Woran erkennt man, daws ein Hund ein Einzelhund ist ?

  • Ich muss auch zugeben das für mich persönlich zwar ein Zweithund ein schöner Gedanke ist, aber eben mehr auch nicht, da ich einfach schlechtes Gewissen meinem Hund gegenüber hätte.
    Ich sehe das glaube ich wirklich zu menschlich gerade, jetzt fällt mir das beim Schreiben doch schon auf.

    Das siehst Du zu menschlich. Warum ein schlechtes Gewissen? Weil Dein Hund entthront werden könnte?

    Aber ich könnte ihm keinen Hund vor die Nase setzen der sich dann evtl. dann sogar noch in den Vordergrund drängt.

    Das könnte beim Zweithund passieren, aber da gibt es ja den Menschen, der das nicht mitmachen muss.


    Als wir unseren ersten Zweithund aufnahmen, wussten wir, Dago wird Freude daran haben, denn er liebte Hundegesellschaft innerhalb des Hauses sehr. Als dann seine Hundefreundin Paris hier wegzog, kam uns der Gedanke Zweithund.
    Wir nahmen Dago mit als wir uns Atti ansahen und die Hunde verstanden sich direkt und wurden ein Dreamteam. Allerdings hat Dago sich in den ersten Tagen etwas zurück gezogen, was sich aber schnell änderte.


    Als Dago dann starb, litt Atti wie ein Hund leiden konnte und uns war klar, es muss wieder ein Zweithund einziehen. Gleiches Procedere und auch diese beiden Hunde sind ein Dreamteam geworden

  • Wenn ein Hund auf Frauchen/Herrchen fixiert ist heißt nicht automatisch das er Einzelhund ist.


    Als Beispiel unsere Cocker (Geschwister-Paar). Benny ist von Anfang an ein Mamakind gewesen obwohl die zwei zusammen aufgewachsen sind und sich noch immer fast täglich sehen obwohl sie mittlerweile getrennt wohnen. Er kann gut Einzelhund sein (weil viel Aufmerksamkeit für sich) aber ist auch gerne bei seiner Schwester und meiner zweiten Hündin. Er ist auch ein guter Geselle für mehrere Hunde da er mit allen klar kommt, sich über jeden freut und gerne im Gewusel mit drin ist.


    Meiner Hündin Bailey hätte ihr Bruder völlig gereicht und sie fand die Idee am Anfang von Frauchen einen weiteren Hund dazu zu holen gar nicht so toll. Sie hätte auch gut Einzelhund bleiben können da sie eh mehr so ein Hund ist der sich zwar über andere Hunde freut und sie begrüßt aber dann wieder ihr eigenes Ding macht. Mittlerweile ist die Wiedersehensfreude beider Mädels zu einander groß. Benny steht meiner zweiten Hündin bis heute noch manchmal skeptisch gegenüber aber sie spielen trotzdem miteinander.


    Fay dagegen denke ich ist schon gut als Zweithund aufgehoben da sie doch immer wieder den Kontakt zu unseren beiden Cockern sucht oder zu anderen. Wie es alleine bei ihr gewesen wäre kann ich nicht einschätzen.

  • Ich glaube, man kann nicht pauschal sagen: der ist Einzelhund, weil.... Das kann sich in verschiedenen Verhaltensweisen zeigen aber dann trotzdem mit DEM Hundepartner super gut klappen.
    Gerade, wenn dein Hund andere sehr mag, sind die Voraussetzungen für einen Zweithund (sofern du das irgendwann wirklich möchtest) aber doch gut.


    Meine Hündin hat mehrere Jahre mit anderen Hunden zusammengelebt, war dann mehrere Jahre Einzelhund (aber nicht Einzeltier) und als ich ihr dann einen Welpen vorsetzte (da war sie 11 Jahre alt), war sie erstmal not amused. Aber die beiden sind so schnell zusammengewachsen, haben sich viel gegeben und sie ist mit ihm auch nochmal aufgeblüht. Und diese Hündin war meine Herrscherin des Universums, immer und bei eigentlich allem dabei und ich habe sogar meinen Beruf nach ihr ausgewählt. Aber auf den Gedanken, ein schlechtes Gewissen zu haben, bin ich bei der Anschaffung eines Zweithundes nicht gekommen.


    Der Zweit- (oder Dritt- oder Viert-) Hund braucht natürlich ebenfalls Aufmerksamkeit. Und wenn man nicht gerade mehrere Stunden am Tag ansonsten überhaupt nix zu tun hat und sie ungenutzt verstreichen lässt, wird das auch den Ersthund tangieren. Genauso, wie ein zweites Kind das Erste. Aber ist doch in jeder Beziehung so.
    Man gibt Freiheiten auf, wenn man einen Partner hat. Man gibt Schlaf auf und nimmt Verantwortung auf sich, wenn ein Lebewesen von einem abhängt (Kinder, Tiere, pflegebedürftige Angehörige). Aber dafür bekommt man ja auch was zurück.

  • Wir sind keine Mehrhundhalter und trotzdem würde ich das nie von der Halterbindung abhängig machen, sondern ob ein Hund von einem Zweithund profitiert (jetzt mal die ausgeklammert, die eine Zweithund für sich holen).


    Zwei Beispiele:


    Unsere letzte Hündin war schwer unverträglich, soweit, das sie im Freilauf nur mit dem Maulkorb laufen durfte, die hat es wirklich massiv ernst gemeint.


    In der ganzen Zeit haben wir 6 Hunde getroffen, mit denen sie sehr gut klar kam. Und das waren die 6 auserwählten von wirklich tausenden, auf der normalen Gassirunde hier treffen wir schon 20 Hunde. Im Grunewald, kann man in 1Stunde mehrere hundert Hunde treffen, wenn man das will.
    Diese 6 waren alles unkastrierte Rüden, die extrem charmant und höfflich gewesen sind. 3 davon hat sie abgöttisch geliebt, die anderen 3 wurden akzeptiert.


    Sie hatte zu uns eine wahnsinnig tiefe Bindung und wir haben viel erlebt.



    Unsere jetzige Hündin, ist soweit verträglich, das sie ganz normal frei laufen darf, Hallo sagen ist kein Problem, Spielen mag sie nicht, aber sie will auch keinen Umbringen.
    Wird es zu stürmisch, maßregelt sie mal, das ist ein zärtliches anstupsen mit der Nase, das die meisten Hunde nicht mal für voll nehmen, Beißhemmung ist integriert.


    Das Tier lässt sich auch von einer Katze vom Napf vertreiben, wenn diese sie nur kurz anschaut, also sehr unterwürfig und würde vor jedem Chi "kuschen".


    Die Bindung zu uns ist gut, aber nicht so intensiv wie die Bindung unserer alten Hündin zu uns.


    ***


    Zu der alten Hündin hätte man einen Zweithund holen können, wenn man DEN auserwählten gefunden hätte. Die hätten sich geliebt, getobt und gekuschelt. Klar die Suche würde länger dauern, aber sie hätte davon profetiert.


    Zu unserer jetzigen Hündin könnte man fast jeden Hund einfach so dazu setzen, aber profitieren würde sie nicht. Sie sucht selber selten Kontakt, spielen tut sie nicht, körperlicher Kontakt mit anderen Hund ist ihr nix. Sie interagiert quasi kaum mit anderen Hunden, nur mit sehr vertrauten Hunden schnüffelt sie mal an der selben Stelle.


    Spaziergänge sehen dann schnell so aus:
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    Einen Rüden hat sie sehr ins Herz geschlossen, wir sehen uns oft, er ist ein kleiner Charmeur und sie erträgt es, wenn er sich neben sie setzt und ertragen meine ich wirklich so. Das hat 1,5Jahre gedauert, davor ist sie aufgestanden und weg gegangen.
    Haben wir Hundebesuch in der Wohnung, liegt sie meist auf ihrem "Safe Place", weil sie weiß dort lasse ich keinen der Hunde ran. Es waren einige Hunde viele Stunden hier zum sitten, dann liegt sie die ganze Zeit auf diesem Platz.



    So unterschiedlich kann das sein. Wir wollen keinen Zweithund und die Wahl ist sehr bewusst auf Kami gefallen, weil ich ungern einen Hund hätte, der diese Nähe wirklich braucht, das können wir dem Hund nicht bieten.


    In der Theorie (Verträglichkeit, Ressourcen, Bindung an den Menschen), wäre Kami unsere jetzige Hündin als Zweithund deutlich besser geeignet, in der Praxis würde sie sich damit wohl arrangieren, mehr aber auch nicht.

  • Lupo (Beagle, als Meutehund rassetypisch sehr sozial) lebt bei mir aktuell allein,
    was ihm auch ganz recht ist. Er hat gern (passenden) Hundekontakt , liebt es mit vielen Hunden zusammen friedlich zu laufen, Beagle-Treffen, Gassi-Treffen - alles prima, zu Hause aber bitte nicht dauerhaft.


    Er lebte gut 5 Jahre mit Pascha (Shih-Tzu, Hund meines Ex, verst. 2016) zusammen. Sie haben sich zu 99% einfach ignoriert, es
    gab nie ein Spiel, ein einziges mal haben sie sich ein Kissen geteilt, kurz vor Paschas Tod. Sie waren immer friedlich miteinander (bis auf Paschas Demenz-Aussetzer irgendwann) , haben aber nicht von einander profitiert.
    Pascha lebte schon bei uns als Lupo einzog, Lupo war vorher Zweithund zu einem Yorkie, mit dem war es auch nur friedliche Co-Existenz, mehr nicht.


    Ich hab oft Lupos Freundin hier zur Pflege, oft auch über Wochen (kennen & mögen sich seit fast 8 Jahren). Es ist immer friedlich, sie fressen nebeneinander, sie darf alle Liegeplätze & Spielzeug nutzen, kümmert ihn nicht. Gespielt wird nicht, Kontaktliegen ist anscheinend giftig (er flüchtet genervt) und wenn sie mit mir kuschelt oder übt, guckt er mit Schlitzaugen zu.
    Er zieht sich in der Wohnung dann oft zurück ins Schlafzimmer, wird sehr zäh im Gehorsam und wirkt allgemein nicht happy.
    Wenn sie dann irgendwann wieder ihr Köfferchen packt und nach Hause geht, ist er wieder wie ausgewechselt. Er schnappt sich meist sofort ein Spielzeug wenn die Tür hinter dem Gast zugefallen ist. :roll:

  • Unser erste Hündin war schon als Welpe "Einzelhund" - die war zwar die Ranghöchste im Wurf, saß aber am liebsten abseits auf einem Stein und beobachtete ihre spielenden Geschwister in aller Seelenruhe, ohne mitzumachen. Obwohl sie im Laufe ihres Lebens ständig mit anderen Hunden zusammenkam und sich auch - zu ihren Bedingungen - sehr gut vertrug, hatte man immer das Gefühl, sie braucht die nicht wirklich. Sie zog Menschengesellschaft und "ernsthaftes Arbeiten" einfach jeder Interaktion mit Hunden vor.


    Diese Hündin hatte dann Welpen, und wir haben einen Rüden behalten. Nicht für sie, sondern weil er sich meinem Vater so total angeschlossen hatte. Mutter und Sohn haben dann neun Jahre lang absolut friedlich nebeneinander hergelebt, ohne jede Aggression, aber auch ohne großes Interesse aneinander. Der andere war halt da, aber das war auch alles. Sie hatten einen anderen Bezugsmenschen innerhalb der Familie, ein anderes Temperament, andere Interessen. Spielen oder Kontaktliegen gab es nie, und jeder Hund schien froh, wenn er mit "seinem Menschen" allein was unternehmen konnte.


    Als die Hündin dann starb, blühte der alte Rüde auf noch nie in seinem Leben - er fing sogar plötzlich, mit neun Jahren, das erste Mal zu spielen an und war aufgeschlossener, als er es je gewesen war. Er schien regelrecht aufzuatmen, dass die strenge Alte endlich weg war.


    Wir hatten da also ganz eindeutig zwei Einzelhunde vergesellschaftet - gehabt haben beide von dieser Gesellschaft wohl eher nichts.

  • Mein Pudel war glücklicher Einzelhund.


    Wenn wir für einige Zeit einen Pflege-/Gasthund hatten, lief es immer total problemlos... mit ausgewählten Gästen hat er sogar gern gespielt.


    Aber ich war mir sicher: Er ist am glücklichsten allein auf der Couch zwischen Menschen oder geht allein mit seinem Menschen durch den Wald.


    Nastro? Braucht wirklich Gesellschaft. Das ist gerade nicht möglich, aber wann immer ich (wie jetzt 2,5 Wochen) bei meinen Eltern bin und er mit deren Hund zusammenlebt, blüht er auf. Sind die Hunde wieder getrennt, hängt er in den Seilen. Da muss er tatsächlich durch, sonst müsste ich ihn entweder komplett zu meinen Eltern geben oder könnte nicht mehr mit ihm dahin. Aber diese Bindung immer wieder zu kappen, tut mir Leid.

  • Mhh, hatte ich gerade erst in einem anderen Thread, aber ich merke es trotzdem Mal an;


    Aus den Gassi Bekanntschaften könnte ich niemals darauf schließen, ob mein Hund von einem zweithund "profitiert".


    Das sind einfach 2 Welten und die verbindung zu einer Gassi Bekanntschaft kann gar nicht so innig sein, wie mit einem Hund der dauerhaft im selben Haushalt lebt.


    Es kann ja uU Monate durchgängigen Kontakt dauern, bis "das Eis gebrochen" ist.


    Tahlly ist im Grunde ein verträglicher Hund, findet Hunde draußen aber maximal 2 Minuten lang interessant - wenn überhaupt, eigentlich kann sie gut auf hundebegnungen verzichten.


    Das sagt absolut nix darüber aus wie es mit einem zweithund ist.
    Zweithund ist für Tahlly das größte - nach angemessener Eingewöhnungszeit, schließlich muss man erstmal sehen, dass der Hund nicht nur Gast ist. Zuvor ist sie freundlich distanziert, bis genervt, geht aber souverän damit um.


    Spielen wie es mit anderen Hunden nie möglich wäre, kuscheln - was sonst igitt ist -, Kommunikation auf ganz anderem Niveau.


    War mit der Hündin von meinem Ex damals ziemlich dasselbe. Es ist einfach was anderes, wenn der andere Hund wirklich integriert ist.

  • Naja ich meinte mit "fixiert" unser Hund ist sehr anhänglich und klebt oft an meinem Mann und mir.

    Das ganze Thema kleben, hinterherdackeln etc hat viel mehr mit Unsicherheit zu tun als mit "fixiert" sein, es ist meist die Sorge, zurückgelassen zu werden. du merkst ja selbst, dass er sich draussen ganz anders verhält.


    Ohne das jetzt dramatisieren zu wollen, würde ich mich an deiner Stelle mit dem Thema beschäftigen und dem Hund da raushelfen.


    Ein Zweithund kann es besser oder schlimmer machen - das weiß man nicht - aber arbeiten solltet ihr an der Beziehung zwischen euch und dem Hund, damit er sicherer wird.


    Die übermässige "Yippie-ein-Hund" Einstellung lässt übrigens meistens deutlich nach, wenn die Hunde erwachsen werden.

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