den Themen Erziehung und Beschäftigung kommt ihr da nicht weiter. Da es sich ja nicht um den ersten Hund handelt, hat sie da vermutlich eine gewisse Sicherheit. Dazu die Einsamkeit, ein niedlicher Welpe, Hoffnung.... Ihr versucht gerade mit Rationalität gegen Emotionen anzukommen, müsstet aber ebenfalls auf die emotionale Ebene gehen.


    P.S.: Die Tierheime, die ich kenne, würden einer Person in dem Alter kein Tier mehr vermitteln.

  • Wo ist der Welpe denn "bestellt"? So gemein es klingt, könntet ihr nicht eventuell mit dem Züchter reden?


    Ansonsten; Kann sich die Tante nicht kümmern, wenn sie da schon so schön mitspielt?

  • Welcher Züchter gibt denn einen Welpen an eine 78 jährige Frau, die auch noch mit diesen gesundheitlichen Belastungen und Einschränkungen zu kämpfen hat?
    Kann es sein, daß der Züchter annimmt der Welpe wäre für deine Tante und nicht für die Oma?

  • Da kann ein Forum wirklich wenig helfen.


    Versetze dich doch mal kurz gedanklich in die Situation deiner Großmutter.
    Noch arbeitet sie am Hof.
    Ihr alter Hund wird bald sterben.
    Sie ist alt und gebrechlich.
    Sie muss sich einer schwierigen OP unterziehen.
    Die Tochter und die Enkelin wollen möglichst keine Arbeit übernehmen und appellieren an ihre Vernunft.
    Sie sehnt sich danach, dass es weiter gehen soll wie bisher.
    Da kommt ein neuer junger Hund gerade recht.


    Auch wenn ihr es vielleicht besser wisst, darauf kommt es nicht immer an.
    Wenn deine Großmutter tatsächlich nicht mehr kann, wird sie das auch selbst wahrnehmen, dauert halt ein wenig.


    LG, Friederike

  • Uns wurde eröffnet, dass schon der nächste Hund bestellt bzw. reserviert ist. Ein Welpe von 4 Wochen, der bei geplanter Abholung etwa 10 Wochen alt sein wird.

    Nachfragen wo der Hund her kommt und den Verkäufer informieren.

    Wir finden das unverantwortlich, können aber nichts Ausschlaggebendes tun, ohne am Ende als A****löcher dazustehen,

    Ihr könnt schon was tun - mit dem Verkäufer des Welpen reden und der Oma signalisieren, dass sie von Euch keine Hilfe zu erwarten hat.
    Oma wirklich mit dem Hund die ersten 8 Tage alleine lassen - wenn denn der Hund einziehen wird.. Sie muss selbst merken, dass sie überfordert und im Unrecht ist.

  • Ich finde die Idee der Oma völlig ok. Die Dame lebt ein selbstbestimmte Leben und möchte sich nicht zurück lehnen und loslassen.


    Übrigens ist der Welpe ja noch nicht alleine da der Alte noch lebt.


    Wenn ihr eure Oma gerne habt dann geht doch 1 oder 2 mal die Woche mit dem Hund raus oder arbeitet etwas am Gehorsam. Eigentlich ist so ein Leben genau das was zum Berner passt.
    Natürlich sollte man besprechen was mit den Tieren passiert wenn sie nicht mehr kann. Aber das lässt sich doch lösen und vielleicht gibt ihr der Welpe Kraft?


    Ich muss da immer an meine Oma denken. Die wollte so gerne Hühner halten und ihre Tochter hat sie so lange gedrängt bis sie den Wunsch aufgegeben hat .... das ist jetzt 20 Jahre her .... in der Zeit hätte sie Generationen von Hühnern gehabt ...

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