Rüde wird nicht stubenrein - Kontrollzwang oder Angst vorm Allein sein? Was tun?

  • Hallo! :winken:


    Ich weiß, dass es zu diesem Thema schon zig Threads gibt und wir haben uns schon viel durchgelesen. Leider haben wir jetzt das Gefühl nur noch unsicherer zu sein. Deswegen wollte ich jetzt speziell zu unserem Fall eure Meinungen und Ratschläge erfahren. Erstmal einige Eckdaten: Wir haben einen Französischen Bulldoggen Rüden, 7 Monate alt. Er ist unser erster Hund. Wir haben ihn mit knapp 9 Wochen zu uns geholt. Er ist ein unglaublich verschmuster Zeitgenosse. Er läuft einem in der Wohnung immer hinterher und möchte auch ständig kuscheln/Körperkontakt. Kommandos hat er immer recht schnell erlernt. Er darf nach Aufforderung aufs Sofa wenn wir auch drauf sind und kuschelt und schläft dann mit einem. Ins Bett darf er nicht, er schläft im Körbchen daneben und weiß auch schon wann es ins Bett geht und tapst von alleine hinein.


    Das Problem: sobald er alleine ist pinkelt er in die Wohnung, fast immer auch aufs Sofa. Er zerlegt auch mal die Sofakissen. Das Pinkeln ist aber das größte Problem. :( : Nachts hält er ohne Probleme auch über 8 Stunden aus. Genauso wenn er mit auf dem Sofa liegt. Da kann er stundenlang an sich halten. Wiederum pinkelt er manchmal in die Wohnung, wenn man nur in einem anderen Zimmer ist und er nicht hinterher kann und das obwohl man eine halbe Stunde vorher unten war. Er wartet dann auch immer vor der Türe. Ab und an wird auch mal gejault (darauf reagieren wir aber nie). Wir haben am Anfang alle Tipp zur Stubenreinheit befolgt, sprich alle 2 Stunden sowie nach dem Schlafen/Spielen/Fressen oder bei Verdacht mit dem Hund raus und gelobt, wenn er sein Geschäft draußen verrichtet hat. Wenn etwas in die Wohnung ging wurde es kommentarlos weggemacht. Er scheint auch zu wissen, dass das Pinkeln draußen „gut“ ist. Er löst sich immer sofort fast komplett sobald wir die Haustür verlassen haben und erwartet dann sein Leckerchen. Er drückt sich dann auf dem Weg immer mal wieder noch ein Paar Tropfen raus, ich glaube weil er weiß, dass er dann belohnt wird. Allerdings dachte ich, dass sich Rüden wenn sie älter sind, nicht immer gleich komplett entleeren sondern über ihr Revier verteilt? Er hebt auch noch nicht das Bein. Sein großes Geschäft verrichtet er überhaupt nicht in der Wohnung.


    Wir haben jetzt gelesen, dass man immer wieder von Zimmer zu Zimmer gehen und die Tür hinter sich schließen soll, so dass er lernt, dass er eben nicht immer dabei sein kann. Das machen wir seit etwas mehr als einer Woche. Auch soll man den Hund nicht immer beachten, damit er lernt, dass er nicht immer im Mittelpunkt steht. Ist das alles so richtig? Wie kann man das denn effektiv umsetzen? Ist es denn wirklich gut den Hund komplett zu ignorieren? Dann gibt es ja noch den Unterschied zwischen Trennungsangst und Kontrollzwang aber da sollen die Symptome ja auch nicht so eindeutig sein. Uns ist klar, dass wir ihm beibringen müssen, dass das allein sein ok ist und haben da scheinbar in der Vergangenheit einiges nicht richtig gemacht. Wir haben auch aufgehört ihn direkt zu Begrüßen, wenn wir nach Hause kommen, um es zu einer ganz normalen Sache zu machen. Nur fühlen wir uns langsam völlig machtlos und es ist sehr belastend, nicht einmal 2 Stunden weg sein zu können weil man dann gleich wieder mehrere Pfützen in der Wohnung und auf dem Sofa hat. Wir wissen nicht mehr was wir noch machen sollen und es ist gar nicht so einfach aus den ganzen Informationen online das richtige herauszufiltern und das gelesene richtig umzusetzen.


    Ich würde mich wahnsinnige über Hilfe und Erfahrungsberichte freuen! :smile:


    Liebe Grüße
    Isabel

  • Das Problem mit „Der Hund bekommt zu viel Aufmerksamkeit.“ ist das folgende:


    Auf der einen Seite ist es absolut nötig, dass der Hund eure Aufmerksamkeit bekommt. Seine komplette Bedürfniserfüllung kann nur über euch laufen, d.h. er ist auf euch existenziell angewiesen!


    Andererseits ist es absolutes Gift (mMn) wenn der Hund dadurch in den Lebensmittelpunkt rutscht. Er kommt damit nicht klar und dann kommt es zu den ganzen von dir teilweise auch beschriebenen Problemen.


    Was kann man tun um diesen Spagat hinzubekommem? Erinnert euch an euren Alltag vor dem Hund. Versucht nicht, diesen Alltag auf euren Hund auszurichten, sondern ihn nebenbei zu integrieren.


    Bei uns läuft das so: Ich gehe mit Newton zweimal am Tag ausgiebig Gassi. Im Anschluss gibt es Futter. Tagsüber wenn ich mal Pause mache (und nachts) etwas Kontaktliegen und streicheln ggf. Ansonsten ist er den kompletten Tag abgemeldet. Ich gehe arbeiten. Da ist er halt dabei. Ich mache meinen Haushalt. Da schläft er. Ich mache Büro. Auch da schläft er.


    Natürlich ist es nicht verwerflich, wenn euch euer Hund sehr wichtig ist. Nur merken, wie wichtig er ist, sollte er halt möglichst nicht. ;)

  • Das Problem: sobald er alleine ist pinkelt er in die Wohnung, fast immer auch aufs Sofa. Er zerlegt auch mal die Sofakissen. Das Pinkeln ist aber das größte Problem. Nachts hält er ohne Probleme auch über 8 Stunden aus.


    Naja, da habt ihr doch das Problem.


    Wie habt ihr denn das Alleinbleiben trainiert? Wann habt ihr damit angefangen? Wie lange bleibt er denn da dann alleine?

  • Alleine bleiben muss in der Regel nicht extra trainiert werden. Im Gegenteil. Wenn man damit jetzt explizit anfängt und auch noch ein großes Gewese drum macht, wir es eher schlimmer werden als besser.


    Wie ich sagt, es ist ein Symptom von „Alles dreht sich um den Hund.“


    Sobald das abgestellt wird, klappt es auch mit dem Alleine bleiben.

  • Wir haben sehr zeitig damit angefangen. Als wir ihn zu uns geholt hatten, hatten wir 4 Wochen frei und haben nach 2 Wochen langsam angefangen. Wir sind zb nach dem Spielen, wenn er ausgepowert war, aus dem Zimmer gegangen und haben die Tür geschlossen. Später sind wir vor die Wohnungstür gegangen, haben kurz gewartet und sind wieder zurück. Die Zeitabstände wurden dann eben immer größer. Auf Jaulen haben wir wie gesagt nie reagiert und sind auch nicht zurück, wenn er gejault hat. Ich glaube allerdings, dass wir vielleicht dabei doch etwas zu schnell zu viel verlangt haben bzw dachten "ok das reicht, jetzt klappt es".
    Wenn ich Spätschicht habe, ist er rund 3 Stunden alleine, in Frühschichtwochen um die 6 - 7 Stunden. Ursprünglich war mal geplant, dass mein Mann ihn mit ins Büro nimmt, sobald es mit der Reinheit einigermaßen klappt. Leider wurde diese Regelung dann durch die Vorgesetzten abgeschafft, sodass er jetzt doch zu Hause bleiben muss.
    Aber wie gesagt, egal ob eine, zwei oder sieben Stunden oder nur das Aufhalten in einem anderen Raum, das Resultat ist immer dasselbe. Er fängt ja auch immer mal wieder an rumzujammern wenn er im Körbchen bleiben soll und sich keiner mit ihm beschäftigt. Dann liegt er immer da, schaut zu einem und lässt immer mal ein leises Fiepen ab.


    Es ist wirklich schwer das richtige Mittemaß mit der Aufmerksamkeit zu finden, gerade da mein Mann ihn auch gerne bei sich hat.

  • Das Problem: sobald er alleine ist pinkelt er in die Wohnung, fast immer auch aufs Sofa. Er zerlegt auch mal die Sofakissen.

    Dein Hund hat ganz offensichtlich ein Problem mit dem Alleinesein.
    Die vier Wochen Übungszeit mit ihm waren zu kurz.

    Wenn ich Spätschicht habe, ist er rund 3 Stunden alleine, in Frühschichtwochen um die 6 - 7 Stunden.

    Ich würde ihn irgendwo unterbringen, während eurer Arbeitszeiten und dann später nochmal üben.
    Alles andere wird das Problem nur noch verschlimmern. Ihn jetzt mit Gewalt zu zwingen alleine zu bleiben, bringt nichts.

  • Die Zeitabstände wurden dann eben immer größer. Auf Jaulen haben wir wie gesagt nie reagiert und sind auch nicht zurück, wenn er gejault hat.


    Ich denke, da ist das Problem. Ihr hättet die Zeitintervalle stets so kurz halten sollen, dass ihr wiederkommt BEVOR er Angst bekommt und deswegen zu jaulen anfängt.


    Ihr habt ihm beigebracht, dass alleine sein Stress und Verlassensein bedeutet und jetzt ist das mit den unangenehmen Gefühlen besetzt denen ihr ihn da regelmässig ausgesetzt habt und schon beim aus dem Zimmer gehen werden die wachgerufen.

  • Alleine bleiben muss in der Regel nicht extra trainiert werden. Im Gegenteil. Wenn man damit jetzt explizit anfängt und auch noch ein großes Gewese drum macht, wir es eher schlimmer werden als besser.


    Wie ich sagt, es ist ein Symptom von „Alles dreht sich um den Hund.“


    Sobald das abgestellt wird, klappt es auch mit dem Alleine bleiben.

    Joa dachte ich auch mal. Hat bei meinem ersten Hund funktioniert. Bei meinem zweiten der nur mit Zweithund alleine bleiben musste ging die Rechnung nicht auf. Ich habe ihn genau durch ständiges auf und ab gehen oder einfach ohne Ankündigung kurz raus gehen permanent in Alarmstellung gebracht. Dadurch kam er nie zur Ruhe, weil er ja immer aufpassen musste, dass ich nicht doch gehe.


    Ich hatte dann eine Trainerin da die das erkannt hat. Jetzt mache ich ein riesiges Tamtam vor dem Alleine bleiben. Immer das gleiche schema. Zehn Punkte in der gleichen Reihenfolge (Schuhe an, Rollos runter, Schal an die Tür, die gleiche Musik an..). Das hat meinem Hund die Sicherheit gegeben zu wissen was passiert. Ohne das 'Tamtam' wusste er er wird nicht alleine gelassen und entspannte immer mehr. Das verfolgen durfte ich laut Trainerin nicht unterbinden (auch nicht belohnen). Durch immer gleiche Abläufe, die dem Hund vorher sagen weiß nein Hund was passiert und ist endlich entspannt. Seit dem läuft es.


    Ich will damit aus eigener Erfahrung sagen, dass pauschal Ratschläge definitiv nicht immer funktionieren. Es gibt verschiedene Ursachen für das Verhalten und Unsicherheit muss im Zweifel ganz anders angegangen werden als Kontrollzwang.


    Ich bin echt nach dem ich seit Jahren in dem Forum bin, mein Ersthund super alleine bleibt und es trotzdem beim Zweithund komplett schief gegangen ist vorsichtig mit generalisierten Tipps aus dem Forum.


    Ich würde hier einen Trainer empfehlen der positiv arbeitet.


    Generell finde ich 6-7 Std die meisten Hunde in dem Alter zu lang. So lange konnte keiner von meinen Hunden im dem Alter tagsüber anhalten (nachts schon).
    Ich würde mir einen Sitter für die Zeit suchen und noch mal langsam üben - Kamera überwacht. So dass der Hund gar nicht zum jaulen kommt. Also Mini Schritte über Wochen.

  • Wenn ich Spätschicht habe, ist er rund 3 Stunden alleine, in Frühschichtwochen um die 6 - 7 Stunden.


    Das geht überhaupt nicht, dafür ist jeder Hund in dem Alter zu jung.


    Und ein Hund der aufgrund falschen Trainings schon ungute Gefühle bekommt wenn ihr nur aus dem Zimmer geht schon gleich dreimal nicht.
    Sucht euch einen Sitter/Betreuungsperson in der Nähe. Selbst 3 Stunden sind bei einem Hund der Alleinbleiben=Stres mal gelernt hat und schon alleine im Zimmer Panik bekommt zu viel.

  • Jetzt mache ich ein riesiges Tamtam vor dem Alleine bleiben. Immer das gleiche schema.

    Tamtam mache ich jetzt nicht, aber auch für meinen Rüden hat sich ein immer gleiches Schema als Vorteilhaft heraus gestellt. Bei ihm ist es der Ablauf einer ruhigen Löserunde, dann in sein Zimmer gebracht zu werden in dem er alleine bleibt (Wohnzimmer), dann ziehe ich mich vor ihm an (meist ziehe ich mit Hund was anderes drüber als ohne), dann gibt es Futter und ich gehe aus dem Haus.
    Egal um welche Tageszeit, es gibt immer diesen Ablauf. Der Hund weiß was passiert, dass die Olle (also ich) dann geht und irgendwann wieder kommt.
    Seit dem ist er viel ruhiger zu Hause.


    Auch wichtig für ihn ist es, dass er eben nicht die ganze Wohnung für sich hat. Sondern nur ein Zimmer.


    Mein Mädel bräuchte das alles nicht. Die kommt mit Allein bleiben super klar. Da könnte ich gehen wann ich will, die rollt sich ein und schläft. Er leider eben nicht (auch wenn sie ihm Ruhe vermittelt in dem sie schläft).

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