Lucas und seine Anfälle, Epilepsiemedikamente - Für und Wider

  • Wie gesagt es ist sehr individuell.


    Aber meiner hatte das mit dem Hunger auch.
    Er bekommt nun 3 etwas kleinere Malzeiten am Tag.
    Und immer mal was zwischendurch.
    Z. B. Reiswaffel mit einem Hauch Leberwurst drauf.
    Bei ihm reicht eben schon: "Er hat was bekommen."


    Unangenehmer ist, dass die Tabletten auch Durst machen.
    Er daher viel öfter raus muss.


    Und er schläft nicht mehr durch.
    Also einmal nachts sind wir draußen.
    In den seltensten Fällen, weil er tatsächlich dringend muss sondern einfach, weil er dann unruhig ist.
    Und morgens weiß er eben auch, jetzt ist aufstehen.
    Am Wochenende ging früher auch mal eine Stunde länger schlafen.


    Das ist schon eine beschissene Krankheit, die viel Management erfordert.
    Ich weiß auch oft nicht, was jetzt Grunderkrankung oder doch Nebenwirkung ist.


    Aber bei ihm waren die Anfälle so schlimm und häufig, dass keine Alternative zu überlegen war.


    Die Tabletten müssen alle (exakt) zur bestimmten Uhrzeit genommen werden. Egal ob alle 8 oder 12 Stunden.
    Felix toleriert so eine viertel Stunde später ohne das was passiert.


    Ich persönlich würde lieber bei den bewährten Mitteln bleiben.
    Nur wenn das gar nicht geht, auf ein neues Produkt umstellen.
    Nebenwirkungen haben die alle, der Eingriff in die Neurologie ist ja im Grunde das Wirkprinzip.

  • Meine Jule (die auf dem Avatar) ist jetzt fast 11 Jahre alt und leidet seit sie 4 ist unter Epilepsie.
    Anfangs waren das so 4 Anfälle im Jahr (so 2 Jahre lang) und bis dahin keine Medikation nötig.
    Ab 6jährig verstärkte sich das Anfallsgeschehen allerdings deutlich - wir kamen plötzlich auf alle 14 Tage einen Anfall.
    Wir wurden dann von unserer TÄ zu einem Spezialisten (Neurologen) in der Tierklinik Lüneburg geschickt. Dort wurde Jule einmal "auf den Kopf gestellt" und es wurde ideopathische Epilepsie festgestellt.
    Ab da haben wir medikamentös behandelt. Da ich auch erst arge Angst wegen der Nebenwirkungen hatte, wollte ich erst Pexion (Wirkstoff Imepitoin) ausprobieren. Neurologe sagte halt, das Medikament gibt es noch nicht so lange auf dem Markt (zu der Zeit höchstens 2 Jahre) und man könne das ausprobieren. Leider ging das nach hinten los, Jule entwickelte Serienanfälle - einen Abend so schlimm, dass sie 1,5 Stunden mit ca. 11 Anfällen hintereinander zu tun hatte. Nach Rücksprache mit dem Neurologen haben wir dann sofort auf Luminal umgestellt und das Pexion ausgeschlichen.
    Der Hund war zwar die ersten 2 Wochen völlig neben der Spur (ich hatte zwischendurch immer telefonischen Kontakt zum Neurologen, und der sagte, wenn die so läuft, wie Sie, wenn Sie 3 Atue auf dem Kessel haben, dann ist das ok - das zeigt, dass das Mittel wirkt und sich der Spiegel aufbaut).
    Nach diesen 2-3 Wochen war Jule eigentlich wieder (fast) die Alte - etwas langsamer und ruhiger, aber sonst völlig ok.
    Und: die Anfallsfrequenz hatte sich reduziert auf alle 6-8 Wochen.
    Vor 2 Jahren mussten wir sie wegen einer Gebärmutterentzündung kastrieren - und was soll ich sagen: seit dem haben wir nur einen einzigen Anfall gehabt *leiseflüstert*....
    Bei Jule war wohl der Homonhaushalt ein Trigger für die Anfälle.


    Grundsätzlich: es ist sehr wichtig, die Anfallsfrequenz runterzufahren, da jeder Anfall im Gehirn "Spuren" hinterlässt, die den nächsten Anfall begünstigen. Und irgendwann, wenn die Spuren so richtig "ausgetreten" sind, ist es sehr schwer, die Hunde medikamentös einzustellen.


    Was ich damit sagen will: wir leben seit 7 Jahren damit - das ist kein Todesurteil für den Hund. Und ja, sicher haben die Medikamente auch Nebenwirkungen, das sind halt keine Halspastillen - deswegen sollte man regelmässig die Blutwerte checken lassen.

  • Ich lese momentan auch sehr viel zu dem Thema, da meine Hündin evtl. Epilepsie hat. Erster Anfall war Anfang Januar, 2. + 3. Anfall war letzten Sonntag, also 1 Monat später und direkt "mehr".
    Ich befinde mich derzeit noch in den Untersuchungen mit ihr und hab Dienstag einen Termin in der TK um mehr als die "normalen" Dinge abklären zu lassen, da mein TA die Mittel dafür nicht hat und zu wenig Ahnung auf dem Gebiet hat.


    Bevor ich aber über Medikamente nachdenke, möchte ich erst alles was möglich ist, ausschliessen lassen.
    Einzig mit Taurin beginne ich zeitnah, da das u.A. lt. dem o.g. Epilepsie-Forum, zumindest anfallsmildernd sein kann, manche wurden dadurch sogar fast oder ganz anfallsfrei. Schaden tut es nicht, daher ist das erstmal mein Mittelchen der Wahl, bis ich eine Diagnose hab.


    Grundsätzlich wäre ich Pro dem neuen Medikament, aber für mich persönlich ist der 8 Stunden Zyklus zu riskant. Man muss bei solchen Medikamenten ja sehr pünktlich sein und das könnte ich vermutlich nicht 100% zuverlässig lebenslänglich leisten.


    Liebe Grüße

  • Ich selbst habe auch einen Hund mit schwerer Epi. Sie bekommt Luminal und Libromide. Unsere Bonny ist jetzt 5 Jahre und erkrankte an Epi mit 14 Monaten. Die GM kamen am Anfang alle 8-10 Tage. Durch Imepitoin der Name des Medis für Hunde ist Pexion, bekam sie Serienanfälle.


    Pexion ist seit mehreren Jahren auf dem Markt und wurde ursprünglich für die Humanmedizin entwickelt. Da es bei Rauchern nicht ausreichend wirkt bekam es keine Zulassung und wurde in der Vet-Medizien vermarktet. Ich bin seit seit 4 Jahren Mitglied im Epiforum für Hunde und habe so wie Patti es schreibt, schon sehr viele Hundhalter erlebt, die wieder umstellen müssen auf Luminal oder ein anderes Antiepileptikum. Pexion wirkt in anderen Bereichen des Gehirns als z.B. Luminal. Es gibt Hunde die reagieren gut darauf, andere vertragen es gar nicht und die Krankheit verschlimmert sich dadurch. Wenn ein Hund vorher schon Serien hatte (mehr als einen Anfall innerhalb 24 Stunden) ist Pexion auf keinen Fall geeignet.


    Auch Hunde, die "nur" fokale Anfälle haben, sollten wenn diese häufiger vorkommen auf Medis eingestellt werden. Auch hier wird die Häufigkeit sich mit der Zeit steigern oder es kommen GM's dazu. Bei jedem Anfall sterben Gehirnzellen ab.
    Anmerken möchte ich noch, nur die Tatsache ob ein Hund keinen Kot und Urin absetzt während des Anfalls, sagt nichts über die schwere des Anfalls aus. Bonny hat zum Teil sehr starke Krämpfe, ist danach kurzzeitig blind, verliert während des Anfall nie Kot, ganz selten etwas Urin.


    Bei fokalen Anfällen geben Neurologen neben Luminal auch gerne Gabapentin.


    Jede andere Erkrankung kann auch dazu führen, das vermehrt Anfälle auftreten. Da sollte man auch drauf schauen.


    Epi ist eine schwere Erkrankung. Aber auch ein Leben mit Epi und Medikamenten ist für den Hund lebenswert. Durch die ersten Nebenwirkungen und die Einstellungsphase muss man halt durch.


    Bei Epi sollte man immer einen Fachmann aufsuchen. Normale Haustierärzte sind mit der Krankheit fast immer überfordert. Für mich kann ich nur sagen, ohne Neurologin, würde mein Hund heute nicht mehr leben. Man muss ja auch nicht ständig dort hin. In der Regel arbeiten sie mit dem Haustierarzt zusammen.



    tkknq, für dich habe ich noch den Tipp Libromide falls es wirklich Epi sein sollte. Es ist im Normalfall für TÄ nicht das Mittel der ersten Wahl, weil "veraltert" und bei der Fütterung ist einiges zu beachten. Hier bist an keine feste Uhrzeit gebunden. Es zählt nur die Tagesmenge, die aber mit dem Futter gegeben werden muss. Außerdem braucht es etwa 3 Monate, bis es voll wirkt. Wenn man täglich pünktliche Pillenzeiten nur schwer einhalten kann, aber eine gute alternative.

  • Bei jedem Anfall sterben Gehirnzellen ab.

    Damit sich das nicht so hartnäckig hält, erkläre ich warum es so nicht stimmt. ;) (Liebe Grüße an euch!))


    Ein Anfall ist ein synchrones Aktionspotential einer größeren Gruppe Nervenzellen. Dabei wird aber keine höhere Spannung o.ä. erzeugt, sondern es wird nur die normale Reaktion gleichzeitig ausgeführt. Also entsteht dadurch auch kein Schaden.


    Lediglich wenn der Anfall über 20 Minuten dauert, die Sauerstoff-Versorgung des Gehirns oder einzelner Regionen eingeschränkt ist, können Neuronen absterben, daher ist der Status epileptucus so gefährlich.


    Auch speziell kurze, fokale Anfälle verursachen keine organischen Schäden. Das passt auch zu allem, was ich in der Neurobiologie so gelesen habe.


    Zu Luca,
    Ich weiß nicht ob er ähnliche Anfälle wie Fussel hat, es hören sich so an, kann ich nur sagen das ich es gut abwägen würde.


    Fussel hat seit seinem 11 Monat diese Anfälle, zwischen 5 - 7 Anfälle im Jahr.
    Manchmal hatte er innerhalb 10 Tagen 2 und dann Monate nichts.


    Letztes Jahr hatte er 9 Anfälle und ich war wirklich am Überlegen ob es nun Zeit für Medikamente wird, doch er hatte auch mit Erkrankungen zu kämpfen, wie wiederkehrende Blasenentzündungen und nun ist er dadurch inkontinent geworden.
    Dann fiel mir ein das ich lange kein Taurin mehr gegeben hatte (hatte ich gut geholfen) und wieder im Januar begonnen, als er den ersten Anfall in diesem Jahr hatte, momentan ist Ruhe. Eventuell eine Option für euch?


    Wenn die Tendenz bei zwei Anfällen im Monat bleibt, würde ich schon zu Medikamenten tendieren, wie das Pheno.


    LG Sabine

  • Hallo Sabine! :winken: ich denke schon, dass auch bei schwereren Anfällen oder Serien Hirnzellen absterben oder es eine Veränderung geben kann.
    Anders kann ich es mir auch nicht erklären, dass Bonny direkt nach einer Serie draußen nicht mehr apportieren kann. Zuhause alles kein Thema, draußen konnte sie es auch perfekt bis zu einer Serie. Es lässt sich auch nicht neu aufbauen. Sie bekommt draußen die Verknüpfung, ich werfe sie holt es, nicht mehr hin. Sie läuft z.B. zum Futterbeutel, nimmt ihn nicht mehr auf und bleibt dabei stehen. Verstecken und sie sucht geht.
    Nach einer anderen Serien kann ich sie aus dem Platz raus nicht mehr abrufen. Sie bleibt liegen und muss abgeholt werden. Lass ich sie Sitz machen, kommt sie angeflogen.
    Ihre Anfälle waren nie länger als 3-4 Minuten.
    Da beides direkt nach Anfällen aufgetreten ist, denke ich schon es gibt einen direkten Zusammenhang. Neues erlernen fällt ihr nicht schwer. Es ist ja nicht so, dass sie dadurch neben sich stehen oder dumm werden. Ansonsten merkt man ihr auch nichts an.


    Bei Fussel sehe ich es genau wie Du. Er hat keine schweren Anfälle und wenn es durch Krankheit, Stress usw. in einem Jahr ein paar mehr sind, ich hätte auch noch kein AE eingesetzt. Das schafft ihr weiterhin auch so. Man muss die gesamte Entwicklung und die Umstände immer mit einbeziehen.
    Neben Taurin würde ich noch B Vitamine und kaltgepresstes Kokosöl geben.

  • ich denke schon, dass auch bei schwereren Anfällen oder Serien Hirnzellen absterben oder es eine Veränderung geben kann.

    Marita, es ging mir nur darum, dieser Verallgemeinerung vorzubeugen, da es so "immer" betont wird, egal welche Anfälle. ;) Dein genanntes Beispiel hatte ich auch mit gemeint, eben schwere Anfälle, Serien, Status, alles was mit der Sauerstoffversorgung des Gehirnes zu tun hat.


    Alles Gute deiner Brausemaus und einen schönen, ruhigen Sonntag!! :winken:


    LG Sabine

  • Und das Medikament, das ich meine, muss noch neuer sein und eben wirklich alle 8 Stunden gegeben werden.

    Pexion? Ist aber auch nicht ohne von den Nebenwirkungen.


    Mir fehlt irgendwie noch ein guter Teil Diagnostik in diesem Fall. Warst Du mal bei einem Spezialisten zum Thema?

  • Pexion? Ist aber auch nicht ohne von den Nebenwirkungen.
    Mir fehlt irgendwie noch ein guter Teil Diagnostik in diesem Fall. Warst Du mal bei einem Spezialisten zum Thema?

    Pexion ist das hier, meine ich jedenfalls, schon genannte Imepitoin. Wird aber auch alle 12h gegeben normalerweise.


    Mich würde aber auch echt interessieren, was das für ein neues Medikament sein soll.


    Ansonsten wurde ja jetzt auch schon Einiges beigetragen. Ich denke auch nach wie vor, dass man einen Neurologen zurate ziehen sollte. Das ist einfach nochmal was Anderes. Und unsere Neurologin hat mich auch wirklich sehr gut aufgeklärt und mir alles offen gelassen :)

  • Ich habe auch direkt an Levetiracetam gedacht, das muss alle 8 Stunden gegeben werden und ist zumindest insofern neu, als dass es ein Antiepileptikum für Menschen und bisher noch nicht für Hunde zugelassen ist (kann vom Tierarzt aber umgewidmet werden).


    Meine Hündin bekommt es seit inzwischen 11 Monaten gegen ihre fokalen Anfälle und bei ihr wirkt es wirklich sehr gut - die erste Tablette gab es nachts um 12, ab dem nächsten Tag waren ihre Anfälle zu 99 % weg. Nebenwirkungen habe ich keine bemerkt. Inzwischen kommen kleinere fokale Anfälle zwar ab und zu wieder durch (vor allem in Situationen, die vorher auch schon Anfälle ausgelöst haben, wie z.B. der Wechsel zwischen Licht und Schatten oder schnelle Handbewegungen in der Nähe des Kopfes), aber es ist überhaupt kein Vergleich zu früher und viel, viel besser.


    Vor dem Levetiracetam hat sie auch mal einen Monat lang Pregabalin bekommen, das hat aber überhaupt nicht geholfen, im Gegenteil. Die Anfälle waren nach wie vor da, wurden eher noch schlimmer und zusätzlich wurde sie sehr instabil und wackelig auf den Beinen. Der Unterschied wurde mir aber erst so richtig bewusst, nachdem wir es wieder abgesetzt hatten.


    Allerdings ist das natürlich immer sehr individuell und nicht jedem Hund hilft jedes Medikament gleich gut (gerade bei epileptischen Anfällen, für die es ja ganz unterschiedliche Auslöser geben kann).

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