Eine Laune der Natur oder unerzogen???

  • Hallo in die Runde,


    wir haben seit 1 Jahr einen Labrador Border Collie zu Hause. Er ist jetzt über 14 Monate alt.


    Wir waren schon in einigen Hundeschulen, aber die haben uns nicht wirklich überzeugt.


    Der Kleine ist für mich eine kleine und für meine Partnerin schon eine große Herausforderung.


    Zum Thema:


    Wenn wir mit ihm raus wollen, hat er die Angewohnheit, dass er vor dem Hundegeschirr welches wir ihm anlegen wollen weg läuft. Er lässt es sich aber dann gut anlegen. Ich frage mich woran so etwas liegen kann? Er freut sich immer auf die Spaziergänge, jedenfalls deute ich das so.


    Wenn wir dann mit ihm vor die Tür gehen, zieht er wie verrückt an der Leine. Ich bleibe dann stehen und warte bis er Sitz gemacht hat und gehe dann weiter, meistens komme ich nur zwei Meter und das ganze wiederholt sich immer wieder. Aber einer gewissen Strecke lasse ich ihn von der Leine. Auf dem Rückweg ist es unterschiedlich. Manchmal zieht er und andere Male klappt es wunderbar das er neben mir läuft an der Leine.


    Wenn sich andere Hunde nähern oder in der Nähe befinden und er sie gerochen hat fixiert er sich auf den Hund auch schon über eine größere Entfernung. Jedenfalls schaut er immer wieder in die Richtung. Wenn sich uns ein Hund nähert und an uns vorbei geht, stellt sich der Kamm und die Rute auf. Er fängt dann an zu bellen und zieht wie verrückt an der Leine das es für mich schon schwer ist ihn zu halten und für meine Partnerin unmöglich ist. Aus diesem Grund versuchen wir solch Situationen aus dem Weg zugehen es lässt sich allerdings nicht immer vermeiden.
    Solche Situationen kommen auch bei Joggern, Spaziergängern und unbekannten Gegenständen vor.


    Mittlerweile sind wir etwas ratlos was das angeht. Auch habe ich das Gefühl das der Hund sich für alles interessiert ausser für mich während des Spazierganges. Er riecht und schnüffelt an allem was ihm in die Nase kommt ;) . Wenn ich ihm Leckerlies anbiete bin ich natürlich die Nummer 1 ;-).


    Kann das ganze Verhalten mit seiner Pubertät und Trieben zusammenhängen oder ist er einfach nicht erzogen?


    MfG Steffen

  • Kann das ganze Verhalten mit seiner Pubertät und Trieben zusammenhängen oder ist er einfach nicht erzogen?

    Beides, würde ich sagen.


    Liest sich für mich nach einem unerzogenen Junghund, der versucht die Welt zu entdecken.


    Da müsste man komplett bei den Basics anfangen. Also, hätte man wohl schon längst müssen, nützt aber ja nix - besser spät als nie.

  • Danke für die schnelle Antwort ;-)


    Wäre es denn eine Überlegung den Hund z.B. mit Tabletten zu kastrieren um damit eine Sache besser in den Griff zu bekommen und so an der anderen besser arbeiten zu können oder bin ich da vollkommen auf dem Holzweg?


    Was ich noch erwähnen wollte, wenn wir spazieren gehen und er zieht und ich stehen bleibe fängt er an zu fiepen. Kann mir jemand das erklären warum er das macht, weil es nicht nach seinem Willen geht und er weiter will?

  • Nein, es wäre kein Weg ihn mit Tabletten zu kastrieren. Damit bringst Du ein funktionierendes und notwendiges hormonelles System völlig durcheinander. Sexualhormone sind z.B. für die Hirnentwicklung notwendig und wichtig. Und dieses Zeitfenster ist jetzt.


    Euer Hund ist ja schon unerzogen, wenn ihr allein auf weiter Flur seid. Selbst dann kann er ja nicht vernünftig an der Leine laufen. Da ist die Erwartung, dass er das bei Ablenkung abliefert, utopisch hoch gegriffen. Wo soll das denn plötzlich herkommen? Der hat doch gar keine Ahnung!


    Hat er eigentlich Kontakt zu anderen Hunden?

  • Es wird mit beidem zusammen hängen. Nicht oder "falsch" erzogen und Pubertät.


    Bei der Sache mit aus der Tür raus gehen hat dein Hund zum Beispiel nicht gelernt was du von ihm willst. Er hat gelernt ich renn aus der Tür -> Herrchen bleibt stehen -> ich geh zu Herrchen -> weiter gehts! -> usw.
    Du solltest ihm da beibringen was du von ihm möchtest. Ich nehme mal an an lockerer Leine aus der Tür gehen und die Aufmerksamkeit bei dir behalten. Das kannst du in ganz kleinen Schritten üben. Nimm gute Leckerli und geh mehrmals am Tag mit ihm vor die Tür. Erst machst du nur die Tür auf, sagst ihm sitz und wartest bis er dich anschaut, macht er das, dann gibts ein Leckerli und die Tür geht wieder zu, er wird abgeleint und gut. Das kannst du immer mehr erweitern wenn es gut klappt, also dann mal einen Schritt vor die Tür gehen. Bis du irgendwann ein längeres Stück an der Leine laufen kannst.


    Gleichzeitig würde ich ihn zurück drängen, falls er versucht an dir vorbei zu kommen. Damit baust du ziemlichen Druck auf, also bleibt dabei ruhig und übe eben zusätzlich mit den Leckerli, so dass er die Chance bekommt es richtig zu machen.


    Bis dein Hund das verstanden hat, würde ich bei den normalen Gassigängen, bei denen man ja mal weiter als nur einen Schritt vor die Tür geht, einfach laufen ohne sein ziehen zu beachten, weil so lange Strecken von ihm dann noch nicht konzentriert bewältigt werden können. Da bekommt ihr sonst nen Wurm rein.
    Zur besseren Unterscheidung könntest du beim normalen Gassigehen das Geschirr dran machen und wenn du mit ihm übst ein Halsband.


    Wenn die Leinenführigkeit stimmt, kann es sein, dass das Problem mit andere Leute/Hunde/Sachen anbellen schon etwas besser wird, weil er gelernt hat er darf sich nicht aufführen. Aber wahrscheinlich reicht es nicht ganz aus. Ich würde deshalb in eine Hundeschule mit ihm gehen, wo ihr in einem sicheren Umfeld solche Begegnungen üben könnt.


    Fixieren würde ich übrigens nicht zulassen. Das ist ja nur die Vorstufe zum Pöbeln. Auch hier kann man wieder Aufmerksamkeit einfordern obwohl das in so einer Situation natürlich super schwierig für den Hund ist. Das wird nicht funktionieren, wenn dein Hund das nicht total verinnerlicht hat.


    Ich glaub bei so einer "Rasse" würde ich versuchen den Hund über ein Spielzeug zu bekommen. Also für ihn eine Belohnung schaffen die er wirklich super findet.


    Wie beschäftigst du denn deinen Hund und wie viel bist du mit ihm unterwegs?

  • Bis dein Hund das verstanden hat, würde ich bei den normalen Gassigängen, bei denen man ja mal weiter als nur einen Schritt vor die Tür geht, einfach laufen ohne sein ziehen zu beachten, weil so lange Strecken von ihm dann noch nicht konzentriert bewältigt werden können. Da bekommt ihr sonst nen Wurm rein.

    Meinst du damit, dass ich während der Gassigänge ihn ziehen lassen sollte und das unbeachtet lassen sollte?


    Das Problem ist, dass meine Partnerin nach der Anschaffung einen Bandscheibenvorfall hatte und sie mit ihm im Moment eher schwer Gassi gehen kann. Ansonsten gehe ich mit ihm Morgens vor der Arbeit und nach der Arbeit nochmal. Die Gänge sind Morgens relativ kurz so 15-20 min. und Nachmittags zwischen 30 und 60 Minuten.




    Aber mit den kleinen Schritten muss ich wohl auch für mich verinnerlichen und besser planen.

    Nein, es wäre kein Weg ihn mit Tabletten zu kastrieren. Damit bringst Du ein funktionierendes und notwendiges hormonelles System völlig durcheinander. Sexualhormone sind z.B. für die Hirnentwicklung notwendig und wichtig. Und dieses Zeitfenster ist jetzt.


    Euer Hund ist ja schon unerzogen, wenn ihr allein auf weiter Flur seid. Selbst dann kann er ja nicht vernünftig an der Leine laufen. Da ist die Erwartung, dass er das bei Ablenkung abliefert, utopisch hoch gegriffen. Wo soll das denn plötzlich herkommen? Der hat doch gar keine Ahnung!


    Hat er eigentlich Kontakt zu anderen Hunden?

    Es war eine Überlegung von mir und der Einwand macht natürlich Sinn ;-) Generell bin ich auch kein Freund von chem. Produkten.


    Er hatte in der Hundeschule indirekten Kontakt zu den Hunden. Aufgrund seines Verhaltens durfte er die anderen Hunde nur sehen und ich übte mit ihm das Vorbeigehen ohne indem ich ihn ablenkte.
    Wenn er pöbelt versuche ich mich vor ihn zu stellen und ihn die Sicht zu nehmen. Das klappt auch je nach Situation mal gut und mal wieder nicht.


    Die Hundetrainerin sagte zu uns wir sollten erstmal den Kontakt zu anderen Hunden beim Gassigehen vermeiden.
    Ich muss dazu sagen, dass der Kleine nur an der Leine so verrückt ist und es falsch interpretiert wird. Wenn man ihn von der Leine macht dann rennt er zu den Hund und fordert ihn auf zum spielen.

  • Man stelle sich vor man könnte Männer so einfach erziehen, schnipp schnapp und schon sind sie der perfekte Traummann... (ich bin ja schon still und raus hier)

  • Es macht in der Tat keine Sinn einen an der Leine tobenden Hund abzuleinen und ihn zur Belohnung zu den anderen Hunden zu lassen. Wenn man ableint, dann erst, wenn der Hund sich ruhig verhält. Wie man das übt, sollte ein Trainer Euch eigentlich vermitteln können.


    Heißt das jetzt, dass Euer Hund gar keinen Kontakt mit anderen Hunden hat? Das ist nicht gut. Es wäre sinnvoll, wenn mehrmals die Woche mit souveränen, älteren Hunden komplette Spaziergänge zusammenkommt. Das verrückte hinrennen und spielen wollen, ist Unsicherheit. Es wird noch eine Weile dauern, dann schlägt das evtl. in Aggressionsverhalten um, weil Dein Hund ja reift. Er ist in einer wichtigen Phase, in der die Kommunikation noch mal neu gefunden werden muss und das kann ein Hund nur lernen, wenn er mit Hunden zu tun hat. Allerdings müsst Ihr als Menschen da auch lenkend eingreifen, wenn Euer Hund überfordert ist, andere zu sehr bedrängt, über die Stränge schlägt und so weiter.

  • Ja ich würde von ihm noch nichts verlangen was er nicht leisten kann. Deine bisherigen Versuche sind ja auch nicht wirklich wirksam gewesen, also denke ich nicht, dass sich dadurch was verschlimmern kann.
    Beschäftigst du ihn denn beim Gassigehen irgendwie oder dann zuhause?
    Hat er beim Gassi einen Grund mal auf dich zu schauen?


    Beim Pöbeln vor den Hund stellen wird nix bringen.


    Meine Strategie bei der Pöbelei war immer sehr früh einzugreifen. Wiegesagt schon beim Fixieren klar und deutlich abzubrechen und das zu verhindern. Möglichst auch dem Hund eine Situation schaffen die er eher bewältigen kann. Also zum Beispiel ausweichen, wenn du von vornherein schon weißt, dass die Begegnung zu nah ist.
    Und dann gibt es mehrere Möglichkeiten. Ich hab meine Hunde gern in der Ruhe behalten, also bin stehen geblieben und habe sie sitz machen lassen. Dann hab ich sie kurz zum Hund schauen lassen und dann eingefordert mit Leckerli zu mir zu schauen. Ein guter Trick ist das Sitz zu verlangen und während der andere Hund vorbei geht, einige Leckerli um den Hund herum im Gras zu verteilen. Wenn der andere Hund dann weg ist, kann man die Situation sehr schön auflösen in dem man nach Leckerli suchen lässt.
    Und wenns mal so Situationen gibt die gar nicht geklappt haben, in denen der Hund sich aufführt, dann bin ich einfach ohne das großartig zu beachten weiter gegangen bis der Hund sich beruhigt hat. In so einer Lage kann man eh nicht mehr erziehen.
    Vor den Hund stellen beim Pöbeln würde ich auch deshalb nicht machen, weil der Hund im Übersprung in die Beine beißen kann. Hat meiner gern gemacht.

  • Es macht in der Tat keine Sinn einen an der Leine tobenden Hund abzuleinen und ihn zur Belohnung zu den anderen Hunden zu lassen. Wenn man ableint, dann erst, wenn der Hund sich ruhig verhält. Wie man das übt, sollte ein Trainer Euch eigentlich vermitteln können.


    Heißt das jetzt, dass Euer Hund gar keinen Kontakt mit anderen Hunden hat? Das ist nicht gut. Es wäre sinnvoll, wenn mehrmals die Woche mit souveränen, älteren Hunden komplette Spaziergänge zusammenkommt. Das verrückte hinrennen und spielen wollen, ist Unsicherheit. Es wird noch eine Weile dauern, dann schlägt das evtl. in Aggressionsverhalten um, weil Dein Hund ja reift. Er ist in einer wichtigen Phase, in der die Kommunikation noch mal neu gefunden werden muss und das kann ein Hund nur lernen, wenn er mit Hunden zu tun hat. Allerdings müsst Ihr als Menschen da auch lenkend eingreifen, wenn Euer Hund überfordert ist, andere zu sehr bedrängt, über die Stränge schlägt und so weiter.

    Ja das macht Sinn, ist aber nicht immer so einfach zu handhaben zeitlich. Aber da müssen wir eine Lösung finden.




    Ja ich würde von ihm noch nichts verlangen was er nicht leisten kann. Deine bisherigen Versuche sind ja auch nicht wirklich wirksam gewesen, also denke ich nicht, dass sich dadurch was verschlimmern kann.
    Beschäftigst du ihn denn beim Gassigehen irgendwie oder dann zuhause?
    Hat er beim Gassi einen Grund mal auf dich zu schauen?


    Beim Pöbeln vor den Hund stellen wird nix bringen.

    Naja eine kleine Besserung ist schon eingetreten ;-) Meine ich jedenfalls :-)



    Das kommt ganz drauf an, manchmal zuhause oder unterwegs wie gerade die Zeit dafür ist.


    Nicht immer, stimmt, jetzt wo du es sagst. Ich erwarte da wahrscheinlich zu viel. Wenn ich einen Ball mitnehme bin ich das Interessanteste was es gibt ;-)


    Die Trainerin meinte wie sollen uns wenn er pöbelt vor ihn stellen und ablenken mit Leckerlies.


    Wir versuchen auch wenn wir andere Hunde sehen ihnen auszuweichen oder abzulenken. Aber das ablenken klappt eigentlich gar nicht, er fixiert sich so auf den Hund oder die Situation. Das ist nicht schön für alle Beteiligten.

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