Neulich im Wartezimmer: Was man so an Erlebnissen beim TA hat

  • Wenn man da so rumsitzt und die anderen HH beobachtet, bekommt man so einiges an Schicksalen mit.
    Und es gibt immer wieder kleine Momente der Verbundenheit mit wildfremden Menschen.


    Heute ging es mir so.
    Crazy musste zum Testen. Im Wartezimmer eine Frau mit Windhund (extremer Gewichtsverlust).
    Als ich später kam, um Crazy abzuholen, stand die Frau mit roten Augen neben mir an der Rezeption.
    Klar habe ich gefragt, was mit ihrer Hündin ist.
    "Sie ist nicht mehr!" Leberkrebs mit Streuungen.


    Und ein gutes Erlebnis heute: Eine Hündin, die mich total an meine Tapsi erinnerte.
    Haben extrem gekuschelt. (Sie hatte Pyometra und war gerade nochmal von der Schippe gesprungen.)


    Habt Ihr auch solche fröhlichen oder traurigen oder schrägen Begegnungen im Wartezimmer?

  • Als ich zum Tierarzt kam, stand bei der Anmeldung ein Mann mit einem toller Welpen. Ich sage also „oh toll ein nsdtr, die sieht man ja kaum!“ er schaute mich an, ich dachte ich hab was falsches gesagt. Er meinte woher ich den diese Rasse kenne, bisher wurde der Hund noch nie erkannt. Ich meinte dass ich die eben auch ganz toll finde. Wir haben uns dann noch ausgetauscht. Das war nett. Der Welpe saß da und ließ sich kraulen. Als ich im Wartezimmer saß, saß da ein flat. Majestätisch wie eine Statue. Die Tür ging auf und ein Labrador kam rein. Dieser wiederum war total aufgedreht und nervte ein wenig die Menschen außenrum. Als wir aus dem Behandlungszimmer kamen, ging die Tür vom Voraus auf und eine Frau wurde wie ein Fähnchen im Wind von ihrem golden rein gezogen. Also wirklich gezogen. Sie hatte allerhand damit zu tun, etwas zu bremsen.
    Ich fand es schon erstaunlich, dass mein Tierarzt ein Treffpunkt für Retriever war und die häufigsten Vertreter eher so Banane waren, während die selteneren total entspannt und relaxed waren. Klar der Tierarzt ist immer eine besondere Situation und stressig ist es auch, von daher kann ich gefiepe und co. Schon nach vollziehen. Jedoch war es schon ein seltsames Bild. Ich hätte vielleicht noch etwas bleiben sollen, vielleicht hätte ich dann noch die anderen beiden Retriever rassen sehen dürfen xD

  • Als wir Ende letzten Jahres mit unserem abgemagerten Hund an der Anmeldung in der TK standen und ich um ein Gespräch bat um abzuklären, wie lange wir dem Hungern noch zusehen können, kämpfte die Dame, die nach uns kam und das Gespräch mitbekam mit den Tränen.


    Mitgefühl ganz ohne Worte.




    Oder der Urlauberhund dem es nicht gut ging.
    Er wurde geröngt und war auffällig. Also bekam er Narkose und Kopf-CT, danach sein Todesurteil.
    Wir hatten wegen dieses Hundes sehr lange warten müssen. Darum zeigte uns der selbst echt schockierte TA die CT-Bilder.
    Der halbe Kopf war innen nur noch Tumor.

  • Ich habe nur ein wirklich einschneidendes Erlebnis beim TA. Dafür muss ich etwas ausholen, Vorsicht wird also lang.


    Mein erster wirklicher eigener Schäferhund zog ein, als ich 20 war. Der Vorbesitzer hatte einen Schlaganfall, war bettlägerig und da der Hund neben dem Bett so gelitten hat, wurde er erst ins Gartenhaus gesteckt und dann verschenkt.
    Der war eher Grizzly als Hund, Kopf wie ein Ackergaul, weit abseits der Größennorm und absolut unverträglich mit Artgenossen. Alle anderen Tiere und Menschen waren hingegen super gerne gesehen. Darum wurde er IMMER mit Maulkorb und angeleint geführt.
    Er passte in keine reguläre Autobox, darum hatten wir einen Sharan (7-Sitzer) so umgebaut, dass 6 Sitze plus Hundefreifläche existierten.


    Eines Tages kam ich von der Arbeit und Barry sprang mich wie immer an. Wir gingen Gassi und 5 Minuten später im Haus taumelt mein Hund, als sei er betrunken.
    Wir haben ihn sofort gepackt und in die Klinik gebracht. Er hat hochdosiertes Kortison bekommen, man wusste nicht, ob er die Nacht überleben würde und was mit ihm los sei.
    Er HAT die Nacht überlebt, jedoch blieben neurologische Ausfallerscheinungen. Alle Untersuchungen ohne Befund: kein Tumor, keine Veränderung auf dem Röntgen/CT/Ultraschall, Blutbild ohne Befund. Vermutung: Vergiftung mit flüssigem Schneckengift.
    Wir bekamen ihn mit zurück nach Hause inklusive Medikamente.


    Ab hier begann der Marathon.
    Der Hund hat sich noch ca 2 Wochen wacker geschlagen, mit Schlagseite beim Laufen, aber er lief und spielte.
    Dann stellte er das Fressen ein.
    Für mich war das das Zeichen, ihn gehen zu lassen, ich wollte ihn nicht unnötig leiden lassen. Die Entscheidung war nicht leicht.
    Von insgesamt 6 (!!!) TÄ, die wir besucht haben, meinte ALLE (!!!) man könne noch versuchen und weigerten sich, ihn einzuschläfern. Es wurden Medikamente verschrieben, Spezialfutter ausprobiert, Infusionen verabreicht, etc ohne auf mein Veto zu achten. Dabei war er nur noch Haut und Knochen, buchstäblich.


    Schließlich fand ich eine TÄ etwas abseits des Ortes, die mich ernst nahm und zusagte, den Hund zu erlösen, sollte er in dem beschriebenen Zustand sein.
    Also Barry ins Auto und los, er lag hinten auf seinem Platz, ich saß neben ihm auf dem Sitz.
    Um euch die Details zu ersparen: das war seine letzte Fahrt, auf dem Weg zur TÄ ist er auf meinem Schoß verblutet.


    Und hier beginnt das einschneidende Ereignis:
    Wir kommen also bei der Ärztin an, blutüberströmt, weinend, fertig mit der Welt.
    Sie hat die anderen Patienten weggeschickt und sich den Nachmittag nur noch für uns genommen.
    Hat Barry nochmal sauber gemacht und für uns zum verabschieden schön hingelegt, ich habe von ihr OP Kleidung (oder Arbeitskleidung, weiß ich nicht mehr genau) geliehen bekommen und durfte meine blutigen Sachen dort zur Entsorgung geben.
    Sie hat mir Recht gegeben, dass das nur noch Geldschneiderei war und der Hund schon vor Wochen hätte erlöst werden sollen.


    So viel Empathie hat mich sehr bewegt und bis heute denke ich sehr warm an diese TÄ

  • Wartezimmererlebnisse versuche ich, so gut es geht, zu vermeiden, indem ich mich abseits setze oder stelle. Allerdings hat das vor ein paar Wochen auch nichts genützt. Babett wurde von einem Tutnix, der an der Ausziehleine durchs ganze Wartezimmer lief, in die Nase gebissen, sodass die Wunde geklammert werden musste. Die HH hat angeblich nix gemerkt und war der Meinung, dass das nicht ihr Hund war....


    Als mein Labbi im April eingeschläfert werden musste, natürlich an einem Samstag, sodass unser behandelnder TA in der TK nicht da war, hat uns ein junger Assistent begleitet, sehr empathisch, einfühlsam und behutsam. Er hat mit uns zusammen geweint, Anton noch mit ins Auto gehoben und mir ein paar Tage später noch einen Brief geschrieben. So schlimm es war, so würdevoll ist es abgelaufen, wofür ich sehr dankbar bin.

  • Was mir noch so heftig im Gedächtnis geblieben ist:
    Letztes Jahr war ich abends beim TA, neben mir saß eine junge Frau mit einer kleinen Hündin (paar Jahre alt). Diese Hündin war unruhig, übergab sich auch.
    Die Frau machte das weg, schimpfte aber mit der Hündin, daß sie ruhig sein und sich setzen oder legen sollte.
    Dann kam sie dran, kam irgendwann wieder zurück. Sie mußte warten, weil Blut abgenommen wurde, um einen Schnelltest auf Vergiftung und anderes zu machen. Denn für die TÄ sah es nach Vergiftung aus.
    Beim Warten wurde die Hündin immer unruhiger. Die Frau schimpfte mit ihr, sie sollte ruhig sein. Da habe ich dann gesagt, wenn sie eine Vergiftung haben sollte, dann würde sie vielleicht Schmerzen haben und deshalb so unruhig sein.
    Die Frau nahm die Hündin auf den Schoß, schimpfte aber noch immer, sie sollte jetzt ruhig sitzen oder liegen. Oh, ich hätte die so...
    Nach kurzer Zeit fing die Hündin auf einmal an zu krampfen. Ganz doll. Ich glaube, dieses Bild werde ich nie vergessen.
    Jedenfalls wurde sie gleich ins Behandlungszimmer geholt und versorgt. Sie blieb dann noch im Nebenzimmer zur Beobachtung da.
    Ein paar Tage später mußte ich mit Maddy nochmal zur TÄ. Da fragte ich dann nach der Hündin. Die kleine Hündin hat es nicht geschafft. Sie ist noch am selben Abend gestorben / erlöst worden. Die Vermutung mit Vergiftung hatte sich bestätigt. Es war wohl Schneckenkorn gewesen. Die arme Hündin!
    Und vor allem auch, weil ihre Besitzerin sie ständig gegängelt hatte, obwohl sie wußte, daß es ihr nicht gut ging. Ob die Frau auch so gewesen wäre, wenn sie gewußt hätte, daß ihre Hündin stirbt?

  • Ich mußte mit Matti als jungem Hund mal Sonntags zum Doc, weil das Risiko des Schneckengiftfressens bestand. Der TA hat ihm vom Mittagstisch weg eine Kotzspritze verabreicht und sich hundertmal bei mir entschuldigt, daß er dem Kleinen sowas antuen müsse. Ich war so froh, schnelle Hilfe gefunden zu haben (Dorf!), ich hatte zu tun, den TA von meiner Dankbarkeit zu überzeugen und daß ich das Würgen als zwar sehr unangenehm für meinen Hund begreife, es aber tausendmal besser ist, als das Schneckenkorn im Körper zu behalten. Wie immer hat der Doc nur den einfachen Satz berechnet.


    Weil er so gut und dazu preisgünstig ist, wird seine Praxis aber auch überrannt. Mit 4 Stunden normaler Sprechstundenwartezeit muß jeder rechnen. Ein Notfall, der natürlich vorgezogen wird, verlängert die Wartezeit noch.


    Ich lasse deshalb meinen Patienten im Auto und hole ihn kurz vor Aufruf erst rein. Es ist eng, ich weiß nicht, welche Krankheiten vertreten sind, die Tiere haben Streß, und leider sind manche Menschen einfach unmöglich. Das Krasseste war die tiefenentspannte Mutter, deren Sprößlinge zwischen kranken Tieren und zusammengepferchten Menschen Gummibälle gegen Wände und Decke knallen ließ.

  • Kurios war eine Frau im Wartezimmer. Wir mit Henry gewartet wegen impfen. Sie setzt sich neben uns und fängt ein Gespräch an. Was für ein schöner Hund das doch ist usw. Sie krault ihn (damals lies er sich noch kraulen) und fragt was für eine Rasse das ist. Meine Mutter so, ein Wolfsspitz. Ganz apprubt zieht sie ihre Hand weg und schaut enstetzt. Meine Mutter so: "Nein! Nein! Kein Wolfshybrid, die Rasse heißt so." Darauf konnte sie ihn wieder kraulen. :???:

  • Ich find es bei meinen TÄ ganz nett wie sie mitleiden.
    Als ich mal da war mussten sie kurz vorher eine Katze erlösen und kam verweint zu mir ins Behandlungszimmer, sie hat es dann auch erklärt.

  • Mein bisher nervigstes Erlebnis:


    Ta ist mega voll, 2 große Hunde im Wartezimmer. Jedi war nicht dabei weil es nur um eine Befundbesprechung ging, da nehm ich den Terrorist nicht mit. Kommt eine Frau mit Goldenretriever ohne Leine rein, der Retriver erstmal zu allen Hunden und Menschen hin. Da war eine Dame mit Schäferhund die doch die "Frechheit" besaß die Dame zu bitten ihren Hund doch bitte anzuleinen, ihrer ist nicht verträglich. Die Dame hat dann halbherzig gerufen worauf der Hund auch gekommen ist, nur um es sich auf meinem Schoß bequem zu machen. Da hab ich echt blöd geguckt. So ein rücksichtsloses Benehmen finde ich gar nicht gut und hab ich ihr dann auch gesagt. Gut, dass Jedi an dem Tag nicht dabei war.


    zwei wirklich schöne Erlebnisse:
    War mit Jedi beim Ta bereits zum vierten Mal in einer Woche. Es war Samstag und Frühling. Wir waren schon vor Praxisöffnung da und da waren einige andere Besitzer mit Hund. Jedi also im Auto gelassen. Die anderen HH haben mich dann ausgefragt und als ich Jedis Geschichte erzählt habe, hat die Dame mit ihrem Pinscher mich umarmt und meinte nur "Danke dass du dem Hund eine Chance gibst." - war für mich selbstverständlich, hat mich aber auch sehr berührt. Die HH waren so nett, haben mich auch aufgefordert Jedi doch rauszunehmen, sie würden auch alle Abstand halten und ihn nicht bedrängen. Jedi hat da dann auch das erste Mal von sich aus einen Hund zum Spielen aufgefordert (die kleine Pinscherhündin). Das war sehr sehr schön anzusehen. Die haben mich dann auch alle vorgelassen um den Stress für Jedi zu minimieren, da er ja zu dem Zeitpunkt auch sehr schwach war. Daran denke ich oft zurück und dafür war ich in dem Moment unendlich dankbar. Vor allem die Dame mit dem Pinscher werde ich nie vergessen. Das hat mich sehr berührt.


    Auch ohne Jedi beim Ta zur Befundbesprechung. Da war ein älterer Mann mit einem Jagdhundmischling der wahnsinnig am zittern war und richtig Angst hatte, das konnte man sehen. Weil die Fellnase in meine Richtung (ich saß bei der Tür) gezogen hat, hat der Herr mich gefragt, ob es okay für mich wäre, wenn er sich neben mich setzt. Der Hund hat mich dann komplett abgeschnüffelt und sich zu meinen Füßen eingerollt. Der HH war sehr besorgt weil dem Hund ein Tumor entfernt wurde und er zur Nachkontrolle da war ob der Tumor eben gutartig war. Er hat mir erzählt, dass er eigentlich Bauer und Förster ist und der Hund ein Arbeitshund sein sollte, aber zu sensibel für den Job ist, weil Angst vor allem und jedem. Er hätte sie aber so lieb gewonnen, da konnte er sie nicht weggeben. Das ist bei uns auf dem Land und vor allem den älteren Generationen die teilweise von der Hand in den Mund leben nicht selbstverständlich einen "nutzlosen" Hund zu behalten. Dieser Mann hat so liebevoll von seinem Hund gesprochen, das werde ich nie vergessen. Der Befund war übrigens positiv, der Besitzer hat übers ganze Gesicht gestrahlt.

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