Inzucht, Reinfarbzucht, künstliche Veringerung des Genpools - Festgehalten in Zuchtordnungen

  • Mein jetziger Hund ist aus einer Outcrossverpaarung. Dafür habe ich mich bewusst entschieden. Bisher ist er gesund und der erhoffte Traumhund. Allerdings ist mir bewusst, dass auch er ein erhöhtes Risiko für bestimmte Erkrankungen haben wird, deren Veranlagung wohl ein Großteil der Rassevertreter in sich tragen.

    dir ist schon bewußt das Outcross genau das Gegenteil von Linienzucht ist bzw diese duchbricht und dein Hund somit eigentlich mehr chancen hat gesund zu sein als ein Hund aus extremer Linienzucht? Oder verstehe ich diese Sätze komplett falsch?

  • Mich würde ja auch schwer interessieren, was für gesundheitliche Auswirkungen Inzucht hat.
    Mein Spitz stammt aus einer (natürlich nicht genehmigten) Vater-Tochter-Verpaarung und hat einen IK von 26 % und AV 30,5 %, wobei die Vorfahren der Uroma väterlicher-/großväterlicherseits gänzlich unbekannt sind. Gesundheitlich hat er erblich bedingt keine Baustellen, weil auch seine Vorfahren - soweit bekannt - recht gesund sind.
    Ansonsten ist auffällig, dass er und seine Geschwister relativ klein im Vergleich zu den Vorfahren sind. Außerdem hat die Wurfstärke immer weiter abgenommen. Bei ihm waren es noch drei Welpen, beim dem Wurf seiner Schwester nur noch einer. Da war nämlich noch mal der Vater/Opa drüber :kotz:
    Ich hab meinen Hund aufgeschwatzt bekommen und vieles erst im Nachhinein erfahren, nicht dass ihr denkt, ich fände sowas unbedenklich. Eigentlich wollte ich einen bunten Spitz aus dem IHV mit einem niedrigen IK...
    Von Farbreinzucht halte ich überhaupt nichts und gerade beim Großspitz weiß ich wirklich nicht, ob da noch was zu retten ist, so, wie es jetzt läuft. :dagegen:

  • Die Frage ist halt, wer sitzt da in den Clubs, der warum der Meinung ist, dass man an der Farbzucht festhalten muss? Und wie kommt man dagegen an? Wenn ich da in so manche Strukturen reinschaue und mir manche Meinungen anhöre, da schüttelt es mich. (Ja, ich bin in Clubs selbst aktiv und habe den Versuch unterstützt solche Alteingesessen aus führenden Positionen raus zu bekommen)
    Das dauert Jahre und vielen Leuten viel Kraft und Nerven. Von heute auf morgen passiert da nichts und man muss echt ewig dagegen anrennen. Dazu sind leider nur wenige Leute bereit oder haben die Möglichkeiten dazu.



    Was ich in Sachen Farbzucht auch sehr unsinnig ist, ist das Fehlfarben von der Zucht ausgeschlossen werden, die keinen gesundheitlichen Nachteil bringen. Ganz bekanntes Beispiel wäre der Dalmatiner aber auch der Epagneul Picard mit dem Lemon-Gen. Ich habe bis jetzt nur gesagt, dass die Farbe keine gesundheitlichen Einschränkungen begünstigt. Beim Bretonen und anderen Rassen ist sie ja ohne weiteres zugelassen.
    Es ist zwar nicht verboten, Träger miteinander zu verpaaren, aber warum wird die Farbe nicht im Standard aufgenommen und hingenommen? Man schränkt sich in der Wahl der Elterntiere doch zum Teil ziemlich ein, nur um eine Farbe zu vermeiden, die ja ohne Einkreuzung in der Rasse vorhanden ist.

  • Mich würde ja auch schwer interessieren, was für gesundheitliche Auswirkungen Inzucht hat.
    Mein Spitz stammt aus einer (natürlich nicht genehmigten) Vater-Tochter-Verpaarung und hat einen IK von 26 % und AV 30,5 %, wobei die Vorfahren der Uroma väterlicher-/großväterlicherseits gänzlich unbekannt sind. Gesundheitlich hat er erblich bedingt keine Baustellen, weil auch seine Vorfahren - soweit bekannt - recht gesund sind.
    Ansonsten ist auffällig, dass er und seine Geschwister relativ klein im Vergleich zu den Vorfahren sind. Außerdem hat die Wurfstärke immer weiter abgenommen. Bei ihm waren es noch drei Welpen, beim dem Wurf seiner Schwester nur noch einer. Da war nämlich noch mal der Vater/Opa drüber :kotz:
    Ich hab meinen Hund aufgeschwatzt bekommen und vieles erst im Nachhinein erfahren, nicht dass ihr denkt, ich fände sowas unbedenklich. Eigentlich wollte ich einen bunten Spitz aus dem IHV mit einem niedrigen IK...
    Von Farbreinzucht halte ich überhaupt nichts und gerade beim Großspitz weiß ich wirklich nicht, ob da noch was zu retten ist, so, wie es jetzt läuft. :dagegen:

    Das spiegelt ganz gut wider, was ich beim Spitz auch so bedenklich finde :(


    Danke für deine Ausführung. Bei deinem ists ja noch ein wenig schlimmer, da ist es ja Inzestzucht :/


    wobei die fehlenden Ahnen die Werte ja sogar noch verfälschen. Nicht falsch verstehen bitte, das ist ein problem in der Zucht und nicht dein verschulden.





    Bzgl welche gesundheitlichen Auswirkungen Inzucht hat, gibts die zwei Schlagworte Inzuchtdepression und genetischer Flaschenhals. - das ist jetzt das was man bei recherche herausfindet, ich hab da längst keinen Durchblick, also gerne korrigieren, wenn da was falsch ist.


    Inzuchtdepression – Wikipedia


    Genetischer Flaschenhals – Wikipedia



    Genannt werden bei weiterer Recherche degenerieren, höhere Anfälligkeit für Krankheiten, Autoimmunerkrankungen, Fortpflanzungsprobleme.


    Das größte Problem sollten allerdings die seltenen Erbkrankheiten sein, die durch eine so enge Verpaarung schnell einen großen Teil des Rassebestands befallen können, wenn die Erbkrankheit erst spät - nach vielen zuchteinsätzen - beim Zuchttier selbst ausgebrochen ist.



    "Auszucht" oder "outcross" find ich persönlich auch nicht verkehrt. Hat der VSNH jetzt übrigens für den Spitz freigegeben, gilt ab dem 01.01.2018.

  • Das größte Problem, dass ich bei solchen Showzuchtkriterien sehe, ist die mangelnde Selektion auf gesundheitsbezogene Kriterien. Inzucht/ Linienzucht ist per se nix schlimmes, bzw. ohne gäbe es keine Zucht. Der Flaschenhals besagt ja, dass nach einer Zeit mit besonders vielen genetisch bedingten Ausfällen (also kranken oder totgeborenen Individuen) die Restpopulation umso genetisch und gesundheitlich stabiler ist (wenn auch in Richtung Klon, wg der genetischen Ähnlichkeit)
    Vorausgesetzt ich verpaare konsequent ausschließlich die jeweils besonders gesunden, stabilen etc. Individuen (dann kann ich vermutlich auch auf Farben gehen, aber eben nicht nur).


    Ich weise als lebendes Beispiel für eine solche Nach-Flaschenhalspopulation mal auf den Mauritius-Falken hin, der seit über 100 Jahren mit nur etwa 200 Exemplaren existiert. Der hatte eben Glück, dass es nach der Flaschenhalsphase weitergehen konnte.

  • Danke für's Thread eröffnen!


    Die einzige Hunderasse bei der ich mich mal (theoretisch) näher mit Zucht beschäftigt habe, sind Spitze, das nur vorneweg.
    Ich denke bei einer Rasse, bei der es ausnehmend viele Vertreter in der Zucht gibt, fände ich eine Einschränkung auf Farben vllt doof, aber zumindest nicht zucht-/rasseschädigend. Bei einer Rasse mit kleinem Genpool (Beispiel Großspitz) finde ich es verantwortungslos, keine Kreuzungen zwischen einzelnen Farben zuzulassen - zumal wenn man bedenkt, dass das einige Jahrzehnte früher kein Problem war und munter gekreuzt wurde, unabhängig von der Farbe (und teilweise auch Größe). Aber gut, dass scheint ja mittlerweile von VDH/DSperlaubt zu sein. (bin da zugegebenermaßen nicht auf dem aktuellsten Stand, weil ich mich die letzten Jahre nicht mehr damit beschäftigt habe)


    Weiteres Thema: Braune Großspitze. Finde ich persönlich wunderschön (könnte für mich nur getoppt werden von orangen Großspitzen, die es irgendwann wohl auch mal gab... :D ) und hab' mich 'damals' (2007) sehr gefreut, als zum ersten Mal wieder braune Großspitze fielen. Aber wie das mit Trends so ist, wird wohl alles daran gesetzt, noch mehr braune in die Welt zu setzen - auch wenn das einen IK von 25% oder einen AV von 50% bedeutet. Alle braunen Großspitze (nur VDH/DSp, seit 2007) die ich mir gerade in der Spitzdatenbank angeguckt habe, haben einen bestimmten Rüden (Geburtsjahr 2003) im Pedigree stehen. Laut Datenbank wurde er in 17 Würfen eingesetzt und hat 104 Nachkommen gezeugt, letzter Wurf Februar '17. Da baut man sich doch wieder seinen eigenen genetischen Flaschenhals...




    Was genau bedeutet denn Outcross bzw Auszucht?

  • Der Flaschenhals besagt ja, dass nach einer Zeit mit besonders vielen genetisch bedingten Ausfällen (also kranken oder totgeborenen Individuen) die Restpopulation umso genetisch und gesundheitlich stabiler ist

    könnte rein theoretisch so sein, bei Hunden heißt es normalerweise das die Rasse komplett aus der Mode ist und mangels Käufern kaum noch gezüchtet wurde.
    Der dt. Spitz ist dazu das Paradebeispiel.


    Islandhunde hatten einige Staupeepedemien und andere Naturkatastrophen.


    Lundehunde war von Haus aus eine relativ kleine, regional begrenzte Rasse, da hätten 2 Staupeepedemien fast das Aus bedeutet.


    Alle braunen Großspitze (nur VDH/DSp, seit 2007) die ich mir gerade in der Spitzdatenbank angeguckt habe, haben einen bestimmten Rüden (Geburtsjahr 2003) im Pedigree stehen. Laut Datenbank wurde er in 17 Würfen eingesetzt und hat 104 Nachkommen gezeugt, letzter Wurf Februar '17. Da baut man sich doch wieder seinen eigenen genetischen Flaschenhals...

    Dabei hast du aber sicher bemerkt, das die ersten 6 Würfe unspektakuläre schwarze Großspitze waren, dann würde er für einen Wurf zur wiederbelebung der braunen Großspitze mit der braunen Mittelspitzin Emmy vom Schloß Lindenau verpaart und wie gehofft fiel ein Wurf brauner Spitze, die als Großspitze eingetragen wurden obwohl scheints teilweise die Größe nicht erreicht wurde, die nächsten 3 Würfe waren alles schwarze und dann fiel ein Wurf mit braunen Welpen und erst ab da dürfte den Züchtern klar gewesen sein, das er braun Träger ist. Alles was danach noch kommt war wahrscheinlich mit der Hoffnung auf braune Welpen gezüchtet.


    Was genau bedeutet denn Outcross bzw Auszucht?

    Lt. der HP des VSNH dürfen Finnische und Schwedische Lapphunde eingekreuzt werden.

  • Bei dem Wurf mit der Mittelspitz Hündin hat der Züchter damals wohl verlauten lassen, dass 6 Welpen gefallen sind 4 davon (alles rüden...) mit Geburtsgewichten von Großspitzen, 2 mit Geburtsgewichten von Mittelspitze.
    Lt. dieser Aussage wurden die Welpen auch dementsprechend vom Zuchtwart abgenommen.


    Papier ist geduldig, ich kann's nicht nachvollziehen ob das der Wahrheit entspricht, wenn mir jemand sagt ob ich Fremdforen verlinken darf, geb ich da aber gerne einen Link wo offenbar ein Insider drüber redet(?).



    Thema Auszucht:


    Auszuchtprogramm - Verein für Spitze und Nordische Hunde




    Thema Inzucht(Linienzucht) / genetischer Flaschenhals:



    Ich hab kein grundsätzliches Problem mit Linienzucht, schließlich funktionierte selektieren schon immer so.
    Mein Problem bei den Spitzen ist die künstlich herbeigeführte 'notwendigkeit' - geht man von den Großspitzen zu den Mittelspitzen wird es mMn noch offensichtlicher.


    Dort gibt es bunte spitze und die dürfen grundsätzlich auch eingesetzt werden, aber ja bloß nicht mit weißen oder Schwarzen oder Braunen verpaart werden. Ähm, warum schränkt man sich da unnötiger weise selbst so ein, zugunsten der Rasse ist dies nicht.

  • Dh. bei Großspitzen dürfen nach aktueller ZO nur Schwarze, Braune und Weiße Spitze verpaart werden. Darunter nur gleichfarbige Spitze miteinander oder seit nun wohl 15.07.2015 zusätzlich dazu: Braun mit Schwarz oder Weiß mit Schwarz. (was definitiv ein Fortschritt ist, aber mMn lange nicht genug)

    Die erste schwarz - weiß Verpaarung fand 2003 statt.


    Es gibt beim VDH/DSp keine anderen, also warum sollte es in der ZO stehen.

    Zudem eine Inzuchtdepression ihre Folgen trägt

    Woran machst du das fest?

    höheren Beliebtheit der Spitze in der Bevölkerung führen sollte

    Spitze sind unbeliebt - wer was anderes behauptet redet sich die Welt schön. Andere Farben werden daran nicht viel ändern. Ich kann mich lebhaft an die letzen 30 - 40 Jahre erinnern.
    Wer's nicht glaubt braucht nur mal die ganzen Rasseempfehlungen hier durchforsten, meist wenn der Spitz passt wie die Faust auf's Auge, neee sowas wollen wir nicht...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!