Lob und Tadel

  • Beim Thema Tadel (oder Korrektur) finde ich es sehr wichtig - und manchmal äusserst schwierig - zu unterscheiden, ob der Hund etwas nicht oder falsch macht weil er es nicht kann, oder weil er es nicht hören will.
    Dann muss auch Art/ Intensität des Tadels sofort angepasst werden. Er darf nicht für etwas gerügt werden, was er noch gar nicht kann.

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    • Habt ihr den Eindruck viel zu loben/ zu tadeln?
      Ich lobe schon ziemlich viel, meist verbal. Tadel gibt´s hier selten.


      Was bedeutet das für euch bzw. auf wie viel Lob kommt bei euch im Alltag ein Tadel?
      Ich würde grob schätzen 90% Lob, 10% Ermahnung.


      Würdet ihr gern mehr loben/ tadeln?
      Nein, ich würde selbst gern so oft gelobt werden wie der Hund. :D


      Was fällt euch leichter?
      Lob fällt mir leichter, macht einfach beiden mehr Spaß.

      Wie lobt und wie tadelt ihr?

      Lob am meisten verbal und mit Streicheln, für besonders gute Leistungen oder um was Neues zu lehren gerne Futter. Spiel sieht er nicht groß als Belohnung an. Tadel ist meist einfach nur ein "Na" oder "Ähh-Ähh", manchmal ein Weiterschicken. Sehr selten mal ein scharfes "Lass es, Schluß!" Früher gab es auch mal einen Block wenn nötig. Anfangs flog auch mal die Leine neben ihn wenn er den Rückruf "überhört" hat.

      Welche Formen von Lob (zB Futter) oder welche von Tadel (zB auf den Rücken werfen) lehnt ihr ab?

      Auf den Rücken werfen, Schlagen, Treten, starker Leinenruck, langes Ignorieren, massives Bedrängen, Wegsperren lehne ich ab.

      Ist all das schon immer gleich, oder hat sich daran etwas geändert und wenn ja wodurch?

      Inzwischen nimmt er auch Stimme und Streicheln als Lob an, war ihm anfangs total wurscht, da zählte nur fressbares. Anfangs musste ich öfter korrigieren, heute kann ich mehr loben.

    • Ich lobe viel mehr als ich tadel. Belohnung geschieht über Futter oder Stimmlage. Tadel über strenge Worte oder Körpersprache.


      Lob fällt mir leichter, macht mir mehr Spaß. Tadel brauche ich auch nur selten, weil ich alles, was möglich ist über postivie Verstärkung versuche zu lösen (geht aber natürlich nicht immer) und ansonsten ist mein Hund einfach auch überwiegend baustellenlos, bzw. ist unser Umgang so, dass sie weiß was sie zu tun hat und nicht in Situationen kommt, wo sie was "falsch" machen könnte. Mein Freund tadelt mehr als ich, erstens, weil er sich nicht anders zu helfen weiß und zweitens weil er gewisse Dinge nicht vorausschauend verhindert, sodass es gar nicht erst soweit kommen müsste.
      Beispielsweise darf der Hund hier nicht einfach in die Wohnung reinstürmen, wenn wir spazieren waren, weil sie erst sauber gemacht wird. In den allermeisten Fällen, wenn mein Freund mit ihr draußen war und sie wieder kommen, höre ich ihn an der Eingangstür laut werden und Betty ein "STOPP!!" hinterherbrüllen, weil sie reinrennen will und schon drin ist. Bei mir passiert das nie. Es gibt einfach keine Diskussion an der Haustür, weil ich ihr durch minimale Signale an der Haustür klar mache, dass ich zuerst rein gehe und wenn ich zuerst reingehe, wartet sie auf weiter Kommandos, was zu tun ist und stürmt nicht rein. Mein Freund hingegen lässt sie zuerst reingehen und da ist die Freude mich wieder zusehen so groß, dass sie das mit dem sauber machen schnell vergisst und sie dem Impuls folgen will zu mir rein in dei Wohnung zu rennen. Es ist JEDES Mal dasselbe an der Tür mit den beiden :roll: Ihm fällt Tadel aber auch leichter als mir und manchmal ist es auch ganz praktisch, dass er einfach mal richtig laut brüllt, ich kann das so schlecht. Wenn Betty z.B. Richtung Straße laufen will, um die Nachbarn zu begrüßen, da nützt ein lauter Brüller meines Freundes dann doch recht viel.

    • Ich lobe mit Worten und Mimik, unterstützt durch alles was mein Hund gern hat (Spiele, Spielzeuge, verschiedene Leckereien, sanften Körperkontakt...)


      Ich tadel akustisch und mit Gesten. Im Extremfall halte ich Ayu entschieden fest und tadel ihn verbal mit leiser, resoluter Stimme. Ich versperre ihm den Weg oder breche ein Spiel ab. Es kommt vor, dass ich die Stimme hebe um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Meist hebe ich aber nur meine Augenbrauen oder stocke (ggF mit einem leisen "emm" oder "m m") in meiner Bewegung, was Ayu inzwischen schon ziemlich gut versteht.


      Ich lobe deutlich lieber als ich tadel und achte auch darauf es mindestens zig mal öfter zu tun.
      In meinen Augen gibt Ayu mir dazu immer genug Gelegenheit.
      Ich lobe wenn er mich (insbes.) unterwegs anschaut, wenn er gut an meiner Seite geht, wenn er nett zu Fremden ist, wenn er Hunde duldet ohne aggro zu werden, wenn er im Haus zu mir kommt statt laute Geräusche von draußen oder die Klingel zu verbellen, wenn er ein Signal von mir richtig umsetzt, etwas erduldet was ihn nervt, wenn er kuscheln kommt... Ich freue mich über all das und lächle ihn an, sage was nettes, oder geb ihm etwas was ihn freut.
      In meinem Leben habe ich schon viele Tiere trainiert und mit dieser Ausrichtung nur gute Erfahrungen gemacht.
      Zum einen was das Erreichen fester Ziele angeht, aber vor allem auch was die Freude auf dem Weg dahin betrifft.


      Ich denke ebenso wie wir inzwischen wissen, dass Menschen über positive Gefühlen besser lernen, tun es auch Tiere -abgesehen davon dass jawohl auch ihre Freude an sich schon einen Eigenwert darstellt!


      Manchmal fällt mir erstmal kein Vorgehen ein was in einer speziellen Situation mehr auf Lob setzt.
      Manchmal tadel ich vorschnell. Bei Lob passiert mir das nie. Ich habe schon öfter Tadel aber noch nie ein Lob bereut.


      Ich lehne sogenannte positive Verstärkung ab, wenn ich den Eindruck habe, dass sie auf einer für den Hund bedrohlichen Erpressung fußt (zB Wasser oder genereller Nahrungsentzug),
      Tadel der körperliche Schmerzen, lange Isolation, Verängstigung beinhaltet ebenfalls.


      Als ich klein war wurden all unsere Tiere routinemäßig mehr kritisiert als gelobt. Es hatte sehr bescheidene Erfolge aber leider habe ich damals nichts davon wirklich hinterfragt. Ich wünschte mir zwar etwas anderes, sah aber keinen Weg.


      Mit 16 bekam ich einen Hund der einfach alles tat um geschätzt und gelobt zu werden.
      Es gab in vielen Jahren nur eine Situation in der er dann doch mal klären wollte, ob er nicht seine eigenen Wege gehen könne, was sich jedoch mit einer leisen, ernsten Ansage aus der Welt schaffen ließ.
      Bei diesem Hund habe ich gelernt, wie enorm viel über Lob zu erreichen ist, was mir früher undenkbar vorgekommen war -und wie genussvoll, für beide Seiten!


      Ayu, der seit einem halben Jahr bei mir lebt, trifft bei mir viel häufiger auf ein Kontra als es Rony damals tat, was ich bedaure. In unserem Alltag sehe ich oft einfach keinen anderen Weg -manchmal wird mir später klar, dass es ihn gegeben hätte.
      Seine früheren Bezugspersonen haben mit ihm erklärter Maßen "immer in Kasernen Ton gesprochen", waren auf körperlicher, wie psychischer Ebene sehr hart zu ihm und haben vermutlich sehr wenig gelobt.
      Ein Ergebnis davon war, dass Ayu meine Ablehnung von bestimmten Verhaltensweisen zunächst kaum oder garnicht als solche wahrnahm, weil sie für ihn viel zu sanft/leise war. Ich musste, auch wenn ichs noch so doof fand, deutlicher werden. Über die Monate ist er viel, viel sensibler und wacher, meinen akustischen oder mimischen Äußerungen gegenüber geworden, was mich riesig freut.
      Wir haben uns aufeinander zu bewegt und bemühen uns beide.


      Ich denke, zu Lob gehört auch irgendwie, dem Hund generell ein Gefühl von Wertschätzung und Geborgenheit zu vermitteln. Ihm zu zeigen, dass ich zwar uU ein bestimmtes Verhalten von ihm ablehne oder unterbinde, es aber dann auch wieder gut ist und ich ihm nicht lang grolle.


      Für mich ist der Weg das Ziel. Ich möchte jeden Tag mit meinem Hund genießen und auch dass er das mit mir kann. Soweit ich das erreiche bin ich zufrieden und all das was bei unserem Training zusätzlich heraus kommt, sind für mich Geschenke oben drauf.

    • Als ich klein war wurden all unsere Tiere routinemäßig mehr kritisiert als gelobt. Es hatte sehr bescheidene Erfolge aber leider habe ich damals nichts davon hinterfragt. Ich wünschte mir zwar etwas anderes, sah aber keinen Weg dahin.

      Ja leider scheint, das in uns Menschen so drin zu sein, dass man schneller tadelt als lobt, wenn man sich mit Hundelernverhalten nicht auseinandersetzt. Ich kenne persönlich keinen Hundehalter, wo ich das Gefühl habe, der lobt zu viel (ich rede jetzt nicht von Menschen, die falsches Timing haben oder Fehlverhalten loben), aber dafür viel mehr Menschen, die viel zu wenig loben. Das tut einem manchmal in der Seele weh, wenn ich denke "nu sag doch mal ein nettes Wort zu deinem Hund und hau nicht immer nur drauf, wenn er was falsch macht". Aber es entsteht oft aus Hilflosigkeit.

    • Ich kenne persönlich keinen Hundehalter, wo ich das Gefühl habe, der lobt zu viel (ich rede jetzt nicht von Menschen, die falsches Timing haben oder Fehlverhalten loben), aber dafür viel mehr Menschen, die viel zu wenig loben.

      Etwas OT, fällt mir aber spontan dazu ein:


      Eine Pferdehalterin hier im Dorf, "lobt" ihre Pferde absolut inflationär.
      Sie geht hin zum Aufhalftern, Pferd dreht sich nicht weg: Feeeeiiiin, sie hält das Halfter hin, damit das Pferd "einsteigt, das tut es nicht, sie zieht dem Pferd das Halfter über, das immerhin den Kopf nicht unendlich weit hochhebt: Feeeiiiiinnnn!
      Sie geht vor, erwartet, dass das Pferd ihr folgt, das tut´s nicht, sie lockt mit Leckerchen, Pferd geht einen Schritt. Feeeeiiiin......


      Und das nicht im "Training, sondern im Alltag, und nicht bei jungen oder unerfahrenen Pferden, sondern bei älteren von Haus aus gut "funktionierenden" Pferden.


      Immer, wenn ich das sehe, merkt man ganz deutlich, dass dieses "Feeeeiiiiinnnn!" für die Pferde rein gar keine (positive) Bedeutung hat (hat für die eher was vom Rauschen des Regens, das halt da ist) und mir erscheinen sie immer eher genervt von dem Getue ;)


      Ich denke schon, dass inflationäres Lob genauso abstumpfen lassen kann wie unangebrachte Strafe / Korrektur.

    • Ich achte offen gesagt gar nicht so darauf wann und wieviel ich lobe/tadel. :ops:
      Das ist einfach im Alltag integriert und passiert situativ. Ohne gross darüber nachzudenken.Funktioniert was super gibt es lob, funktioniert was gar nicht wird getadelt. An manchen Tagen passiert auch mal weder das eine noch das andere. Da läuft dann alles völlig normal. Irgendwie hat sich das so entwickelt und kommt mehr aus dem Bauch als aus dem Kopf.

    • Ich denke, man sollte schon darauf achten, dass man mehr lobt, als tadelt, aber ich habe heute beim Busfahren mal drüber nachgedacht: Die Lehrer, von denen das Lob am schwersten zu bekommen war, bei denen war es bei mir das, wo ich mich am meisten darüber gefreut habe. Ich lobe meinen Hund (und auch das Pferd) manchmal für komplett bescheuert einfache Sachen, bei Cattlefans Beitrag musste ich grinsen. Kann mir auch passieren, dass mal ein Leckerlie beim Aufhalftern rausrutscht.

    • Ich glaube wenn man mit Lob nur so um sich schmeißt für Sachen die eigentlich schon längst selbstverständlich sind, ist ein Lob für den Hund irgendwann nichts Besonderes mehr.
      Ich setze Lob (und auch Tadel) sehr gezielt ein, alles was schon funktioniert muss ich m.E. nicht dauernd loben.

    • Ich glaube wenn man mit Lob nur so um sich schmeißt für Sachen die eigentlich schon längst selbstverständlich sind, ist ein Lob für den Hund irgendwann nichts Besonderes mehr.

      Ich find nicht, dass jedes Lob etwas besonderes sein sollte oder muss.
      Von einem Lächeln oder liebem Streicheln über die Wange, über das Geben verschiedener Spielzeuge etc. bis zum begeisterten abfeiern oder dem großen Luxus Leckerli Jackpot ist ja eine riesen Bandbreite möglich -je nachdem was ich damit grad ausdrücken will.
      (Ebenso wie beim Tadel.)

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