Kastration bei meinem Hund/Verhalten sinnvoll?

  • Ich finde es sehr interessant, dass ihr alle meint, es würde sich mit der Zeit noch geben. (Die, die behaupten es läge nur an der Erziehung nehme ich jetzt mal raus, weil das definitiv nicht stimmt.) Loki ist ein Prager Rattler mit ca. 35cm Widerrist. Wir sind jeden Tag ca. 10-15km unterwegs und machen dabei von Fahrrad fahren über joggen bis zum Waldspaziergang in unserem Hundewald, apportieren, Suchspiele etc. und alles mögliche. Ich würde auch sagen, dass Loki von der Erziehung her, trotz seiner Probleme, die andere oft gar nicht direkt sehen, ins obere Virtel, von den Hunden, die ich dort treffe, gehört. Es ist durch Erziehung auch schon vieles besser geworden. Ohne Leine sind Hundebegegnungen sowieso kein Problem und mit zieht er auch nur noch fiepsend an der Leine (kläfft und knurrt nicht mehr).


    Was ich schade finde ist, dass er drinnen mit Freude auf alle Spiele anspringt und auch draußen sieht man diese Lebensfreude hin und wieder. Aber meist nur so 2 Sekunden (wenn ich ihn motivieren will) und dann ist er mit der Nase wieder in irgendeinem Grasbüschel. Ich finde es halt schade, dass ich draußen mit ihm kaum interagieren kann. Und mit interagieren meine ich, dass er sich auf eine Sache fokussieren kann. Er schaut mich draußen zwar hin und wieder an (weil ich das mit ihm trainiert habe), aber wenn nur kurz und egal was ich mache, mit seinem Lieblingsdummy wedeln, oder, oder, nach spätestens 3 Sekunden hat etwas anderes seine Aufmerksamkeit.


    Wenn andere Hunde dabei sind und er nicht schon mit ihnen gespielt hat/sie begrüßt und ausgecheckt hat, kannst man es allerdings vergessen. Im Hundesportverein, hat er es tatsächlich geschafft, 1,5h lang durchzufiepen. Auf seinem Körbchen ist er aber geblieben. Und auch auf der Wiese war allein der Geruch so interessant, dass er seine Nase nicht vom Boden lösen konnte, egal ob sitzend, stehend, liegend. Er ist zwar durch den Tunnel gelaufen und auch gesprunden, aber immer nur einmal kurz, wenn ich es ihm gesagt habe, dann ist er wieder weiter. Von den Leuten dort, zum teil auch mit Tunierhunden etc., habe ich vor allem die Rückmeldung bekommen, dass sie mich dafür bewundern, dass dieses kleine Wusel-Tier überhaupt hört. Natürlich sagt man auch, man muss sich für den Hund interessant machen, aber keiner hat gemeint, ich hätte nicht, wie immer, vollen Einsatz gezeigt. Loki hat sie tatsächlich ein bisschen ratlos gemacht.


    Bei einem Hundetrainer war ich noch nicht. Allerdings vor allem weil ich den Nerv nicht habe alle hier in der Gegend auszuprobieren, bis ich einen finde, der tatsächlich mehr als das normale Hunde-Einmaleins kann. Das kann ich nämlich auch. In meiner Schulzeit habe ich Chucky aufgezogen, mit dem ich in mehreren Hundeschulen war, einen Problemhund aus dem Tierheim. Und ich hab die Erfahrung gemacht, nicht alles wo Hundetrainer drauf steht, ist auch Hundetrainer drin. Außerdem bin ich selbst Autist und kann auf einen schlechten Trainer, der womöglich Quatsch erzählt, echt verzichten. Das packe ich momentan einfach nicht.


    Aber wisst ihr was, ihr habt ja Recht. Es ist eigentlich Schwachsinn. Zum Glück bin ich sowieso so ein Mensch, der sich gerade solche einschneidenden Dinge sehr gut überlegt und ich bin auch noch nicht weit. War z.B. noch nicht mal bei einem Tierarzt um mich beraten zu lassen. Und wenn ich das wirklich machen würde, würde ich auch vorher nochmal zu dem ein oder anderen Hundetrainer gehen. Mich frustrieren glaube ich vor allem Menschen, die nur ihren eigenen Hund kennen und nur von diesem ausgehen. Aber jeder Hund ist anders und was für den einen gutes Training ist, kann der Tod des anderen sein.


    Wir haben schon alle möglichen Kommentare bekommen, von: " Wow, das ist der erste Rattler, den man anfassen kann und der auch noch hört." - mein alter Tierarzt, über "wenigstens hört dein Hund" bis hin zu "diese kleinen nervigen Trethupen" - Mann am Bahnsteig, weil Loki einer Hündin hinterher gefiepst hat, oder "vielleicht solltest du deinen Hund mal erziehen" - Frau mit Golden Retriver, der neben ihr saß und sie tatsächlich brav angeschaut hat, Loki hing natürlich in der Leine, wie immer, wenn er einen Hund sieht und ich ihm nicht sage, er muss sich hinsetzen, aber im sitzen kann man schlecht laufen.


    Aber wenn ich das jetzt so schreibe und lese, denke, ich, dass es vielleicht doch an mir liegt. Ich habe mir gerade vorgestellt, was wäre, wenn ich so einen braven extrem wohlerzogenen Hund hätte, der mich immer anbetet etc. Ich glaube ich könnte das nicht. Allein die Vorstellung macht mich aus irgendeinem Grund schon aggressiv. Nach meinem Auszug von zuhause, bin ich ein halbes Jahr ohne Hund fast eingegangen, wollte aber auch Chucky nicht aus unserem Rudel zuhause herausreißen. Ich habe mir Loki/die Rasse damals ausgesucht, weil ich einen kleinen Hund wollte (Studentin, weiß noch nicht was sie später macht, leichter mitzunehmen etc. ) der aber so aktiv ist wie ein großer und auch ein bisschen eigenständig (die Rasse soll ja eigenständig Ratten fangen). Durch meine Denkweise (Autismus) kann ich oft mit eigentlich einfachen Situationen nicht so gut umgehen. Wenn ein Zug zu spät kommt macht mich das zum Beispiel extrem aggressiv. Um in der Gesellschaft nicht aufzufallen, habe ich gelernt mich selbst zu kontrollieren. Interessanterweise werde ich meistens ruhiger, wenn Loki komplett auf Durchzug schaltet. Aber auch nur für ihn. Er ist mir einfach unheimlich wichtig.


    Aber danke, an alle die was Aufmunterndes dazu geschrieben haben. Er wird schon noch, das glaube ich jetzt auch wieder. Ihr kennt das bestimmt auch, dass man hin und wieder mal frustriert ist. Und dann gibt es ja auch noch das Umfeld... Wer sich das tatsächlich bis hier hin durchgelesen hat, kann noch ein paar Worte oder innovative Motivations- und Aufmerksamkeits-Übungen draunter schreiben, das würde mir helfen.
    Liebe Grüße,


    Minou

  • Wir sind jeden Tag ca. 10-15km unterwegs und machen dabei von Fahrrad fahren über joggen bis zum Waldspaziergang in unserem Hundewald, apportieren, Suchspiele etc. und alles mögliche.

    Ich hab das jetzt alles gelesen und keinen Rat in Deiner/Euren speziellen Situation-
    aber spontan fällt mir auf und ein, dass ich das für zuviel halte.
    Kastration- wegen der Du ja gefragt hattest- fiele mir da eher nicht ein, ist nur in seltensten Fällen eine Lösung.


    Runterkommen eher.


    alles Gute.

  • Bei der Masse an „Auslastung“ wunderst du dich, dass der Hund sich nicht an dir orientiert?
    Bei dem Pensum würden mir sogar meine Dobermänner den Stinkefinger zeigen.


    Lass den Hund Hund sein. Ein Hund muss nicht dauerentertaint werden. Bring Ruhe und Entspannung in euer Leben und du kriegst einen entspannten Hund

  • Das sehe ich ganz genauso, gönn dem Hund 4-5 Tage Pause die Woche und mach da kleines Programm und an zwei Tagen (nicht hintereinander) kannst mit ihm 'arbeiten'. Am Anfang wird vllt die Umstellung schwer aber nach ein paar Wochen wirst du den Unterschied bemerken!

  • Der Prager Rattler wurde ursprünglich zur Rattenjagd verwendet und das wäre nicht so gewesen, wenn diese Rasse nicht so nasenorientiert wäre. Daher ist es für diese Rasse nicht ungewöhnlich, dass er draußen überwiegend am Schnüffeln ist und dich dabei ausblendet weil er in seinen Augen "Wichtigeres" zu tun hat.

  • Du machst Dir viele richtige Gedanken zu Deinem Hund. Allerdings möchte ich hier mal einhaken:


    Beim Thema Auslastung kann es manchmal "überschlagen". Es gibt einen Punkt, wo es Hunden zu viel wird. Häufig sind die Symptome dann die von Dir beschriebenen Probleme. Ich würde mal versuchen ein paar Wochen eine ruhige Kugel zu schieben und dann zu schauen was sich verändert. Ich vermute, dass er dann draußen ansprechbarer wird und auch das mit dem Mädels besser wird - es ist nämlich absolut nicht selten, dass ein überdrehter Rüde sich ins Sexualverhalten flüchtet. ;)

  • Ich will da jetzt nicht reingrätschen, hab ich gar nicht die Berechtigung dafür, aber ihr findet 10-15 km am Tag zu viel Auslastung?


    Das ist vielleicht auch eine Frage über was für eine Zeit sich diese 10-15 km ziehen, aber wenn ich mit dem Hund 2x am Tag eine Stunde spazieren laufe, was irgendwie meiner Meinung nach jetzt nicht übertrieben viel ist, komme ich auch auf 10 km. Und der Beitragersteller schreibt von joggen / Fahrradfahren währenddessen, da schafft man die 10-15 km doch in viel kürzerer Zeit. So dass der Hund dann vielleicht 1-1,5 Stunden am Tag unterwegs ist? Oder sehe ich das falsch?

  • Geht ja nicht um die Zeit @Loras, sondern darum dass das einfach viel zu viel Anstrengung für den Hund ist sich so zu verausgaben und dann nicht mal einige Tage Pause hat um sich zu regenerieren.

  • Hallo,
    ich finde auch das es sich gut anhört was du alles schreibst.
    Gerade bei einem so kleinen Hund kann es natürlich auch gefährlich werden wenn der einfach zu anderen Hunden rennt.
    Meine Freundin hatte ein ähnliches Problem mit dem piepsen, allerdings hat der Rüde noch rumgeprollt und andere Hunde verprügelt.
    Sie hat ihn kastrieren lassen.
    Er ist angenehmer im Hundekontakt geworden. Sie freut sich weil er nicht mehr prollt. Das gepiepse ist noch genauso wie vorher. Da hat sich nichts geändert.


    Ich würde es wohl auch mit weiterem Training probieren. Sicher kannst du auch einen Chip ausprobieren, nur hält der bei kleinen Hunden meist deutlich länger als angegeben.

  • Ich will da jetzt nicht reingrätschen, hab ich gar nicht die Berechtigung dafür, aber ihr findet 10-15 km am Tag zu viel Auslastung?

    Kommt auf den Hund an und was drumherum noch stattfindet.


    Ich weiß nicht, ob es diesem Hund zu viel ist. Meinen wäre jeden Tag (so habe ich es zumindest verstanden) Apportieren, Suchspiele etc. zu viel. Ganz unabhängig von der Strecke.

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