• Hallo.


    Gestern war ich mir noch sicher, das Richtige zu tun. Ich habe meinen Hund einschläfern lassen.
    Heute frage ich mich, ob es zu früh war. Dieser Gedanke ist schrecklich.


    Vor knapp 3 Monaten wurde bei meinem Hund ein sehr aggressives Melanom im Oberkiefer ganz hinten festgestellt.
    Operation war nicht möglich, da der Tumor 1. an einer sehr ungünstigen Stelle war und 2. schon weit fortgeschritten war.
    Ich habe eine Misteltherapie und Bestrahlung mit ihm gemacht. Ohne Bestrahlung wurde eine Lebenserwartung von ca. 3 Monaten, mit Bestrahlung eine Lebenserwartung von ca. 2 Jahren geschätzt.


    Ihm ging es die ganzen Wochen sehr gut. Er war wie immer. Wenn nicht dieses ständige Schmatzen und manchmal Blut an seinen Quietschetieren gewesen wäre, hätte ich es an seinem Verhalten nicht gemerkt, was da in seinem Kiefer wuchert. Das war bis letzte Woche Montag.


    Seit einer Woche hat sich das etwas geändert. Aber das es so schlimm ist, wie die Tierärztin mir gestern gesagt hat, da hätte ich nicht mit gerechnet.


    Sein Zustand:
    Er gab Sachen, da hatte er noch großen Spaß dran:
    1. Spazieren gehen, stundenlang
    2. Riesenfreude, wenn jemand aus der Familie nach Hause kam
    3. Riesenaufregung, wenn die Türklingel ging.
    4. Riesenfreude, wenn wir mit dem Auto losgefahren sind (obwohl es ja meistens zum Tierarzt ging)


    Was anders war:
    Wenn er zuhause war, war er zurückgezogen. Er hatte keinen Spaß mehr, mit mir zu spielen. Wenn ich sein Fressen gemacht habe, stand er sonst immer sabbernd vor mir. Nun musste ich ihn überreden, etwas zu fressen. Er hat aber gefressen, er hatte noch kein Gramm abgenommen. Dann auch dieses Ständige vor sich hinschmatzen und Blut. Vor 3 Tagen kam ein riesen Abszess dazu. Sein Auge war innerhalb von 3 Tagen komplett zugeschwollen.


    Gestern war ich nochmal beim Tierarzt. Er sagte mir, dass der halbe Kiefer schon angefressen ist, dass der Knochen bereits am absterben wäre und sich auflösen würde, dass es darum immer wieder zu Entzündungen kommen wird. Er sagte, der Hund hätte Schmerzen trotz Schmerzmittel, auch wenn er noch an einigen Dingen Spass hat. Er sprach sogar schon davon, dass das schon langsam tierschutzrelevant ist. Selbst wenn man diese Entzündung jetzt nochmal in den Griff bekommen würde, würde das in 3 Tagen wieder von vorne losgehen, da ja die Ursache (Tumor) nicht beseitigt werden kann. Er hat mir geraten, ihn einschläfern zu lassen. Er hat mir gesagt, ich solle ihn noch mit nach Hause nehmen, eine Nacht drüber schlafen und dann wieder kommen.


    Aber ich habe es sofort gemacht. Nachdem was ich da gehört habe, wollte ich ihn nicht leiden lassen. Nun frage ich mich, war es doch zu voreilig? An dem Tag bin ich noch morgens mit ihm über 1 Stunde spazieren gegangen. Und war nicht so, dass der Hund lustlos hinter mir her gegangen ist, sondern froh gelaunt, schwanzwedelnd vorweg, wie immer.


    Was mich auch fertig macht, ich habe jetzt mit viel Aufwand ein - in meinen Augen - Wundermittel gegen Krebs besorgt, jetzt habe ich nicht mehr die Gelegenheit es auszuprobieren. Vielleicht hätte es geholfen. Das war meine große Hoffnung. Aber die Tierärztin hielt da nichts von, die kannte das noch nicht mal. Aber den Glauben an die Schulmedizin habe ich nun wirklich verloren, nachdem mir zu einer Bestrahlung geraten wurde, mir wurde große Hoffnung gemacht, dass der Tumor 2 Jahre nicht weiter wächst. Ich konnte schon gar nicht mehr anders, als mich dafür zu entscheiden, ohne mir später Vorwürfe zu machen. 4 mal Narkose, 4 mal Stress für meinen Hund, und nichts hat es gebracht. Ich frage mich, konnten die das wirklich nicht besser einschätzen, obwohl die doch wussten was das genau für ein Tumor war. Wer weiß, vielleicht hat es sogar geschadet. Sowas würde ich nie wieder tun.


    Jetzt zu meiner Frage:
    Wie gesagt, mein Hund hatte noch Spaß am Spazieren gehen und hat sich gefreut, wenn ich nach Hause gekommen bin.
    Kann das alles möglich sein, wenn er so große Schmerzen hatte?



    Danke
    LG

    • Neu

    Hi


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    • Ja, das ist leider möglich. Hunde sind Weltmeister im Verbergen von Schmerzen.


      Herzliches Beileid zu deinem Verlust, aber bitte quäl dich jetzt nicht so. Nach dem,was du schreibst, hast du alles genau richtig gemacht: Du hast deinem Hund erlaubt zu gehen, solange noch etwas Freude in seinem Leben gab und ihm die entsetzliche letzte Phase erspart, in der er nichts mehr gehabt hätte außer schrecklichen Qualen.


      Das war das einzige, was du tun konntest. Dass er sterben mußte, stand ja leider fest, und du hast ihm einen leichten Ausgang ermöglicht, statt ihn weiteren Qualen auszusetzen. Wo immer er jetzt ist - ich bin sicher, er ist dir dafür sehr dankbar.

    • Es tut mir sehr leid, dass du das alles erleben musstest!
      Ich kenne diese Gefühle und Gedanken, nach dem einschläfern, ob es nicht doch zu früh war, auch sehr gut. Aber ich glaube nicht, dass es wirklich zu früh war! Ich würde da schon auf die Meinung vom Tierarzt vertrauen.
      Mein Hund hatte auch an seinem letzten Tag noch Spaß am Spazieren gehen, sie hat sich auch noch genüsslich in der Wiese gewälzt. Aber sie hatte Schmerzen und konnte nur mit Anstrengung Luft bekommen. Nur merkt man das Hunden eben oft kaum an.
      Auch wenn jemand nach Hause kommt überwiegt die Freude momentan und lässt die Schmerzen in den Hintergrund treten, das ist klar. Aber das sind ja doch nur kurze Momente.
      Wegen der Bestrahlung und dem Abschätzen wie die wirkt. Das ist wohl nicht so einfach, da jedes Lebewesen individuell reagiert. Ich hatte selber Strahlentherapie und mir wurde gesagt, dass es bis zu einem halben Jahr nach Beendigung der Therapie dauern kann, bis der Tumor sich zurückbildet. Doch er war schon nach einer Woche verschwunden. Damit hatten die Ärzte auch nicht gerechnet. Es wird immer solche Ausreißer nach oben oder unten geben.
      Es ist natürlich bitter, wenn die Therapie kaum oder gar nicht anschlägt. Tut mir ehrlich leid für dich und deinen Hund.


      Ich persönlich halte von diesen Wundermitteln ja nichts. Da gibt es nur anekdotische Berichte aber keine überprüfte Wirksamkeit, keine Studien.
      Dass die schulmedizinische Therapie deinem Hund geschadet hat, glaube ich nicht. So schnell würden sich Auswirkungen ja gar nicht zeigen!
      Ich denke du hast ganz richtig gehandelt und alles getan, was du tun konntest und so im Sinn deines Hundes gehandelt! Aber ich kann auch verstehen, dass du nun an allem zweifelst, gerade wo der Verlust noch ganz frisch ist. Es ist eben immer wieder hart, wenn man ein Tier gehen lassen muss.


      Alles Liebe
      Sabine

    • Tut mir leid für dich und deinen Hund.
      Vergleiche zwischen Mensch und Hund sind in der Regel unsinnig aber hier vielleicht hilfreich um deine Frage zu beantworten.
      Mein Opa war schwer krank. Krebs, Diabetes, Herzschwäche. Die letzten Monate seines Lebens war er auf Schmerzmittel angewiesen um durch den Tag zu kommen. Auch er hatte Stunden in denen es ihm gut ging. Wenn er z.B. seine Urenkelin sehen konnte oder die Familie zum gemeinsamen kaffeetrinken zusammen kam. Ohne es zu wissen hätte man ihm nicht angesehen wie dreckig es ihm eigentlich ging.
      Irgendwann halfen die Schmerzmittel aber nicht mehr und die wenigen guten Stunden konnten die ganzen schmerzhaften Stunden auch in keiner weise wieder aufwiegen. Es war ein fortlaufender Verfall und schon einige Zeit vor seiner Erlösung war es für ihn nicht mehr auszuhalten und er hat sich das Ende herbeigesehnt.
      Hunde können das nicht kommunizieren und sind auf ihre Menschen angewiesen.
      Ich denke du hast alles richtig gemacht und deinem Hund weitere Qualen erspart.

    • Oh weh Du Arme! Das tut mir unendlich leid.
      Gute Reise Deinem Wuffel.
      Du hast alles richtig gemacht :streichel:

    • Ich glaube, fast jeder zweifelt seine Entscheidung darüber irgendwann an...
      Aber lies dir alles, was du geschrieben hast noch einmal durch... Es war die absolut richtige Entscheidung, ihn jetzt gehen zu lassen. Alles andere wäre Egoismus gewesen.
      Knochenschmerzen sind mit das schlimmste. Du hast seine Schmerzen mit Medikamenten gemildert, aber sie waren trotzdem da...
      Bevor die Medikamente nicht mehr genügend Wirkung hatten, hast du ihm einen würdevollen abschied ermöglicht...
      Ich wünsche dir so viel Kraft für die kommende Zeit... Ja, Sie wird mitunter schwer werden. Aber es wird besser.
      Und mach dir bitte keine Gedanken mehr über den Zeitpunkt. Es war richtig so... :streichel:

    • Es tut mir sehr leid. Komm gut rüber.


      Es ist immer zu früh und wohl jeder hier hat den Gedanken. Bei meinem Anton hatte ich auch den Gedanken. Der Verstand wusste, dass es der richtige Zeitpunkt war, das Herz sagte etwas anderes.


      Lass dir die Zeit, alles zu verarbeiten. Irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, wo man mit einem Lächeln auf gemeinsam Erlebtes zurückblicken kann.


      Alles Gute für dich.

    • Erst einmal möchte ich dir mein Beileid über deinen Verlust aussprechen.


      Ich hatte erst den Hälfte deines Threads gelesen und wusste, das du die richtige Entscheidung zum Wohl deines Hundes getroffen hast.
      Du hättest ihm nicht mehr helfen können, vielleicht nur qualvolles hinauszögern.
      Du hast das richtige getan und ihn rechtzeitig gehen lassen.
      Vielen Dank dafür, das du die schwere Entscheidung zum Wohl deines Hundes rechtzeitig und umsichtig getroffen hast. Du hast ihm viel Leid und größere Schmerzen erspart.


      Das rechtzeitige loslassen ist immer eine schwere Entscheidung, man hat immer Angst das es zu früh war. Man sieht bis zum Schluss immer nur die positiven Dinge, wie freuen, wedeln, Gassi gehen, der liebe Blick.
      Die negativen Dinge nimmt man oft zu spät wahr, da Hunde wahre Künstler des ausblenden sind. Sie leiden oft, ohne das wir es merken.


      Dein Hund hat still gelitten, seine Krankheit war unaufhaltsam.


      Deine Entscheidung war die richtige Entscheidung.
      Behalte die wundervollen Jahre in Erinnerung, sie sind das schönste Geschenk, das sie uns hinterlassen :bussi:

    • Fuehl Dich mal feste gedrueckt! Ich ziehe meinen Hut vor Dir und Deiner Entscheidung Deinen treuen Freund nicht leiden zu lassen. Ich selbst habe einen totkranken Hund hier (unser Bienchen hat CNI und es geht dem Ende zu) und daher ist dieses Thema auch fuer uns gerade aktuell. Ich kann Dich so gut verstehen, die positiven Momente lassen uns hoffen, zweifeln ... Ich hoffe dass auch ich den Punkt nicht verpasse an dem ich loslassen muss, zum Wohl des Tieres. Du hast im Sinne Deines Hundes gehandelt und alles richtig gemacht.


      LG Iris

    • Bitte mache dir keine vorwürfe.
      Du hast die richtige Entscheidung getroffen.
      Versuche an die schönen Zeiten zu denken.
      Wir Menschen müssen immer bis zum Schluss bleiben,
      egal wie gross die Schmerzen sind.Du konntest ihm das ersparen.
      Liebe Grüße Sabine

      • Neu

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