Was haltet ihr von Resozialisierung bei unsicheren Hunden?

  • Hallo Zusammen!


    Ich habe mich heute auf unserer großen Runde mit einer Bekannten über die Resozialisierung ihres unsicheren Hundes unterhalten. Da ich mit Henry bald Einzelstunden bei einer neuen Trainerin habe, die etwas ganz ähnliches anbietet, fand ich das Thema sehr interessant. Nein, ich plane ausdrücklich nicht ihr Henrys Hundeleine in die Hand zu drücken und zu verschwinden. Die Arbeit, die vor uns liegt hat in erster Linie mit mir zu tun. Die Einzelstunden sind also quasi für mich |)


    Spannend fände ich den Ansatz aber, wenn ich irgendwann an den Punkt käme zu sagen, dass mein Hund ein Rudel bräuchte um Fortschritte zu machen. Oder diesen einen sagenumwobenen souveränen Zweithund, den ich ihm nicht bieten kann, zu dem uns aber immer geraten wurde. Alles vorausgesetzt, es liegt keine medizinische/körperliche Erklärung für unverhältnismäßig heftiges Verhalten vor.


    Dem Hund meiner Bekannten hat eine solche Resozialisierung, sie nannte es liebevoll Kur, sehr geholfen zu erkennen, dass nicht alle Hunde ihn verhauen wollen und ruhiges Verhalten sich sehr auszahlt. Ergo ist viel unsicheres/panisches/ängstliches Verhalten von ihm abgefallen. Und das, obwohl er es mit fast 7 Jahren schon lange ritualisiert hat. Er hat massiv von der Rudelsituation profitiert. Er lebte insgesamt 3 Wochen am Stück und immer mal wieder für ein Wochenende bei der Trainerin und ihren Hunden. Natürlich wurde mit ihm auch viel geübt. Auch zusammen mit der Halterin. Es ist nicht so, als hätte man die Hunde den ganzen Job machen lassen ;)


    Gibt es unter euch welche, die Erfahrungen mit solchen Intensiv-Resozialisierungen gemacht haben?
    Mit welchen Schwierigkeiten könnte man dabei rechnen?
    Ist das Geldmacherei oder bei guter Durchführung wirklich Erfolg versprechend und hilfreich?
    Profitieren von solchen Maßnahmen sowohl unsichere als auch aggressive Hunde?


    Ich bin gespannt auf Meinungen und Berichte. :bindafür:

  • Was sollte denn dagegen sprechen, außer vielleicht ein Halter der nicht loslassen kann?


    In Guten Tierheimen und auch Pflegestellen gehört das resozialisieren innerhalb zusammengestellter Hundegruppen zum Tagesgeschäft.

  • Ich kenne das ehrlich gesagt gar nicht.


    Habe ich es richtig verstanden, dass der Hund beim Besitzer auszieht, mit anderen Hunden zusammenlebt und so sein Verhalten ändern soll?


    Falls nein. Vergiss den Rest, dann brauch' ich noch Erklärungen.


    Falls ja. Ich glaube durchaus, dass Hunde von anderen Hunden einiges lernen können - aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine nachhaltige Verhaltensänderung (im eigentlichen Zuhause) zu Folge hat, wenn der Hund für eine Zeit in eine fremde Gruppe Hunde geworfen wird.

  • Ich habe diesbezüglich keine Erfahrungen beizutragen, lese aber gerne mit.


    Mich erinnert so was an Cesar Millans Center, quasi eine Änderungsschneiderei für Hunde. ;)


    Bin gespannt auf die Beiträge der anderen User.

  • Glaube, das kann mit den richtigen Hunden sehr viel bewirken! Ob es nachhaltig ist... kommt wohl auf den jeweiligen Hund mit an, und wie man weiter mit ihm umgeht.


    Dexter ist ein unsicherer Hund, und er wird auch nie total selbstbewußt oder souverän werden. Aber ihm hat es schon sehr viel gebracht auf der Hundewiese Kontakte zu haben, und zu schauen, welche Reaktionen auf seine Aktionen kam, und er hat einiges gelernt. Wobei das eben eher oberflächlich ist, und gute Hundefreunde, Erziehung bzw Training nicht ersetzen kann.


    Bin aber ehrlich, ich würde meinen Hund ganz sicher nicht für längere Zeit außer Haus geben.
    Soziale Interaktion kann auch in kürzeren Zeitfenstern geübt werden.

  • Ich hatte letzten Spätsommer wegen Klinikaufenthalt den Hund für fast 5 Wochen in einer guten Tierpension und war wirklich positiv überrascht über einige neu erworbene "Sozialkompetenzen". Die Chefin der Tierpension hat mir auch beim Abholen viel erzählt und erklärt, was ich wann und wo beachten kann, um meinem Hund auch weiterhin zu helfen. (Bei mir war allerdings eher das Problem Menschenbegegnungen und größere Hunde)

  • Mich erinnert so was an Cesar Millans Center, quasi eine Änderungsschneiderei für Hunde

    Jupp, da musste ich auch grad dran denken.


    Imho Rudel ja, absolutes, klares Ja, dafür weggeben genauso klares Nein.


    In meinen Augen (und das bestätigen ja die Ergebnisse solcher Experimente meistens) liegt das Problem bei Hund, Halter und der gemeinsamen Kommunikation.
    Sprich: wenn der Halter aus der Gleichung entfernt wird, also der Hund von einer anderen Person in ein Rudel integriert wird, trägt das im schlimmsten Fall kein bisschen zur Lösung des Problems bei, da der Halter und die Dynamik zwischen diesem und seinem Hund nach wie vor dieselbe bleibt.


    Dann würde ich eher dazu tendieren, im Rudel Gassi zu gehen mit dem Trainer, da dort beide Ansätze zusammen kommen: der Hund hat Sozialkontakte im Rudel und der Trainer kann direkten Einfluss auf die Halter-Hund-Dynamik nehmen

  • Hmmm...richtig durchgeführt mag so was in manchen Fällen was bringen. Aber möglicherweise auch nur bedingt, weil ich als Halter dann ja nicht anwesend bin und der Hund nicht sein normales Alltagsleben lebt.


    Ich selbst würde keinen Hund für einen längeren Zeitraum als "Resozialisierungsmaßnahme" außer Haus geben. Sondern selbst im Alltag an den Problemen arbeiten. Vorstellen könnte ich mir, den Hund regelmäßig in einer souveränen Gruppe von Hunden mitlaufen zu lassen, zB wie es bei meiner Hundesitterin der Fall ist. Sie sittet auch immer wieder mal ängstliche Hunde.


    Eine andere Möglichkeit für mich, wäre mein Hund unsicher, wären Social Walks unter Anleitung eines kompetenten Trainers.

  • Das ist einfach nur ein Trend der aus den USA rüberschwappt. Dort ist es absolut üblich den Hund ein paar Wochen im Jahr in ein Trainingscamp zu geben.


    Ich kenne nun ein paar mehr hundehaltende Amerikaner, ich kenne nur Wiederholungstäter (Hund alle halbe Jahr weg) oder Abgaben als Resultat. Nachhaltig war die Maßnahme bei keinem.
    Gut, dem Trainer hat sie nachhaltig Gekd gebracht.


    Ich bezweifle, dass es anders ist, wenn das Camp in D steht.

  • In entfernter Weise hat Bonnie sowas 'durchgemacht'. Als Junghund 2x arg verprügelt worden, eh schon unsicherer Hund mit Tendenz zu Angriff ist die beste Verteidigung.


    ..und dann kam Agility und plötzlich waren wir 2-4x die Woche am Platz gemeinsam mit vielen Hunden und fuhren auf Turnier und gingen spazieren in Gruppen bis zu 15/20 Hunden. Und keiner hats gebissen und ihre Signale, waren sie noch so hysterisch, wurden wahrgenommen.


    Die hat da wirklich gelernt dass sich kommunizieren auszahlt und dass sie keine Angst haben braucht und hat irrsinnig viel Sicherheit gewonnen.
    Heute ist sie zwar sehr rigoros was ihre Individualdistanzen und Grenzen angeht, aber sie kommuniziert deutlich und angemessen. Somit ist sie mit jedem Hund verträglich der selbst normal kommuniziert und hat mittlerweile 4 Welpen großgezogen.


    Ich glaube nicht, dass da gleich eine Unterbringung sein muss - aber regelmäßiger Kontakt zu 'normalen' Hundegruppen mit wechselnden Mitgliedern hilft glaub ich vielen unsicheren Hunden ungemein.

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