Keine Verbindung zum Welpen

  • Ich glaube,"Welpenblues" ist auch erst ein Thema geworden,

    Nein, Welpenblues ist ein erst ein Thema, seitdem es einen Namen dafür gibt.
    Vorher nannte man es eben "keine Bindung aufbauen können", oder dgl.

  • Was den Welpenblues angeht schließe ich mich @RafiLe1985 an. Ich war bei drei Hunden einmal davon betroffen - bei der mittleren Hündin. Nachdem meine erste Hündin, mit der ich eine sehr starke Verbindung hatte, die einfach der perfekte Hund war, mit 5 Jahren an Krebs erkrankte und mit knapp 8 Jahren starb, war ich total heiß drauf, wieder einen Welpen zu bekommen. Die Zweieinhalb Jahre waren sehr schlimm für mich und im Nachhinein muss ich erkennen, dass ich mir das irgendwie so vorgestellt habe: Neuer Welpe, alles wird wieder so wie vorher. Ich habe dann erstmal 3 "Anstandsmonate" gewartet. Als es dann soweit war, waren die ersten zwei Wochen wirklich schlimm. Der Welpe war genau das Gegenteil von meinem alten, perfekten Hund. Am liebsten hätte ich das kleine Mistvieh wieder zurück zum Züchter gebracht. Wir sind dann aber natürlich doch noch zusammen gewachsen. Aber seitdem weiß ich, was der "Welpenblues", oder wie man es auch immer nennen will, ist.


    Und ja, das kommt von zu hohen Erwartungen. Beim dritten Hund wusste ich, dass der Welpenblues kommt. Ich wusste, dass ich den Welpenkauf am nächsten Tag bitter bereuen würde. Ich war auf eine kleine Dreckstöle eingestellt, die mir erstmal richtig zeigen würde, was ich mit dem letzten Hund verloren habe. Und da war gar nix. Wir sind nach Hause gefahren und waren von Minute 1 ein Herz und eine Seele und meine Welt von heute auf morgen wieder in Ordnung. Keine Ahnung, wie sowas funktioniert.


    Chemie scheint übrigens auch eine Rolle zu spielen. Ich finde Welpengeruch eigentlich ganz toll, aber bei der zweiten Hündin (wo ich den Welpenblues hatte) fand ich anfangs, dass die stank. :ka: Das war nur so eine unterschwellige Geruchsnote. Der Hund roch ansonsten völlig normal.


    Zähne zusammenbeißen lohnt sich jedenfalls. Welpenblues oder nicht, irgendwann ist das überstanden und dann schleicht sich nach und nach der Spaß in den Hundealltag. ;)

  • Zähne zusammenbeißen lohnt sich jedenfalls. Welpenblues oder nicht, irgendwann ist das überstanden und dann schleicht sich nach und nach der Spaß in den Hundealltag. ;)

    Und wenn nicht, sollte man aus dem "irgendwann" keine "Ewigkeit" machen, dem Hund zur Liebe und der eigenen Psyche. Ich finde den Gedanken irgendwie befremdend, eine Verbindung zu einem Hund zu erzwingen (was es ja letztendlich irgendwie ist).

  • Dem kann ich mich zu 100% anschließen. :dafuer:
    Aber vllt auch, weil ich es eben nicht kenne, geschweige denn bis vor 1,5 Jahren noch nie vom Welpenblues gehört habe.

    Ich fänd das ziemlich vorschnell, ehrlich gesagt.


    Und wieso eigentlich "ominöser" Welpenblues? Nur weil du/ihr dieses Gefühl nicht kennt, gibt es das also nicht?


    Mir ging es übrigens auch so. Und hätte meine Ma mir nicht geraten, noch ein paar Wochen [mit der Rückgabe] zu warten, wäre die Schweinebacke nicht mehr hier. Und ich bin gottfroh, dass sie es ist!
    Bei mir lag es viel am Schlafmangel, gepaart mit einer ewig fiependen und nicht Gassi gehen wollenden Nervensäge. Ich war einfach durch. Nach nur einer Woche. Und dann hat man auch noch Urlaub, heißt man hat dieses Nervenbündel permanent am Kopp, ohne Pause. Aber da muss man dann einfach die Zähne zusammenbeißen, es kann ja nur besser werden.

  • Nein, Welpenblues ist ein erst ein Thema, seitdem es einen Namen dafür gibt.Vorher nannte man es eben "keine Bindung aufbauen können", oder dgl.

    Ich glaube auch, dass die Bezeichnung und das "saisonale geballte Auftreten" es schlimmer aussehen lassen als es eigentlich ist. Gedanken, Wünsche, Zweifel hat doch jeder irgendwie in irgendeinem Ausmaß. Manche klären das still für sich, andere brauchen die Öffentlichkeit.

  • Ich fänd das ziemlich vorschnell, ehrlich gesagt.
    Und wieso eigentlich "ominöser" Welpenblues? Nur weil du/ihr dieses Gefühl nicht kennt, gibt es das also nicht?


    Mir ging es übrigens auch so. Und hätte meine Ma mir nicht geraten, noch ein paar Wochen [mit der Rückgabe] zu warten, wäre die Schweinebacke nicht mehr hier. Und ich bin gottfroh, dass sie es ist!
    Bei mir lag es viel am Schlafmangel, gepaart mit einer ewig fiependen und nicht Gassi gehen wollenden Nervensäge. Ich war einfach durch. Nach nur einer Woche. Und dann hat man auch noch Urlaub, heißt man hat dieses Nervenbündel permanent am Kopp, ohne Pause. Aber da muss man dann einfach die Zähne zusammenbeißen, es kann ja nur besser werden.

    Naja keiner hat ja gesagt, dass es das nicht gibt. Aber liegt vllt. daran das ich es noch nie erlebt habe... Bei den Meisten geht es sicher gut, aber ich finde man sollte aus dem "Blues" keine Ewigkeit werdenlassen, weil das weder für den Welpen noch für einen selbst nicht gut sein kann. Also wenn sich nach wenigen Tagen keine Besserung einschleicht. Ist ja wirklich die Frage: Wie lange warten? Wie lange muss der Welpe/Hund es mitmachen, dass man ihn erstmal nicht liebt und alles an dem nervt?

  • Ich hatte noch nie einen Welpen, also weiß ich nicht, wie es bei mir wäre.


    Zu meiner Coco hatte ich allerdings sofort eine "Bindung". Nach dem ersten Probewochenende bei mir, war klar, dass ich diesen Hund möchte und mich auch nicht mehr nach einem anderen Hund umschaue. Als sie dann so nach und nach bei mir eingezogen ist und ich auch ihre "schlechteren" Seiten kennenlernte, war sie trotzdem einfach schon "mein Hund" und ich hätte mir nie wieder vorstellen können, sie zurückzugeben.


    Vielleicht war es bei mir aber auch so, dass ich Coco nicht Knall auf Fall komplett zu mir genommen habe, sondern sie über Wochen immer länger und öfter zu mir genommen habe bis sie dann ganz eingezogen ist.

  • Also ich habe ein ganz anderes Verständnis vom Begriff "Welpenblues". Und ich hatte auch ein ganz anderes Empfinden...
    ... ich habe keine Kinder (muss ich dazu sagen, daher kenne ich das Gefühl nicht, wie es ist, wenn man ein Neugeborenes hat und mit seinen Hormonen erstmal selbst klar kommen muss) und ich kenne auch keinen Brutblick - den viele Frauen haben, wenn sie kleine Babies sehen. Ich habe das nicht. Ist ein Kind. Schön. So in der Art war es bei mir.


    ... und dann kam Lilli...


    Ich hatte gefühlt einen Milcheinschuss, meine Hormone fuhren Achterbahn. Ich schlief über Wochen nicht mehr durch, alle paar Stunden bin ich mit dem Hund in den Garten oder raus. Wo ist der Hund? Was macht er jetzt? Zerlegt sie schon die Wohnung? Schläft sie? Hat sie gefressen?
    Ich wusste in den ersten 1-2 Woche nicht mehr... hatte ich schon geduscht? Habe ich hunger? Habe ich heute überhaupt schon was getrunken? Einkaufen? Hä????


    Die Welt drehte sich nur noch um diesen kleinen Terrorkrümel, der in 0-Komma-Nix mein Herz erobert hatte. Und ja, auch hier gab es zwischendurch einen Tag, an dem ich nicht mehr weiter wusste. Ich heulte, war traurig und über mich enttäuscht, dass ich nicht in der Lage war, dem Hund zu lernen, dass sie mich nicht ständig anspringen soll, dass sie nicht in die Leine zu beißen hat, geschweige denn mich ständig zu attackieren hat mit ihren elenden kleinen verdammten scharfen Milchzähnchen.


    Als ich dann ganz aufgelöst vom Garten wieder in die Wohnung kam und mein Mann mein verheultes Gesicht sah, sagte er: Du wolltest den Hund. Wenn Du aber meinst, es ist zu viel, bringen wir sie zurück zur Züchterin. Denk darüber nach.


    Ich putzte mir die Nase, trocknete meine Augen und sah das kleine Fellbündel an, welches schon wieder an meinem Pulloverärmel hing.


    Und was ist das Ende vom Lied... :herzen1: :herzen1: :herzen1: :herzen1:


    Arschbacken zusammenkneifen - der Hund kann nix dafür. Und es wurde besser. Von Tag zu Tag.

  • Kurz OT

  • Ich find das nach so kurzer Zeit vollkommen im Spektrum des "Normalen".


    Hab ich nicht nur bei Welpen und Kitten, sondern auch bei anderen und erwachsenen Tieren, bei Kindern, beim Zusammenziehen, bei neuen Projekten.... in der ersten Zeit.


    Bei meiner ersten Hündin hab ich mich gefreut wie Bolle auf dem Heimweg. Musste mich zwingen, sie nicht ständig zu betüdeln. Und dann waren die ersten Monate mit ihr die Hölle. Aber sie war mein Seelenhund. Wir sind zusammengewachsen. Sie hat mir viele der schönsten und rührendsten Momente in meinem Leben beschert.


    Letzter Welpe war schon auf der Heimfahrt "Oh Gott, was habe ich getan?!". Und obwohl sie sehr unkompliziert war, hat das mit der Bindung ebenfalls gedauert.


    Aber ich kenne das von mir und stresse mich dann auch nicht (oder zumindest nicht noch mehr). Manche Sachen dauern einfach ihre Zeit. @Muffin17: Rede drüber, schreib deine Gedanken vielleicht auch mal unzensiert für dich nieder - manchmal hilft das. Aber nach einer so kurzen Zeit würde ich aufgrund meiner Erfahrungen nicht zur Abgabe bzw. zum Zurückgeben raten. Wenn du nach zwei Tagen in der Schule oder im Job nicht schon absolut glückserfüllt bist oder nach zwei Tagen als Mutter oder Vater, sagt ja auch keiner: "Ach, wirf hin. Ist schon richtig so."


    Man muss sich in neue Aufgaben einfach reinfitzen und das Hirn muss sich erstmal daran gewöhnen. Also gib dir und euch beiden zusammen Zeit. Sorg einfach dafür, dass es deinem Welpen gut geht. Er rauskommt, er Schutz, Futter und Wasser hat, in Ruhe schlafen kann und nicht unfair behandelt wird - dann fühlt er sich auch geliebt. Und Bindungen müssen wachsen. Immer. Man kann zwar gefühlt einen Draht zueinander haben aber Bindung, Beziehung und Partnerschaft müssen sich immer erst entwickeln - die gibt es nicht ad hoc.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!