Plötzliche Leinenaggression bei Tierheimhund, was soll ich noch tun?

  • Guten Morgen zusammen,


    ich habe vor einem Jahr meine zweijährige Boxer - Malinois -Hündin Nala zu mir geholt. Da ich schon vor ihr zwei Hunde hatte, die ich als durchaus sehr gut erzogen betiteln würde ( muß dazusagen, diese hatte ich von Welpenalter an), war ich der Meinung, dass ich Nala ebenso gut "hinkriege".


    Nala wurde mir als Angsthund vermittelt, wovon man nur die ersten Wochen was merkte.


    Allerdings hat sie in der Zeit bei mir nun scheinbar von jetzt auf gleich eine extreme Leinenaggression entwickelt, die ich mir wirklich nicht erklären kann.


    Sie hat über Monate andere Hunde komplett ignoriert, egal wie diese sich aufgeführt haben. Ging an lockerer Leine an ihnen vorbei und alles war gut.


    Dann plötzlich war sie gegen einige aggressiv, fing schon von Weitem an zu fixieren, ihr Rückenfell Stellte sich auf und sie begann, immer aggressiver zu werden, je näher wir dem anderen Hund kamen.


    Für mich geht das natürlich gar nicht, zumal sie sehr kräftig ist und ich große Probleme habe, sie zu halten, wenn sie sich derart in die Leine wirft und Theater macht. Davon abgesehen ist es auch für mich nicht nur peinlich vor anderen Leuten, sondern auch purer Stress, denn ich kann mir nicht immer die Wege aussuchen, auf denen uns garantiert kein anderer Hund begegnet, zumal unser Städtchen sehr viele Hundebesitzer hat.


    Gut, wir waren dann bei einer Hundetrainerin. Diese hat mir gezeigt, wie ich Nala blockieren soll, zb blitzschnell vor sie treten, sie mit der Hand an die Brust fassen und zurück drängen, dabei bestimmt NEIN sagen. Anfangs hat das funktioniert, weil sie verwirrt war durch mein Verhalten.


    Inzwischen juckt sie das gar nicht mehr und sie versucht, sich einfach an mir vorbei zu drängen. :omg:


    Sie ist in derlei Situationen weder ansprechbar noch reagiert sie auf Berührungen, die sie je eigentlich dazu bringen sollten, das Fixieren zu unterbrechen.


    Ich habe dann nach diesem Misserfolg, den ich über Monate durchgezogen habe, einen anderen Hundetrainer konsultiert, der mir Markertraining empfahl. Sprich, wann immer Nala sich vom anderen Hund ab - und mir zuwendet, Click, Leckerli hinter mich werfen.


    Er brachte zum Üben seinen top erzogenen Bordercollie mit, da funktionierte das natürlich 1A, weil er Nalas Gepöbel bzw sie komplett ignorierte und die Leckerlis dann nach zehnmal am selben desinteressierten Hund vorbeigehen dann doch interessanter waren für Nala.


    In der Praxis mit anderen schlecht erzogenen Hunden, die auch wie verrückt zurückkläffen , sieht das natürlich wieder so aus, dass sie sich nicht abwenden möchte, sobald sie den anderen Hund erspäht hat und ich bekomme sie aus diesem Fixiermodus auf Teufel komm raus nicht mehr herausgerissen.


    Nun bin ich echt mit meinem Latein am Ende. Habt ihr noch irgendwelche Ideen?

  • Damit du sie überhaupt halten kannst würde ich erst mal ein Halti dran machen.
    Dann würde ich mir einen Trainer suchen. Schmerzen können ausgeschlossen werden? Gab es ein Ereignis mit einem anderen Hund? Sind ja nun auch beides Rassen die nicht unbedingt andere Hunde zwingend toll finden

  • Trainer hatte ich ja schon zwei. Ich weiß leider auch nicht, nach welchen Kriterien ich diese aussuchen soll, denn am Anfang klingt ja immer alles sehr plausibel, was die so erzählen und an Tipps geben. Nur ist es bei uns leider absolut nicht alltagstauglich.


    Ich bin jetzt auch niemand, der komplett unsicher oder unerfahren im Umgang mit Hunden ist, ich kann das Gelernte durchaus umsetzen, nur ist mir dieses Problem bisher gänzlich unbekannt mit der Aggression an der Leine.


    Schmerzen kann man denke ich ausschließen. Wir waren erst vor einer Woche beim TA zum Checkup, auch Schilddrüse etc.


    Ereignisse mit anderen Hunden wären mir keine bekannt, zumal sie vom vermittelnden Tierheim auch als "verträglich mit allen Hunden" beschrieben wurde. In der Hundegruppe dort mag das ja so gewesen sein, auch im Freilauf ist das alles kein Problem, es ist wirklich nur an der Leine so, dass sie garstig wird.


    Wenn ich sie ohne Leine rennen lasse und uns kommt ein anderer Hund entgegen, egal ob angeleint oder nicht, lässt sie sich problemlos abrufen und fixiert diesen auch nicht. Aber sobald die Leine dran ist, scheint sich da irgendein Schalter bei ihr umzulegen und das Gepöbel geht wieder los.

  • Hi, klar - erstmal schauen, ob gesundheitlich was im Argen liegt. Dann mit einem guten Trainer abklären, was sie zu diesem Verhalten veranlasst. Sie wird jetzt halt erwachsen, da ändert sich gerne mal was im Verhalten.


    Ganz praktisch: Doppelsicherung mit Geschirr und Halsband (oder Halti). Das macht Dir das Halten leichter. Und falls sie noch keinen Maulkorb kennt: Da würde ich schonmal mit Maulkorbtraining anfangen. Manche Leute reagieren zwar komisch auf Hunde mit Maulkorb - aber Dir kann es helfen, Dich in diesen Situationen sicherer zu fühlen.


    Habt Ihr eine gute Hundeschule in der Nähe? Dort können z. B. auch Situationen wie das Vorbeiführen an verschiedenen Hunden, Beobachtung des Geschehens vom Rand aus etc. im kontrollierten Rahmen trainiert werden. Unser früherer Hundetrainer hat damit so einige „Leinenpöbler“ zu an der lockeren Leine gehenden Hunden ausgebildet.


    Ich finde es jedenfalls gut, dass Du Dich kümmerst, und drücke Euch beide Daumen.

  • Ach ja - Tipps bei der Trainersuche können Dir bestimmt bei Dir in der Nähe wohnende Forenmitglieder nennen. Oder frag mal bei einem örtlichen Tierheim oder Tierschutzverein an, ob die Erfahrungen mit örtlichen Trainern haben und jemanden empfehlen können, der sich speziell um unerwünschtes Verhalten kümmert.

  • Hundeschule gibt es eine, ob die gut ist, kann ich natürlich nicht sagen. Die einen loben sie in den Himmel, die anderen finden sie eher mäßig. Aber einen Versuch wäre es wohl wert nach den zwei missglückten Versuchen, einen Trainer zu finden der sein Geld wert ist. ;)


    Ich möchte das auf jeden Fall in den Griff bekommen, denn es ist einfach für beide Parteien nicht schön und generell ist sie wirklich ein sehr lieber Hund. Sie ignoriert zb daheim die Näpfe meiner beiden Katzen komplett. Sie können bis obenhin voll sein mit Futter, sie rührt es nicht an, auch wenn ich längere Zeit außer Haus bin. Und das, obwohl sie damals als halbverhungerter Fundhund ins TH kam und auch jetzt jedes Bißchen, was ich ihr gebe, runterschlingt als gäbe es morgen nix mehr.


    Ich glaube und hoffe daher, dass sie auch lernen kann, andre Hund nicht mehr anzupöbeln, wir brauchen nur die richtige Methode.

  • Ich kann als Sofortmaßnahme empfehlen, Hundesichtungen als solche "Schönzufüttern". Hat jedenfalls bei "meinem" Fall als einziges nachhaltig gewirkt.
    Der hatte einfach riesig Stress mit unverhofften Hundebegegnungen an der Leine. Dazu bin ich gezielt mit Hund wohin gegangen, wo ich Hunde treffe (also vor die Tür in meinem Fall). Mit Wurststückchen. Sobald ein Hund auftaucht wurst rein. Also nicht warten bis deiner sich zu dir orientiert (das war erst mal für meinen viel zu schwierig). Sondern die Verbindung fremder Hund= wurst.
    So weiter Abstand, dass deine noch nicht auslöst. Und natürlich sehr dosiert. Also nicht überfordern.


    Meiner hat damit sehr schnell erreicht, dass er sichbei Hundesichtung nicht so schnell hochgespielt. Damit hatten wir die Möglichkeit/das Zeitfenster, um dann Umorientierung/ alternativverhalten zu erarbeiten.


    Dazu natürlich ein Notfallmanagement, dass dich und den Hund sicher durch den Alltag bringt. Halti ist sicherlich auch ne Option.Bei mir war das ein zusätzliches Kettenhalsband (und wie ich das händeln kann) und Yogakurs für mich, damit ich nicht schon im Vorhinein schwitze, sondern halbwegs nüchtern und Sicherheit ausstrahlend agieren konnte. Auch im Hinblick auf die anderen HH, damit wir nicht (komplett) zum Schrecken der Strasse wurden.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!