Rüde wird nicht stubenrein - Kontrollzwang oder Angst vorm Allein sein? Was tun?

  • Ich stimme meinen Vorschreibern in allen Punkten zu. Ich würde auch raten, eine Betreuung für den gebeutelten Knopf zu suchen und das Alleinesein dann ohne Stress neu zu üben. Leicht gesagt, aber eine echte Alternative gibt es dazu nicht, zumindest keine, die Mensch und Hund gerecht wird.


    Aber was ich noch sagen wollte.

    Nur fühlen wir uns langsam völlig machtlos und es ist sehr belastend, nicht einmal 2 Stunden weg sein zu können weil man dann gleich wieder mehrere Pfützen in der Wohnung und auf dem Sofa hat. Wir wissen nicht mehr was wir noch machen sollen und es ist gar nicht so einfach aus den ganzen Informationen online das richtige herauszufiltern und das gelesene richtig umzusetzen.

    Das ist auch wirklich einer der verteufelten Aspekte der modernen Hundehaltung. Es gibt für fast alles gefühlte 1.000 Ansätze, Empfehlungen, Meinungen und Begründungen. Selten ist eine richtig und alle anderen falsch. Wenn man lustig drauf ist, kann man für jede Empfehlung die Gegenempfehlung finden oder erfinden. Wenn man hilfesuchend drauf ist, treibt einen das in den Wahnsinn.


    Was mir am meisten geholfen hat, ist erstens zu überlegen, was ich, wirklich Klein-Doofi-ich, denke, was für meinen Hund funktioniert. Ohne Begründungen, erstmal rein aus dem Gefühl raus. Dann zu überlegen, was ich am liebsten umsetzen würde und was ich mir noch zutraue, umsetzen zu können. Dann hat man zumindest schon einmal einen Korridor, in dem man sich bewegt und kann meistens einiges ausschließen. Immerhin!


    Aber es ist und bleibt doch immer wieder eine gewisse Gratwanderung, daraus, sich für etwas zu entscheiden, wohinter man selbst auch steht und trotzdem offen zu bleiben für neue Impulse. Daraus, einem Training Zeit zu geben, aber auch zu sehen, wenn es nichts bringt oder die Situation sogar verschlimmert. Das ist nicht einfach. Ein guter Hundetrainer kann dabei eine große Hilfe sein (aber ein schlechter Hundetrainer kann einem auch extrem viel vermasseln).


    Ich will sagen: ja, generell finde ich das auch nicht einfach mit den 1.000 Informationen, aber es scheint heutzutage leider einfach dazuzugehören.
    In eurem Fall herrscht hier aber ein beeindruckender Konsens der unterschiedlichsten DF-Mitglieder hinsichtlich des Problems und der Lösung. Das ist selten genug hier :) Wenn das euch und eurem Hund hilft, mittelfristig zu einem entspannten Alleinsein zu gelangen, freuen sich alle hier, garantiert. Toi toi toi

  • Joa dachte ich auch mal. Hat bei meinem ersten Hund funktioniert. Bei meinem zweiten der nur mit Zweithund alleine bleiben musste ging die Rechnung nicht auf. Ich habe ihn genau durch ständiges auf und ab gehen oder einfach ohne Ankündigung kurz raus gehen permanent in Alarmstellung gebracht. Dadurch kam er nie zur Ruhe, weil er ja immer aufpassen musste, dass ich nicht doch gehe.

    :???:


    Und inwiefern widerspricht das jetzt dem, was ich gesagt habe?


    Ich sage ja gerade, dass Allein bleiben NICHT explizit trainiert werden muss. Und was bei dir "daneben" gegangen ist, ist eben genau diesem expliziten Training geschuldet. Ständiges Rumlaufen in der Wohnung, laufend rausgehen obwohl es nicht nötig ist, etc. Hunde sind nicht blöd.


    Ich bleibe bei meiner Meinung: Wenn alleine bleiben von Anfang an einfach zum ganz normalen Alltag gehört, wird ein bisher normal sozialisierter Hund keine Probleme damit haben.

  • Gehörte es hier. Mein Hund schrie am ersten Tag wo er hier war als ich mir aufs Klo ging und verfolgte noch komplett.


    Ich habe zunächst nicht groß trainiert und bin einfach mal 15 min einkaufen gefahren. Ergebnis 15 min schreiender und sich einpieselnder Hund. Ich habe dann nur nicht hinter her laufen geübt. Alleine bleiben war einfach kurz zum Briefkasten ohne Ankündigung und so was. Ging gar nicht. Schreiender Hund.


    Es klappt jetzt mit RICHTIGEM üben und ganz viel drum rum super.


    Jeder Hund ist halt anders. Bei meinem hat "gehört dazu dazu" gut funktioniert, sondern er muss drauf vorbereitet werden, dass er eine halbe Stunde vorher weiß was gleich passiert.

  • Bei 9 von 10 Hunden klappt das ohne großes Training mit dem alleine bleiben, wenn man Nummer 10 erwischt hat muss man eben andere Wege gehen. Das habe ich auch erst lernen müssen, 3 Hunde habe es nebenher gelernt und Hund 4 sagt nö. Anders habe ich es da sicher nicht gemacht. Gelernt hat er es , hat aber gedauert.


    Bei uns gibt es ein Abschiedsritual. Sobald ich mich anziehe stellt sich meine Hündin vor die Leckerlieschale und kann es kaum erwarten das ich abhaue. Es gibt ein Leckerlie .... Seid schön lieb, ich komme bald wieder :D Wenn ich nach Hause komme werden sie normal begrüßt, nicht überschwänglich, aber auch nicht ignoriert.


    Hat Euer Hund das ganze Haus während des alleine seins zur Verfügung ? Das würde ich nicht machen. Sucht einen kleineren ruhigen Raum, macht ihm ein schönes Plätzchen und trainiert das alleine bleiben neu auf. Den Raum mit dem Sofa würde ich nicht mehr zugänglich machen. Für die ganz langen Tage sucht euch eine Betreuung, das wird dauern bis er das kann.

  • Bei uns gibt es ein Abschiedsritual. Sobald ich mich anziehe stellt sich meine Hündin vor die Leckerlieschale und kann es kaum erwarten das ich abhaue.

    :lol: Das ist hier auch so. Madame bekommt einen Stinkepansen und dann bin ich nicht mehr interessant.
    Sie verpennt die meiste Zeit, ich glaub nicht, daß sie mich vermisst.

  • du könntest als erstes probieren, das Alleinsein positiv zu verknüpfen.
    1. immer die gleiche Routine, sozusagen als Signal an den Hund, dass er jetzt gleich alleine bleiben soll.
    2. du suchst eine Leckerei, die den Hund für eine Zeit beschäftigt. die zeigst du ihm, legst sie in Sichtweite, machst dein Weggehroutine und gibst dann dem Hund das Lecker (Kong mit Leberwurst, Kauzeug, aber dann so eine richtig geile Sache, frisches Rehbein, Suppenfleisch mit Knochen, so was).
    3. du verlässt sofort die Wohnung, Tür zu.
    4. Du kommst sofort wieder rein und nimmst dem Hund das Zeug kommentarlos wieder weg.
    So verknüpft der Hund das Weggehen mit was für ihn superguten und dein Wiederkommen als doof. Seine Gefühlslage wird positiv trotz alleine sein. Er Lernt, das dein wiederkommen eigentlich auch gar nicht sooo super ist.
    Ergebnis sollte sein, dass ihr das Alleinsein danach zügig darauf richtig aufbauen könnt.
    Ich würde ihn vermutlich erst mal auf ein Zimmer beschränken, in dem er keinen Zugang zur Haustütr hat (wg bellen oder irritiert werden durch Besucher im Treppenhaus o.ä.).

  • Ich ergänze nochmal :
    du solltest natürlich nicht einfach einmal kurz gehen und wieder rein kommen. Der Hund soll lernen, dass er was kriegt wenn du gehst, was er unbedingt haben will. Und das er es verliert, wenn du wieder kommst.
    Damit er das lernt, sollst du das drausenbleiben (zügig) etwas verlängern und halt immer so wieder reinkommen, dass noch was übrig ist zum wegnehmen.
    richtiges Alleine bleiben mit richtig weggehen sollte dann auf diese positive Grundhaltung hin neu aufgebaut werden.

  • Mutig finde ich nach wie vor den Hund mit Kausachen alleine zu lassen.


    Verkanten im Maul
    Steckenbleiben im Hals
    Verschlucken großer Teile


    Einmal den Hund wegen sowas im OP gehabt, dann ist man davon geheilt.


    Abgesehen davon finde ich die Verwendung als Ablenkungsmanöver, um sich heimlich aus dem Staub zu machen Fehl am Platz.

  • qMilo. Sorry, aber Lies doch bitte richtig. Das ist kein Ablenkungsmanöver, sondern genau genommen eine klassische Konditionierung.
    Es geht nicht ums ablenken, sondern ums Gefühle ändern.


    PS. meine Hunde haben bisher alle Hundekausachen, inklusive Rehbeine überlebt. Gibt sicherlich immer ausnahmen. aber ich ess auch immer noch Bananen. Trotz der Gefahr auf der Schale auszurutschen und zu sterben.

  • Ja, leider ist da etwas in die ganz falsche Richtung gelaufen. Und das auch für eine lange Zeit. Und eben auch genau in einer Zeit, in der Hunde sehr tief und nachhaltig lernen.


    Ihr müsst komplett neu ansetzen. Und zwar gar nicht beim Alleinsein - das müsst Ihr erst Mal komplett vermeiden bis ihr den ersten Schritt gemacht habt im täglichen Miteinander. Und der findet sich hier:


    Er läuft einem in der Wohnung immer hinterher und möchte auch ständig kuscheln/Körperkontakt.


    Wenn der Hund schon in Anwesenheit seiner Menschen nicht "allein bleiben" kann, dann kann er es ohne sie schon gar nicht. Und nicht, weil er nicht will, sondern weil er nicht dazu fähig ist. Es fehlen sämtliche Grundlagen.


    Ihr müsst den Umgang mit dem Hund in Eurer Anwesenheit komplett ändern. Das wird ein hartes Stück Arbeit, weil die Rasse an dieser Stelle eh dazu neigt distanzlos, aufdringlich und beharrlich zu sein.


    Sucht Euch dafür besser professionelle Hilfe.


    Es wäre ja auch nicht schlimm, wenn nach 6 Stunden eine Pfütze da wäre, da er eben noch jung ist und das anhalten auch noch lernen muss. Ich denke aber dass man 2 - 3 Stunden schon erwarten darf und darum geht es.

    Ja, klar. Ein Hund, der das alles ganz entspannt gelernt hat, kann das in dem Alter locker. Aber das ist für Euch derzeit überhaupt kein Maßstab!

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